Horchposten Schalke (Harz)
Seit etwa 1959 waren die französischem Groupe Electronique 50/450 und Escadron Electronique Sol 33/351 sowie Escadron de Renseignement Air 21/054, DT3 (Luft- und Fernmeldeaufklärung) auf der Schalke (762m, Nordharz) präsent. Untergebracht war die Einheit nahe des Bundeswehr-Fliegerhorsts Goslar und zum Teil auch in der Kaserne Bad Lauterberg. 1978 wurde die Anlage auf der Schalke gründlich modernisiert und der 64 Meter hohe Turm des Horchpostens errichtet.
Zwei enge Wendeltreppen mit je 217 Stufen und kaum 1,5m Außendurchmesser (!) führten hinauf zu den fünf Stockwerken, in denen sich die wichtigsten Dienst- und Technikräume befanden. Diese Ebenen waren ebenfalls mit einem Aufzug und einer Wendeltreppe verbunden, dazu natürlich noch ein Lastenaufzug. In der untersten Etage des "Turmkranzes" befand sich u.a. ein Duschraum, aber auch der Einstieg zur Evakuierung: Durch eine Luke im Boden gelangte man direkt in einen Textilschlauch, der mehr als zwanzig Meter senkrecht bis unten reichte. Der Fall sollte hier offenbar einfach durch die Reibung im Schlauch gebremst und der Aufprall durch ein nur etwa zehn Zentimeter dickes Kissen am Schlauchende gemildert werden.
Auf dem Areal gab es neben dem Hauptturm im Laufe der Jahre mehrere Gittermasten (zuletzt noch drei), von denen heute nur noch Fundamente zeugen. Weiterhin gab es zwei Garagengebäude, mehrere kleine Betriebsgebäude (Trafo etc.), ein Unterkunfts- und Verwaltungsgebäude mit Kfz-Werkstatt und ein Aufenthalts- und Technik-Gebäude am Fuß des Turms. Direkte Grundnetzleitungen verbanden die Einheit u.a. mit der Kaserne in Lauterberg, mit Berlin, Strasbourg, Metz und weiteren Orten. Hiervon zeugen heute noch einige Leitungsverstärker und Anschaltfelder.
In Goslar hatten die Franzosen von 1988 - 1992 zusätzlich einen H.E.T. stationiert - einen Hubschrauber vom Typ Puma, der speziell für den Empfang von Radarsignalen ausgelegt war. Seit die französischen Truppen am 30. April 1993 abrückten, stand das Gelände auf dem Gipfel leer, der Abriss erfolgte schließlich im Oktober 2002. S.Sobotta hat uns freundlicherweise eine Fotoserie von der Sprengung zur Verfügung gestellt: Ein Video von der Sprengung gibt's hier.
Während der Abbruch- und Aufräumarbeiten, die bis September 2003 dauerten, wurde eine Kassette gefunden, die bei der Grundsteinlegung in der heißen Phase des Kalten Krieges eingebaut worden war. Sie enthielt einen Text voll guter Hoffnungen: ",Möge dieser Turm und die von ihm ausgehenden Aktivitäten stets nur den Bemühungen um den Erhalt des Friedens in der Welt dienen.". Der Abriß hat letztlich weniger gekostet als die veranschlagten 1,5 Millionen Euro - zum Teil auch deshalb, weil eine Garage am Berg stehen blieb und nun von der Forst genutzt werden kann. Die Kuppe selbst bleibt als unbepflanze Magerfläche erhalten, die Natur wird den Rest erledigen.
Quellen (Auszug):
- Empfänglich für Geheimes, Erich Schmidt-Eenboom
- Les Eléments Air Francais en Allemagne 1967 - 1994
- Archiv Verein Spurensuche Goslar e.V.
- Archiv M.Bischoff
- Stefan Sobotta (Panoramen)
- versch. Zeitungsartikel, vor allem der Goslarschen Zeitung
- Zeitzeugen-Aussagen
- eigene Recherche
Für die freundliche Genehmigung zur Begehung danken wir an dieser Stelle ganz herzlich. Ein besonderer Dank für die freundliche Unterstüzung geht auch an den Verein Spurensuche Goslar e.V
Tags: ELOKA