Flugzeugabstürze

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
Benutzeravatar
Henschel
Forenuser
Beiträge: 78
Registriert: 06.06.2005 10:59
Ort/Region: Detmold

Beitrag von Henschel » 10.06.2005 13:53

Hiyaz,

auch mich interessiert die Rückgewinnung schon einige Zeit.

Wer weiß denn wo sich die (oder auch nur eine) Sammelstellen in Deutschland befanden ?
Hat jemand die Nummern der Einheiten die dafür eingesetzt wurden?
Und vor allem --- wohin wurden die Teile abgegeben ?

Bis jetzt kenne ich nur als Sammelstelle (und dort im Museum auch belegt !) das Lager Vought (KL Herzogenbusch) bei Hertogenbosch/NL.
Im Lager wurden die Teile abgegeben und dann durch KZ-Insassen unter schlimmsten Bedingungen geborgen. Dabei mussten die Teile erst vorsichtig von Schmutz befreit werden und dann --- meist ohne richtige Werkzeuge (meist waren nur kurze Holzknüppel erlaubt) --- bearbeitet und gesammelt werden. Schon nach kurzer Zeit in diesen Abteilungen hatten die Insassen schwere Schnittwunden an den Händen die aber nicht behandelt wurden. Da durch Entzündungen bald ein Arbeiten nicht möglich war galten diese Einsätze als sichereres Todeskommando. Trotzdem gab es Insassen die dort mehrere Monate überlebt haben.

In Vought wurden wurden Teile der über den Niederlanden und Belgien abgeschossenen Maschinen abgegeben. Die in Vought geborgenen Edelmetalle etc. wurden dann direkt zur Weiterverarbeitung an die PHILIPS-Werke weitergegeben. Dieses wurde im Museum in einer Ausstellung 2004 auch dargestellt (mit Fotos und Dokumenten). Den dazugehörigen Katalog (niederl.) habe ich aber damals aber leider nicht mitgenommen da die Verwertung nur einen kleinen Teil darin einnahm. Es wird aber auch in der Dauerausstellung (per Bildschirm) dort an 2 Stellen darüber berichtet.

Bis denne

Henschel

Benutzeravatar
Red Baron
Forenuser
Beiträge: 584
Registriert: 28.10.2003 07:44
Ort/Region: Schortens
Kontaktdaten:

Beitrag von Red Baron » 18.06.2005 19:44

In der Deutschen Wochenschau 685 vom 20.10.1943 ist ebenfalls ein Bericht über den Luftkrieg zu sehen. Er dokumentiert die Erfolge der deutschen Abwehr, in dem zahlreiche abgeschossene Flugzeuge und idie gefallenen Besatzungen gezeigt werden. Als Beweis für die gute Abwehr werden außerdem Berge von zusammengetragenen Flugzeugresten gezeigt, die auf den Sammelplätzen verschrottet werden.

Gruss

Andreas
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Lasse
Forenuser
Beiträge: 427
Registriert: 29.06.2002 17:33
Ort/Region: Kiel

Beitrag von Lasse » 18.06.2005 22:16

Wie wurden eigentlich die Leichen der Besatzung bestattet? In Deutschland auf einem Soldatenfriedhof evtl. mit militärischen Ehren, Überführung in die Heimat des toten Soldaten, an Ort und Stelle verbuddelt oder großes Massengrab?
"Siehst Du einen Atompilz: Schau gut hin, Du bekommst so etwas nie wieder zu sehen."

Benutzeravatar
EricZ
Forenuser
Beiträge: 3503
Registriert: 06.05.2003 17:43
Ort/Region: Venloer Scholle

Beitrag von EricZ » 19.06.2005 22:35

Moin Lasse,

Deine Frage bezieht sich doch auf alliierte Flugzeugbestzungen, oder?

Beispielsweise unter http://www.cwgc.org/cwgcinternet/search.aspx gibt es einige Informationen.
Wer mal einen solchen Friedhof wie z.B. bei Rheinberg oder bei Venray/NL besucht, wird feststellungen, daß Verstorbene heute häufig nicht mehr dort bestattet sind, wo sie ursprünglich mal beigesetzt wurden.

Vielleicht weiß jemand aber mehr zu diesem Aspekt, warum Umbettungen durchgeführt wurden, und ob Bestattungen ohne jegliche Ehrungen stattfanden.

Grüße, Eric
And I'm hovering like a fly, waiting for the windshield on the freeway...

