Also spekulieren wir mal. Das berührt allerdings Bereiche, von denen ich nicht viel verstehe, geht also ziemlich querfeldein. Ggf. bitte ich um Korrekturen.
(1)
Zünder: Nicht wirklich. Es ist dokumentiert, dass die erste Generation der US-Atomwaffen aus mindestens zwei Teilen bestand, dass also der eigentliche "fissile core" getrennt vom nicht-nuklearen Rest der Bombe aufbewahrt wurde. Dies ging soweit, dass die sog. "capsule" dann erst während des Fluges in die Bombe eingefügt wurde, was eine reichlich komplizierte Angelegenheit gewesen sein muss und u.a. Sauerstoffmasken bei der Besatzung erforderte.
Um 1957 herum hat man sich von diesem Konzept verabschiedet. Zitat: "In-flight insertion and extraction were early means of 'safing' U.S. nuclear weapons by keeping the fissile core apart from the HE assembly before the weapon was armed. Since the advent of 'sealed pit' weapons, wherein the core and HE are inseparable, all U.S. nuclear weapons have been delivered in a potentially armed condition (which is why one-point safety testing is so important) and elaborate electronic and mechanical steps have been taken to keep all stored electrical energy away from the detonators except when commanded." Dies und weitere Details bei Chuck Hansen, The Swords of Armageddon, Vol VIII, pp 3-45. Im Internet hier:
http://cryptome.org/nuke-fuze.htm.
Man wird also davon ausgehen dürfen, dass die Waffen in neuerer Zeit in einem Stück aufbewahrt wurden, dass man zur Schärfung keine größeren Teile hinzufügen musste, auch keine "Zünder". Das macht schon insofern Sinn, als es solche Tresore sonst überall dort geben müsste, wo es Bomben/Sprengköpfe gab - und das ist definitiv nicht der Fall.
(2)
PALs: Ich habe mir das ursprünglich mal so vorgestellt, dass für jeden Sprengkopf eine eigene PAL-Kombination existierte. Angesichts der großen Anzahl würde es dann logistisch durchaus Sinn machen, diese auf Vorrat an zentraler Stelle vor Ort aufzubewahren. Das ist aber offenbar Unsinn, d. h. ein einziger PAL-Code galt wohl für eine ganzes Paket von Atomwaffen (evtl. einer Division, Brigade etc.). Alles spricht dafür, dass diese Codes in verschlüsselter Form per Funk kommuniziert wurden, separat vom ebenfalls per Funk mitgeteilten eigentlichen Freigabebefehl. Vgl. dazu
http://www.cs.columbia.edu/~smb/nsam-160/pal.html und
http://www.cl.cam.ac.uk/~rja14/Papers/SE-11.pdf. Ein Tresor mit lauter kleinen Kästchen voller PAL-Codes macht also kaum einen Sinn.
(3)
Schlüssel: Es ist klar, dass es für die Bunker im SW-Lager irgendwelche "Schlüssel" gab. Ich würde aber eher vermuten, dass diese im zentralen Wachgebäude am Eingang oder alternativ im M & A - Gebäude (so ja auch Ricks Quelle) aufbewahrt wurden. So einen Riesen-Tresor in einem Extrabunker braucht man dafür wohl nicht.
(4) Bleibt eigentlich nur die These, die auf der Fulda-Gap-Seite geäußert wird: Der Tresor sollte klein dimensionierte A-Waffen schützen, die besonders leicht hätten geklaut werden können. Tatsächlich hätten sich irgendwelche Terroristen mit Atombomben, Nukleargranaten oder Raketensprengköpfen ja buchstäblich recht schwer getan. Das war anders bei (a) den
Rucksackbomben der Special Forces (SADM) und (b) bei
Davy Crockett, einer Art atomarer Bazooka aus den sechziger Jahren.
Möglicherweise stammen diese Tresore aus Zeiten, wo es all die zusätzlichen Sicherheitseinrichtungen der späten siebziger Jahre (Betonturm, Lichtschranken, Bewegungsmelder, Gittervorbau) noch gar nicht gab. Dann könnte es durchaus sein, dass man damit für besonders heikle, miniaturisierte Waffen eine zusätzliche Barriere schaffen wollte.
Grüße
CML