Der BREN-Tower in Nevada - ein Turm für Versuche mit einem n

Militärische Objekte und Anlagen ab 1945
Harald

Der BREN-Tower in Nevada - ein Turm für Versuche mit einem n

Beitrag von Harald » 14.12.2003 07:40

Auf dem Atomtestgelände in Nevada gibt es ein ziemlich einmaliges Bauwerk und zwar den 465 Meter hohen BREN-Tower.
Dieser Turm trägt auf seiner Spitze einen Atomreaktor!
Weitere Informationen auf http://www.shundahai.org/bren_tower.htm und http://www.weathergraphics.com/tim/tower.htm

Gast

Beitrag von Gast » 14.12.2003 11:23

Was es nicht alles gibt...
Wenn die vom Turm aus die Tests gemacht haben, muss der doch auch radioaktiv verseucht sein...

berndbiege

Atomreaktor on top?

Beitrag von berndbiege » 19.12.2003 21:46

Also, entweder verstehe ich das technisch nicht oder mein Englisch (oder Deutsch) reicht nicht ... da soll an der Spitze doch wohl eher ein "linear accelarator" sein, das ist doch kein Atomreaktor, sondern ein Teilchenbeschleuniger (klärt mich auf, wenn ich da falsch liege!).

Der Reaktor war, so verstehe ich das, nicht oben draufgesetzt, sondern hing wie an einem gigantischen Kran: "A small, unshielded (bare) reactor was mounted on the hoist car and moved to various heights up and down the tower."

Kann mir 'mal jemand auf die Sprünge helfen? :?: :oops: :?:

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cih
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Beitrag von cih » 20.12.2003 10:32

Bernd:

so wie ich das deute hast du vollkommen Recht. Hab leider auf die Schnelle nichts gegenteiliges finden können.

Uns Harald halt :mrgreen:

Biedermann (†)

Re: Atomreaktor on top?

Beitrag von Biedermann (†) » 02.01.2004 22:44

berndbiege hat geschrieben:Also, entweder verstehe ich das technisch nicht oder mein Englisch (oder Deutsch) reicht nicht ... da soll an der Spitze doch wohl eher ein "linear accelarator" sein, das ist doch kein Atomreaktor, sondern ein Teilchenbeschleuniger (klärt mich auf, wenn ich da falsch liege!).

Der Reaktor war, so verstehe ich das, nicht oben draufgesetzt, sondern hing wie an einem gigantischen Kran: "A small, unshielded (bare) reactor was mounted on the hoist car and moved to various heights up and down the tower."

Kann mir 'mal jemand auf die Sprünge helfen? :?: :oops: :?:
Das mit dem Reaktor hast Du richtig verstanden, der hing am äußeren Liftkabel und hatte (um mächtig zu strahlen) keine Reaktorschutzhülle. Mit unterschiedlichen Höhen am Mast wurden unterschiedliche Entfernungen zu den japanischen Häusern erreicht und die innen ankommende Strahlung gemessen.
Nach dem Umzug des Turmes dann Experimente mit einem Linearbeschleuniger. Obwohl er "linear" heißt kann man die Elektronen/Photonen mit ein bißchen Magnetspielkram auch um die Ecke herauskommen lassen, so daß z. B. die Turmhöhe als Beschleunigerstrecke nutzbar wäre, während der Strahlenaustrit wieder schräg zum Boden gerichtet wird. (Kann man sich in allererster Näherung so ähnlich wie eine sehr große Röntgenröhre vorstellen)
Linearbeschleuniger gibts von ganz klein (paßt in die Radiologenpraxis) bis ziemlich groß.
Die Leute vom DESY wollen ja gerade zwei 15 km lange Beschleuniger in einen Tunnel nach Schleswig-Holstein setzen um dann Crashversuche an lebenden Elektronen vorzunehmen. :tears:

Devon

Re: Atomreaktor on top?

Beitrag von Devon » 02.01.2004 23:21

Biedermann hat geschrieben:Die Leute vom DESY wollen ja gerade zwei 15 km lange Beschleuniger in einen Tunnel nach Schleswig-Holstein setzen um dann Crashversuche an lebenden Elektronen vorzunehmen. :tears:
Wenn ich mich nicht irre, dann ist dieses Projekt doch auf Eis gelegt worden... :?: :!:

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Beitrag von Eisenbahnfreund » 03.01.2004 06:59

Die letzte Meldung auf der Seite von DESY zum Thema TESLA ist zwar vom 16.7.2003, aber danach soll das Teil immer noch gebaut werden.
MfG
der Eisenbahnfreund

berndbiege

Beitrag von berndbiege » 03.01.2004 09:04

Danke, Ihr habt mich beruhigt ... ;)

Aber eine Frage bleibt für mich dann doch - der BREN-Test klang ja wie "wir spielen Hiroshima nach und machen dann Messungen". Hätte man das denn nicht einfacher haben können ... warum hat man denn die einzigen zwei Live-Einsätze von Atombomben nicht gemessen? All der Aufwand, um etwas nachzubauen, was es in Realität schon gab?

