Fort de Manonviller

Militärische Objekte des Ersten Weltkriegs, der Kaiserzeit etc.
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Red Baron
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Fort de Manonviller

Beitrag von Red Baron » 20.04.2015 13:01

Quelle: Großer Generalstab, 4. Abteilung „ Die französischen Befestigungen gegen Deutschland und die Grundsätze ihrer Verteidigung“ Reichsdruckerei Berlin 1913

"Das Fort Manonviller sperrt die große Bahnlinie Straßburg-Lunéville-Nancy sowie die von Blamont und Badonviller auf Lunéville führenden Straßen. Weit vor die Lücke Epinal-Toul vorgeschoben, erschwert es eine deutsche Offensive in dieser Richtung.
In dem hügeligen Gelände mit zum Teil steilen Hängen liegt das Fort auf der höchsten Kuppe, die das umgehende Gelände nach allen Himmelsrichtungen hin beherrscht. Ausgedehnte Waldungen liegen auf dem Vorgelände; sie haben meist dichtes Unterholz und sind schwer gangbar.
Fort Manonviller ist das stärkste französische Sperrfort; es hat bombensichere Unterkunft für die ganze Besatzung und Munition, zahlreiche bombensichere Hohlräume auf dem Walle. Die Graben Bestreichung erfolgt aus äußeren Grabenwehren.
Im Fort befinden sich: 2 Galopin- und 2 Hartgußpanzertürme für je 2 lg. 155 mm Kanonen, 3 hebbare Panzertürme (2 für je 2 – 57mm Schnellfeuerkanonen, 1 für 2 Maschinengewehre), 5 Panzerbeobachtungsstände, wahrscheinlich Scheinwerfer unter Panzer. Ferner: 23 weitere Kampfgeschütze, 12 Flankengeschütze, mehrere Maschinengewehre.
Außerhalb des Forts, vorwärts des rechten Schulterpunktes ist eine frühere ständige Batterie zu einer Infanteriestellung ausgebaut worden. Vor dem linken Kehlpunkte liegt eine Erdbatterie zu 4 Geschützständen.
Das Fort ist durch oberirdische Leitung sowie durch ein unterirdisches Kabel über Lunéville mit Toul verbunden. Außerdem besteht optische Verbindung mit dem Fort Pont St. Vincent. Im Kriege ist das Fort mit Brieftauben ausgerüstet.
Die Kriegsbesatzung besteht aus: 2 Komp. Inf., 1½ Bttr. Fußart., ⅓ Genie-Komp., 1 Detachement Forestiers (etwa 1 Zug)."

Gruss

Andreas
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Red Baron
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Beitrag von Red Baron » 20.04.2015 13:06

