Flugverkehr Berlin vor der Wende

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der zivilen Luftfahrt
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STAR-Liner

Flugverkehr Berlin vor der Wende

Beitrag von STAR-Liner » 11.01.2007 19:04

Servus Leute,

für mich als "nur" Fliegereiinteressierter war dieses Thema immer schon sehr interessant, wie der Flugverkehr damals wohl abgelaufen war.
Nun gehe ich mal davon aus, hier genug Fachleute zu finden, die fundierte Antworten geben können.

Also:

1. Gabs Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den 3 Berlin-W-Flughäfen und Schönefeld?

2. Diverse Flüge, die für Schönefeld bestimmt waren, "endeten" aus bekannten Gründen auch m. W. in Berlin-W. Hatten die Besatzungen sicherheitshalber doch Kartenmaterial dabei und wie lief das im Funkverkehr ab? Wie lief so eine Rückführung ab? (Behörden, Flugrouten u.a.)

3. Für Berlin-W waren die 3 Korridore für zulässig. Welche Routen benutzen ausländische Flugzeuge nach Schönefeld und gab es aus Sicherheitsgründen,auch während der Korridorflüge, eine Absprache in einem Notfall auf einem Flughafen der DDR zu landen. (Es wären wahrscheinlich sowieso nur Militärflughäfen gewesen).

4. Waren bzw. sind russische Flugzeugtypen für Auslandsflüge technisch umgebaut ?

5. Wurde der Zivil- bzw- Militärverkehr nach Berlin getrennt überwacht?

6. Gab es jemals offizielle Flüge zwischen Berlin-W und Schönefeld?


Fragen über Fragen !!!! Aber das ist nur ein Teil davon.


Nun werde ich der Antworten harren, die da kommen mögen.


Vielen Dank einstweilen

STAR-Liner

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Helmholtz
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Beitrag von Helmholtz » 11.01.2007 21:02

Dann will ich mich mal kurz daran probieren...

1.

Denke nein, vor allem weil nicht erwünscht!
Wäre theoretisch über internationale Notfrequenz (zivil) 121,50 MHz gegangen, aber wer wollte das vor allem im Osten schon riskieren?!

Es gab soweit ich weiß lediglich eine Art "rotes Telefon" bei der "Alliierten Luftsicherheitszentrale" wo alle 4 Mächte 24h vertreten waren, soweit ich weiß mit Sitz Kleistpark West-Berlin.

2.

Denke nein.

Man flog eben aus dem Anflug Schönefeld per Sicht nach Tempelhof oder Tegel.
Ist kein Probelm bei schönem Wetter, dauert ca. 5-8 Minuten mit einem Jet... zur Not ohne Funk oder man ruft die Notfrequen 121,50 MHz, da hören alle zivilen Tower immer mit. Das ist ziemlich egal.

Rückführung dürfte eher ein "diplomatisches" Problem gewesen sein, linientreue Crew und ab gen Osten.

3.

Nach Schönefeld gabs andere Routen, nicht über die innerdeutsche Grenze.
Alle Interfug Maschinen mußten zB. immer über die CSSR oder die Ostsee/ Dänemark Richtung Westen fliegen. (Kuba usw.)

Die 3 Luftkorridore waren sehr strikt begrenzt und peinlich von den Russen überwacht. Maximal Höhe Fligt Level 90, also knapp 3000 Meter... richtig fett im Wettergeschehen, Klasse bei Gewittern...

Denke nicht dass einer eine Ausweichlandung, außer bei extremen Fällen wie Bränden oder Spritlekagen usw. in der DDR erwogen hätte. (und dann ist auch alles drumherum wurscht, vor allem die Politik)

Geplant waren immer Rückflug in den Westen oder nach West-Berlin, ist eh nur maximal 25 Minuten Flug als längste Zeit bei einem Problem.
(Da macht in der Praxis ein unentscheidungsfreudiger Ostlotse mehr Streß! Und kein US Amerikaner auf einem A310 hat Bock auf die Zone)

Sonst siehe Nr. 1.

4.

Wenn dann nur unwestenlich mit ILS Empfängern, oder Funk für "unübliche West-Frequenzen", der Rest war wie im Inland selbst.

5.

