Historisches Schild am Bahnhofsgebäude

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der Bahn, U-Bahn, S-Bahn etc.
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redsea
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Beitrag von redsea » 18.12.2013 18:32

Sammy hat geschrieben:(...) War auch eher allgemein gedacht. Wie Du auch bin ich in dem konkreten Beispiel nicht der Meinung bzw. nicht sicher, dass es sich hier um einen Schnitt der Tannenberg handelt... (...)

Hallo Kay,

Arial, Times & Co. waren von mir auch nur allgemein gedacht Schnitte der Tannenberg. ;-)

Schön zu hören, dass auch Du der Meinung bist, dass es sich hier nicht um einen Schnitt der Tannenberg handelt. Ich weiß nicht warum sich bei dieser Frage im Internet so viele auf die Tannenberg versteifen. Sicher ist mir verständlich, dass man beispielsweise beim Kursiv stellen einer Schrift kleinere Änderungen vornehmen kann, was dann aber nur der besseren Lesbarkeit geschuldet ist. In unserem Fall "Brockhöfe" bzw. der "Reichbahnschrift" allgemein, liegt aber gar keine Kursivstellung vor.

Abgesehen von sich erheblich unterscheidenden Buchstaben wie beispielsweise dem "B" oder dem "r", hat die "Reichsbahnschrift" aber auch einen völlig anderen Charakter als die Tannenberg. Die Tannenberg ist eine sehr spitze Schrift. Bei der "Reichsbahnschrift" hingegen verzichtet man auf diese Vielzahl von spitzen Elementen. In diesem Stil ähnelt sie eher der Element. Ein ebenfalls wesentlicher Unterschied ist, dass sich die Tannenberg mit nach unten stumpf endenden senkrechten Strichen an eine Grundlinie orientiert und sie nach oben schräg enden. Bei der "Reichsbahnschrift" finden wir das genaue Gegenteil vor.

Ich bin sehr gespannt, vielleicht gelingt es uns ja dieses Schrifträtsel, an dem sich schon viele versucht haben, zu lösen. Das würde mich sehr freuen.

Viele Grüße

Kai

willem
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Beitrag von willem » 18.12.2013 23:28

Hallo redsea,
natürlich hast du Recht,wenn du sagst,das die Bahn ihre eigenen Schriftarten hat.
Das ist sogar heute noch so.
Aber wenn man Glück hat,dann steht auf dem Schild unten rechts der Hersteller,und ich meine mich erinnern zu können,auch das Jahr.
Auf dem verlinkten Bild von Oldenbüttel kann man das unten rechts auf dem Schild schwach erkennen.
Aber natürlich ist das wieder mal nicht die Regel....

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/15595845

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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 19.12.2013 13:09

willem hat geschrieben: Aber wenn man Glück hat,dann steht auf dem Schild unten rechts der Hersteller,und ich meine mich erinnern zu können,auch das Jahr.
Das stimmt, da steht der bahneigene Hersteller drauf. Das war bis in die 90er Jahre noch so, vor allem bei den frühen Emailleschildern, aber auch später bei den Siebdrucktafeln. Ich meine mich dunkel an die "BD Hannover" erinnern zu könnnen, aber ohne Gewähr.
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Deichgraf63
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Beitrag von Deichgraf63 » 19.12.2013 14:42

Hallo,
auf dem Schild "Brockhöfe" steht unten rechts ganz klein der Hersteller. Also gezoomt, ich meine es steht "Emaillierwerk Hannover" dahinter steht noch ein Wort, eventuell "Mellendorf".
Und hier http://www.landeseisenbahn-lippe.de/ral ... 811%29.jpg noch ein Beispiel, wo das "B" dieser Schrift in Details anders ist.
MfG

Sammy
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Beitrag von Sammy » 19.12.2013 17:44

redsea hat geschrieben:Schön zu hören, dass auch Du der Meinung bist, dass es sich hier nicht um einen Schnitt der Tannenberg handelt. Ich weiß nicht warum sich bei dieser Frage im Internet so viele auf die Tannenberg versteifen.
Also, um die "Tannenberg" handelt es sich bei dem "Brockhöfe"-Schild definitiv nicht, das sollte mittlerweile klar sein.

Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass es sich hier um eine Schrift handelt, die von der "Tannenberg" beeinflusst worden ist.
Bis auf die Abstriche beim "h" und dem Anschluss der Punze beim "e" (welcher beim Schild höher sitzt als bei der "Element") kommt beispielsweise die 1933 entwickelte "Element" dem Schild schon sehr nahe.

Und zur "Element" schreibt wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Element_(Schriftart)):
wikipedia hat geschrieben:Element ist eine Gebrochene-Grotesk-Schriftart, die 1933 im Gefolge der Tannenberg entwickelt wurde. Sie wird in ihrem Erscheinungsbild durch „robuste Rundungen und dynamische Strichstärkenunterschiede“ (Zitat: Andreas Koop) gekennzeichnet. Anlehnungen an die Formensprache des Jugendstils sind nicht zu verkennen. Sie eignet sich in erster Linie als Plakatschrift.
Ähnlich verhält sich das auch bei der "National".

Zu "Tannenberg", "Element" und "National" auch dieser Artikel: http://www.koop-andreas.de/download/kol ... enberg.pdf

In den 1930er Jahren sind definitiv noch weitere, von der "Tannenberg" abgeleitete Schriften entstanden.


Kay

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redsea
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Beitrag von redsea » 20.12.2013 21:59

Hallo zusammen,

da die Schilder des S-Bahn Bahnhofs Berlin-Wannsee in der alten "Reichsbahnschrift" neu aufgelegt wurden, habe ich bei der DB in Berlin angefragt, ob man mir Auskunft zu dieser Schriftart, deren Entstehung etc. geben kann.

Heute erhielt ich folgende Antwort:
Betreff: RE: Anfrage nach Schriftart auf S-Bahn Bahnhofsschild "Berlin-Wannsee"


Sehr geehrter Herr Köker,

leider konnten wir in unserem Bestand keine Angaben zu Ihrer Recherche finden. Möglicherweise sind diese in Unterlagen vorhanden, die im Bundesarchiv bzw. Landesarchiv Berlin aufbewahrt werden. Bitte wenden Sie sich dahin, der Denkmalschutz Berlin oder das Berliner S-Bahn-Museum könnten auch noch interessant sein.

Ansonsten habe ich folgendes gefunden:

http://www.typografie.info/3/topic/2664 ... rdbahnhof/

http://www.stadtschnellbahn-berlin.de/g ... p?start=60

http://www.tt-board.de/forum/archive/in ... 46898.html

http://www.bahninfo-forum.de/read.php?9,73766,73970

http://www.enkel.schoener-leben-ohne-fa ... chrift.htm


Die Mehrheit der Interessierten identifiziert die Schrift als einen Vorreiter der Tannenberg-Schrift.

Weiterhin viel Erfolg!

Schöne Feiertage und einen angenehmen Jahreswechsel wünscht die Historische Sammlung DB Berlin.


Mit freundlichen Grüßen

Jasmin Karoline Böhmer
- -
PR & Interne Kommunikation DB-Konzern
Öffentlichkeitsarbeit / Historische Sammlung
(GKU2)

DB Mobility Logistics AG
Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz 1, 10115 Berlin Tel. 030297-25307

Sitz der Gesellschaft: Berlin
Registergericht: Berlin-Charlottenburg, HRB 89 517
USt-IdNr.: DE 173384779
Vorstand: Dr. Rüdiger Grube (Vorsitzender), Gerd Becht, Dr.-Ing. Heike Hanagarth, Ulrich Homburg, Dr.-Ing. Volker Kefer, Dr. Richard Lutz, Dr.
Karl-Friedrich Rausch, Ulrich Weber
Vorsitzender des Aufsichtsrates: Prof. Dr. Utz-Hellmuth Felcht
Interessant ist vor allem der Satz: "Die Mehrheit der Interessierten identifiziert die Schrift als einen Vorreiter der Tannenberg-Schrift." Dies läßt ja darauf schließen, dass die "Reichsbahnschrift" älter ist als die Tanneberg, Element, National, Potsdam etc. und diese Schriften womöglich der "Reichsbahnschrift" nachempfunden wurden.

Dies würde dadurch belegt werden, wenn wir ein Schild bzw. eine Bahnhofsbeschriftung in dieser Schriftart finden, die vor Anfang 1930 angefertigt wurde.

Viele Grüße

Kai

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