Luftschutz auf dem Lande

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
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Baum
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Luftschutz auf dem Lande

Beitrag von Baum » 30.09.2004 23:15

hallo zusammen,
auch auf dem "flachen" Land war Luftschutz ein lebenswichtiges Thema, besonders wennman in der Nähe einer Großstadt oder auch einer Scheinanlage lebte. Feuersturm und CO-Vergiftung waren hier wohl weniger gefährlich als vielmehr die direkten Treffer.
Trotzallem müssen auch hier - mein Wohnort hatte damals vielleicht an die 2.500 Einwohner - entsprechende Schutzräume ausgewiesen worden sein. Im süddeutschen Weinbaugebiet waren natürlich die gewölbten Sandsteinkeller für diese Aufgabe prädestiniert, auch wenn sich diese in der benachbarten Großstadt Heilbronn als tödliche Fallen erwiesen. So konnte man bis vor wenigen Jahren noch an solch einem alten Keller (damals am Ortsrand) das Schild "Schutzraum für ?Personen" lesen. (Zwischenzeitlich hat unser lieber Schultes den Keller überbaut).

Auf eine andere Form des Luftschutzes sind wir anläßlich einer kleinen Exkursion in die mitteldeutschen Braunkohlereviere in Zeitz in Sachsen - Anhalt (Dreiländereck Sachsen - Thüringen - Sachens-Anhalt) gestoßen (no pics, da Akku leer und chip voll).
Dort wurden schon im Mittelalter unter den Häusern im anstehenden Sandstein Bierkeller errichtet (weniger um des Bieres als vielmehr um der Biersuppe als Grundnahrungsmittel willen) und zum Teil auch verbunden.
Im 1000-jährigen Reich wurden diese Keller(gemeinschaften) dann ausgebaut und verbunden, so dass sich heute unter der Altstadt ein weitläufiges Gangsystem befindet. (Natürlich haben diese alten Keller und Gänge auch schon in früheren Krisenzeiten als Versteck und Unterschlupf gedient.)
Vielleicht weiß sonst noch jemand etwas zu diesen - im Vergleich zu den Großbunkern - eher individuellen Schutzräumen mehr.
P.S. Zeitz lohnt sich auf alle Fälle, wenn man in der Nähe ist.
Gruß
Baum

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Michael aus G
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Beitrag von Michael aus G » 01.10.2004 20:25

Hi,

kann ich nur bestätigen. Ca. 30 km südl. liegt Gera. Auch unsere Innenstadt ist voll dieser Bierkeller. Man nennt sie "Höhler". Die Bürger innerhalb der Stadtmauer hatten das Braurecht und haben sich durch Bergleute diese Höhler unter ihren Häusern graben lassen. Das Braurecht war allerdings nur für den Eigenbedarf. Der trotzdem anfallende Überschuß durfte einmal im Jahr allerdings verkauft werden. Damit man wusste wo, ging eine Bierstange in der Stadt herum (am Hause angesteckt). Diese wurde dann immer weitergereicht. Allerdings war dies nur ein Leichtbier, was anstelle von Wasser konsumiert wurde. Der Grund war, das Bier sauberer und länger zu lagern war als Wasser. Ein echtes Grundnahrungsmittel also. Deshalb steht Bier auch in Bayern noch in der Grundnahrungsmittelliste und wird mit 7% statt 16% MWSt. besteuert (schlau die Bayern...).
Unsere Höhler wurden dann auch ab 1939 miteinander verbunden. Ein Teil lässt sich dadurch in einem Rundgang (am Naturkundemuseum) begehen.

mfg
Michael aus G.
Gib mir genügend Schubkraft und ich bringe dir ein Klavier zu fliegen!

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