Werra Main Kanal

Verkehrsgeschichte - Wasserwege, Häfen und zugehörige Bauwerke
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Michael aus G
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Werra Main Kanal

Beitrag von Michael aus G » 11.01.2005 12:42

Hallo liebe Gemeinde,

durch einen kürzlich getätigten Bucherwerb, bin ich auf diesen geplanten jedoch nicht gebauten Verkehrsweg gestossen. Da er in Teilen Thüringen überqueren sollte, wecke er mein Interesse.

Werra-Main Kanal

-Meiningen/Thür.(Werra)-Heldburg/Thür.-Gemünda/Bay.-Itz-Tal entlang(Memmelsdorf-Untermerzbach-Kaltenbrunn)-Breitengüßbach(Main)
-23km langer Stichkanal von Streußdorf/Thür.(Umschlaghafen) nach Neufes bei Coburg(Hafen)
-1940 neue Projektierung: Kanal direkt an Coburg vorbei, Umgehungstrasse der Reichstrasse 4, Trassierung einer Nord-Süd Eisenbahn Thüringen-Bayern
-1941 festlegung der "Coburger Linie" Meiningen-Römhild-Rodach-Coburg-Lichtenfels-Bamberg

Ziel: Schaffung einer 1400km langen Wasserstrasse von Bremen(Nordsee) über die Weser und Werra nach Bamberg am Main und über die Donau zum Schwarzen Meer.

StA Coburg LRA 11348 & 11644

Quelle:Nationalsozialistisches Bauen in Bayern 1933 - 1945

Ich hätte erstmal folgende Fragen:
1. Da der Kanal fertig geplant wurde, bestehen noch Unterlagen in den Gemeindearchiven (es gab ja seit 1906 einen "Werra Kanal Verein") und wenn ja wo?
2. Wie und Wo sollte die geplante Anbindung von Bamberg an die Donau erfolgen?

Ich denke hier sind mit Schwerpunkt die Franken gefragt, im speziellen die Coburger und Bamberger. Für mich ist es im Moment zu weit um in dortigen Archiven zu wühlen.
Ich freue mich auf einen regen Austausch.

mfg
Michael aus G.
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petzolde
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Kanal-Planung

Beitrag von petzolde » 22.02.2005 22:15

Ob in Gemeindearchiven Unterlagen für den geplanten Kanal vorhanden sind, ist fraglich. M.W. wurden damals auch Autobahnen geplant und gebaut, ohne daß z.B. Grunderwerb getätigt wurde, d.h. es ging - weil auf Führerbefehl - auch einiges an lokalen Behörden vorbei.
Ohnehin ist erst zu klären, was "fertig geplant" heißt: Nur Trassenfestlegung mit Höhenangaben und Plazierung von Schleusen und Überführungsbauwerken, oder: Fertige Bauausführungsplanung bis hin zur Berechnung von Betonmengen, Armierungseisen und Aushubvolumina?

Ab Bamberg bis zur Donau gab es ja schon den Ludwigskanal, zwar etwas alt und klein, aber für manche Dinge der damaligen Zeit noch ausreichend. Die Main-Donau-AG zur Verbindung von Main und Donau gab es damals schon (soweit ich mich erinnere), auch wenn sie zunächst Kraftwerke in Bayern gebaut hat.

Wenn die Planungen erst in 1941 "fertig" waren, vermute ich, daß ein Baubeginn nicht wirklich stattgefunden haben dürfte. Denn kurz danach wurde der Bunkerbau wichtig, ebenso U-Verlagerungen. Also blieben Kanalbauten dieser Art auf der Strecke. Bestes Beispiel: Der Bau des großen masurischen Kanals (Verbindung zwischen Königsberg-Alle-Masurischer Kanal-Mauersee) wurde zu diesem Zeitpunkt abgebrochen, weil Fachpersonal, Baugerät und Baumaterialien zum Bunkerbau dort in der Nachbarschaft (FHQ Wolfsschanze, OKH-Bunker) benötigt wurden.

Ging denn aus den gesichteten Unterlagen hervor, daß irgendwo mit dem Bauen angefangen wurde?

