Wie öffnete man diese Notausgänge

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
Frido

Beitrag von Frido » 06.05.2003 08:56

Hallo, bin neu hier und lese das Forum mit großem Interesse.
Mal zum Thema: Die Wagenheber- Idee ist gar nicht so abwägig, denke da an die vom Bau bekannten Stützen, einfach auseinander drehen , evtl. mit einem Rohr, wegen der Hebelkraft und schon schiebts den Betonbrocken raus. Komme drauf weil ich aus eigener (leidvoller) Erfahrung weiss, das selbst bei aktiven Schutzräumen, zumindest hier in Mannheim, die Türen mit herkömmlichen Kettenzügen geschlossen werden.Dauert pro Tür ca 1/2h . Das ist Technik von vor 60 Jahren und warum soll man dann nicht damals eben auch die einfachste Möglichkeit genutzt haben? Das Loeschfahrzeug kann ich mir bei dem Trümmern die rund um einen Schutzraum auf der Straße lagen nicht so ganz vorstellen.
Die Gefahr nicht nah genug ranzukommen um eine Abschleppstange oder Kette anzubringen ist einfach zu groß. Ein Notausgang muß immer von innen zu öffnen sein..
Gruß aus dem Süden
Frido

Wolfgang (†)
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Beitrag von Wolfgang (†) » 06.05.2003 12:21

Moin Langer Heinrich,

gibt es den auf der Innenseite eine Wand? Und welchen Abstand hat die Innenwand zur Außenwand, sprich zum Notausgang?



Gruß aus Soest
Wolfgang

Langer Heinrich

Beitrag von Langer Heinrich » 06.05.2003 12:27

Moin. Innen gibt es entweder eine Wand, die zur Gasschleuse gehört oder der Bunker hat sogar eine etwa 40 cm starke Stütze. Der Abstand Kern/Innenwand zur Stütze beträgt etwa 2,50 - 3,00 m.

Mal eine Frage: Sind bei Euch in den Städten auch so viele kleine Rundschutzbauten vorhanden wie bei mir in Wilhelmshaven ? Und haben die bei Euch auch alle einen Notausgang, wie wir ihn hier besprechen ? Wer das Buch " Bunker - Luftschutz und Luftschutzbau in Hamburg" von Helga Schmal und Tobias Selke hat, möge auf Seite 71 oben rechts gucken. Dort ist ein Grundriß zu erkennen, wie er typisch für Rundschutzbauten ist (zumindest für die Wilhelmshavener).

Wolfgang (†)
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Beitrag von Wolfgang (†) » 06.05.2003 12:37

Langer Heinrich hat geschrieben:Mal eine Frage: Sind bei Euch in den Städten auch so viele kleine Rundschutzbauten vorhanden wie bei mir in Wilhelmshaven ?


Nee... bei uns in Soest und Umgebung ist das einzigste Runde:

1.Ein paar Windmühlen.
2. Mein Bauch.

Spaß beiseite, mir persönlich ist kein Schutzbauwerk in Runder Form in meiner Umgebung bekannt.

Zu meiner Frage wegen dem Abstand der Wände:

Es wäre ja möglich gewesen das man das ganze mit Beinkraft nach außen hätte drücken können.So wie hinsetzen.Rücken an die Wand und drücken.
Denn damit kann man schon ein paar 100 Kg bewegen.
Klappt bei mir zumindest.


Gruß aus Soest

Wolfgang

Andreas
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Beitrag von Andreas » 06.05.2003 15:20

Das klappt aber nur , wenn der bauch dann nicht im Weg ist.......... ;)
Andreas

Wolfgang (†)
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Beitrag von Wolfgang (†) » 06.05.2003 19:47

Moin Andreas,


der ist nie im Weg.

Im Übrigen ist da die Pressluft für den Hammer drin.


