NATO-Site #5

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
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mucimuc
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Beitrag von mucimuc » 07.05.2007 18:21

Ah...danke Mike. Kann mich natürlich irren, als Kid waren diese Anlagen natürlich alle "groß" und geheimnisvoll. Wo genau sichtlich strengere Bewachung herrschte, bei dem großen oder kleinen Areal...da kann ich mich natürlich irren.

thomasbreitenbacher
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Sondermunitionslager im Reichswald

Beitrag von thomasbreitenbacher » 30.05.2007 10:23

Mucimuc hat gefragt:
Der 80er-Jahre-Volksmund erzählte, daß die Bunker ein Pershing II-Depot seien - stimmt das?
Hallo,

dass hier Pershing eingelagert waren, scheint mir vollkommen ausgeschlossen (wobei man hier immer auch die Raketen als Trägermittel und die grundsätzlich in extra Einrichtungen gelagerten nuklearen Sprengköpfe unterscheiden muss): zum einen viel zu grenznah, zum anderen dürften die ehem. Lagerorte für das System Pershing II (Gefechtsköpfe) heute weitgehend bekannt sein - v.a. Lehmgrube, Waldheide, Miesau (letzteres nur in Bezug auf Pershing ein lost place, ansonsten nach wie vor aktiv).

In den Erlanger Ferris-Barracks war jedoch mindestens ab 1965 bis zur Auflösung 1973 ein amerikanisches Raketenartilleriebataillon mit dem System "Sergeant" stationiert (5th Battalion, 73rd Field Artillery). Dass dessen nuklearen Gefechtsköpfe hier lagerten, steht zu vermuten, zu mal der Bauzustand der SAS perfekt auf diesen Zeitraum passt. Es scheint (meine Vermutung) mit Auflösung des Bataillons nicht mehr oder nicht mehr all zu lange weiter als SAS genutzt worden zu sein. Hierfür spricht meiner Meinung nach, dass die in den weiter genutzten SAS in den 80-er Jahren durchgeführten obligatorischen Modernisierungsmaßnahmen (massives Beton-Wachgebäude mit Turm, Ausbau der Zaun- und Außensicherungsanlagen, Wachtürme etc.) hier unterblieben.

Viele Grüße

CliffMcLane
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Erlangen

Beitrag von CliffMcLane » 01.06.2007 00:08

Hallo thomasbreitenbacher,

zum Thema Pershing, Sergeant-Gefechtsköpfe, Bauzustand und fehlende Modernisierungsmaßnahmen stimme ich vollkommen zu. Allerdings war in Erlangen schon zuvor ein Corporal-Bataillon stationiert (2nd Msl Bn 81st Art; von ca. 60 bis 09/63). Das 5th Bn 73rd Art tauchte seinerseits in 09/63 in den Ferris-Barracks auf, verschwand aber bereits Anfang 66 wieder nach Schwäbisch-Gmünd bzw. noch später nach Crailsheim.

Und natürlich fragt man sich, warum ausgerechnet Erlangen und nicht sämtliche Corporal/Sergeant-Standorte so ein Depot hatten.

Grüße

CML

CliffMcLane
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Unterbettringen

Beitrag von CliffMcLane » 01.06.2007 00:22

@ Momeier:
oberhalb von Waldstetten bzw. Bettringen! Wenn Interesse besteht, dann kann ich noch weitere Fotos hochladen.
Schieb doch noch ein paar Fotos rüber, wenn du magst. Das schaut gar nicht so unspannend aus. Und @ alle: Weiß irgendjemand, was es mit diesem Depot auf sich hat? Wann es angelegt, aufgelöst, für welche Einheiten es bestimmt war?

Grüße

CML

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Beitrag von maxxam » 01.06.2007 06:29

Hi,

das Gelände bei Waldsetten war Ende der 60er Jahre wohl so eine Art QRA-Site der ersten US-Pershing-Einheit in Schwäbisch Gmünd. Darauf deuten einige Postings ehemaliger Angehöriger dieser Einheit in der entsprechenden Yahoo-Group hin.