Wenn denn der Kanal gebaut worden wäre, wäre er heute sicher eine tolle Sache für Freizeitskipper - so wie in Frankreich die vielen alten Kanäle. Oder eher die deutsche Lösung: Zuschütten und überbauen, wie Ludwigskanal, Coevorden-Picardie-Kanal, Süd-Nord-Kanal,... ?
spannendes Thema
gruß EP

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Beitrag von petzolde » 22.02.2005 22:47

Nachtrag aus der Hersfelder Zeitung (www.hersfelder-zeitung.de/heimatland/38_18.htm): Die baureife Planung war 1942 fertig, treibende Kraft war u.a. die Kaliindustrie bei Bad Hersfeld. Die Planung wurde bis 1950 auf Eis gelegt und dann eingestellt, weil die deutsche Teilung dem entgegenstand. Kostenrahmen von 1950 hochgerechnet auf 1990: ca. 7 Mrd DM.
gruß EP

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Re: Kanal-Planung

Beitrag von Gravedigger » 22.02.2005 23:04

petzolde hat geschrieben:Ab Bamberg bis zur Donau gab es ja schon den Ludwigskanal, zwar etwas alt und klein, aber für manche Dinge der damaligen Zeit noch ausreichend. Die Main-Donau-AG zur Verbindung von Main und Donau gab es damals schon (soweit ich mich erinnere), auch wenn sie zunächst Kraftwerke in Bayern gebaut hat.
Mit Ludwigskanal meinst du wahrscheinlich den Ludwig-Main-Donau-Kanal der von 1836 bis 1845 gebaut wurde.
Die Rhein-Main-Donau-AG gabes damals schon, genauer gesagt wurde sie am 30.Dezember 1921 mit Sitz in München gegründet. Mit dem Bau des heute vorhandenen Main-Donau-Kanals wurde 1960 begonnen. Und nach gerade mal 32 Jahren Bauzeit war der Kanal am 25. September 1992 von Bamberg bis Kelheim durchgehend befahrbar.

CU Markus
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Beitrag von petzolde » 22.02.2005 23:29

Hatte vor ca. 20 Jahren verschiedentlich auf den Kanalbaustellen zu tun. Großes Problem insbesondere im Bereich der Scheitelhaltung war der tonige Boden; Aushub war nur nach entsprechendem Abtrocknen an (relativ) wenigen Tagen im Jahr möglich. Außerdem hat damals die Politik ständig diskutiert, ob man wieder Geld für den Weiterbau gibt, oder die ganze Sache einschlafen läßt. Immerhin hatten Prognostiker und Politiker damals die Befürchtung, daß nach der Fertigstellung die Russen/Sowjets kommen und mit ihrer Billigflotte die deutsche Binnenschifffahrt ruinieren.
Aber wie sich die Zeiten und die Prognosen ändern - Ob überhaupt schon mal ein Russendampfer durch den Kanal gefahren ist?
Also reichlich Gründe für die lange Bauzeit. Suez- und Panamakanal waren aufwendiger und schneller (?).
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Beitrag von petzolde » 22.02.2005 23:44

-> gravedigger,
hast Du Unterlagen zum Zweck der Rhein-Main-Donau-AG? Insbesondere, was in den 20 oder 30 Jahren ab Gründung gebaut werden sollte? Gab es dort evtl. Hinweise auf den Werra-Main-Kanal? In erster Linie ist mir der Main-Ausbau in Erinnerung.
Habe leider kein Material mehr, dank verschiedener Umzüge...
gruß EP

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Beitrag von Gravedigger » 23.02.2005 00:00

petzolde hat geschrieben:hast Du Unterlagen zum Zweck der Rhein-Main-Donau-AG? Insbesondere, was in den 20 oder 30 Jahren ab Gründung gebaut werden sollte?
Dazu hab ich leider nur was auf www.schiffahrtsverein.de gefunden:
Doch das Unwahrscheinliche geschah. Trotz der verheerenden Kriegsfolgen, der Demoralisierung des Landes, dem radikalen Wechsel der politischen Strukturen, der sich abzeichnenden Entwertung der Währung und der Armut breiter Bevölkerungskreise hielten Bayern und das Deutsche Reich an der Großschifffahrtsstraße fest. Sie schlossen am 13.Juni 1921 den Main-Donau-Staatsvertrag mit dem Ziel, die Großschifffahrtsstraße zur Verbindung des Main mit der Donau zu bauen. Der Vertrag legte außerdem fest, dass das Wasserstraßenprojekt durch eine eigens zu gründende Gesellschaft, die Rhein-Main-Donau AG, durchzuführen sei, auf eigene Rechnung mit dem Zusatzauftrag, die elektrischen Wasserkräfte auszubauen und aus den hieraus erwirtschafteten Überschüssen das Wasserstraßenprojekt zu finanzieren. Diese Konstruktion hat sich in den folgenden Jahrzehnten als außerordentlich fruchtbar erwiesen. Sie war eine der wesentlichen Voraussetzungen, dass letztlich das große Werk gelang.
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