Großbelastungskörper / Fundament in Berlin

Nichtmilitärische Zweck- und Repräsentationsbauten und -Projekte des Nationalsozialismus 1933-1945
Benutzeravatar
Djensi
Forenuser
Beiträge: 2102
Registriert: 28.08.2003 22:25
Ort/Region: Hamburg

Beitrag von Djensi » 20.09.2009 21:53

He mucimuc,

da sehe ich doch mal endlich eine Differenzierung in der finanzpolitischen Diskussionsebene...

Recht hast Du, aber es ist ja sicher so, dass es in unserer schönen Hauptstadt dokumentationswürdigere Dinge gibt, als diese verk..... 3.Reich-Geschichte an jeder Ecke aufzuwärmen. Mir wird es allmählich zuviel. Dafür verkommen Gebäude aus der Gründerzeit und andere z. T. ältere Objekte, die für die Geschichte der Stadt Berlin eine viel größere Bedeutung haben, als Objekte dieser unseglichen 12 Jahre. Historiker/Denkmalschützer aus der Hauptstadt können sicher ein Lied davon singen und denen wäre sicher mit weniger "Groschen" geholfen.

Aber mir ist auch klar, dass man über diese Thematik ellenlange Diskussionen ins off-topic führen könnte, ohne sich auf dem Niveau der genannten Boulevardpresse zu befinden, da hat jeder eine andere Meinung zu. Und weltfremde Gigantomanie und ihre Folgen kann man im übrigen auch in südlichen Teilen der Republik besichtigen... Neuschwanstein usw. :-)

Ich werde mir das mal in Kürze anschauen - das in Berlin

Gruß
Djensi

Benutzeravatar
mucimuc
Forenuser
Beiträge: 494
Registriert: 06.07.2004 23:23
Ort/Region: Landeshauptstadt Nürnberg, Franken

Beitrag von mucimuc » 20.09.2009 22:10

Djensi,

du hast ja so Recht.

Es ist aber eben so, daß die Sache in dem Fall ja mitnichten an die Zugehörigkeit zu den tausendjährigen zwölf Jahren gebunden ist, sondern an diese stereotype Diskussion, die bei einem sonstigen Denkmal nicht anders sein würde. Wäre es ein Brunnen in Spandau, würde der Rest jaulen, daß es keine Krippen gibt, wäre es sonstwas in Treptow, würde daran ein Spielplatz in Zehlendorf sterben...blaba.

Bei jedem Jugendstilhaus kann man ebenso fragen, "was habe ICH denn davon am anderen Ende der Stadt", aber das Ganze besteht eben aus seinen Teilen, da kann Bild schwafeln, was es will.

Ganz nebenbei empfinde ich diesen Automatismus, an aber auch restlos allem herumzumäkeln, was mir rein persönlich gerade entweder nicht einleuchtet oder passt, als sehr anstrengend. Dieses ICH ICH ICH ist schon nicht unbedingt angenehm.

Aber wir werden off topic, lass gut sein. Man kann vielleicht festhalten, daß manche das für angemessen halten, andere nicht. Sicher aber gibt es deswegen keinen einzigen wärmegedämmten Kindergarten weniger :mrgreen:
Der sogenannte Wutbürger ist durch und durch Demokrat. Außer man gibt ihm nicht Recht.

Benutzeravatar
redsea
Moderator
Beiträge: 5193
Registriert: 24.10.2006 15:35
Ort/Region: Ostwestfalen-Lippe

Beitrag von redsea » 20.09.2009 22:23

Djensi hat geschrieben:Und weltfremde Gigantomanie und ihre Folgen kann man im übrigen auch in südlichen Teilen der Republik besichtigen... Neuschwanstein usw. :-)
Na dann hoffen wir aber mal, dass die Bayern neben Neuschwanstein nicht auch so einen martialischen Stahlturm errichten. :?

Nachdenkliche Grüße

redsea

DrJones
Forenuser
Beiträge: 157
Registriert: 12.07.2008 11:35
Ort/Region: Bayern

Beitrag von DrJones » 21.09.2009 21:18

redsea hat geschrieben:[
Na dann hoffen wir aber mal, dass die Bayern neben Neuschwanstein nicht auch so einen martialischen Stahlturm errichten. :?

