Nebelverbände, -Einheiten im Bereich FLAK

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
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EricZ
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Nebelverbände, -Einheiten im Bereich FLAK

Beitrag von EricZ » 03.06.2004 16:36

Moin,

wer hat mal etwas gefunden über den Einsatz von Nebeleinheiten?

In Duisburg gab es während der Kriegzeit eine Heimat-Nebel-Kompanie, die zur Flakgruppe Duisburg zählte. im Bereich der Flakgruppe gab es ja neben Holten auch Meerbeck, und da an beiden Orten Sprit synthetisiert wurde, mußte man hier scheinbar auch immer wieder einnebeln-

Gab es in jder größeren Stadt solche Einheiten und wie haben die gearbeitet?

Grüße, Eric

Übrigens: Altkanzler Helmut Kohl muß wohl als junger Kerl am Obersalzberg mitgenebelt haben.
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JW

Beitrag von JW » 03.06.2004 18:24

Der Einsatz von Nebelverbänden ist beschrieben bei:
Hampe, Erich: Der Zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg. Dokumentation und Erfahrungsberichte über Aufbau und
Einsatz. Frankfurt 1964. S. 354-360.

Allerdings sind zur Dislozierung keine Angaben enthalten. Die Größe einer Ortschaft war sicher nicht entscheidend für den Einsatz von Nebelverbänden, sondern die Luftgefährdung.

Im Juli 1944, zum Zeitpunkt der größten Stärke der Flugabwehr, waren lediglich 75 Nebelkompanien vorhanden, davon waren 64 im Heimatgebiet, 7 im Süden und 4 an der Ostfront (Rumänien - Ölgebiet von Ploesti) eingesetzt. (Nach Grabmann, Walter: Geschichte der deutschen Luftverteidigung. Unveröffentlichtes Manuskript im BA-MA, Signatur ZA 1/2476, Seite 898-914).

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EricZ
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Alles etwas nebulös...

Beitrag von EricZ » 03.06.2004 19:06

Moin JW,

Danke für den Quellenhinweis! :thumbup: War mir neu.

Das mit der Größe einer Gemeinde war für mich übrigens nicht das alleinige Kriterium ;)
Viele sehr gefährdete Angriffsziele lagen zumindest im Ruhrgebiet häufig in größeren Stadten und Duisburg, Rheinhausen usw. waren damals LS-Orte 1. Ordnung, wegen der besonderen Gefährdung.

Da aber nicht nur großflächige Industrie, sondern auch viele einzelne Objekte wie Bahnbrücken u.ä. zu den Schutzobjekten zählten, stimme ich Dir auf jeden Fall zu, das nicht die Größe, sondern auf jeden Fall die Luftgefährdung das ausschlaggebende Kriterium für einen Nebeleinsatz war.

Kann es sein, daß die Nebel-Kompanien zwar von der Flak mit geführt wurden, aber einem anderen Bereich zugehörig waren?

Womit wurde eigentlich wie Nebel produziert?
Ich finde immer nur Hinweise auf Nebelfässer.
Wurden die ausgeschüttet, angezündet oder wat passierte da eijentlich ?

Viele Grüße, Eric
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Wetback
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Beitrag von Wetback » 03.06.2004 20:00

Nebelfässer=100 liter Stahlblechfässer die mit Nebelsäure gefüllt war.
durch öffnen der Ventile verband sich die Nebelsäure mit der in der Luft vorhandenen Fechtigkeit.
Quelle Rechtsrheinisches Köln Band 20 Autor Herr Gebhard Aders.

In Köln gabe es seit Sommer 1943 acht Nebelkompaniere, die nicht der Flakdivision unterstanden sondern dem Luftgaukommando in Münster.
Die Fässer standen an wichtigen Industrieanlagen, Brücken, Eisenbahnlinien, Bahnhöfe.
Quelle gleiches Buch wie oben.

Stefan

Devon

Beitrag von Devon » 03.06.2004 21:10

Die Nebelsäure bestand IMHO aus je zur Hälfte aus Schwefeltrioxid und Chlorsulfonsäure.

JW

Beitrag von JW » 03.06.2004 22:16

Neben den Nebelfässern wurde vor allem das Nebelgerät 80 (Nb 80) verwendet, das mit einem Nebelbehälter von 250 l Inhalt versehen war.
Die Nebelsäure wurde - auch beim Nebelfaß - durch Preßluft unter Druck aus dem Behälter ausgeblasen.
Mit einem vollständig gefüllten Gerät und 6 Bar Druck ließ sich eine Nebeldauer von 2 Stunden 20 Minuten erreichen.

Als Nebelsäure diente Chlorsulfonsäure, die beim Versprühen durch den Wasserdampf der Luft in hygroskopische Schwefelsäure und Salzsäure gespalten wurde. Beide Säure zogen heftig Wasser an und bildeten dadurch feine Nebeltropfen.
Die Nebelsäure selbst zerfraß Stoff, Leder, war äußerst hautschädigend und verursachte schwer heilende Ätzwunden. Beim Einatmen selbst geringer Mengen traten lebensgefährliche Schädigungen der Atemwege auf.
Quelle: Hampe, a.a.O., S. 356 f.

