Stellung Erika

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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Stellung Erika

Beitrag von flugschüler » 06.03.2014 21:17

Hallo,
ist diese Stellung mit 1 WR und 2 Freya Geräten schon jemanden aufgefallen.
Gruß Uwe

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nordfriese
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Beitrag von nordfriese » 06.03.2014 22:45

Moin Uwe!

Zu Erika fällt mir spontan nur das Funkführungssystem ein...
Magst du die Informationen zu "deiner" Erika mit uns/mir teilen? ;-)

Gruss aus NF!
Rolf
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Beitrag von flugschüler » 08.03.2014 10:02

Hallo,
die Stellung befand sich am Fliegerhorst Brandis, der dazu gehörende Gefechtsstand bei Naunhof.
Gruß Uwe

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nordfriese
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Beitrag von nordfriese » 14.03.2014 03:56

Moin Uwe!

Naunhof ist ja in nur ein paar Kilometer vom Platz entfernt. Auf einer
Karte aus dem Jahr 1944 taucht keine Funkmessstellung in/bei Brandis
auf.

Merkwürdig finde ich, dass die Stellung nach einer Pflanze benannt ist.
Jägerleitstellungen wurden in der Regel nach Pflanzen benannt. Funk-
messstellungen, die mit Würzburg-Riesen und Freya ausgerüstet waren,
hatten meist irgendwelche "Viecher" als Namensgeber. Vielleicht hatte
sie etwas mit der Jägerführung auf dem Flugplatz zu tun...


Funkmessgeräte tauchen öfters einmal auf bzw. in unmittelbarer Nähe
von Flugplätzen auf:

SES hat auf seiner Seite etwas zu einem "Platzschutz-Freya" in Grove...
http://www.gyges.dk/fliegerhorst_grove2 ... schutz.htm

Ich erinnere mich an ein Bild von der E-Stelle Werneuchen, auf dem ein
Würzburg-Riese und ein Freya "direkt" hinter einem Hangar auf dem
Flugplatz zu sehen sind.

Als die I./JG7 mit Me-262 im Dezember 1944 nach Kaltenkirchen kam,
wurde ihr Gefechtsstand in der Lentföhrdener Schule eingerichtet.
Zwischen Nützen und Lentföhrden wurde (für die Einheit?) eine Funk-
messstellung mit Würzburg(-Riese?)- und Freya-Geräten aufgebaut.
Für diese Stellung ist kein Name bekannt.
Quelle: http://www.luftfahrtspuren.de/kaki.htm (etwa in der Mitte)

Nicht zu vergessen ist der Hinweis, der vor sechs Jahren bei Mike ein-
gegangen ist. Dort wurde ebenfalls von einem Würzburg-Riesen und
zwei Freya- Geräten (wie bei dir) in/bei Erfurt-Bindersleben berichtet.
"zulufox" hat damals festgestellt, dass im September 1944 dort noch
nichts war. Vielleicht wurde auch diese Anlage, wie in Lentföhrden/
Nützen, später gebaut.
stellung-bei-erfurt-t12512.html

Hast du eine Info, wann "deine" Funkmessstellung errichtet wurde?

Gruss aus NF!
Rolf
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Beitrag von SES (†) » 14.03.2014 08:07

Hi,
In the spring it became common place to equip airfields with at least one Freya, even at the expense of the radar sites in the Ln-Dienst. I have always seen this measure as a means of providing the airfields with local warning against Jabo attacks. The establishment of local Jägerleit Stellungen is an entirely dimension and the sources are, to put it mildly, scarce.
mfg
SES

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Beitrag von flugschüler » 14.03.2014 21:34

Hallo,
wann wurde die Stellung erbaut? Es ist eine Bauakte die Tief-bzw.Hochbauarbeiten dokumentiert. Funkmeß- oder sonstige Ln-Nachrichtenangelegenheiten werden dort nicht berücksichtigt.
Stand der baulichen Arbeiten an den einzelnen Bauvorhaben:
1 WR-Sockel 100%
2 Freya(Lafette) 100%
Datiert ist Sache mit dem 12.März 1945. Wann die Geräte installiert wurden, steht nirgend wo geschrieben.
Zu bemerken wäre noch das in einer anderen Bauakte(Werneuchen)die Bauzeiten genauer dokumentiert sind. Es sind Zimmermannsarbeiten.
Halle IV (Gefechts u.Meßstand) 10.01.45 - 18.01.45
Labor Baracke 09.01.45 - 20.01.45
Labor Gebäude 29.12.44 - 01.02.45
Navigationsscheibe 01.09.44 - 18.12.44
Diese ist mit dem 04.04.1945 datiert.
Will damit sagen das am 12.März 45 die Arbeiten an den Geräten eventuell einen ganz anderen Baufortschritt hatten, es ist aber eben nur Spekulation.
Gruß Flugschüler

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Beitrag von zulufox » 23.03.2014 18:44

Hallo,

zwei Anmerkungen hierzu:

1. Bei:
Ethell, Jeffrey L.
Messerschmitt Komet - Entwicklung und Einsatz des ersten Raketenjägers
Motorbuchverlag, Stuttgart, 1. Auflage 1980; ISBN: 3 – 87943 – 726 – 2 sind auf den Seiten 174/175

Aufnahmen vom Y-Jägerleitstand des JG 400 bei Brandis, die u.a. den Jägerleitoffizier der EKdo 16 (später JG 400), den Leunant Korff, bei der "Arbeit" zeigen.

