Festung Krakau - eine Zusammenfassung
Im polnischen Internet findet man bereits viele verschiedene Beiträge zur k.u.k. Festung Krakau, allerdings keine Informationen auf Deutsch. Thomas Schwarz lebt seit acht Jahren als Deutscher in Krakau und die Festungsanlagen haben ihn von Anfang an fasziniert. Aus diesem Grund hat er einige Fakten aus polnischen Quellen zusammengefasst.
Die Geschichte der Festung Krakau beginnt mit dem Krakauer Aufstand vom Februar 1846. Der Aufstand wurde von der Österreichischen Armee in kürzester Zeit niedergeschlagen. In der Folge wurde Krakau durch das Kaiserreich Österreich annektiert und in das Kronland Galizien eingegliedert. Bereits 1849 begannen die Österreicher die Befestigung des Wawels und weiterer Hügel um die Stadt. Am 12. April 1850 verkündete Kaiser Franz Josef die Entscheidung zum Bau der Festung Krakau, um gegen die panslawischen Pläne der Russen gewappnet zu sein, deren Grenze nur rund 7 km nördlich von Krakau lag. Im ersten Weltkrieg behauptete sich die Festung besonders im Dezember 1914 gegen das Vordringen der Russischen Armee und vereitelte deren Plan eine gute Ausgangsstellung für einen Angriff auf Schlesien zu erzielen. Insgesamt wurden von den Österreichern über 200 Befestigungswerke (Zitadellen, Kasernen, Forts, Schanzen, Bastionen, Schranken, Kavernen, Bunker usw.) in und um der Stadt errichtet, von denen heute rund 44 erhalten geblieben sind. Einige wenige befinden sich in einem sehr guten Zustand, da sie bis heute auf verschiedene Weise genutzt werden. Viele andere zerfallen immer noch oder wurden nach und nach abgetragen.
Im folgenden möchte ich vier Anlagen aus verschiedenen Bauabschnitten kurz vorstellen:
Fort Nr. 2 Kościuszko (Erbaut 1850 - 56)
Errichtet wurde das Fort um den Fuß des bekannten Kościuszko-Hügels auf einem Höhenzug westlich der Stadt. Es gehört zu den ältesten Anlagen der Festung Krakau. Die Planausstattung sah 60 Kanonen und Haubitzen, 6 Mörser und eine Besatzung von rund 730 Soldaten vor. Die Stellung behauptete sich in der Dezemberoffensive von 1914. Nach dem Krieg gelangte das Fort in den Besitz der polnischen Armee. Im zweiten Weltkrieg errichteten die Deutschen hier eine Flak-Stellung zum Schutz der Hauptstadt des Generalgouvernements. In der Nachkriegszeit wurde das Fort seiner verwertbaren Baumaterialien beraubt. Erst 1968 wurde das Fort, als eines der ersten, unter Denkmalschutz gestellt und in den 70er Jahren restauriert. Heute befinden sich in Teilen der Anlage ein Sender des Radios RMF, ein Hotel und ein Museum.
Fort Nr.12 bzw. Bastion Nr. IVa (Erbaut 1850 - 56)
Das Fort diente zur Verteidigung des nördlichen Vorfeldes und ist insofern interessant, da während der Deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg sich in dieser Anlage der Sitz der Gestapo von Krakau befand. Direkt nach dem Krieg übernahm die polnische Geheimpolizei (UB) das Fort. Aus dieser Zeit sind an einigen Wänden Ritzspuren der dort Inhaftierten zu finden. Später wurde es als Lager des polnischen Innenministeriums genutzt. Seit 1993 dient es als Lager einer örtlichen Handelsfirma.
Fort Nr. 38 Skała (Erbaut 1878, Erweitert 1884 - 86)
Dieses Fort ist das erste gepanzerte der Festung Krakau. Es befindet sich auf dem gleichen Höhenzug wie das Fort Nr.2, nur weiter westlich. Im ersten Weltkrieg hatte die Anlage keinen Einfluss auf das Kampfgeschehen. Zwischen den Weltkriegen diente es als Erinnerung an den Krieg. Bis 1953 wurde es nicht mehr verwendet, als man entschied das Gelände als astronomisches Observatorium auszubauen. Erst 1964 übernahm die Jagiellonen Universität zum ihrem 600jährigen Bestehen offiziell das Gelände. Heute befinden sich dort 2 Radioteleskope, 2 Zeiss-Reflektoren und ein Refraktor aus dem Jahre 1874. Geplant ist ein 100cm Reflektor in der Hauptkuppel, die heute leer steht.
Fort Nr. 49 Krzesławice (Erbaut 1881 - 86)
Im ersten Weltkrieg sicherte die Besatzung des Forts, wie andere des 49er Sektors, die Flanke gegenüber den Angriffen der Zarenarmee. Nach dem Krieg wurde hier von der polnischen Armee eine Empfangsanlage installiert, um die verschlüsselten Funksprüche des Deutschen Heeres aufzufangen und den Enigma-Code bis in den Sommer 1939 erfolgreich zu entschlüsseln. Während der Besatzung durch die Deutschen im 2. Weltkrieg diente diese Anlage als Exekutionsplatz. Nach dem 2. Weltkrieg wurden in 29 Massengräbern 440 Personen entdeckt, 104 konnten identifiziert werden und es wurde ein Mahnmal errichtet. In den Jahren 1949 - 52 dienten die Unterkünfte als Schlafplatz für die Bauarbeiter, welche die kommunistische Stadt Nowa Huta (Stahlhütte) errichteten. Nach 1956 verfiel die Anlage zunehmend bis sie 1995 unter Denkmalschutz gestellt wurde. 1999 wurde mit Restaurationsarbeiten begonnen. Das Fort soll in Zukunft Teil der für Touristen erschlossenen Wanderroute "Festung Krakau" sein.
Die Zusammenfassung beruht auf Bildmaterial und Informationen der Krakauer Gruppe KTK, welche mir diese freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Unter www.fortyck.pl , der Internetseite der Gruppe findet man weitere Bilder und andere interessante Materialien zur Festung Krakau. Auch in der polnischen Wikipedia gibt es einige interessante Artikel.
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