Ich bin mir sicher, es gibt da einen Sinn hinter, aber mir will er nicht in denselbigen kommen ...

Biedermann (†)

Beitrag von Biedermann (†) » 03.01.2004 19:37

berndbiege hat geschrieben:Danke, Ihr habt mich beruhigt ... ;)

Aber eine Frage bleibt für mich dann doch - der BREN-Test klang ja wie "wir spielen Hiroshima nach und machen dann Messungen". Hätte man das denn nicht einfacher haben können ... warum hat man denn die einzigen zwei Live-Einsätze von Atombomben nicht gemessen? All der Aufwand, um etwas nachzubauen, was es in Realität schon gab?

Ich bin mir sicher, es gibt da einen Sinn hinter, aber mir will er nicht in denselbigen kommen ...
Ich habe das Experiment auch so verstanden.
Bei den beiden Live-Einsätzen (ich nehme an, Du meinst die Zerstörung Hiroshima und Nagasaki) konnte keine Meßtechnik vor Ort am Boden untergebracht werden. Die Flugzeuge flogen m. W. alleine, um keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Und bei späteren oberirdischen Experimenten wurde mit Sicherheit nicht nur tumbes Army-Personal in Richtung Ground-Zero getrieben, sondern die Gegend war auch mit Meßgeräten gespickt.
Der Vorteil an einem Reaktor ist aber der, daß er so lange heftig strahlt wie man möchte (solange halt die Steuerstäbe draußen sind), im Gegensatz zu einer Explosion, die doch meist recht kurz (und extrem heftig) ist.
Rein meßtechnisch sehr viel bequemer.
Im übrigen muß ja auch nicht alles Sinn machen, was sich die Atomkriegsstrategen der 60er ausgedacht haben, gell?

Man in Bar: "I thought that if the world was going to end we were meant to lie down or put a paper bag over our head or something.
Ford Prefect: "If you like, yes."
Man in Bar: "That's what they told us in the Army."
Barman: "Will that help?"
Ford Prefect: "No."

berndbiege

Beitrag von berndbiege » 04.01.2004 07:37

Moin,
Biedermann hat geschrieben:Der Vorteil an einem Reaktor ist aber der, daß er so lange heftig strahlt wie man möchte (solange halt die Steuerstäbe draußen sind), im Gegensatz zu einer Explosion, die doch meist recht kurz (und extrem heftig) ist. Rein meßtechnisch sehr viel bequemer.
Hm, OK, das macht Sinn - es ist bequemer und genauer zu überwachen ...

Aber, und da werde ich nun wirklich kleinlich (oder ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr), das gilt ja nun generell und überhaupt, das macht es für mich absolut wenig (nicht keinen, nur wenig) Sinn, japanische Holzhäuser nachzubauen. Dies würde nur nötig sein, wenn man

a. einen "Zweitversuch" zur Verifizierung von Hiroshima- und/oder Nagasaki-Messungen machte (dazu passt das Zitat von der Shundahai-Website: "These light-frame simulated Japanese houses were used in the BREN test as part of a research project to estimate radiation doses received by survivors of the Hiroshima and Nagasaki atom bomb blasts."),
b. die Strahlenschutzmöglichkeiten von Holz testen wollte (dazu passt das obige Zitat und auch: "The scientists wanted to determine what kind of protection the shelters provided from the radiation of atomic weapons.") oder
c. auch für die Zukunft einen Atomkrieg in Gegenden plante, in denen Holzhäuser Standard sind, und die dortige "survivability" projektieren wollte.

Das klingt für mich wie ein Test "Nützt uns Holz als Schutzraumverkleidung?"

Zu abwegig? :crazy:
Biedermann hat geschrieben: Im übrigen muß ja auch nicht alles Sinn machen, was sich die Atomkriegsstrategen der 60er ausgedacht haben, gell?
Wo Du nunmal Recht hast, hast Du heftig Recht ... so let's duck and cover (larger people are advised to swan and cover).

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