Einmarsch- Invasionspläne der Russen?

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
Gast

Beitrag von Gast » 16.03.2004 13:48

Lasse hat geschrieben:Wie waren die Reaktionen der Anwesenden und der Presse? :lol:
Keine Ahnung, ich war damals noch zu klein um mir Sorgen über den Atomkrieg zu machen. Der Segen der späten Geburt, quasi....

War aber offenbar so ein Mikrofon-Test-Scherz bei einer Pressekonferenz, über den dann niemand so richtig lachen konnte.

brumml

Beitrag von brumml » 01.04.2004 17:42

Moin,

ich bin zwar kein Experte auf dem Gebiet der strategischen Planung (wer ist das schon?) aber mit gesundem Menschneverstand kann man meines Erachtens schon recht viel anfangen.

Aber in der Doktrin des Warscheuer Vertrages (WV) bis 1986 / 87 ist klar ersichtlich, daß die Vereinten Streitkräfte des WV auf eine Aggression hin reagiert hätten und erst dann den Aggressor auf seinem eigenen Territorium vernichten wollten. Ab 87 wurde dann die Verteidigungsdokrtrin klar in der Vordergrund gestellt.

Ich denke, daß jedem klar ist, daß man in der jütländischen Operationrichtung mit Seelandungen und Luftlandungen rechnen muss. Schon die geogrphischen Bedingungen lassen anderes nicht zu.

Und das die Erfurter Operationrichtung (Thüringer Operationsrichtung) von Truppen ausgeführt wird, die den Kampf im bewaldeten Mittelgebirge beherschen wird auch jedem klar sein.

Genaueres wußten im WV nur drei Marschälle der SU. Über die Planung der möglichen Handlungen der NVA waren in vollem Umfang nur der Minister für Nationale Verteidigung (in der DDR immer ein General / Admiral mit Ausnahme des Pfarrer Eppelmann), dessen Stellvertreter und Chef des Hauptstabes der NVA (westlicher Sprachgebrauch - Generalstabschef) und der Chef Operativ der NVA informiert. Die beiden Befehlshaber der beiden Armeen der NVA (Miltärbezirk III und V - eigentlich ja nur in der Stärke je eines Armeekorps), deren Chefs der Stäbe und deren Chefs Operativ wußten um die Handlungen der Armeen. Da beide Armeen aber je einer Front der Sowjetischen Streitkräfte unterstellt worden wären, wäre ihr Wissensstand schon nicht mehr allumfassend. Daher liebe Leser, sind all die bekannten Darstellungen und Filme die so in den Journalien rumgeistern, absolute Hirngespinste, auch wenn dabei sicher ob der logischen Überlegungen, ein Fünkchen Wahrheit bei sein wird. Sämtliche operativen Dokumente der NVA, wurden schon vor Einzug der Herren der BW in die Kasernen der "noch" NVA, nach Wünsdorf, zum Stab der Westgruppe der Streitkräfte (ehemals Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland) verbracht und von den Russen ins vereinte Oberkommando nach Moskau verschickt. So sind alle Euch bekannten Angriffs- und Stoßrichtungen, die sonst was für kluge Leute als bare Münze ausgeben - Pillepalle.

Der Einsatz von Kernwaffen war, so denke ich jedenfalls, von keiner Seite gewollt. Im äußersten Notfall, also kurz vor der totalen Niederlage einer der beiden Seiten, hätte es eventuell zum Einsatz von KW im größeren Stil und höherer Kt-Zahlen kommen können. Es wäre an den Poltikern gewesen, diesen Einsatz zu verhindern. Ob das geklappt hätte, darf mit ruhigem Gewissen bezweifelt werden.
In machen Fällen hätten jedoch Gefechtsfeldkernwaffen zum Einsatz kommen können. Das wären dann aber Kernwaffen kleinster Leistung mit Luftdetonation gewesen (bis max. 0,8 Kt). Nach einer Luftdetonation einer solchen Gefechtsfeldkernwaffe hätten, ein bißchen lax gesagt, "... die Infanteristen die Kragenbinde gewechselt und wären wieder in Anschlag gegangen...". Deren Einsatz ist eigentlich nur vorstellbar um Konzentrierungsräume anzugreifen, Schlüsselgelände unpassierbar zu machen, offene Flanken zu decken oder Breschen zu schlagen. Wobei Breschen schlagen und das reine Durchbruchsgefecht heute nicht mehr in jedem Falle notwendig sein wird, da es keine geschlossenen Fronten wie im I. + II. WK üblich, geben würde.

Zu den Tiefen vielleicht noch ein Gedanke.
Für die NVA, im Rahmen je einer sowjetischen Front, war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Rhein Schluß. Wenn sie überhaupt bis dahin gekommen wäre, weil ja auch der WV nicht aus dem Stand heraus hätte angreifen können und entsprechend der Militärdoktrin auch gar nicht wollte. Der WV wollte auf eine Aggression reagieren, auch wenn viele das hier nicht wahr haben wollen. Also wäre auch die NATO nicht Freitag um 13.00 Uhr angegriffen worden. Denkbar ist aber ein Szenarion, nach dem der WV einem Schlag gegen Teilnehmerstaaten zuvor gekommen wäre. In jedem Falle wären die BW nicht auf den Autobahnen und Zügen zu Ihren Heimatorten gewesen sondern im Felde.

Die erste strategische Staffel des WV (zu welcher ja die NVA gehörte) hätte spätesten am Rhein soche Verluste erlitten, daß die zweite strategische - oder gar die dritte strategische Staffel hätte eingeführt werden müssen um die Ufer des Atlantiks zu erreichen.
Und in der zweiten und dritten Staffel wären dann auch solche Armeen wie die der Bulgaren oder Ungarn eingesetzt worden, natürlich auch mit Truppen der Sojetarmee.

Aber wie gesagt, ein Angriff des WV setzte immer gesicherte Kenntnisse über eine bevorstehende Aggression der NATO oder gar einen Angriff der NATo auf das Territorium des WV voraus.

Gruß Brumml

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