Marinebekleidungsamt Kiel

Militärische Objekte des Ersten Weltkriegs, der Kaiserzeit etc.
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Incognitus

Marinebekleidungsamt Kiel

Beitrag von Incognitus » 22.03.2006 11:56

Hallo,

ein großes Fitness-Studio in der Kieler Feldstraße befindet sich in einem sehr alten Gebäude; ich hatte mich schon seit längerer Zeit gefragt, worum es sich dabei ursprünglich handelte. Nun bin ich nach Sichtung des Stadtplanes des britischen War Office von 1943 (2nd Edition 1944) zu dem Schluß gekommen, daß es sich dabei um ein Lagergebäude oder eine Wäscherei o.ä. des ehemaligen Bekleidungsamtes der Marinegarnison Kiel handeln muß. Und das angrenzende Gebäude ist die stehengebliebene Hälfte des Bekleidungsamtes. Darin befindet sich heute u.a. eine Medienagentur. Man hat offenbar nach Bombenschäden (gut erkennbar auf den Luftbildern in "Kriegsschauplatz Kiel" von Jürgen Jensen) einfach die Hälfte des Gebäudes weggerissen.

Meine Bilder sind leider nicht bei sehr gutem Wetter aufgenommen, aber ich kam da gestern gerade vorbei...

Also: Das rot-weiße Gebäude ist das Fitness-Studio (vermutliches Lagergebäude), das gelbliche Gebäude sind die Reste des Bekleidungsamtes.

Hier noch ein Link zu einer Luftbildansicht:
http://www.goyellow.de/map?lat=54.3299& ... &z=16&mt=1
(darf ich hier doch wohl verlinken, oder?)

Grüße,
Matthias
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Zuletzt geändert von Incognitus am 22.03.2006 13:05, insgesamt 2-mal geändert.

Incognitus

Beitrag von Incognitus » 22.03.2006 12:04

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Beitrag von Incognitus » 22.03.2006 12:13

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Bart
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Beitrag von Bart » 22.03.2006 13:36

Moin!

Ich würd sagen das es sich bei dem Schild um ein Hinweisschild für einen Gas- oder Wasserschieber handelt. Es besteht ja eine gewisse Ähnlichkeit mit den heutigen Schildern.

Zu den "Gemälden" hab ich leider auch keinen blassen Schimmer.

Gruß
Jens

Incognitus

Beitrag von Incognitus » 22.03.2006 17:25

Hi,

Gas- oder Wasseranschluß kann natürlich sein. Machte auf mich einfach einen uralten Eindruck, also mindestens Weimarer Republik, denke ich.

Anschließend noch Bilder von einer Gedenktafel zu einem Vorfall im Rahmen des Kieler Matrosenaufstand 1918 (Stichwort: Novemberrevolution). Sie befindet sich gleich um die Ecke an der Feldstraße.

http://de.wikipedia.org/wiki/Matrosenaufstand

Grüße,
Matthias

P.S. Zu den Gebäuden muß ich ergänzen, daß die Verwendung für das Marinebekleidungsamt nur für die Jahre 1943/44 belegt ist. Der britische Stadtplan ist für diese Zeit eine großartige Hilfe, da sämtliche irgendwie "kriegswichtigen" Gebäude mit einer Nummer versehen und auf einem gesonderten Blatt beschrieben sind.
In den Bereich "1. Weltkrieg" habe ich die Bilder wegen der offensichtlichen Herkunft der Gebäude aus der Kaiserzeit eingeordnet. Viel mehr werde ich darüber wohl auch kaum herausfinden, da die Damen im Stadtarchiv bei so etwas noch ahnungsloser sind als ich und bei Militärbauten ohnehin stur auf das Bundesarchiv verweisen. Und da komme ich so schnell nicht hin...
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Gast

Beitrag von Gast » 23.03.2006 11:55

zu den "gemälden".

ich denke, dass sind aufgemalte "pappkameraden" für visierübungen mit handfeuerwaffen.
also für das "gucken über kimme und korn" um evtl haltepunkte usw zu trainieren.
das rechte, weiße feld mit strich und kreis, "könnte" eine darstellung für die ballistische durchgangsebene des geschosses sein.
aber dieses nur als vermutung.

in neueren kasernen findet man häufig scheinbar wirre linien an wänden. diese dienten zB für richtübungen von richtschützen, so wurde die feinmotorik an den bedienelementen der waffenrichtanlagen geübt.

wenn also in diesen gebäuden rekruten ausgebildet wurden, könnte es passen.
vielleicht läßt sich über das aussehen der "pappkameraden" eine altersbestimmung machen.
ich vermute, dass diese gemälde "richtig" alt sind, also deutlich vor dem 2. wk.

auf jedenfall ein bemerkenswertes detail... :)

Incognitus

Beitrag von Incognitus » 23.03.2006 12:33

Hallo Holger!

