Eisenbahnen in Militärobjekten der DDR

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der Bahn, U-Bahn, S-Bahn etc.
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-ANDREAS-

Eisenbahnen in Militärobjekten der DDR

Beitrag von -ANDREAS- » 08.09.2005 12:40

Hallo Leute...

mich würde ja mal interessieren, wie und durch welche Zugbesatzung der militärische Nachschub für die russischen Militärobjekte in der DDR aussah. Es gibt ja noch so manches Sperrgebiet das seit Abzug der Roten Armee von der Natur erobert wird, welches Jahre davor einen regen Werksbetrieb hatte. Zum Beispiel einige große Anlagen wie: Groß Dölln, Dannenwalde, Töpchin (Land Brandenburg).

Vielleicht ist ja unter euch jemand, der sich mit der Materie auskennt, oder mir nen Tipp geben kann, wo ich Info bekomme (Bilder ?) 8)

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Ollie
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Militärverkehr

Beitrag von Ollie » 27.09.2005 10:24

Hallo,

ich habe zu DDR - Zeiten bei der Reichsbahn auf dem Bahnhof Berlin - Schöneweide im Schichtdienst gearbeitet und direkt mit dem Militärverkehr der "Freunde" zu tun gehabt.

Im Grunde lief das so ab, dass die Züge aus gedeckten Güterwagen (für Eisenbahner: Gattung Gbs) für das mitfahrende Wachpersonal, bestehend aus Soldaten der Sowjetarmee, sowie aus, je nach Transportgut wechselnden Güterwagen (Gbs, Saa, K u.s.w.) bestanden. Es gab Bedarfsfahrpläne für diese Züge, sie wurden aber auch in ad hoc erstellten Sonderzugplänen gefahren, das hat dann aber ewig gedauert.
Ich erinnere mich, dass den Wachmannschaften ständig die Kohle zur Beheizung ihrer Mannschaftswagen ausging und sie sich welche auf dem Bahngelände zusammensuchten. Zeit war dazu genug vorhanden, die Transporte standen manchmal tagelang in irgendeiner Ecke des Bahnhofs ´rum, möglichst da, wo sie den Normalbetrieb nicht störten. So ein Transport konnte durchaus schon mal eine Woche vom Grenzbahnhof Frankfurt/Oder bis zu seinem Ziel, z.B. Wünsdorf, benötigen.
Es gab auch Beschränkungen hinsichtlich des Laufweges dieser Transporte, so durften begleitete (also bewachte) Transporte z.B. nicht über den nördlichen Berliner Innenring gefahren werden, da man dabei der Berliner Mauer zu nahe kam und Fluchten bzw. Fotospionage befürchtet wurden.
So, das für´s Erste. Noch Fragen, dann FRAGEN!
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(Ricarda Huch)

-ANDREAS-

Beitrag von -ANDREAS- » 28.09.2005 15:16

Klingt ja echt interessant!!
Hast Du selbst auch den Auftrag bekommen die Güter mit "Deiner" Lok in so einem Militärareal zu verschieben? Weißt du eventuell, ob der Abzug der Roten Armee auschliesslich von den "Rotenarmisten" bewerkstelligt wurde?
Es ist leider schade, das es zu wenig Bildmaterial aus dieser Zeit gibt...

Brandenburg ist ja reich an solchen Sperrgebieten mit eingenem Gleisanschluß. Es sieht immer wieder faszinierend aus, wie sich diese Gleisanlagen quer durch den Wald, auf vergammelten Holzschwellen, in das Objekt schlängeln. :mrgreen:

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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 28.09.2005 15:30

Oh, habe ich richtig verstanden: Der "böse Feind" ;) (nach meinem Ausbilder bei der Bw..) ist in Güterwagen im Güterzug als Bewachung mitgefahren und hat teilw. fünf Tage lang (!!!) in den Wagen rumgegammelt, um den Zug zu bewachen????? Und im Winter auch noch die Kanonenöfen beschicken oder was? Und im Betriebswerk gabs doch nur Braunkohle, oder???

Das wäre ja mal ein Gammeldienst für den Wehrbeauftragten gewesen. Wir haben uns bei Sonderwaffens egentlich wirklich nicht kaputt gemacht (von Ausnahmen ab) aber DAS ist ja die Krönung....