2. Bei:
Trenkle, Fritz
Die deutschen Funk-Navigations- und Funk-Führungsverfahren bis 1945
Motorbuchverlag, Stuttgart, 1. Auflage 1979; ISBN: 3 – 87943 – 615 – 0 ist auf der Seite 192 folgender Text zu finden:
"In dieser Zeit waren außerdem eine Vielzahl verschiedener Sonderverfahren im Versuch, da die Truppe von sich aus versuchte, Verbesserungen zu finden. So war z. B. auch das EGON-Verfahren für die Raketenjäger Me 163 zu schwerfällig , da sie infolge ihrer hohen Geschwindigkeiten innerhalb weniger Minuten bereits auf Gipfelhöhe waren , dann aber bald wieder landen mußten, weil der Kraftstoff sehr schnell verbraucht war. Daher war bei dem J.G. 400 in Brandis ein EGON-Gerät (hier normales »Freya« auf Streuwelle mit Abfrage-/Kennungsempfangszusatz »Kuh/Gemse«) in Erprobung, bei dem der Abfragesender »Kuh« mit einer besonderen Antenne mit getasteten Reflektoren versehen war. Damit konnte mit dem (von der »Freya«-Welle frequenzmäßig unabhängigen, aber synchron damit modulierten) Abfragesender ein Leitstrahl (nach Art der Funklandebaken) erzeugt werden, wobei die Impulse in den Zonen links bzw. rechts des Leitstrahls im Strich-Strich- bzw. Punkt-Rhythmus getastet waren. An Bord der Me 163 war der Ausgang des Kenngerätes FuG 25 a mit demjenigen des FuG 16Z verbunden, so daß der Pilot nur dem jeweils auf den Feind gerichteten Leitstrahl folgen mußte, um in Angriffsposition zu gelangen. (Die Piloten-Aussage deckt sich hier mit den Fotos des verstorbenen JLO 's Ltn. Korff, wobei aber eine Bildunterschrift von »Scheinleitstrahl« (?) sprach."

Bild dieses FuMG 401A "Freya LZ" mit der Antenne auf Seite 193.

MfG
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Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Beitrag von flugschüler » 05.04.2014 22:45

Hallo,
Aus Sammlung Rhoden
I./ Jagdgeschwader 400 O.U.den 6.10.44
Betreff: Vorschlag zur Sicherstellung einer schnelleren Einsatzbereitschaft der Fu.M.G. Stellung
zum Einsatz der Me 163
Um einen erfolgversprechenen Einsatz der Me 163 zu gewährleisten, ist eine Nachrichtenführung mit annähernd nachtjagdmäßiger Genauigkeit unbedingt erforderlich.Die Erfahrungen haben gezeigt,daß die in der Nachtjagd gebräuchlichen Einrichtungen hierzu ausreichen.
Die Führung geschiet wie folgt:
a.) Feindführung mit Würzburg-Riese Gerät mit Gema-Zusatz
b.) Eigenführung durch Freya-Geräte bis zu 3 Stück, damit ein überlappender Einsatz mehrerer Maschinen bzw. Rotten durchgeführt werden kann. Die F.-Geräte müssen egonmäßig ausgerüstet sein, damit eine FÜhrung auch innerhalb des Festzeichenbereiches gewährleitet ist.
Das ist ein Auszug aus der Anlage zum Reisebericht von Leutnant Groß 8.Abt Geneneralstab d.L.in der Zeit 15.9.-17.10.44
Er selber schreibt das die Führung zur Zeit von einer ausgebauten Stellung durch 2 Würzburg-Riesen und 1 Freya erfolgt.
Ich denke das in Auswertung dieses Berichtes, der weitere Ausbau des Fliegerhorstes Brandis und der Aufbau der Stellung "Erika" erfolgte.
Gruß Flugschüler

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Erika

Beitrag von Wolkser » 06.04.2014 20:52

Ich kann zunächst einmal nur den Sachverhalt von Zulufux bestätigen. Der Heinrich Peiler soll östlich von Polenz gestanden haben. Siehe kmz. In der 2000 Aufnahme kann man einiges erahnen (Erdungsnetz....). Ich war heute dort - Keine Reste.

Das Bild vom Freya kenne ich auch - aber Standort, Reste ??????

Der WR Sockel ist mir auch neu. Werde mal im Dorf rumfragen wenn ich wieder mal dort bin.

Eine Idee zum Namen "Erika". Nicht immer nur an die Weiber denken!!!! Erika ist doch auch eine schöne Blume, die in irgendeinem Soldatenlied damals auch besungen wurde. Und Blume -> Pflanzen -> Tarnname von Jägerleitstellungen.

Schönen Sonntagabend noch aus LE
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Re: Erika

Beitrag von zulufox » 06.04.2014 23:26

Wolkser hat geschrieben:Ich kann zunächst einmal nur den Sachverhalt von Zulufux bestätigen. Der Heinrich Peiler soll östlich von Polenz gestanden haben. Siehe kmz. In der 2000 Aufnahme kann man einiges erahnen (Erdungsnetz....).
Hallo Wolkser,

Peiler ja, aber kein Heinrich, sondern ein ganz ordinärer Adcock :-) Die vier Kreise der Erdungsspinnen sind in der 2000er-Aufnahme noch gut zu sehen.

Die Westalliierten hatten diese doch markante Anlage in ihrem Bericht vom 31.03.1944 drin.

MfG
Zf :holy:

P.S.: Wenn du dort noch einmal nachsuchen willst, dann schau doch mal auf die Farbbilder und such westlich von Zeititz :-)
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