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U-Verlagerung "Kolibri", Barsbüttel

Die im Mai 1936 mit einem Kapital von drei Millionen Reichsmark gegründete Harburger Firma MENIBUM (Metallwerke Niedersachsen Brinckmann & Mergell), ein Tochterunternehmen der Harburger Oelwerke Brinckman & Mergell ("HOBUM") produzierte ursprünglich landwirtschaftliche Maschinen, wurde aber schon bald, angeblich gegen den Willen der Eigentümer, für die Produktion von Rüstungsgütern eingesetzt. 

 
So wurden hier im Winter 1943/1944 rund 300 Ju-87 D3 und D5 ("Stuka") für die Nachtjagd umgerüstet. Hierzu wurden u.a. die speziellen Sturzkampf-Klappen entfernt, ein anderer Motor (Jumo 211-P) und Einrichtungen zur Dämpfung von Mündungs- und Auspuff-Feuer eingebaut. Außerdem wurden sie mit anderen Funkgeräten (FuG 25 und 16z), verbesserten Antennen und einer neuen Lackierung versehen. Ab 1944 produzierte die MENIBUM dann auch Rumpfhauptfelder für die Junkers Ju-388 (eine Weiterentwicklung der Ju-188). Für all diese Arbeiten wurden von der MENIBUM auch Zwangsarbeiter eingesetzt. Aufgrund der immer stärker werdenden alliierten Bombenangriffe auf Hamburg suchte man nach einer Möglichkeit zur Auslagerung, zumindest von Teilen der Produktion, in sicherere Unterbringung.

Im Jahr 1937 hatte die OBR Hamburg u.a. auch mit dem Bau der Reichsautobahn Hamburg-Berlin (heutige A24) begonnen, die Arbeiten aber nur bis etwa Ende Januar 1940 fortgesetzt. Während des Krieges war die heutige A1 Hamburg-Lübeck bereits befahrbar, die A24 war zumindest schon zum Teil gebaut, aber noch nicht in Betrieb genommen. Mitten im Autobahnkreuz Hamburg-Ost, wo sich beide Strecken kreuzen, läuft die Richtungsspur Berlin-Hamburg durch einen Tunnel, der damals ebenfalls noch nicht benutzt wurde. Aus diesem Grunde bot sich das Bauwerk mit einer Grundfläche von rund 1.900 m² natürlich als Ausweichquartier an. Die Produktion der Rumpfteile wurde hierhin verlegt, das Objekt bekam nun den Decknamen "Kolibri" (oder "Colibri"). Zur Nutzbarmachung wurden die Einfahrten zugemauert und der Innenraum in drei große Räume unterteilt.

Das Ostportal des Tunnels im Sommer 1958
zugemauerte Westportal im Sommer 1958Das Ostportal heute 

ach Kriegsende wurde der Maschinenpark der MENIBUM enteignet und der Sowjetunion übergeben. Der Tunnel wurde zunächst von britischen Pionieren genutzt und später gänzlich zugemauert. Obwohl die Planungen zum Ausbau der A24 bereits Ende der 1950er Jahre wieder anliefen, wurde der größte Teil der A24 erst 1982, also über 40 Jahre nach dem Bau, in Betrieb genommen. Das Autobahnkreuz (und damit auch der 164 Meter lange Tunnel) wurde, zusammen mit einer Teilstrecke, schon 1978 dem Verkehr übergeben.

uellen (Auszug):- Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des zweiten Weltkriegs, Hans Walther Wichert
- Chronik eines Flugzeugwerkes, Hermann Pohlmann
- War Diaries for 3rd County of London Yeomanry (3rd Sharpshooters) 1945
- CIOS Item Nr. 25, German Aircraft Industry Bremen-Hamburg Area
- Sammlung M.Bothe
- Aussagen von Anwohnern
- eigene Recherche

Tags: Autobahn, Hamburg, Rüstung