Die Flüge aus Frankfurt wurden ab Mansbach NDB/TACAN/LOC von Frankfurt ATC an die BARTCC in Berlin Tempelhof übergeben. (Berlin Air Route Traffic Control Center)
(Hannover ging über Hehlingen VOR, Hamburg über Brunkendorf VOR.)

Die machten dann den Rest, waren alles Militärlotsen der 3 Westalliierten.

Einige von denen sind nach 1989 gleich dageblieben und sitzen jetzt im Strickpullover vorm Schirm... :)

6.

Weiß ich nicht, machte keinen Sinn denke ich... außer vielleicht so eine "Rückholaktion" vielleicht.


:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
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Beitrag von Ollie » 11.01.2007 23:56

Hallo,

kurze Fragen, kurze Anmerkungen:

1.) Ja, per Telefon

2.) Das waren häufig Maschinen der polnischen LOT ( Landen oft Tempelhof), sicher hatte (und hat heute noch) jeder Pilot Karten des Umfeldes der Zielflughäfen dabei. Für die Besatzung gabs keine Probleme, die war eh für internationale Flughäfen zugelassen und sicher in der Lage, von überall nach Hause zu fliegen.

3.) Ausländische Maschinen mit der Destination Schönefeld benutzten die üblichen internationalen Luftverkehrswege, die größtenteils auch heute noch genutzt werden, außerplanmäßige Landungen (Notfall o.ä.) wurden so gehandelt wie heute auch. Einmal habe ich gesehen, (während meines Grundwehrdienstes bei der NVA), das eine SAS - Maschine in Brandenburg - Briest gelandet ist - innerhalb einer halben Stunde waren Busse auf dem Platz und brachten die Paxe nach Westberlin. Was auf dem Platz abging, kann sich wohl jeder denken, der die Furcht der DDR vor Spionage kannte.

4.) Hä???

5.) Na von mindestens drei Stellen - MfS, alliierte Flugsicherung, "zivile" Flugsicherung der DDR.

6.) Ja, kurz nach der Öffnung der Mauer gab es schon mal Flüge die von Tegel über Schönefeld nach Leipzig (Messe) oder in die alten Bundesländer flogen. Das wurde aber wohl mehr aus Publicitygründen gemacht, ökonomisch ist sowas sinnlos.

Grüße aus BÄRlin
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Beitrag von Helmholtz » 12.01.2007 00:17

Da widerspricht aber eklatant viel dem was ich so an fliegerischer Logik habe oder weiß, sorry.

Verkauf das was du glaubst bitte nicht als Fakten.





:schimpf:
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Beitrag von Ollie » 12.01.2007 08:56

Hallo,

Helmholtz schrieb:
Verkauf das was du glaubst bitte nicht als Fakten.


15 Monate Hubschrauberausbildungsgeschwader 35 in Brandenburg / Briest direkt unter dem alliierten Korridor Berlin - Hannover als Funker / Flugdienstschreiber mit Sprachkenntnissen in Russisch und Englisch geben schon einen Einblick, denke ich. Außerdem kann man über die Abwicklung des Luftverkehrs unter alliiertem Recht eine Menge Literatur finden. Ich behaupte ja gar nicht, dass es immer und jederzeit so zugegangen ist, wie ich es beschrieben habe aber damals (85-87) war es so.
Ach ja, was ist denn so "eklatant widersprüchlich", wie Du schreibst?

Noch zwei Beispiele zu 2.):

19.10.1969: LOT mit Ziel Schönefeld landet zwangsweise (Passagiere bedrohten die Besatzung) in Tegel, wurde später mit den Fluggästen, die die Gelegenheit zur Flucht nicht nutzten, nach Schönefeld geflogen

30.08.1979: Wieder eine LOT auf dem Flug von Gdansk nach Schönefeld, diesmal in Tempelhof gelandet. Rückflug, nachdem mehrere Passagiere die Chance zur Flucht nutzen, nach Schönefeld.

Die jeweiligen Entführer wurden von den zuständigen Militärgerichten der Alliierten zu eher symbolischen Strafen verurteilt und bald freigelassen, im Fall aus 1969 wurde von einem französischen Gericht sogar nur wegen Gefährdung des Transportverkehrs und Nötigung, nicht wegen Flugzeugentführung verhandelt.


