Horchposten Ravensberg (Bad Sachsa)
Im März 1959 errichtete die Kompanie C des 319th ASA Battalion der US Army auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa (Höhe ü.NN 660 m) einen ersten, temporären Hochposten, der allerdings schon im Juni 1962 nach St.Andreasberg verlegt wurde.
Über die folgenden acht Jahre liegen uns leider keinerlei Informationen vor. 1970 wurde dann der auch heute noch vorhandene, 64 Meter hohe Turm und ein zweistöckiger Anbau errichtet. Dieses Jahr geht zumindest aus der Bauzeichnung und dem Herstellungsjahr des Dieselgenerators hervor.
Aufgrund der Lage, der Ausrichtung der Antennenträger und der schieren Größe der Anlage wird schnell klar, daß es sich um einen "Horchposten" gehandelt hat. Hierauf, genauer auf die Fernmeldekompanie 945 der Bundeswehr, weist auch ein entsprechender Eintrag im Militarisierungsatlas hin. Da auch ein Geolokationscode der US-Army existiert(e), kann man davon ausgehen, daß die USA auch nach 1962 noch auf dem Ravensberg präsent war- ob dies allerdings mit dem Turm zu tun hatte, ist nicht geklärt. Einige Anwohner sprechen davon, daß der BND hier oben gearbeitet und die Dienstelle als eine der Deutschen Bundespost ausgegeben hätte. Andere Zeitzeugen sprechen von einer Anlage der "Bundesstelle für Fernmeldestatistik" (einer Schwesterorganisation des BND). Eine diesbezügliche Nachfrage unsererseits beim Bundesnachrichtendienst im April 2002 ergab weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Fest steht allerdings, daß das Objekt erst nach der Wende, also Anfang der neunziger Jahre, in das Eigentum der Deutschen Telekom überging.
Der Zugang vom Eingangsgebäude zum Turm selbst erfolgt unterirdisch über einen etwa zwölf Meter langen Gang, an dessen Ende ein Aufzug und eine Wendeltreppe nach oben führen. Links und rechts dieses Ganges liegen verschiedene Betriebsräume wie etwa die Strom-, Notstrom- und Wasserverorgung, die Belüftungs- und Heizungsanlage. Der Turm selbst verfügt auf 17m und 21m über zwei Technik-Ebenen.
In einer Art Atrium im Eingangsgebäude ist ein Antennenträger für Parabolantennen oder Radome montiert, der das Dach weit überragt und fast genau in Richtung Kyffhäuser (Ost-Süd-Ost) ausgerichtet ist. Auf diesem Gittermast stehen heute lediglich Antennen für ein Polizeifunk-Relais. Auf dem umzäunten und gesicherten Areal befinden sich noch einige kleinere Parabolantennen, die aber wahrscheinlich jüngeren Datums sind.
Einen Schutzraum für das Personal gibt es hier nicht, auch der Fluchtausgang des Turmes im dritten Stockwerk ist eher unspektakulär - ein Fenster mit Metallklappe und einer ausrollbaren Strickleiter. Fast im gesamten Gebäudekomplex spürt man den "Geist der Siebziger" - sowohl vom Baustil her als auch von der Farbgebung: Verschiedenfarbige Türen je nach Etage, gelbe Wände in den Betriebsräumen, Toiletten in Orange/Dunkelgrün-Kombination usw...
Heute wird die Anlage als Funkübertragungsstelle I (FuÜSt I) von der Telekom betrieben. Die meisten Räume stehen leer, die vorhandene Technik ist aber in betriebsbereitem Zustand - so wurde z.B. der letzte Ölwechsel am Notstromaggregat erst 1999 durchgeführt.
Alle genannten Informationen stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen wie verschiedenen Büchern, Zeitschriften, Zeitungsartikeln, Drucksachen des Bundestages und versch. Landtage, Museen, Archiven und dem Internet. Unser Dank für die freundliche Unterstüzung geht an den Verein Spurensuche Goslar e.V. für tätige Mithilfe und natürlich an die Deutsche Telekom für die freundliche Genehmigung zur Begehung des Objekts.
Tags: ELOKA