Rhodos - Bunker auf der Ferieninsel
Nein - sie lieben sich nicht wirklich. Die Rede ist von den Griechen und den Türken, zwischen denen noch immer tiefes Misstrauen herrscht.
Nur zu gut erinnern sich die Griechen auch heute noch an die Besetzung des griechischen Reiches durch das türkische Osmanenreich im 14. Jahrhundert und erst ab 1824 begann ihr Kampf um die Befreiung, der im wesentlichen fast 100 Jahre andauerte und 1974 im militärischen Konflikt um die Insel Zypern mündete, in deren Folge 200.000 Griechen vor den Türken und 45.000 Türken vor den Griechen in den jeweils anderen Teil der Insel flüchteten. Auch heute schwelt dieser Konflikt unter den NATO-Partnern weiter - nicht umsonst wird die griechisch-türkische Grenze auf Zypern auch heute noch von UN-Blauhelmtruppen bewacht.
Und so stehen auf der griechischen Sonneninsel, nur rund 20 km vor der südsüdwestlichen türkischen Küste die Relikte dieser Auseinandersetzung - auf Rhodos. Sie entstanden in den Jahren 1974/75.
So martialisch wie dieser Bunker bieten sie sich dem Betrachter jedoch nicht immer, schließlich ist es eine Ferieninsel und nur die wenigsten der knapp 800.000 sonnenhungrigen Inselbesucher pro Jahr sind Bunkerbegeisterte. Und die weniger beton-begeisterten Gäste könnte der Blick auf diese Bauten, die an Krieg bzw. militärische Auseinandersetzung erinnern, erschrecken - was verständlicherweise wiederum nicht im Sinne der griechischen Tourismusindustrie ist. Schließlich zählt Rhodos zu den wichtigsten Urlaubsgebieten ganz Griechenlands. Zumindest in der unmittelbaren Umgebung der größeren Urlauberhotels sind die Bunker unter großen Aufschüttungen von Sand und Steinen verschwunden und wurden im Laufe der Jahre teilweise von der Vegetation bedeckt - nicht ohne dabei die Einstiege und die Schießscharten sorgfältig freizuhalten.
Unabhängig von ihrem heruntergekommenen Aussehen und der damit einhergehenden offensichtlichen Bedeutungslosigkeit sind die Bunker verschlossen und werden laut Auskunft eines Münchners, der seit vielen Jahren in Ialyssos eine Surfschule/-verleih betreibt, mindestens einmal jährlich durch das griechische Militär auf ihre Verwendbarkeit untersucht und gegebenenfalls instandgesetzt.




Nichtsdestotrotz erscheint den Griechen entweder die Gefahr einer türkischen Bedrohung doch geringer geworden zu sein oder der Gefechtswert der Bunker ist gesunken, denn auf teure Reparaturmaßnahmen wird verzichtet und der Bunker notfalls aufgegeben.
Dieser Bunker, der offensichtlich einer Kanone als Deckung dienen sollte, ist übrigens der einzige, den ich im Großraum Kremasti - Ialyssos gefunden habe und der zur Abwehr von Landungsschiffen gedient hat. Alle anderen dort befindlichen Bunker weisen jeweils nur eine einzige Schießscharte auf, die auf den potentiellen Landestreifen im Uferbereich weist und einem MG zur Aufnahme dienen sollte.