Grüße aus Bärlin (near by EDDT and EDDB)
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Beitrag von Helmholtz » 12.01.2007 13:16

Dann sag doch gleich daß es Einzelbeispiele sind die du aufführtst.


Die Fragen sind aber generell gestellt, des weiteren hat ein 2 jähriger Dienst in der NVA in Briest wohl kaum einen umfassenden Einblick ermöglicht. (oder waren da alle immer super informiert weil alles total transparent war :))

Falsch dürfte gerell die Behauptung sein die Tower in Ost und West hätten sich anrufen können.

Und definiv falsch ist, daß die Streckenführungen heutzutage fast die gleichen sind wie vor der Wende.

Und falsch ist, daß man immer alle Anflugkarten einer Region dabei hat.

Warum bitte sollte die LOT denn Anflugkarten von THF gehabt haben wenn sie dort gelandet ist? Das ist ein Trugschluß man brauch diese dazu.

Das sind die Fakten dien ich bemängele.

Warum bitte ist Frage 4. mit "Hä?" zu beantworten?

Schreib bitte nicht über Dinge sicher die du denkst!!!

Oder kannste nicht lesen?
:schimpf:
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Beitrag von MikeG » 12.01.2007 13:39

Moin!

Bei der Gelegenheit eine Frage, die sich mir schon öfter stellte: Was ist eigentlich aus PanAm geworden? Kurz nach der Wende bzw. kurz nachdem auch die Lufthansa wieder nach Berlin flog, waren die - schwupps - verschwunden. Hat das Berlin-Geschäft das Unternehmen bis dahin oben gehalten oder war das Ganze evtl. von den Alliierten subventioniert?

Mike

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Beitrag von Helmholtz » 12.01.2007 15:34

Den Namen gibts wohl noch, nur leider ist die Airline schon lange pleite.

Soweit ich weiß gab es sogar einmal den kurzen Versuch eines ehemaligen Piloten die Airline untere "Pan Am" wieder aufleben zu lassen, war dann aber doch nix.

Subventioniert waren die Berlin Flüge schon, nur nach der Wende durften die deutschen Airliners auch rüber und die LH hat in Berlin erst mal mächtig ausgebaut.
Das Geschäft wars aber trotz der oft fast stündlichen Flugverbindungen sicher nicht was die oben gehalten hat.
Die hatten zuletzt eine riesige alte B747 Flotte.

Der Lockerbie Absturz hat denen wohl auch letztendlich mit das Genick gebrochen.
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Beitrag von master » 12.01.2007 16:32

Hallo,
Wiki liefert Antworten in Sachen PanAm.

http://de.wikipedia.org/wiki/PanAm

Thomas

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Beitrag von Gast » 12.01.2007 17:31

wir sollten uns darüber einig sein, das die Antworten alle auf Meinungsbasis beruhen. Selbst wenn der Schreiber nicht "ich denke" davor setzt. Ich vermute das hier alle denken. :lol:
Wenn es mehr als Meinung sondern unumstößlicher Fakt wäre, könnten Quellen hinzugefügt werden. Wir brauchen uns also nicht gegenseitig zu belehren, was der eine zu machen hat oder nicht. Auch ich will nicht analysieren ob Du in den Fakten zur Beantwortung der Fragen irrst oder nicht. Ich kann sowohl Deiner, als auch Ollies Meinung wissenswertes entnehmen.
Im übrigen muß man Ollies Bemerkung zu den Karten nicht als Behauptung lesen das man immer alle Anflugkarten dabei hat. Wenn er schreibt "sicher hatte (und hat heute noch) jeder Pilot Karten des Umfeldes der Zielflughäfen dabei" lese ich das als Vermutung seinerseits.
Ebenso sehe ich das mit den internationalen Luftverkehrswegen. Was ist daran falsch wenn er schreibt, das diese größtenteils noch heute genutzt werden?

Da Du aber unbeding Kritik lesen willst, kannst Du das haben. Es gab weder einen Staat namens "Zone" noch handelte es sich bei der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten um eine "innerdeutsche". Es war sogar eine ganz brisante Grenze - sie trennte nicht nur zwei Staaten sondern war außerdem die Grenze zwischen den größten und sich am feindlichsten gegenüberstehen Militärblöcken welche die Welt bislang kannte. Das sollte bei jeder Einschätzung bedacht werden.

Volker

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