Wie ich gerade aufgrund eines Beitrages bei SDE sah, ist heute im Kölner Stadt-Anzeiger ein Bericht zu den Schutzräümen in Bonn.
Viele Grüße,
Leif
http://www.ksta.de/html/artikel/1138712 ... html[quote]
Relikte aus dem Kalten Krieg
ERSTELLT 07.02.06, 07:30h
Noch zahlt der Bund für den Unterhalt der 21 Anlagen. Allerdings wird schon lange kein Geld mehr in die Modernisierung der Schutzräume gesteckt. Die Technik stammt zum Teil noch aus dem Zweiten Weltkrieg.
Bonn - Bernd Krahe ist als Verwaltungsangestellter der Feuerwehr für Katastrophenschutz zuständig. Genau gesagt, für die Zivilverteidigung im Spannungs- und Verteidigungsfall. In dieser Funktion ist er nicht nur für 33 Sirenen und 42 Trinkwassernotbrunnen verantwortlich, sondern auch für 21 öffentliche Schutzräume auf Bonner Stadtgebiet. Krahe sagt von sich, er sei ein Relikt aus Zeiten, als Spannungs- und Verteidigungsfälle sehr viel wahrscheinlicher erschienen als heute.
Mit dem Ende des so genannten Kalten Krieges haben die öffentlichen Schutzräume einen großen Teil ihrer Daseinsberechtigung eingebüßt. Immerhin könnten heute darin rund 39 000 Bonner einer Invasion Außerirdischer trotzen, ungeachtet deren Möglichkeiten, drei Meter starke Betonwände zu überwinden. Näher liegender als dieses Szenario könnte allerdings die Bedrohung durch terroristische Angriffe sein. Dies hat die Stadt veranlasst, sich neben den 33 Sirenen auch den „Luxus“ des Unterhalts von öffentlichen Schutzräumen zu leisten.
Acht davon stammen noch aus dem Zweiten Weltkrieg - mit mehr als 60 Jahre alter Technik, die nicht nennenswert modernisiert wurde. Mitte der 70er Jahre bis Anfang der 90er hat der Bund diese Stollenanlagen, Hoch- und Tiefbunker nutzbar gemacht und der Stadt zur Unterhaltung übergeben. Es wurden stoßdruckfeste und gasdichte Türen eingebaut, eine einfache Lüftungstechnik installiert, Zwischenwände entfernt und die Räume mit neuem Anstrich versehen. Der Bund hat auch den Ausbau von sieben Tiefgaragen, fünf U-Bahnhöfen und des Bad Godesberger Straßentunnels zu Schutzräumen mitfinanziert. Die Räume genügen dem so genannten Grundschutz: Schutz gegen Brandeinwirkung, Rückstandsstrahlung, B- und C-Waffen und Trümmerschutz.
Noch stellt der Bund die Mittel für den Unterhalt zur Verfügung, investiert allerdings keinen Cent in die Modernisierung. So ist auch die Technik der Mehrzweckanlage Hauptbahnhof schon rund 30 Jahre alt, die Bernd Krahe und sein Kollege Heinz-Josef Henrich bei einem Rundgang vorstellen. Auf 190 Metern Länge und 31 Metern Breite können in dieser U-Bahn-Station 4500 Menschen Schutz vor Katastrophen finden. Die Station kann hermetisch abgeschlossen werden; die U-Bahnen bieten den Schutzsuchenden Sitzplätze. Aufenthaltsräume, Neben- und Technikräume bieten auf 6716 Quadratmetern 1,5 Quadratmeter Platz pro Nase. Die Anlage ist weitgehend autark, versorgt sich mit eigenem Strom und betreibt neben einem 160 000-Liter-Wassertank auch einen Brunnen. Neben den Aufenthaltsräumen gibt es Vorratsräume, drei Rettungsräume, zwei Krankenräume, zwei Aufsichtsräume, drei Waschräume, drei Toiletten und eine Notküche, die nichts Einladendes aufweist: überall pure Funktionalität.
Für die Technik gebe es zwar Dokumentationen, aber längst keine Mitarbeiter mehr, die auf die Instandhaltung geschult seien, sagt Krahe. Wenn er in einigen Jahren seinen Ruhestand antritt, wird Heinz-Josef Henrich seine Nachfolge bei der Verwaltung der Schutzräume antreten und dann das „letzte Relikt aus dem Kalten Krieg sein, das sich mit den Bunkern auskennt“. Im Katastrophenfall wird man dann darauf vertrauen müssen, dass technische Mitarbeiter der Feuerwehr oder der Stadtwerke intuitiv das Richtige tun, um sie zu bewältigen. Krahe und Henrich beenden ihre Führung mit einem Besuch der Stollen unterhalb der Godesburg. Während der Kriegsjahre haben Zwangsarbeiter die Tunnel in den Berg getrieben, der heute noch 545 Personen Schutz bieten könnte. Neben einigen Chemie-Toiletten und einer Reihe Plastik-Waschbecken gibt es dort zwischen den einigermaßen frisch getünchten Tunnelwänden nicht viel zu sehen. Die Luftversorgung kann bei Stromausfall mit Handkurbeln gewährleistet werden; das fast meterdicke Haupttor macht den Eindruck, als könne es auch Außerirdischen Kopfzerbrechen bereiten. (rk)
Bild: Malsch
Unterhalb der Godeburg haben Zwangsarbeiter die Tunnel in den Berg getrieben.
Bild: Malsch
Rund 30 Jahre alt ist die Anlage in der U-Bahn-Station Hauptbahnhof.
Bild: Malsch
Einer Trutzburg gleicht der Bunker am Quirinusplatz in Dottendorf.
(KStA)[/quote]
Und http://www.ksta.de/html/artikel/1138712329585.shtml
Schutzräume in Bonn
ERSTELLT 07.02.06, 07:30h
Vier Hoch-, zwei Tiefbunker, zwei Stollen, sieben Tiefgaragen, fünf U-Bahnstationen und einen Straßentunnel unterhält die Stadt Bonn als zivile Schutzräume.
Hochbunker sind in der Budapester Straße (843 Plätze), der Goetheallee (634 Pl.), der Lotharstraße (1137 Pl.) und am Quirinusplatz (870 Pl.) zu finden.
Tiefbunker stehen in der Siegburger Straße (1100 Pl.) und der Theaterstraße (2600 Pl.).
Hinzu kommen Stollen in der Godesburg (545 Pl.) und der Trierer Straße (410 Pl.) sowie Plätze in den Tiefgaragen Friedensplatz (3750 Pl.), Hans-Böckler-Straße (1362 Pl.), Haus der Geschichte (750 Pl.), Josef-Wirmer-Straße (850 Pl.), Koblenzer Straße (313 Pl.), Oxfordstraße (2500 Pl.) und Südstraße (530 Pl.)
Außerdem sind die U-Bahnhöfe Bad Godesberg-Mitte (2310 Pl.), Hauptbahnhof (4500 Pl.), Plittersdorfer Straße (2000 Pl.), Stadthalle (2360 Pl.), Wurzerstraße (2000 Pl.) und der Straßentunnel an der B 9 (7200 Pl.) im Krisenfall verfügbar.
Insgesamt macht das 38 564 Schutzplätze. Bei Bunkern, die nicht dem Zivilschutz dienen, so in Dransdorf, wird nur für Verkehrssicherheit gesorgt. (rk)
(KStA)