So eine vage Vorstellung in der Richtung hatte ich auch schon (Ähnlichkeit mit Pappkameraden), aber die Idee mit den Visierübungen ist mir nicht gekommen. Klingt aber sehr plausibel!

Wie bereits gesagt, setzte sich das Gebäude ursprünglich noch einmal in gleicher Länge zur Seite mit dem Strich-Kreis-Symbol hin fort, dort befand sich spiegelbildlich noch einmal die gleiche Struktur. Es ist anzunehmen, daß sich an der Gebäudewand noch weitere derartige Bilder befanden.

Ganz wesentlich ist zum Verständnis wohl folgende Information: An der Gebäudeseite mit den Bildern begann der Kasernenhof der Matrosenkaserne, die Wand bot sich für so etwas wie Zielübungen also tatsächlich an.

Ich würde ja zu gern Ausschnitte der Luftbilder aus dem "Kriegsschauplatz Kiel" - Buch hier zeigen, da sieht man das hervorragend... Aber ich weiß nicht, inwiefern das Kieler Stadtarchiv hier übertragbare Nutzungsrechte erworben hat und ob die sich ggf. anstellen würden... :cry:

Ich werde mal selbst eine Skizze anfertigen!

Grüße,
Matthias

Incognitus

Beitrag von Incognitus » 23.03.2006 13:44

Hier ist die Skizze, fix vom Luftbild mit Transparentpapier gemacht.

Erklärung:
Alle im Krieg vorhandenen Strukturen sind rot eingezeichnet, die heute existierenden Straßen und Gebäude schwarz, schwarz und rot heißt: gab es schon, gibt es noch!
Mit den gestrichelten Linien um den gesprengten Bunker an der Jungmannstraße, die nördlich des Hügels verläuft (Trümmer mit Erde und Trümmerschutt überdeckt und bepflanzt, hieß nach dem Krieg "Monte Klamott"), wollte ich andeuten, daß dort heute nur noch Spazierwege sind, wo früher Straßen verliefen.
Auch um den Bunker standen Wohnblocks, man kann sich das gar nicht mehr vorstellen, wenn man durch die heutigen parkartigen Anlagen läuft.

Man sieht, wie riesig die Kaserne war; sie war offenbar bis auf die Außenmauern abgebrannt und vermutlich instabil, obwohl schwere Schäden auf den Luftbildern kaum zu erkennen sind. Leider habe ich hierzu im Stadtarchiv noch nichts finden können (die schlafmützigen Damen dort habe ich ja schon erwähnt...), aber es liegt auf der Hand, daß die Kaserne sehr bald nach Kriegsende abgerissen wurde. Die Gelehrtenschule, die ich ebenfalls gestrichelt eingezeichnet habe, wurde im August 1953 eingeweiht und steht heute selbst schon unter Denkmalschutz, soviel ich weiß.

Kiel hat an kaum einer Stelle derartige Veränderungen in Straßenverlauf und Bebauung erfahren; ohne die Luftbilder fände man sich allein mit dem alten Stadtplan gar nicht zurecht.

Grüße,
Matthias
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cisco
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Beitrag von cisco » 23.03.2006 14:15

Die Einheiten die 1914 in Kiel beheimatet waren:

Heer:

III Btl. IR 85

Marine:

I. See Btl. (4 Komp.)
I. Torpedo-Division
I. Werft-Division
I. Matrosen-Division
I. Marine Insp.
Insp. des Torpedowesens
Insp. der Marineinfanterie
Marine Station der Ostsee

Gruß

Cisco

Incognitus

Beitrag von Incognitus » 24.03.2006 14:35

Hallo,

danke Dir, Cisco, in der benachbarten Kaserne an der früheren Karlstraße wird wohl die Matrosen-Division gelegen haben. Zumindest meine ich, das schon irgendwo gelesen zu haben.

Nachdem Bart freundlicherweise darauf hingewiesen hat, daß Google Earth nun weitere Flächen mit hoher Auflösung verfügbar gemacht hat, habe ich gleich auch mal den entsprechenden Link zu den hier besprochenen Gebäuden herausgesucht...

Grüße,
Matthias
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