Achso, der Gbs, für die dies nicht wissen: Bild anbei (Bin ja auch son kleiner Eisenbahntheoretiker..)
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petzolde
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Beitrag von petzolde » 28.09.2005 18:20

Solche mitreisenden Bewachungstrupps waren bei der russ./sowjet. Armee wohl durchaus üblich. Bei einer Transsib-Fahrt (vor 25 Jahren) hatte ich ausgiebig Gelegenheit, das zu beobachten. Ob das Leben der Jungs wirklich so entspannt war, bezweifle ich, denn es war wohl nicht nur Heizmaterial zu besorgen, sondern ggf. auch Proviant. Und bei -20 Grad ist das nicht so spaßig.
gruß EP

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Militärverkehr

Beitrag von Ollie » 29.09.2005 11:25

Hallo,
meine Erkenntnise zum Militärverkehr betreffen die "normale" Transporttätigkeit der Sowjetarmee während der Stationierung in der DDR, wie es beim Abzug der Truppen nach Hause gehandhabt wurde, ist mir nicht so geläufig, da diese Transporte meist als komplette Züge von der jeweiligen Militäreinrichtung in Richtung Heimat ohne Zwischenstopps auf Rangierbahnhöfen gefahren wurden (Ganzzüge). Es wird aber wohl so ähnlich, wie von mir gesehen, gelaufen sein.

Weiter geht´s mit ein paar Details:

ANDREAS schrieb
Hast Du selbst auch den Auftrag bekommen die Güter mit "Deiner" Lok in so einem Militärareal zu verschieben?

Kleines Mißverständnis, habe nicht selbst eine Lok bewegt, meine Aufgaben lagen im logistischen und administrativen Bereich auf einem Berliner Güter- und Rangierbahnhof (Disponent, Betriebsüberwachung), das verschaffte allerdings einen exzellenten Überblick.

Kuhlmac schrieb:
und hat teilw. fünf Tage lang (!!!) in den Wagen rumgegammelt, um den Zug zu bewachen????? Und im Winter auch noch die Kanonenöfen beschicken oder was? Und im Betriebswerk gabs doch nur Braunkohle, oder???
Also von Gammeln konnte nicht die Rede sein, die haben zum Teil bei eisigen Temperaturen mit voller Bewaffnung auf oder neben den Güterwagen Ihres Transportes gestanden und durften sich nicht von der Stelle rühren. Es passierte durchaus, dass der Zug plötzlich anfuhr und der Wachposten, der weiter hinten am Zug stand, es nicht mehr zum Mannschaftswagen schaffte. Er hatte dann die Alternative, auf den Waggon aufzuspringen, an dem er sich gerade befand und so die Fahrt bis zum nächsten Stopp auf offener Ladefläche mitzumachen oder zurückzubleiben und auf die Militärstreife zu warten, die Ihn unweigerlich suchen würde, da ihm u.a. sofort (er war ja bewaffnet) Flucht in Richtung Westen unterstellt wurde. Welche Alternative der arme Muschkote wählte, ist wohl klar.

Nebenbei: Es gab übrigens auch Steinkohle im BW, aber die damit erzeugbaren Teperaturen hätte der Kanonenofen nicht überlebt, der war nämlich aus dickem Blech, nicht aus Kanonenrohr, wie der Name vermuten lässt. Ausserdem wollten die Jungs in den Waggons heizen, nicht schmieden. ;)

Zu den schon erwähnten Gbs - Wagen:

Diese waren bereits konstruktiv auf die verschiedensten Transportanforderungen vorbereitet. Eigentlich wurden sie als Stückgutwagen genutzt, ohne Umrüstung, nur durch ausstreuen von Stroh konnten sie als Pferdetransporter genutzt werden, die Befestigungsringe für die Zügel waren vorhanden.
Nach dem Tiertransport konnte der Waggon nass gereinigt werden, musste es aber nicht.
Nach kurzer Umrüstung (Einbau von Eisen(Bett)gestellen in vorbereitete Halterungen, Einstellen eines Kanonenofens mit Ofenrohr durch das vorhandene Loch im Dach sowie einsetzen einer Stange, welche die Schiebetür offen hielt und als Sturzsicherung diente) konnten bis zu sechzehn Soldaten "reisen". Waschmöglichkeiten oder WC - Fehlanzeige. Dieser Umbau war in ca. 2 Stunden erledigt.
Man kann sich wahrscheinlich heute die im und um das Fahrzeug herrschenden Zustände nicht mehr vorstellen, wenn die "Reisenden" länger unterwegs waren, und lange Reisezeiten waren die Regel. Von Brest (russisch - polnischer Grenz- und Spurwechselbahnhof) bis zu einer Kaserne an der innerdeutschen Grenze durften schon mal 4 Wochen vergehen, das war an den jeweiligen Begleitpapieren ersichtlich.

Die Wachsoldaten müssen übrigens strenge Wachanweisungen auch in "Freundesland" gehabt haben, denn mehr als einmal ist es bei nächtlichen Kontrollrundgängen zwischen den Gleisen passiert, dass vor oder hinter einem das charakteristische Durchladegeräusch des "Awtomat Kalaschnikow" ertönte, obwohl man sich dem Standort des Transportes nicht weniger als 50 Meter näherte. Der Wagenmeister ist zur technischen Untersuchung nie allein an derartige Züge gegangen und hat schon bei der Annäherung Lärm verursacht, damit keiner der Wachsoldaten vor Schreck zur Waffe greift.

Man darf dabei nicht außer Acht lassen, dass die Wachsoldaten häufig aus kleinen und kleinsten Dörfern jenseits des Urals stammten und vor Ihrer Armeezeit häufig niemals mehr als fünfzig Menschen gleichzeitig gesehen hatten. Nun dieser Kulturschock: Großstädte, tausende Leute, Flugzeuge, Wahnsinnsverkehr...., das kann einen schon mitnehmen, ganz zu schweigen von der Behandlung der Soldaten in der "ruhmreichen Sowjetarmee".

So, das für jetzt, noch Fragen, dann fragen.

Anbei ein Blick von meinem damaligen Schreibtisch aufs Bahngelände (ca. 1989, inzwischen alles lostplace, sogar der Schreibtisch)

Grüße aus BÄRlin

Ollie

P.S. Es wurden übrigens nicht nur Militärtransporte von der Armee bewacht, auch Urangüterzüge aus dem Bergbaugebiet der SDAG Wismut in Richtung Sowjetunion wurden durch die Sowjetarmee bewacht, diese sogar strenger als niormale Militärtransporte, doch das ist ein anderes Thema.
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Gast

Beitrag von Gast » 29.09.2005 14:40

hallo Olli,

wenn ich das so richtig lese dann interessierst Du dich für die Bahn.
Egal ob eventuell Reichsbahn , Bahn bei der DDR oder Bundesbahn.
Meine Frage: Du hast ja dann eventuell auch die Hefte die die Bahn betreffen.
Mich Interessieren die damaligen Reichsbahntransporte von kleinen Kriegsschiffen ( durchgeführt von der Reichsbahn) von Dresden- Übigau auf der Autobahn nach Ingolstadt bzw. Regensburg, in den Jahren 1941 -44.
Eventuell mal etwas in den Eisenbahnerzeitschriften oder woanders gelesen.
Hätte daran Interesse.
( g.paulig@t-online.de)

Gruß
rannug

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Landtranport von Schiffen

Beitrag von Kurfuerst » 29.09.2005 18:04

Schiffe au der Autobahn.

Da ist ein Link zu einem Nachbar Forum.

Wenn Du die Bilder sehen willst mußt Du, Dich aber dort anmelden.


http://www.team-delta.info/Forum/showthread.php?t=3316

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Ollie
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Eisenbahn

Beitrag von Ollie » 29.09.2005 18:28

@rannug: da etwas offTopic siehe PN

Grüße aus BÄRlin

Ollie
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Gast

Autobahntransporte

Beitrag von Gast » 29.09.2005 22:57

@ Ollie
@ Kurfuerst,

danke Ihr Beiden .
An dem einen Beitrag war ich aber schon mit beteiligt .

Trotzdem Dank.

Gruß
rannug

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