Westwall: Festungswerk Gerstfeldhöhe
Im Zuge des Westwallbaues wurde ab 1937 zwischen der Weißenburger Senke und der Eifel der Bau von elf Festungswerken in der Ausbaustärke A (3.50 m Wand- und Deckenstärke aus Stahlbeton) projektiert. Das größte in diesem Rahmen begonnene Festungswerk befand sich südlich von Pirmasens auf der "Gerstfeldhöhe". Hier sollte diesem Festungswerk, bestehend aus in den Berg minierten Kampf- und Versorgungshohlgängen, eine tragende Rolle im Verteidigungskonzept des dortigen Westwallabschnittes zukommen. Insgesamt war vorgesehen, dass vierzehn Kampf- und Beobachtungsstände, darunter als größtes Bauwerk das B-Werk 124 bei Obersimten, an das ca. 14 km umfassende Stollensystem angeschlossen werden sollten. Über die fünf geplanten Eingänge sollte die Besatzung von achthundert Mann in einer unterirdischen Kasernenanlage sowie der Nachschub per Lkw Zugang haben.
Im Inneren der Versorgungsebene war geplant, dass die Lkws ihre Güter an einem Umschlagbahnhof auf eine Schmalspurbahn verladen konnten, um dann das Festungswerk durch einen weiteren Ausgang ins Nachbartal zu verlassen. Mit der Schmalspurbahn sollten die bis zu 3,5 km entfernten Kampfstände versorgt werden. Dazu war vorgesehen, die Bahn über einen 68 Meter hohen Fahrstuhlschacht (Ausbaumaß 6,20m x 7,50m Grundriss) in die höher gelegene Kampfebene zu befördern. Außerdem sollte von dort die Versorgung der nicht an das Tunnelsystem angeschlossenen Kampfbunker (insgesamt mehr als hundert MG-Stände, Pak- und Geschützbunker) auf dem Höhenrücken der Gerstfeldhöhe gewährleistet werden.
Mit Ende des Westfeldzuges im Sommer 1940 wurden die Arbeiten an dieser gigantischen Baustelle eingestellt und das Personal und Material dazu verwendet, am Atlantikwall weiter zu bauen. Bis zu diesem Zeitpunkt war zwar die Masse der oberirdischen Kampfanlagen einsatzbereit, aber nur etwa 4,5 km des Hohlgangsystems fertig gestellt. Nach der alliierten Invasion in der Normandie wurden am Westwall wieder Baumaßnahmen ergriffen. Im Bereich des Festungswerkes Gerstfeldhöhe wurden gleichzeitig auch wieder im bescheidenen Maße weitergebaut. Das unvollendete Werk diente nun - wie auch schon 1939/40 - den vor Ort stationierten Truppen als Gefechtsstand. Zudem wurde ein Teil der unteren Ebene der Zivilbevölkerung zugänglich gemacht, die dort vor den Luftangriffen auf Pirmasens und Umgebung in den Stollen Schutz suchte.
Nach Ende des Krieges wurden alle Kampfbunker sowie die Hohlgänge der oberen Ebene auf Veranlassung der französischen Besatzungsmacht gesprengt. Nur die untere Ebene diente den Amerikanern ab den frühen fünfziger Jahren als Materialdepot. Bis 1991 wurden dort Fahrzeug- und Motorenteile, später Verpflegungsrationen gelagert. Mit dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus Pirmasens wurde auch das Depot aufgelöst.
In der Folgezeit gründete sich ein Verein, der heute in der Anlage unter dem Motto: "Einst Werkzeug des Krieges, heute Mahnmal zum Frieden" ein Museum betreibt. In der ehem. Versorgungsebene des Festungswerkes wird dem Besucher auf einem ca. 1000m langen Rundgang die Geschichte des Westwalls anhand von Schautafeln, Modellen und Exponaten dargestellt. Als weiteres hat sich der Verein, neben der Sammlung und Restaurierung von historischem Material, auch die Erforschung und Erhaltung der einzelnen Westwallabschnitte zum Ziel gesetzt. Ein Besuch im Museum lohnt in jedem Fall.