Nachdenkliche Grüße

redsea
Keine Angst, wir wollen unseren japanischen (und natürlich anderen...) Gästen nicht das Fotomotiv versauen. Wobei wir wieder beim schönen Thema Geld wären. Wird in Berlin für die Besichtigung des Belastungskörpers eigentlich Eintritt verlangt und wenn ja, wieviel?

Persönlich finde ich den Erhalt des Belastungskörpers als notwendig, das Drumherum aber als gänzlich überflüssig.
Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert mit Internet, DVD, Leihbücherei usw . Ein oder mehrere großformatige Informationstafeln erfüllen bei zig Denkmälern in BW und Bayern den gleichen Zweck.

Grundsätzlich möchte ich noch anmerken, daß diese "12 Jahre" deutscher Geschichte ebendiese leider nachhaltig geprägt haben, um nicht versaut zu sagen. Den einen oder anderen mag es fast schon langweilen " wieder an einem Holocaustschild vorbeizukommen " , wieder an diese "12 düsteren Jahre Deutschlands" erinnert zu werden.
Aber erst wenn jemand in seinem Heimat- oder Geburtsort an einem solchen Schild steht werden diese "12 Jahre " greifbar, merkt man: Oha, auch hier wurde "mitgespielt".
Man muss sich nicht jeden Tag für diese 12 Jahre an den Pranger stellen lassen, aber man sollte auch nicht glauben, ein Abriß irgendeines Dritten Reichsobjekts würde die Sache besser aussehen lassen.

In diesem Sinne

Grüße aus Bayern

Florian Schulz
Forenuser
Beiträge: 39
Registriert: 11.02.2007 22:21
Ort/Region: Berlin
Kontaktdaten:

Beitrag von Florian Schulz » 21.09.2009 21:32

DrJones hat geschrieben: Persönlich finde ich den Erhalt des Belastungskörpers als notwendig, das Drumherum aber als gänzlich überflüssig.
Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert mit Internet, DVD, Leihbücherei usw . Ein oder mehrere großformatige Informationstafeln erfüllen bei zig Denkmälern in BW und Bayern den gleichen Zweck.
Wie stellst du dir dann die Vermittlung von Informationen direkt vor Ort zum "Schwebekö" vor, wenn du gänzlich auf das Drumherum verzichten willst? Würden zudem sämtliche Informationen im Internet abrufbar sein, gäbe es niemanden mehr der diesen Ort im realen Leben aufsuchen würde...

Viele Grüße
Florian Schulz

Benutzeravatar
redsea
Moderator
Beiträge: 5193
Registriert: 24.10.2006 15:35
Ort/Region: Ostwestfalen-Lippe

Beitrag von redsea » 21.09.2009 21:53

DrJones hat geschrieben:
redsea hat geschrieben:Na dann hoffen wir aber mal, dass die Bayern neben Neuschwanstein nicht auch so einen martialischen Stahlturm errichten. :?
Keine Angst, wir wollen unseren japanischen (und natürlich anderen...) Gästen nicht das Fotomotiv versauen. Wobei wir wieder beim schönen Thema Geld wären. Wird in Berlin für die Besichtigung des Belastungskörpers eigentlich Eintritt verlangt und wenn ja, wieviel? (...)

Hallo DrJones,

na dann bin ich ja sehr beruhigt und werde auch weiterhin den unvergitterten Blick auf Neu Schwanstein genießen können wenn ich in Schwangau auf Familienbesuch bin und die Japaner werden's sicher auch danken ... de bayern han ebn klug ;-)

So weit ich weiß ist das Besteigen des Infoturms zur Zeit kostenlos, lediglich die Führungen sollen 4 - 6 EUR kosten. Auf der oberen Plattform ist die Vergatterung übrigens 1,20 m hoch, so dass man (so ab 8-Jahren) von dort dann wieder freien Blick auf das Objekt hat.

Aber vielleicht waren die Initiatoren ja so pfiffig, vor Errichtung des stählernen Gebildes ein paar Fotos vom Schwerbelastungskörper aus süd-westl. Richtung zu machen und verkaufen diese dann als Postkarten an die enttäuschten Fotographen. :8):

Viele Grüße nach Bayern

redsea

DrJones
Forenuser
Beiträge: 157
Registriert: 12.07.2008 11:35
Ort/Region: Bayern

Beitrag von DrJones » 22.09.2009 11:36

Florian Schulz hat geschrieben:
DrJones hat geschrieben: Persönlich finde ich den Erhalt des Belastungskörpers als notwendig, das Drumherum aber als gänzlich überflüssig.
Wir leben schließlich im 21. Jahrhundert mit Internet, DVD, Leihbücherei usw . Ein oder mehrere großformatige Informationstafeln erfüllen bei zig Denkmälern in BW und Bayern den gleichen Zweck.
Wie stellst du dir dann die Vermittlung von Informationen direkt vor Ort zum "Schwebekö" vor, wenn du gänzlich auf das Drumherum verzichten willst? Würden zudem sämtliche Informationen im Internet abrufbar sein, gäbe es niemanden mehr der diesen Ort im realen Leben aufsuchen würde...