:jump:


Gruß aus Soest
Wolfgang

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klaushh (†)
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Notausgang

Beitrag von klaushh (†) » 06.05.2003 21:42

Moin, moin!
In HH gibt es schätzungsweise 150 bis 200 runde Schutzräume:
A: 11 (heute nur noch 9) höhere Zombeck-Türme: stehen hier als Vergleichsobjekt nicht zur Debatte.
B: ca. 38 bombensichere Rundbunker für je 70 Personen, einstöckig. Sie haben alle einen Notausgang, der mit einer eisernen Klappe versehen ist. Durch diesen Notausgang muß man hindurchkriechen oder mindetsnes gebückt gehen. Im übrigen ist dern Notaus-"gang" abgewinkelt.
C: über 100 kleine Rundschutzbauten, splittersicher, für bis zu 50 Personen. Auch sie haben selbstverständlich jeweils einen Notausgang, der mit einer eisernen Klappe oder einem "überdachten" Betonvorbau geschützt ist.
.
In der Tat habe ich solch ein WHV-Patent noch nie gesehen.
Die Öffnung mittels Fahrzeughilfe (Abschleppstange oder Schleppseil) halt ich für sehr theoretisch. Wo hätte man nach einem Luftangriff soviele Fahrzeuge hernehmen sollen, um Steine zu ziehen? So doll war die Motorisierung im Kriege noch nicht. Allerdings wäre diese Lösung im Einzelfall sicher auch machbar gewesen. Übrigens, wie sollten sich die Insassen bei einem "Abschleppunternehmen" bemerkbar machen? Telefone waren in den kleinen Schutzräumen nicht installiert und Funkgeräte und Handys gab es nicht.
Ich denke, dass man diesen Verschlußstein von innen mechanisch bewegen mußte. Brechstange, Kuhfuß oder "Wagenheber" scheinen mir dafür die geeigneten Werkzeuge.
Gruß
klaushh

Langer Heinrich

Beitrag von Langer Heinrich » 06.05.2003 21:49

Guter Beitrag.
Ich möchte nur trotzdem daran erinnern, daß ein Betonblock, der ca 0,8*0,5*0,5 Abmessungen hat und eine Dichte von 2 t/m³ (je nach Zuschlag kann es sogar noch mehr sein) aufweist, satte 400 kg wiegt. "Mal eben wegschieben" geht also nicht.

Ich finde es ja interessant, daß in HH solche Notausgänge eher die Seltenheit darstellen. Danke für die Info.
Zuletzt geändert von Langer Heinrich am 06.05.2003 21:57, insgesamt 1-mal geändert.

berndbiege

Re: Notausgang

Beitrag von berndbiege » 07.05.2003 10:13

Moin,
klaushh hat geschrieben:Übrigens, wie sollten sich die Insassen bei einem "Abschleppunternehmen" bemerkbar machen?
Durch "Ausharren"? Letztlich waere es ja auch Aufgabe des Luftschutzes gewesen, die Bunker zu kontrollieren ... auch nach dem Angriff getreu dem Motto "seid Ihr noch alle da?".

Dass man nicht jeden Bunker sofort erreichen konnte, ist klar - Oeffnungen per Fahrzeug waeren erst nach den Rettungs- und Loescharbeiten moeglich gewesen, im Rahmen der Aufraeumarbeiten. Davor ... Handarbeit (man nahm ja sogar gerne Haeftlings"hilfe" in Anspruch) oder Behelfsloesungen.

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Deichgraf (†)
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Beitrag von Deichgraf (†) » 08.05.2003 06:54

Wie kommt Ihr eigentlich auf "Notausgang"? Gibt es dafür irgendwelche Indizien? Kommt nicht auch die Möglichkeit eines "Wartungszuganges" in Frage?
Der Gedanke, auf solch einen Notausgang angewiesen zu sein, verursacht bei mir ein gewisses Unbehagen. Im Notfall darauf angewiesen zu sein, erst nach einer Möglichkeit zu suchen, wie man den aufbekommt, macht mich etwas betroffen. Und nach einem Bombenangriff, dessen schwere Zerstörungen und Verwüstungen schon nach Guernica (schreibt man das so?), Rotterdam und Coventry bekannt waren, auf Hilfe von außen zu warten während man innen gegrillt wird oder langsam erstickt erscheint mir auch nicht als besonders praxisnah. Seht Euch doch die Bilder zerstörter Städte nach einem Bombenangriff an - da kommt kein Feuerwehrauto mehr durch weil die Straßen schlichtweg unpassierbar sind oder nicht mehr vorhanden. Wer also soll da als zeitnahe Hilfe zur Verfügung stehen - und es gibt (gab) mehr als einen Bunker in der Stadt!
Fazit für mich: wenn das wirklich Notausgänge sein sollen hat sie ein "Schreibtischtäter" nach einem Kasten Bier verzapft.
Zuletzt geändert von Deichgraf (†) am 08.05.2003 10:12, insgesamt 1-mal geändert.
Bis dann
Deichgraf

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