Außerdem gibt es im Bundesarchiv entsprechende Hinweise:

BW 1 /
120643 Bd 1: Unterbettringen/Schwäbisch Gmünd, NATO-PERSHING-Stellung (US).- Planungen, Aufgabe des Projekts
1958 - 1970

BW 1 /
120645 Bd 1: Waldstetten, NATO-PERSHING-Stellung (US).- Planungen, Bauantrag
1969 - 1971


Gruß
maxxam

thomasbreitenbacher
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Sondermunitionslager an Corporal-/ Sergeant-Standorten

Beitrag von thomasbreitenbacher » 09.06.2007 16:41

Cliff McLane hat geschrieben:
Und natürlich fragt man sich, warum ausgerechnet Erlangen und nicht sämtliche Corporal/Sergeant-Standorte so ein Depot hatten
Hallo Cliff McLane,

vielen Dank für Deine Ergänzungen zu den Stationierungsorten der 5/73 FA (und ich stamme aus Crailsheim, sollte mich wirklich mal mit der Geschichte der dortigen ehemaligen McKee Barracks beschäftigen) sowie den weiteren Angaben.

Zu der Frage, warum nicht alle Standorte Sonderwaffenlager hatten, habe ich eine Vermutung (ohne wirklich alle ehemaligen Corporal / Sergeant etc. Standorte zu kennen), die ich einfach mal in den Raum stelle: ich denke, dass ursprünglich mit Einführung dieser Systeme generell in räumlichem Zusammenhang mit den Kasernen jeweils Sonderwaffenlager errichtet wurde oder zumindest geplant waren. Grund hierfür dürfte einerseits die damalige Bedrohungssichtweise gewesen sein (Angst vor überfallartigem Nuklearschlag des Warschauer Pakts und die Befürchtung, bei größeren räumlichen Trennungen die Trägermittel, welche auch nur eine eingeschränkte Mobilität besaßen, sowie die Sprengköpfe nicht mehr zusammenführen zu können). Etliche der ehemaligen und schon in den sechziger Jahren wieder aufgebenen Lager dürften auch kaum noch als solche bekannt sein, ich denke hier an Stettenhofen nördlich von Augsburg, welches hier im Forum auch schon mal als Anlage aus dem Zweiten Weltkrieg angesprochen wurde. Als die technische Entwicklung v.a. des Hubschraubers diesen zum beinahe grundsätzlichen Transportmittel für den Transport von Nukleargefechtsköpfen bei der US Army machte und mit geänderter (entspannterer, d.h. von längerer Vorwarnzeit ausgehender) Bedrohungslage, war diese Notwendigkeit nicht mehr zwingend gegeben und man konzentrierte die Lagerorte für Nuklearsprengköpfe. Anders bei der Bundeswehr: hier waren Standort und Sondermunitionslager bis zuletzt in räumlicher Nähe (Sergeant / Lance bzw. Honest John). Aber hier liegen auch andere Grundlagen vor (US Custody der Sprengköpfe).

Ich hoffe, meine These ist nicht zu weit hergeholt.

Viele Grüße

Thomas

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US Munitionslager bei Waldstetten / Oberbettringen