Lasse
Forenuser
Beiträge: 427
Registriert: 29.06.2002 17:33
Ort/Region: Kiel

Beitrag von Lasse » 22.06.2005 09:44

EricZ hat geschrieben:Moin Lasse,

Deine Frage bezieht sich doch auf alliierte Flugzeugbestzungen, oder?
Genau.
"Siehst Du einen Atompilz: Schau gut hin, Du bekommst so etwas nie wieder zu sehen."

Benutzeravatar
milhouse
Forenuser
Beiträge: 67
Registriert: 04.10.2004 21:18
Ort/Region: Mayen

Beitrag von milhouse » 23.06.2005 01:26

In dem Heimatort meiner Oma stürzte im Januar 1945 ein britischer Bomber ab. Die gesamte Besatzung starb. Die Leichen wurden auf dem örtlichen Friedhof beigesetzt. Angeblich wurden die Gräber schön mit Tannenzweigen ausgelegt, da man schon ahnte, dass bald Allierte eintreffen würden. Da wollte man kein schlechtes Licht auf den Ort fallen lassen. Recht bald nach dem Krieg tauchte die reiche Mutter eines der Piloten auf und ließ alle Bestzungsmitglieder nach England umbetten.

Kongo Otto

Re: Flugzeugabstürze

Beitrag von Kongo Otto » 23.06.2005 07:39

skylark2001 hat geschrieben: Generell ist lt. der Sendung der Gesamtmetallverbrauch in Richtung Ende des Krieges im Vergleich zum Anfang zurückgegangen obwohl der Ausstoss an Kriegsgerät sich im Vergleich dazu (max.) verdreifacht hatte.
Das liegt in erster Linie daran,dass bedingt durch den immer größer werdenden Rohstoffmangel natürlich versucht wurde eben diese Rohstoffe einzusparen.
Z.B waren bei der Fw-190D9 die Landeklappen und Leitwerk aus Holz gefertigt,auch bei den späten Baureihen der Bf-109(z.B.G5-U2,G6spät,G14-U4,K-4) waren Landeklappen und auch die Seitenleitwerke aus Holz gefertigt.Die TA-154 war fast komplett aus Holz gefertigt.Die Do-335 wurde in Mischbauweise gefertigt.
Bei Panzermunition wurden Hartkerngeschoße nicht mehr gefertigt weil die Rohstoffe dafür zu kanpp waren.Dies minderte die Durchschlagsleistung der 5 cm Pak 38 erheblich da die mit einem Wolfram Kern bestückte Panzergranate 40 nicht mehr zur Verfügung stand.
Auch konnten durch den Wolfram Mangel Panzerabwehrkanonen wie die 7,5 cm Pak 41 und die 4,2cm leichte Pak 41(beide mit konischem Rohr)
nicht oder nicht in ausreichendem Maße in die Truppe eingeführt werden weil der Wolfram Mangel die Fertigung großer Mengen
der Panzergranate 40 verhinderte.

Benutzeravatar
Henschel
Forenuser
Beiträge: 78
Registriert: 06.06.2005 10:59
Ort/Region: Detmold

Beitrag von Henschel » 24.06.2005 16:42

Zu der Beerdigung der alliierten Bomberbesatzungen:

Ich habe in den letzten Jahren verschiedene Varianten erfahren und belegen können.

Im Normalfall unterlag die Beerdigung der nächsten Dienststelle der Luftwaffe (wie ja auch die Gefangenen durch die Luftwaffe verwahrt wurden). Ich konnte allerdings auch 2 Ausnahmen feststellen. Ein alliierter Jägerpilot wurde von Fremdarbeitern geborgen und auf einen Dorffriedhof beerdigt. Dies wurde allerdings durch Exhumierung durch Soldaten der Luftwaffe 3 Tage später geprüft. Im anderen Fall wurde eine Bomberbesatzung erst neben dem Wrack durch Polizei und freiwillige Helfer beerdigt, dann exhumiert und durch Luftwaffe auf einen etwas entferteren Friedhof - ca. 15 km - (man wollte sichergehen das es keine Grabschändungen gab) beerdigt.

Weiterhin hatte ich ein Gespräch mit einem Zeitzeugen das Beerdigungen innerhalb einer Luftwaffenkaserne stattgefunden haben. So wollte man die Gräber 1944 vor Übergriffen schützen. Eine Bestätigung dazu habe ich nicht erhalten. Die Kreuze sollen 1945 entfernt worden sein. 2 weitere Zeitzeugen dieser Kaserne kannten die Stelle zwar, schlossen aber Gräber dort aus.

