@ Joe
Hallo Joe,
bereits 1941 machten SS und Wehrmacht am Toplitzsee Waffenversuche. Bis Ende 1943 etwa sind Tests der Wehrmacht dokumentiert. „Die Waffen-SS wird vom 20.04.-25.05.1941 am Toplitzsee Schiessübungen abhalten“ (Landrat des Kreises Gmunden an das Gemeindeamt in Bad Aussee).
Im Frühjahr 1942 erschien eine SS- oder Wehrmachtseinheit mit 3,7 cm PAK zum Zielschiessen. Dafür wurden über den (relativ schmalen) See in entsprechender Entfernung Seile quer gespannt, die dann Zieltafeln hielten (Dauer ca. 2 Wochen, eventuell ein Ausbildungslehrgang).
1942 und 1943 kamen mehrmals Artillerieeinheiten nach Gößl (Dorf von Gmunden auf dem Weg zum Toplitzsee, etwa 750 m entfernt). Diese Einheiten hatten „meist“ zwei Geschütze dabei, einen 15 cm und einen 21 cm Mörser. Diese wurden etwa 120 Meter von der Gößler Wand aufgestellt und auf diese Wand gefeuert.
Erprobt wurde die Festigkeit eines neuartigen Spezialstahls, aus dem die Spitze der Geschosse gefertigt wurde. An der Tiefe des Eindringens in den Fels bzw. am Grad der Beschädigung der Geschossspitze konnte die Güte des Materials festgestellt werden. Es dürfte sich um Manganstahl gehandelt haben (dieser war wesentlich billiger herzustellen als der bisher verwendete Wolframstahl). In metallurgischen Instituten (also nicht am See, die abgeschossenen und wieder eingesammelten Geschosse bzw. deren Teile wurden in Kisten verschickt) wurden die Geschosse dann auf Härte, Festigkeit und Zähigkeit untersucht. Die Geschosse sollten in den Felsen eindringen, nicht zersplittern und sich nicht verbiegen. Bei den an der Gößler Wand erprobten Geschossen handelte es sich aber nicht um übliche Artilleriemunition, sondern um Röchlinggeschosse. („Flügelstabilisiertes Langgeschoss, entwickelt für Kaliber 3,7, 5, 10, 15, 17, 21, und 34/35 cm. Für die betonbrechende 21 cm Röchling-Granate für den 21 cm Mörser (Haubitze) 18 wurde die Serienfertigung zu Beginn des Jahres 1942 geplant. Durchschlagskraft in Beton etwa 2-einhalb Mal höher als Standardgeschoss. Es wurden sowohl Kalibergeschosse als auch unterkalibrige Geschosse entworfen und erprobt.“)
Die mit dem 21 cm Mörser verschossene Röchlinggranate wies ein Kaliber von 12 cm, eine Länge von 2,30 Meter und eine Wandstärke von 2 cm auf (solche Geschosse wurden am und im See gefunden, dazu auch Kaliber 23 cm mit einer Länge von 3,50 m und einer Wandstärke von 5 cm.)
Neben der Erprobung der Geschossspitzen scheint auch das Problem der instabilen Fluglage eine Rolle gespielt zu haben.
Die Geschosse fanden sich auch in der Dachsteinwand (1977 gefunden) und auf dem Zinken in Bad Aussee (1985 gef.) Keines der Geschosse besaß einen Sprengkopf.
Eine Röchlinggranate (an der Felswand abgeprallt und daher verbogen) kann man in dem kleinen privaten „Museum“ vor dem Gasthaus „Fischerhütte“ direkt am See jederzeit besichtigen.
Falls Du noch mehr Infos zum See hast (was wurde 1963 dort angeblich geborgen? ) wäre ich sehr interessiert
Uupsss....ein Toter!
Der Taucher Alfred Egner aus Haar. Am 31.10 1963 von 10.51 – 11.18 Uhr aus 67 Metern Tiefe.
Außerdem (offiziell) geborgen:
Nylonleine
4 Stahlseile in verschiedenen Stärken (3mm-16mm)
Schaltkasten
Gehäuse für Schaltkasten
2 Abschußrampen
3 Leere Kisten
1 Offene Kisten
7 zerstörte Pfundnotenkisten (5 nicht geborgen)
7 Kisten mit (Ein-?)-Pfund-Noten
1 Kiste mit 5-Pfund-Noten
1 große Kiste mit 5- und 10-Pfund-Noten
2 Kistendeckel
Geräte der Marineversuchsstation (nicht näher definiert)
Granatsplitter
Sprengdraht
Sprengkapseln
Ofenrohr
Druckstöcke für „5-Pfund“-Noten
2 Blechdeckel (1*750 mm Durchmesser,10mm stark, 1*800mm Dm, 10 mm, gelocht)
2 Kanthölzer, davon eines mit Seilverschnürung
Rohrstück
Kiste mit Druckstöcken für „10-Pfund“-Noten, Druckstöcken für „50-Pfund“-Noten, Nummernstempel, Wasserdrucke, Ausweise in Deutsch, englisch, Italienisch und „kyrillisch“.