Nach einer anderen Quelle wurde Nebelsäure erzeugt aus einer Mischung von Chlorsulfonsäure und flüssigem Schwefeltrioxid im Verhältnis 60:40 bzw. 50:50. (Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie, Bd. 15.- München-Berlin 1964)

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Beitrag von Gina » 04.06.2004 03:03

Vor einigen Monaten entdeckte ich im Essener-Süden ein Materiallagerplatz der OT. Es handelte sich dabei um ein Nachschublager der Stabsstelle Hansa.
Die Erschließung zur Neubebauung eines verbliebenen Geländestückes brachte eine Belastung mit dem Gift Hexachlorethan an den Tag. Ich recherchierte nach der Verwendung dieser Chemikalie. Mike aus Ob. hatte die Lösung. Es handelt sich um einen Nebel erzeugenden Kampfstoff.
Diente der Nebelstoff dem Schutz der eigenen Stabsstelle Hansa, der OT Objekte wie z.B. Schwalbe I, der vielen Flak Stellungen an der Ruhr, der Horch- und Scheinwerferstellungen oder den Kruppwerken in der Stadtmitte von Essen ?
Ein Skandal ist,:shocked: daß große Teile dieses vergifteten Bodens, schon in den 60.Jahren mit einer „Schule“ nebst Schulhof und Sportplatz, überbaut wurden! :holy:
"Lieber Tommy, fliege weiter, hier wohnen nur die Ruhrarbeiter ..."

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Beitrag von Munamann » 04.06.2004 07:59

Hi Gina,
für den Nebel fehlt noch der Zinkstaub zum Hexachlorethan. Beim Verschwelen bildet sich stark hygroskopisches Zinkchlorid, was dann den Nebel macht. Geht auch mit Chlorkohlenstoff und Zink, heißt dann "Berger- Mischung", wobei die erstgenannte Mischung wohl auch so bezeichnet wurde. Ist aber mehr zur Gefechtsfeldvernebelung gedacht gewesen (Nebeltöpfe/- Kerze).Die organische Komponente ist jedenfalls schön giftig...
Gruß
Munamann
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alles sehr nebulös...

Beitrag von EricZ » 04.06.2004 09:13

Moin,

Zu der anscheinend "klassischen Mischung" für die Herstellung künstlichen Nebels aus Chlohrsulfonsäure und Schwefeltrioxid findet man heute so einiges an Informationen:

Chlorsulfonsäure (HClO3S)

Farblose bis schwach gelbliche Flüssigkeit von stechendem Geruch. An feuchter Luft stark rauchend.

Verursacht schwere Verätzungen an Haut und Schleimhäuten. Nach Einatmen der Dämpfe ist mit der Ausbildung von Lungenödemen zu rechnen. Bei Verätzung der Augen besteht Erblindungsgefahr. Nach Verschlucken: Schleimhautirritationen im Mund, Rachen, Speiseröhre und Magen-Darmtrakt. Für Speiseröhre und Magen besteht Perforationsgefahr.


Schwefeltrioxid (SO3)

Im Normzustand weißgelbliche asbetartige Kristalle.Unter Einwirkung von Wasser bildet Schwefeltrioxid Schwefelsäure. Schwefeltrioxid wird in der Technik als Zwischenprodukt bei der Schwefelsäureproduktion hergestellt. Reines Schwefeltrioxid wird in der Technik für organische Synthesen verwendet (u.a. zur Herstellung von Sulfonamiden = Arzneimittel).

Flüssiges Schwefeltrioxid gehört zu den gefährlichsten Arbeitsstoffen überhaupt. Schwefeltrioxid ist stark ätzend und verursacht schwere Schäden an Haut, Augen und Atemwegen
Jeder Schwefeltrioxid -Transport benötigt in Deutschland eine Sondergenehmigung.
Im Normzustand ist es fest, verdampft aber sehr leicht und bildet mit feuchter Luft Nebel; Schwefeltrioxid bildet mit Wasser Schwefelsäure


Interessant auch http://www.ericards.net


Wenn in Deutschland so einiges während der Kriegsjahre immer wieder eingenebelt wurde, wie lange waren die Flächen eigentlich kontaminiert?
Heute werden ja wohl keinerlei Gefahren mehr davon ausgehen, oder? :shocked:

Viele Grüße, Eric
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-zAc- (†)
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Luftschutznebelverbände der Luftwaffe

Beitrag von -zAc- (†) » 22.03.2011 01:11

Hallo zusammen,

hier ein Auszug aus einer Dokumentation von Erich Hampe, die das Thema gut beschreibt.

Weitere Informationen

http://www.bbk.bund.de/cln_012/nn_13642 ... __nnn=true

Gruß
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-zAc-
Mit leerem Kopf nickt es sich leichter. (Žarko Petan)

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