Viele Grüße
Florian Schulz
Ich formulier es mal absichtlich sehr vorsichtig und höflich: Liest Du auch mal Antworten anderer Forumsteilnehmer oder überfliegst Du alles und schreibst ohne groß nachzudenken Florian?

Eine Informationstafel (siehe oben) der Göße 2x1,5 m würde sämtliche notwendigen Informationen preiswert und verständlich vermitteln.
Wir reden hier von einem Betonklotz ohne (tschuldigung mit fast keiner) Funktion. Menschen die ihn gezielt aufsuchen, haben bestimmt schon Informationen über ihn oder seine frühere Aufgabe. Menschen die zufällig vorbeikommen, sind vielleicht über eine kurze Information dankbar, werden aber kaum Geld für eine Führung oder den Blick von oben auf das Ding ausgeben.
Ein Beispiel wie man so was zeitgemäß und effektiv rüberbringen kann:
http://www.diebundesfestung.de/
In Ulm (BW) bzw Neu Ulm (Bayern) sind an vielen Überbleibseln der ehemaligen Bundesfestung gut strukturierte, großformatige Schilder aufgestellt. Wer mehr Information will kann online gehen oder besorgt sich ein Buch.
Ich denke in Berlin ist in diesem Falle mal wieder jemand übers Ziel hinausgeschossen.

Grüße an alle

Benutzeravatar
Krakau
Forenuser
Beiträge: 927
Registriert: 29.12.2007 23:14
Ort/Region: Krakau Polen
Kontaktdaten:

Beitrag von Krakau » 22.09.2009 20:49

DrJones hat geschrieben:
Wir reden hier von einem Betonklotz ohne (tschuldigung mit fast keiner) Funktion.

Menschen die ihn gezielt aufsuchen, haben bestimmt schon Informationen über ihn oder seine frühere Aufgabe. Menschen die zufällig vorbeikommen, sind vielleicht über eine kurze Information dankbar, werden aber kaum Geld für eine Führung oder den Blick von oben auf das Ding ausgeben. Wer mehr Information will kann online gehen oder besorgt sich ein Buch.

Ich denke in Berlin ist in diesem Falle mal wieder jemand übers Ziel hinausgeschossen.
:thanx: :thumbup: :thanx: Joop - ganz meine Meinung !

Gruß
Thomas

Benutzeravatar
redsea
Moderator
Beiträge: 5193
Registriert: 24.10.2006 15:35
Ort/Region: Ostwestfalen-Lippe

Beitrag von redsea » 23.09.2009 00:28

Na das unterschreibe ich vom Grundsatz her doch glatt mit, wenn gleich ich den einen oder anderen Punkt doch etwas anders sehe. Sicher hat dieses Objekt keine Funktion mehr, doch halte ich es aus historischer wie auch bautechnischer Sicht für sehr erhaltenswert und wertvoll. So wie z.B. auch alte Wehrbauten wie Burgen etc., stillgelegte Bahnhöfe, alte Windmühlen und und und, die im Übrigen auch alle keine Funktion mehr haben, zumindest nicht die ursprüngliche, zu dessen Zweck sie geschaffen wurden.

Was die Sanierungskosten betrifft, so kann man hier wirklich geteilter Meinung sein und wir werden wohl nie erfahren, ob denn jeder unserer Euros mit denen wir Steuerzahler diese Restaurierung bezahlt haben auch tatsächlich notwendig war. Man könnte ja mal die Ausschreibungen zur Sanierung einsehen. Aber wie mucimuc das schon ganz treffend schrieb, das Geld war da, in dieser Sparte und mußte zweckgebundene Verwendung finden und so entschied man sich es in dieses Denkmal zu stecken. Kindergärten und andere Einrichtungen werden halt aus einem anderen Stadtsäckelchen bezahlt.