Alle Gräber (insgesamt habe ich mich für 18 interessiert) wurden zwischen 1948 und 1972 auf alliierte Grabfelder in Deutschland (für Briten) und Holland (für Amerikaner) umgebetet. In einem Fall fand eine Rückführung nach Amerika durch die Air Force (als Kostenträger) statt.

Über alliierte Piloten in deutscher Gefangenschaft findet man sehr viel auf STALAG LUFT I ONLINE http://www.merkki.com/ . Hier wird auch über Beerdigungen berichtet, allerdings nur aus dem Lager heraus. Auch auf Behandlungen wird hier eingegangen.

bfh

Beitrag von bfh » 27.06.2005 23:41

Hallo,


so, zweiter Versuch:

In der Regel wurden erfolgten die Beisetzungen durch die Luftwaffe mit militärischen Ehren. Je nach Standort (Heimat, besetzte Gebiete), "Feindlage" und persönlicher Einstellung der verantwortlichen Luftwaffenangehörigen gab es bei der Trauerfeier mehr oder weniger Zeremonie.

Uns liegt eine Bilderserie vor, die die Beerdigung von 6 Besatzungsmitgliedern einer Bomberbesatzung der RAF (= Royal Air Force, damit es keine Mißverständnisse gibt) mit Ehrenformation der Lufwaffe, dem Standortpfarrer und in Anwesenheit eines Angehörigen des diplomatischen Dienstes der Schweiz zeigt.
(Das 7. Besatzungsmitglied wurde zunächst von der SS aufgegriffen und in einem SS-Krankenhaus erstversorgt, später aber an die Luftwaffe übergeben.)

Ergänzend sei erwähnt, daß der Pfarrer wegen seiner Predigten mehrfach Problem mit der Gestapo hatte und der Flugplatzkommandant bei Kriegende die Freiheitsaktion Bayern unterstützte. Auf den Fotos konnte eine weitere Person identifiziert werden, die zu dem Köngistreuen und damit zum Kreise der entschiedenen Nazigegner gehörte.

Ingesamt wurden auf diesem Friedhof rund 100 alliierte Flugzeugbesatzugen beigesetzt. Mit Ausnahme der 6 RAF-Angehörigen wurden nach Kriegsende alle Gräber geöffnet und die Überreste auf nationale Soldatenfriedhöfe umgebettet.

Bei den Amerikanern gab es hierfür spezielle Einheiten. Alle Gräber wurden mit allen vorgefundenen Objekten im Detail dokumentiert. Dazu wurde alle greifbaren Augenzeugen des Abschussen/Abstuzes und der Beeredigung verhört. Alle Unterlagen sind inzwischen freigegeben und in den US-Archiven einsehbar bzw. als Mikrofilmkopien erhältlich.

Bei den Engländer war es ähnlich, allerdings haben wir hier keine so detaillierten Infos. Vom Bomber Command verblieben ingesamt nur 10 Gräber auf "normalen" Friedhöfen.

(Bei den Deutschen sind diese Daten aus Datenschutzgründen nur sehr eingeschränkt zugänglich)

Nun zu den Flugzeugschrottplätzen:

In München gab es in der Nähe der alten Friedenheimer Brücke, nördlich des ehemaligen Rangierbahnhofes eine Sammelstelle. Diese wurde noch lange Jahre nach Kriegsende betrieben. Ein Verwandter erzählte mir, daß dort die Flugzeugtragflächen haushoch gestapelt waren. Für wenig Taschengeld konnten man sich dort begehrte Flugzeugteile besorgen. Wenn ich die Erzählungen recht in Erinnerung habe, dann waren jeder Form von kleinen Behältern und Motorenteile, insbesondere Generatoren, Pumpen und Vergaser sehr begehrt.


Viele Grüße
Günter

Benutzeravatar
ChrisMAg2
Forenuser
Beiträge: 136
Registriert: 22.01.2004 16:57
Ort/Region: war mal Lehrte

Beitrag von ChrisMAg2 » 28.06.2005 10:17

Flugzeugbergung und Wiederverwendung (alliierter Flugzeuge) wird auch sehr schön beschrieben in: H. Stapfer, Strangers in a strange land. Es ist auch gut und reichlich bebildert. Alle Arten werden erläutert, von der Bergung gut erhaltener Maschinen (und deren Verwendung in Deutschland) bis zur reinen Materialverwertung.
Gruß
Christian M. Aguilar

Antworten