Ehem. Munitionsdepot Heinzelberg

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
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Rick (†)

Ehem. Munitionsdepot Heinzelberg

Beitrag von Rick (†) » 17.12.2004 16:53

Wer an einer eventuellen Besichtigung des früheren Munitionsdepots Heinzelberg, gelegen unweit der Ausfahrt Empfingen an der A 81, Interesse hat, mag sich bei mir melden. Näheres zur Geschichte des Depots kann per privater Nachricht mitgeteilt werden (kann man aber schon ahnen, wenn man meine Beiträge zufällig gelesen haben sollte).

Schöne Feiertage (und Muße zum Überlegen)
Rick

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 08.03.2005 10:19

In der Broschüre "25 Jahre Luftwaffenversorgungsregiment 3" von 1984 habe ich zu Empfingen etwas gefunden:
Munitionsdepot Weichering.
.... und aufgelöst, dass nur noch das heutige neue Depot S. (noch aktiv), das Depot Weichering bei Neuburg, sowie der abgesetzte Lagerbezirk Empfingen im Schwarzwald betrieben werden.....
...1979 verlegte die Einheit in das neuerbaute Munitionsdepot S. Empfingen ist als abgesetzter Munitions-Lagerbezirk geblieben. Weichering wurde am 01.10.1981 in Luftwaffenmunitionsdepot 11 umbenannt.

In einem anderen Thread ist man doch davon ausgegangen (eclipse hatte auch Beiträge dazu eingebracht), dass es sich bei Empfingen um ein Sonderwaffenlager der Franzosen handelte. Oder waren Franzosen und Bunsewehr zusammen in einem Depot?

Kurz vor Empfiungen, in der kleinen Kaserne bei der Autobahnausfahrt, gab es die Luftwaffenkraftfahrzeugtransportstaffel 33 (LwKfzTrspStff 33) sowie einen Mob-Stützpunkt, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass hier auch Munition gelagert wurde. Das dürfte schon im Wald jenseits der Autobahn (Läube) in dem Depot gewesen sein.

@ Rick, ich kann mit dem Namen "Heinzelberg" nichts anfangen.

eclipse
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Beitrag von eclipse » 12.03.2005 20:02

Hallo HW,

Heinzelberg sagt mir auf Anhieb auch nix, ich muss mal auf der Karte nachsehen, ob das die Anlage aus dem von Dir erwähnten Thread ist.

Die Anlage weist einige Besonderheiten (Umzäunung, Sicherheitsstreifen, ausgebaute Verteidigungsstellungen) auf, die mir bisher so nur bei SW-Lagern untergekommen ist.

Betrachtet man aber die vorhandene Substanz (speziall das Wachgebäude) näher, so entspricht das weder den entsprechenden Bw-Bauten (kein schußsicheres Glas, eigentlich nur eine Holzbarracke) noch den LRSP-Standard für SW-Lager in den 80'ern entspricht.

So kam bei mir die Vermutung auf, daß es sich um ein französisches Lager gehandelt haben könnt. Aber es ist wirklich nur eine Vermutung.

steffen

Rick (†)

Beitrag von Rick (†) » 12.03.2005 21:10

Dann fasse ich mal kurz zusammen, was ich schon direkt an HW geschrieben habe. HEINZELBERG heißt das Gewann und das Munitionslager (heute ist es im Besitz einer Firma, die dort nach einem neuen Verfahren Klärschlamm trocknet). Zur Geschichte muss ich kurz ausholen: Im April 1962 wurde in Landau (Quartier Foch) die 351° Groupe d’Artillerie aufgestellt. Sie bestand aus Stab und StVersBttr sowie SichBttr (BeglBttr) und TrspBttr und war in Wirklichkeit ein TrspBtl (SW) für die Sprengköpfe der französischen HONEST JOHN. Im April 1964 verlegte die 351° nach Kaiserslautern (Quartier Hoche-Marceau), die Cie de Transport nach Speyer. Vermutlich 1966 erfolgte eine weitere Verlegung nach Horb (Quartier Moncey). Der Zeitpunkt ist nicht bestätigt, liegt aber nahe, da im selben Jahr das NschAusbZ (CIT 163) Horb verließ und somit die Hälfte der Kaserne frei wurde. Im Juli 1970 wurde die 351° in Régiment d’Artillerie umbenannt und schließlich im Juli 1975 in Horb aufgelöst.

Das Munitionslager HEINZELBERG wurde nach meinen Recherchen 1963 gebaut. Offenbar war zu diesem Zeitpunkt der Umzug der 351° nach Horb schon geplant. Tatsächlich wurde die Kaserne Empfingen 1966-68 für die 351° errichtet, nur kam der Austritt der Franzosen aus der militärischen Organisation der NATO und die Rücknahme der A-Waffen durch die USA dazwischen. Obwohl der Kasernenbau in Empfingen anfangs unter den Augen französischer Offiziere vor sich ging und im Rahmen der Zivilsiedlung am Standort auch eine Unterkunft für amerikanische Familien samt einer Mini-Schule entstand, wurde weder die Kaserne durch die Franzosen noch das Munitionslager auf der anderen Seite der A 81 durch die Amerikaner belegt. Beide standen wohl eine Weile leer. Für die Kaserne tauchte sogar der Plan auf, eine zentrale Feuerwehrschule für Baden-Württemberg einzurichten, bevor zunächst das JgAusbZ 54/3 einzog, das später zum JgAusbZ 55/2 wurde und am Schluss nach Großengstingen abzog. Im hinteren (der Autobahn abgewandten) Teil lag die LwKfzTrspStff 33. Munition wurde nicht gelagert. Die Kaserne wurde ca. 1990/91 aufgegeben und ist bis heute Aussiedler-/Flüchtlings-Durchgangslager. Das Munitionslager ging, wie HW richtig schreibt, an das LwVersRgt 3, genauer gesagt als abgesetzter Lagerbezirk an das LwMunDp 31 in Leipheim, später Setzingen. Es soll vor „ca. zehn Jahren“ freigegeben worden sein. Björn schrieb mir übrigens, dass es auch in Radolfzell irgendein Luftwaffenlager gegeben haben soll. Dies wäre insofern interessant, als nördlich von Radolfzell (Stahringen) ein Atomwaffenlager für die HONEST JOHN am Standort existierte. Ob es hier einen Zusammenhang gab, weiß ich noch nicht.

Gruß
Rick

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