Quelle: Julius Rebold „Die Festungskämpfe im Weltkriege“ 1928 Zürich

"Sperrfort Manonviller welches Bahn und Straße Straßburg - Paris beherrscht und die zwischen den Forets de Parroy und de Moudon gelegenen Straßen und Wege. Das Fort hatte nach der Schlacht in Lothringen den Franzosen den Rückzug wesentlich erleichtert, indem es dem Verfolger die Benützung aller dieser Kommunikationen untersagte, wodurch die 6. deutsche Armee in zwei Gruppen getrennt wurde, deren innere Flügel mehr als 20 km auseinanderlagen. Für eine rasche Wegnahme des Forts sprachen also gewichtige Gründe.
Das Fort liegt ganz isoliert ca. 12 km östlich Luneville. Es war bis zum Jahre 1889 ein altes Werk ohne großen militärischen Wert; später wurde es dann aber sorgfältig verstärkt und erhielt zwei Panzertürme mit Hartgußkuppeln für je zwei 155-mm-Kanonen, zwei gepanzerte Verschwindtürme für je zwei 155-mm-Kanonen, zwei Verschwindtürme mit je zwei 57-mm-Schnellfeuergeschützen, einen Ver¬schwindturm für eine Gattling-Mitrailleuse mit sieben Läufen, zwei Panzerstände für Scheinwerfer, neun gepanzerte Beobachtungsstände und dazu noch die erforderlichen Schnellfeuergeschütze für die Grabenbestreichung.
Die Besatzung des Forts bestand 1914 aus 19 Offizieren und 745 Mann, und an beweglicher Artillerie waren ihr zugeteilt: zwei Feldgeschütze, vier 15-cm- und sechs 22-cm-Mörser. Das Fort war mit Toul durch ein unterirdisches Kabel verbunden.
Am 2 4. August wurde das Fort durch eine bayrische Brigade, welcher 15-cm- und 21-cm-Mörser sowie etwas Kavallerie zugeteilt war, eingeschlossen. Die schwere Artillerie ging in Terrainfalten 8-10 km östlich des Forts in Stellung und eröffnete am 25. August, 9,30 Uhr vormittags, das Feuer auf das Fort. Dieses antwortete sofort lebhaft, konnte aber die Lage der Angriffsartillerie nicht auffinden. Die telephonischen Verbindungen mit Toul wurden schon an diesem Tage unterbrochen, so daß der Befehl, das Fort solle die von Avricourt heranführende Eisenbahn, auf welcher Zugsverkehr gemeldet worden war, unter Feuer nehmen, nicht mehr durchkam.
Die Beschießung dauerte nun mit kurzen Unterbrechungen bis 27. früh, zu welcher Zeit noch eine 42-cm-Batterie und eine 28cm-Küsten-Mörser-Batterie in Tätigkeit traten. Die Wirkung der schweren Geschosse dieser Geschütze war nun so gewaltig, daß schon am gleichen Tage, nachmittags 3.30 Uhr, die weiße Fahne auf dem Fort erschien. Es war zwar noch lange nicht sturmreif, die Flankieranlagen der Annäherungshindernisse waren noch intakt, die Betoneindeckungen nirgends durchschlagen und von den Panzertürmen nur die beiden mit Hartgußkuppeln zerstört, die andern nur z. T. verklemmt und vorübergehend außer Gefecht gesetzt. Die Übergabe des Forts ist einzig aus dem Grunde erfolgt, weil der Aufenthalt in demselben der Besatzung unerträglich geworden war. Sie soll durch die Explosionserschütterungen fast wahnsinnig geworden sein, die Mannschaften hätten nach jeder Explosion über Ohrensausen, Kopfweh und Zahnschmerzen geklagt und hätten furchtbar gelitten. Das Fort, welches in dicken Staub und Rauch gehüllt gewesen, so daß jede Sicht nach außen verunmöglicht war, sei durch die Einschläge der schweren Geschosse wie von einem Erdbeben erschüttert worden.
Die Verluste der Besatzung waren aber ganz gering und betrugen nur drei Tote und neun ernstlich Verwundete.
Den Fall des Forts erfuhr die französische Armeeleitung erst am 29. August durch eine Lufterkundung. Der betreffende Flieger meldete, das Fort verhalte sich ganz stumm, es scheine ein Bombardement erlitten zu haben, denn man könne die Panzertürme nicht mehr unterscheiden. Es habe den Anschein, als sei es in den Händen des Feindes.
Die Deutschen haben nachher das Fort noch vollständig durch Sprengung zerstört."

Gruss

Andreas
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Beitrag von Red Baron » 20.04.2015 13:15

Das Fort de Manonviller wird heute von einem Verein betreut, der sich um den Erhalt kümmert. Es kann zu bestimmten Zeiten oder auf Anfrage besichtigt werden. http://fort-de-manonviller.fr/

Als Buch zum Beschuß aus deutscher Sicht wird Ferdinand Solf "Zwei Kriegsjahre einer 42cm Batterie" von 1920 empfohlen. Daraus sind einige Aufnahmen entnommen.

Gruss

Andreas
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Markus
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Beitrag von Markus » 01.05.2015 13:24

Danke, Andreas. sehr gute Fotos und Informationen!
Militärgeschichtliche Exkursionen und Recherchen / Maas - Argonnen - Champagne / Preußischer und französischer Festungsbau

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