Weiters gefunden, aber Bergung fehlgeschlagen:
1 Unbekanntes Objekt am Stahlseil
Stahlseil, „vom Nord- zum Südufer laufend“
Dokumentierte Versuche der CPVA am Toplitzsee ab Sommer 1943:
1. Sprengstofftest unter Wasser. Die stärkste Ladung hatte 4000 kg. Auf einem Bild sieht man die Wassersäule einer 3000 kg Ladung, die in 50 Metern Tiefe gezündet wurde. Beeindruckend! Daneben Versuche mit Torpedoköpfen mit 300 kg, die in Tiefen zwischen 10 und 30 Metern erfolgten
2. Projekt „Ursel“, Unterwasserrakete: „Ursel“ sollte U-Booten die Möglichkeit der aktiven Verteidigung gegenüber Zerstörern, U-Jägern usw. geben. „Ursel“ sollte eine Reichweite von 300 Metern und eine Geschwindigkeit von mehr als 30 sm/h erreichen. Die Ladung sollte ein großes Loch bei dem angegriffenen „Jäger“ verursachen und wurde auf 15 kg hochwertigen Unterwassersprengstoff festgelegt, wodurch bei einem Zerstörer etwa ein Leck von ca. 5 m3 hervorgerufen wird (keine Versenkung). Die Zündung sollte beim Aufschlag ODER beim Durchbrechen der Wasseroberfläche ansprechen. Letzteres sollte verhindern, dass die Bahn der U-Rakete erkannt wird, außerdem erhoffte man sich eine gewisse Splitterwirkung . Länge der Rakete: 1,80 Meter, Kaliber 15 cm, Gewicht 80 kg.
3. Akustische Minenräumung: Mit Hilfe eines V-1-Triebwerks wurden Versuche zur Minenräumung durchgeführt. Diese Minen waren mit Zündern ausgestattet, die bei einer bestimmten Phonzahl detonierten. Wahrscheinlich diente der Versuch am T-See dem Ziel, akustische Minenzünder zu entwickeln, die weder zu früh noch zu spät zündeten.
Dazu gehört wahrscheinlich auch eine Kugelmine, die 1983 geborgen wurde und an der „Fischerhütte“ besichtigt werden kann)
4. Wurfkörper „Flamm“: Der deutsche „32 cm Wurfkörper Flamm“ (auch Schweres Wurfgerät 41) verschoss bei einer Reichweite von max. 2200 Metern und einer Fluggeschwindigkeit von 145 m/sec ein Geschoss mit einer Sprengladung von 1 kg und einem Flammölgemisch von 40 kg. Die Treibsätze dieses Werfers machten anfänglich Probleme („pulsierendes“ Abbrennen). Diese Probleme wurden durch die Versuche am T-See anscheinend gelöst. AUCH EIN SOLCHES GESCHOSS IST AN DER FISCHERHÜTTE AUSGESTELLT!
NEIN, ich bin nicht mit dem Besitzer der Fischerhütte verwandt und ich bekomme auch keine Provisionen.
Die Versuche mit dem V 1 Triebwerk machten dann noch deutlich, wie genau, seriös und vertrauenswürdig manche Presseleute arbeiten. 1983 wurden durch den Deutschen Dr. Fricke mit seinem Tauchboot Teile dieser Rakete („zentraler Klappenteil“) entdeckt. Ein Gespräch von Dr. Fricke mit einem österreichischen Beamten (die wohl zuerst in Richtung "Flugzeugteile" ging) wurde von einem Reporter belauscht. Am nächsten Tag konnte man in den Zeitungen von Flugzeugteilen im Toplitzsee lesen. Kurz darauf war es dann schon ein ganzes Flugzeug und am Ende saß der Pilot noch mit seiner ledernen Fliegerhaube im Cockpit und hielt den Steuerknüppel immer noch fest umklammert.....
Die Tauchfahrt von Dr. Fricke ist selbst etwas mysteriös. Dieser sicherlich sehr teure und aufwändige (Genehmigungen der österreichischen Behörden, Absicherungen etc) Tauchgang (gesponsert unter anderem von der Zeitschrift „GEO“) galt angeblich einzig und allein einem Wurm, der in der sauerstofflosen Tiefe des Sees lebt (der Wurm, Name ist mir leider entfallen, wurde tatsächlich gefunden, neben allerlei Kriegsgerät natürlich).
Habe diesen „Artikel“ bereits vor 2 Stunden einmal geschrieben, beim „Hochladen“ (GENAU DANN!!) schaltete der PC komplett ab..*+!“§$%&/..., könnte also sein, dass ich jetzt bei der Aufzählung der 1963-Bergung mal die eine oder andere Kiste zuwenig oder zuviel gezählt habe...nicht böse sein..
QUELLEN:
Toplitzsee: „Geheimnis Toplitzsee“, W. Kopacka....“Der Toplitzsee“ von Dr. M. Köberl...“Schätze im Salzkammergut“ von „M. Zauner“.
Waffen: „Die deutschen Geschütze 1939-1945“, von Senger und Etterlin, „Die deutschen Geheimwaffen des 2. Weltkriegs“ von R. Lusar
Hoffe, Dir geholfen zu haben. Ein schönes Wochenende wünscht
Ralf