Wo wurden dreipolige Oberleitungen verwendet?

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der Bahn, U-Bahn, S-Bahn etc.
Harald

Beitrag von Harald » 04.11.2005 11:58

Bei den Fahrschienen findet kein elektrolytischer Abtrag statt. Der kann bei Metallteilen in der Umgebung der Fahrschienen stattfinen, wenn nicht der gesamte Strom vom Fahrzeug zum Unterwerk nicht durch die Fahrschienen, sondern auch durch das Erdreich abfließt.

lars
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Re: Schiene als Leiter?

Beitrag von lars » 04.11.2005 12:02

moin,
hollihh hat geschrieben:..... Dennoch haben alle Leiter gegenüber "Erde" einen Potentialunterschied...
...bis auf den nullleiter, und der auch nicht "einfach so", sondern weil er im kraftwerk/unterwerk/trafostation mit erde verbunden ist und somit
auf erdpotential festgelegt wurde. das geht genauso mit jedem anderen leiter, man könnte z.b. einen außenleiter erden und diesen dann auf der erde stehend gefahrlos berühren, in der luft hingen dann die zwei anderen außenleiter und der sternpunkt, der normalerweise geerdet ist und in obigem modell dann 230V gegen erde (der geerdete außenleiter) hätte, die beiden anderen außenleiter hätten 400V gegen erde, funktionieren würde das auch, ergäbe aber ein unpraktisches system mit zwei verschiedenen spannungen gegen erde. bei bahnbetrieb ist das egal, da ja der sternpunkt gar nicht benutzt wird.

gruß lars

Gast

Re: Schiene als Leiter?

Beitrag von Gast » 04.11.2005 21:09

hollihh hat geschrieben:Im Hamburg ist die ganze U-/S-Bahn abgezäunt, damit man nicht an die Stromschine kommt.
Ich bin mir nicht 100%ig sicher, aber meines Wissens gibt es auf dem westlichen Ast der S1 (westlich von Sülldorf) Bahnübergänge bei der S-Bahn.
Bei Google Earth sieht es bei den Straßen 'Sülldorfer Kirchenweg' und 'Sieversstücken' nach Bahnübergängen aus.

Simon

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FishBowl
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Beitrag von FishBowl » 04.11.2005 23:17

Richtig, aber da die Bahnübergänge nicht nur von schwerem Räumgerät befahren werden, ist die Stromschiene dort grosszügigerweise unterbrochen...

Die Einzäunung soll ohnehin bestimmt nicht nur die Stromschienen, sondern auch die Züge vor menschlichen Anlagerungen schützen ;)

Zurück zum Drehstrom, es ist ohne weiteres möglich, ein Drehstromnetz aus nur zwei Leitern plus Erde zu gestalten. Das wurde oft auf Flugzeugen so gemacht, kommt regional auch in den USA so vor. Je nach Gestaltung der Generator- bzw. Trafo-Wicklungen ist das durchaus vertretbar.

Die Fahrschienen der S-Bahn sind nicht nur irgendwo, sondern vielfach geerdet, zudem auch mit dem Potentialausgleich von Gebäuden (z.B. Geländer) verbunden.
Daher sollten auch unter Last keine gefährlichen Spannungen der Fahrschienen gegen Erde auftreten können.

Zwei- oder Drei-Phasen-Oberleitungen haben im Wesentlichen einen Vorteil, nämlich dass man potentialfrei speisen könnte, aber stets den Nachteil, dass eine unterbrechungs- und mechanikfreie Versorgung an Weichen kaum möglich ist.
Bei Stromschienen besteht das Problem prinzipiell auch, daher müssen mehrere Stromabnehmer pro Zug verwendet und der Fahrstrom durch den Zug geführt werden.
Da an Fahrdrähten aufgrund des relativ geringen Leiterquerschnitts tendenziell recht hohe Spannungen verwendet werden, war die Führung des Fahrstroms durch die Wagen mit höherem Aufwand verbunden, auch deshalb hat man bei Oberleitung darauf geachtet, Systeme zu verwenden, die mit einem einzigen Stromabnehmer auskommen können.

Natürlich wurde in der Anfangszeit mit allerlei verschiedenen Systemen experimentiert, zu einer generellen Vereinheitlichuing kam es bis heute nicht. Die Anforderungen sind ja auch nicht immer gleich...

willem
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Beitrag von willem » 05.11.2005 15:36

FishBowl hat geschrieben:
Die Fahrschienen der S-Bahn sind nicht nur irgendwo, sondern vielfach geerdet, zudem auch mit dem Potentialausgleich von Gebäuden (z.B. Geländer) verbunden.
Daher sollten auch unter Last keine gefährlichen Spannungen der Fahrschienen gegen Erde auftreten können.
Nicht die Fahrschiene ist geerdet,sondern die Fahrschiene ist die Erde.Die sogenannte Bahnerde.Daher sind alle Metallteile entlang elektrifizierter Strecken mit der Bahnerde verbunden.Dies soll bei Spannungsüberschlägen aus der Oberleitung den Streckentrenner im Unterwerk ausschalten.An den Anschlüßen kann man erkennen,welche Schiene der Rückleiter und welche der Signalleiter ist.
Ansonsten langt für die Drehstomtechnik heutigentags auch nur ein Fahrdraht.Zum besseren Verständnis :

http://de.wikipedia.org/wiki/Baureihe_101

gruß
willem

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Drehstrom

Beitrag von hollihh » 05.11.2005 17:55

"Ansonsten langt für die Drehstomtechnik heutigentags auch nur ein Fahrdraht."

Die Aussage ist korrekt, allerdings wird bei diesen Loks aus einer Phase Wechselstrom dreiphasiger Drehstrom "produziert" - die Baureihe 120 fährt schon seit 1979 damit.

Die Ursprungsfrage drehte sich aber um "echten" Drehtsrombetrieb mit dreiphasiger Zuleitung - diese Technik hat sich trotz der erheblichen Vorteile des Drehstromantriebes nicht durchsetzen können.

Dank der heutigen Regelungstechnik und Leistungselektronik geht es ja auch anders (..siehe BR 120).

petzolde
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Beitrag von petzolde » 08.11.2005 22:32

In der Schweiz gab es Ladestationen für Gyrobusse. Diese bestanden aus einem "Oberleitungsmast" mit Ausleger, an dem nebeneinander drei spannungsführende Schienen angebracht waren. Der Gyrobus klinkte sich dort mit einem entsprechenden Dreifach-Stromabnehmer zum stationären Laden an. Ist also eine Art dreipoliger Oberleitung, aber keine Fahrleitung.

Bahnübergänge mit Stromschienen: Gibt es in Berlin reichlich an der S-Bahn. Die Stromschiene ist dabei nur wenige Meter vom Gehweg entfernt. Ob sie bei geöffneter Schranke im ersten Teilstück stromlos ist, weiß ich nicht.

gruß EP

Gast

Re: Schiene als Leiter?

Beitrag von Gast » 09.11.2005 19:31

hollihh hat geschrieben: Das Gleis selbst ist zwar Leiter, hat aber kein Potential gegenüber Erde - sperrt man in der Schweiz das ganze Gleis ??
Nicht dass ich wüsste:
:mrgreen: >>Bild<< :mrgreen:

Dieses Bild von der Gornergratbahn (man beachte die Oberleitung) zeigt, dass das Betreten des Gleiskörpers völlig ungefährlich ist - zumal es bei einer wie auch immer gearteten Spannungsdifferenz des Gleises gegenüber der Erde spätestens im Winter bei meterhohem Schnee zu massiven Kurzschlüssen kommen müsste...

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