Mir persönlich werfen sich jedoch um das ganze Drumherum die gleichen Fragen wie Euch auf und noch einige weitere. Dabei schwirrt mir immer wieder das Wörtchen "Größenwahn" durch den Kopf, das von den Initiatoren selbst ins Spiel gebracht wurde und ich mich frage, was ich denn nun für Größenwahn(sinnig) halten soll: die damalige Ingenieurskunst in Form eines Bodenbelastungskörpers überdimensionalen Ausmaßes oder dieses monströse Stahlkonstrukt, bei dem man fast annehmen könnte, als hätte sich hiermit jemand sein eigenes Denkmal schaffen wollen.

Bei der Suche nach Vergleichen laufe ich immer wieder ins Leere und immer wieder muß ich daran denken, wie solche Dinge von und in anderen Städten gelöst werden, wie hier ja auch schon von DrJones und anderen beschrieben. Am beispielhaftesten ist für mich da Hannover, wo an jedem in irgend einer Art geschichtsträchtigen oder sonst wie bedeutendem Haus, Bauwerk oder Objekt eine Informationstafel mit den wichtigsten Informationen angebracht ist. Bedarf es mehr Informationen, so sind zusätzlich größere Informationstafeln aufgestellt. Auch im Falle des Bodenbelastungskörpers würde dies meiner Ansicht nach vollkommen ausreichen um den Informationsbedarf des interessierten Publikums zu decken und auch ich denke, dass man hier, freundlich ausgedrückt, ein ganzes Stück über das Ziel hinaus geschossen ist.

Von einem wirklich tollen Ansatz mit beispielhaften Ideen wie z.B. den Inseln die zum Denkmal führen, ist man dann in eine mir völlig unverständliche Richtung abgedriftet und mir erscheinen die Erklärungsversuche zur Errichtung dieses riesigen Stahlturms eher kläglich und sehr oberflächlich. Erläuterungen, weshalb man sich hier für einen Turm aus Stahl entschieden hat, habe ich bisher nirgendwo gefunden. Neben einem Objekt aus der Zeit des Dritten Reichs einen so genannten Infoturm derart monströs und aus Stahl zu errichten, halte ich für sehr bedenklich und nur die wenigsten werden wissen, dass er nicht aus Krupp-Stahl ist. Auch finde ich auf den Informationsseiten im Netz keinerlei Erklärung dazu, was die auf mich sehr martialisch wirkende, vergitterte Stahlverkleidung des Turms zum Ausdruck bringen soll und eben so wenig zur Form des Infoturmes. Hierzu neben einem Objekt aus der Zeit des Dritten Reichs eine runenförmige Geometrie zu wählen finde ich, ebenfalls noch freundlich ausgedrückt, sehr ungeschickt. Darüber hinaus frage ich mich, warum man für den Informationsturm als Standort gerade eine der beiden (freien) Sichtachsen auf den Bodenbelastungskörper gewählt hat. Auch hierzu finde ich auf den Seiten der Initiatoren keine Erklärung. Ein Denkmal, das nicht sehenswert sein soll, weshalb man seine Ansicht mit einem vergitterten Turm versperrt, es aber doch als sehenswertes Denkmal in die Höhe hebt. Oder reduziert man es eher, in dem man neben ihm einen noch höheren Turm erbaut?

Seit 2007 saniert man nun dieses Objekt, in das mittlerweile eine knappe Million Euro geflossen ist, aber in dieser Zeit hat man es nicht geschafft eine entsprechende web-Präsenz auf die Beine zu stellen und damit die geschichtlichen Hintergründe, bautechnische Erläuterungen etc. darzustellen und Antworten auf die sich dem interessierten Publikum oder kritischen Betrachtern stellenden Fragen zu geben. Sehr schade, aber vielleicht war man in den zwei Jahren ja doch zu sehr mit dem Turmbau zu Berlin beschäftigt.

Und immer noch oder gerade wieder, frage ich mich: was ist Größenwahn?