Beitrag von thomasbreitenbacher » 09.06.2007 17:28

Hallo,

CliffMcLane hat gefragt:
Weiß irgendjemand, was es mit diesem Depot auf sich hat? Wann es angelegt, aufgelöst, für welche Einheiten es bestimmt war?
Dank des Hinweises von momeier (vielen Dank hierfür) habe ich mir die Gegend in den letzten Tagen selbst angesehen. Insgesamt stehen noch 25 ehemalige Munitionsbunker in zwei räumlich getrennten Gruppen (eine mit 5, die andere mit 20 Stück). Der Númmerierung nach müssen es aber mal 28 gewesen sein (zumindest geplant) (Erkennbare Nummerierung 1-18, 21, 26 bzw. 875 bis 856, 876, 880 bis 883). An mindestens zwei Stellen bei der kleineren Gruppe sind Bereiche auszumachen, wo entweder mal Bunker standen oder zumindest mittels Erdbewegungen der Bau vorbereitet wurde. Da in diesem Bereich auch die Lagerstraße nur unvollständig ist, steht zu vermuten, dass diese fehlenden Bunker überhaupt nicht mehr errrichtet wurden. Die Zaunpfosten (Betonpfosten) stehen fast noch rundum im dichten Unterholz, die Zäune sind komplett verschwunden. Vollkommen erstaunlich ist, dass alle Bunker frei zugänglich im Wald stehen und deren noch vorhandene Tore geöffnet sind (bis auf einige, die als Fledermausunterkünfte zugemauert wurden). Alle Bunker gehören zu dem Standard-Bautyp der US Army aus den fünfziger / sechziger Jahren mit nur relativ dünnen Betonwänden und einfachen Stahltüren. Nur ein Bunker (Nummer 856) weicht hiervon ab: obwohl ich schon Dutzende ehem. US-Munitionslager gesehen habe, ist mit dieser Bautyp noch nicht untergekommen: er ist ziemlich breit und verfügt über ein massives Stahl-Schiebetor auf einer Hälfte sowie 3 Stahltüren, die in schleusenartige Vorräume führen, auf der anderen Seite. Dieser Bunker riecht schon ein bisschen nach Sondermunition (welcher Art auch immer). Die Bunker sind alle ziemlich von Vegetation überwachsen, teilweise wachsen Bäume auf der Erdüberdeckung und gefährden die Bausubstanz massiv (es wird auch ausdrücklich vor Betreten wegen Einsturzgefahr gewarnt). Dies ist ein klares Indiz dafür, dass die Munitionslagerung hier nicht Ende der achtziger Jahre, sondern weit vorher aufgegeben wurde. Unter den zahlreichen Kritzeleien auf den Bunkerwänden stammen die frühesten erkennbaren (von Angehörigen der US Army !) aus dem Jahre 1982. Undenkbar, dass Soldaten der US Army ihre Grüße etc. auf Bunker schmierten, die noch aktiv der Munitionslagerung dienten. Auf einem Bunker steht angeschrieben: "This bunker belongs to HQ 1-41 FA", also der in Schwäbisch Gmünd stationierten Pershing 1A-Einheit. Ich vermute, dass die Anlage als Munitionslager (für konventionelle Munition, evtl. für die US Garnisonen Schwäbisch Gmünd und / oder Göppingen) schon in den siebziger / Anfang achtiger Jahre aufgegeben wurde (mit Indienststellung Mutlangen ?) und danach u.U. noch als Lagerort für alles Mögliche, aber nicht Munition, der in Schwäbisch Gmünd stationierten Pershing Einheit diente, bis zur endgültigen Aufgabe. Wirklich interessant scheint mir die Funktion des Bunkers in Sonderbauform (den ich wegen der dichten Vegetation nicht wirklich nutzbringend photographieren konnte). Das Gelände befand sich innerhalb der "Unterbettringen Training Area" des US Standortes Schwäbisch Gmünd bzw. Göppingen. Für die von maxxam angesprochene Pershing QRA-Site konnte ich keinerlei Spuren finden. Diese wäre im Bereich des Munitionslager auch schwer vorstellbar, den das Lager befand sich auf einem Berg im dichten Wald mit teilweise recht steilen Abhängen (schöner direkter Blick auf Mutlangen und die Hardt-Kaserne in Schwäbisch Gmünd !). Allerdings war die Training Area flächenmäßig recht groß und bestand im südlichen Bereich aus einer waldlosen Hochebene, welche ich aus Zeitgründen nicht mehr in Augenschein nehmen konnte. Vielleicht findet sich hier noch was interessantes.

Viele Grüße

Thomas

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Beitrag von Momeier » 12.06.2007 18:23

Hier ist der Bunker 856 den Thomas meinte, ich denke das dort eine Art Verwaltung drin war da dort auf dem Gelände kein Büro Gebäude existiert hat.
Allerdings ist der vordere Bereich recht seltsam und auch eine Belüftung ist dort vorhanden.

Gruß

Oliver
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Beitrag von Momeier » 12.06.2007 18:37

Hier noch ein paar Bilder, u.a. das angeschriebene was Thomas meinte.
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Beitrag von Momeier » 12.06.2007 18:38

Sinnvolle Nachnutzung der Bunker!
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