Grüße

redsea

Benutzeravatar
kuhlmac
Forenuser
Beiträge: 2298
Registriert: 18.06.2005 12:42
Ort/Region: Hamm / Iserlohn

Beitrag von kuhlmac » 23.09.2009 09:00

Jetzt habe ich mir das lange angesehen, und da ich ja den ursprünglichen Artikel gepostet habe, muss ich doch auch noch eine Kleinigkeit loswerden, lieber Kai.
redsea hat geschrieben:Na das unterschreibe ich vom Grundsatz her doch glatt mit, wenn gleich ich den einen oder anderen Punkt doch etwas anders sehe. Sicher hat dieses Objekt keine Funktion mehr, doch halte ich es aus historischer wie auch bautechnischer Sicht für sehr erhaltenswert und wertvoll. So wie z.B. auch alte Wehrbauten wie Burgen etc., stillgelegte Bahnhöfe, alte Windmühlen und und und, die im Übrigen auch alle keine Funktion mehr haben, zumindest nicht die ursprüngliche, zu dessen Zweck sie geschaffen wurden.
Ganz genau so sehe ich das auch.
Was die Sanierungskosten betrifft, so kann man hier wirklich geteilter Meinung sein und wir werden wohl nie erfahren, ob denn jeder unserer Euros mit denen wir Steuerzahler diese Restaurierung bezahlt haben auch tatsächlich notwendig war. Man könnte ja mal die Ausschreibungen zur Sanierung einsehen. Aber wie mucimuc das schon ganz treffend schrieb, das Geld war da, in dieser Sparte und mußte zweckgebundene Verwendung finden und so entschied man sich es in dieses Denkmal zu stecken. Kindergärten und andere Einrichtungen werden halt aus einem anderen Stadtsäckelchen bezahlt
.

Jaaaa... als (auch) gelernter Regionalwissenschaftler muss ich dir prinzipiell recht geben, sehr sogar. Trotzdem ist es möglich, Gelder aus Haushaltstiteln noch umzubuchen. oder im nächsten Jahr nicht mehr abzufordern und eine andere Verwendung zu ermöglichen; allerdings geht das nur, wo die Kameralistik reduziert oder abgeschafft wurde, ansonsten ist es tatsächlich schwierig. Und ob Berlin als Pleitegänger der Nation das wirklich dafür "übrig" haben sollte.... tja. Möglicherweise gab es mächtig Bundeszuschüsse. Landeszuschüsse ja sowieso...

Mir persönlich werfen sich jedoch um das ganze Drumherum die gleichen Fragen wie Euch auf und noch einige weitere. Dabei schwirrt mir immer wieder das Wörtchen "Größenwahn" durch den Kopf, das von den Initiatoren selbst ins Spiel gebracht wurde und ich mich frage, was ich denn nun für Größenwahn(sinnig) halten soll: die damalige Ingenieurskunst in Form eines Bodenbelastungskörpers überdimensionalen Ausmaßes oder dieses monströse Stahlkonstrukt, bei dem man fast annehmen könnte, als hätte sich hiermit jemand sein eigenes Denkmal schaffen wollen.
Ob ich diesen Besichtigungs-Turm für "größenwahnsinnig" halte, weiss ich nicht. Er hat mich auf den ersten Blick etwas gestört, das gebe ich zu, und ich würde auch Tafeln ( zur Not aus Metall :) ) für ausreichend halten. Beton: Es kommt halt drauf an, was man daraus macht. - aber größenwahnsinnig...?? hmm. hart an der Grenze würde ich sagen. Irgendwie wollte man ja einen Blick "aufs ganze" ermöglichen, und das geht wohl mit einem Turm ganz gut. Wie der letztlich aussieht.... naja.

Die damalige Ingenieurskunst halte ich sicher nicht für größenwahnsinnig, sondern nur die Planungen. Das war schon extrem. Aber auch interessant, wenn man das ganze mal "für sich" nimmt. Vieles ist ja - wie hier schon geschrieben - anders auch anderswo zu finden bzw. nach dem Krieg entwicklet worden. Und in der UdSSR hatte man ja auch manch ähnliche Vorhaben.
Um diese Planungen umzusetzten, brauchten ob des Untergrundes die Erbauer halt ein Testobjekt. Voilá - da haben wir es. Letztlich eines der einzigen "realen" Zeugen für die Germania-Planungen und daher sicher erhaltens- und in Grenzen restaurierungswert. Meine ich. Der Umfang ist, wie bei allen Objekten, sicher diskutabel. Aber grundsätzlich: ja. Wie Kai ja schon geschrieben hat:
"doch halte ich es aus historischer wie auch bautechnischer Sicht für sehr erhaltenswert und wertvoll."
Beste Grüße
Christian

Antworten