Schutzräume/Ausweichsitze der Kirche?

Zivile bzw. nicht-militärische Schutzbauwerke und Anlagen des Kalten Krieges
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MikeG
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Schutzräume/Ausweichsitze der Kirche?

Beitrag von MikeG » 13.03.2006 21:22

Ich nehme mal Bezug auf dieses Posting: viewtopic.php?t=7780&start=8

Das bringt uns zu einer extrem interessanten Frage: Haben die Kirchen (als Institution) evtl. auch "Ausweichsitze" für Kardinäle etc. gebaut? Ich würde so etwas keineswegs ausschliessen und ein Ort wie der genannte scheint mir prädestiniert dafür. Hat sich damit überhaupt schon mal jemand befasst?

Mike

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René
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Beitrag von René » 13.03.2006 23:53

Mein Baurechtsprofessor hat seine Doktorarbeit über Kirchenbaurecht geschrieben und sich jahrelang spaßeshalber weiterhin damit befasst. Wenn der es nicht weiß, weiß ich auch nicht weiter. Er wohnt anscheinend in der Senatsbibliothek, jedenfalls treffe ich ihn da jedesmal. Morgen bib ich wieder da und werde ihn mal fragen :-)

Wenn Dan Brown Recht hat, ist der Vatikan sowas von Geheimgang-unterhölt, dass dort genug Platz für alle Kardinäle der Welt sein müsste. Vielleicht hätte die Katholische Kirche im akuten Kriesenfall ihre Schäfchen hierher geholt. Aber die Protestanten - wohin gingen die wohl?
Man kann das Leben nicht verlängern, nicht verbreitern- aber vertiefen :-)

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Der Flieger
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Beitrag von Der Flieger » 14.03.2006 10:22

René hat geschrieben:...dass dort genug Platz für alle Kardinäle der Welt sein müsste. Vielleicht hätte die Katholische Kirche im akuten Kriesenfall ihre Schäfchen hierher geholt. Aber die Protestanten - wohin gingen die wohl?
Sollten alle protestantischen Kardinäle nicht zusammen in eine Streichholzschachtel passen? ;) ;) ;)

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Beitrag von René » 14.03.2006 11:30

Sollten alle protestantischen Kardinäle nicht zusammen in eine Streichholzschachtel passen?
Ich hab ja gar nie nix von protestantischen Kardinälen geschrieben :schimpf:
Wer wissen will, wer bei uns Evangelen schützenswert ist:
http://www.ekd.de/ekd_kirchen/rat_der_ekd.html ;)
Man kann das Leben nicht verlängern, nicht verbreitern- aber vertiefen :-)

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MikeG
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Beitrag von MikeG » 14.03.2006 18:08

Moin!

Bist Du sicher? Quelle?

Mike

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TimoL
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Beitrag von TimoL » 14.03.2006 18:16

@Mike:
Da bin ich mir doch mal ganz sicher. Vielleicht erinnerst Du Dich ja noch daran, dass meine Eltern vor drei Jahren mal in Neuhaus waren, da für mich Bilder von dem Bunker gemacht haben und ich einige davon denn hier reingestellt habe und auch darüber berichtet habe, WER alles in den Bunker rein durfte. Der Mann, mit dem meine Eltern da gesprochen haben, war/ ist ein Gastwirt aus dem Ort, der selber bis zur Aufgabe der Anlage dort (nebenamtlich) gearbeitet hat.

Ich habe auch gerade schon mal kurz mit unserem Pastor darüber gesprochen (es hat also doch auch einige Vorteile wenn man direkt an der Kirche wohnt) wie es denn allgemein mit Schutzbauten und/ oder-einrichtungen für geistliche Oberhäupter aussah:
Sowohl die Katholischen als auch die Evangelischen hatten schon einmal KEIN eigenes Programm zum Schutzraum-Bau für ihr Personal.
Tatsächlich hätten die aber die Oberhäupter beider Konfessionen mit in die Schutzeinrichtungen der Landesregierung rein gehen können (damit hier keine Missverständnisse auftreten: das waren pro Bundesland gerade einmal 1 bis 3 Personen; außerdem hätten sie auch nicht ihren "Stab" mitnehmen dürfen). Und noch eine Besonderheit gab es: die Vertreter der Landesregierung MUSSTEN in den Bunker, die Kirchenoberhäupter DURFTEN.
Die Kardinäle wären aus Deutschland ausgeflogen worden, übrigens auch die Kardinäle aus den anderen Ländern. Wo die hingebracht worden wären, wusste unser Pastor allerdings nicht genau. Der Papst hat aber auf jeden Fall mindestens einen "Ausweichsitz" mit Bunker, der sich unter einem seiner Landsitze in den Bergen befindet. Allerdings wäre der Papst im V-Fall wohl auch ausgeflogen worden.
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- Konrad Adenauer (1876-1967), erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland 1949-1963 -

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Beitrag von Björn » 15.03.2006 19:21

Man kann über Glauben und Gott denken wie man will. Allerdings sollte man nicht vergessen, daß die Kirchen in Deutschland wichtige Funktionen übernehmen und z.B. Kindergärten, Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime betreiben. Nicht vergessen darf man auch die Seelsorge und humanitäre Hilfe.

Soweit mir bekannt, gab es zwar kein eigenes kirchliches Schutzbauprogramm, wohl aber diverse Ausweichquartiere für Kirchenverwaltungen und Verlagerungsorte für kulturelle Schätze (z.B. aus Klöstern). Zwei derartige Orte sind mir definitiv auch bekannt (für die Diözesen Augsburg und München-Freising).

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Beitrag von petzolde » 16.03.2006 23:26

Unterirdische Zufluchtsstätten sind bei Christen schon länger bekannt, z.B. Katakomben von 2000 Jahren in Rom. Schutzräume in Form von Wehrkirchen gibt es z.B. in Rumänien, auch wenn schon seit Jahrhunderten außer Gebrauch. Und ich könnte mir vorstellen, daß im WK2 Leute in einer Krypta (etwa: Kapelle im Keller einer Kirche) Schutz gesucht haben.
Möglicherweise hat man geglaubt, diese Dinge reichen auch im Atomkrieg noch aus, denn mir ist nichts von Schutzräumen in Kirchen aus dieser Zeit bekannt. Es sei denn, die Tiefgarage am Kölner Dom würde man als solches ansehen?!
gruß EP

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Talpa
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Beitrag von Talpa » 17.03.2006 22:05

Hallo!
Schutzräume unter Kirchen gibt es mehrfach,obwohl ich bezweifele das diese nur für die "Oberen Hirten "bestimmt sind. Sicherlich sind es öffentliche Anlagen.
Mindestens ein HKH liegt unter einem Kloster, darüber gab es vor einigen Jahren ein Beitrag im Fernsehen.
Dieses müsste sich ja hier im Forum schnell bestätigen lasssen.
Welcher Grund hierfür vorliegt gerade den Ort zu wählen ...?
Vielleicht günstige Lage? Betreiberin des Stammkrankenhauses?,
Geschäftssinn (Pacht!)?

Beim "Tag des Offenen Denkmals" 2005 ist zum Wiederholten male auch der Schutzraum unter einer Kirche zu besichtigen gewesen.
Ich denke die Öffnung zu diesem Anlass sagt schon etwas aus: keine Vorhaltung mehr.

Ob es allerdings "privellegierte" Schutzbauten gibt ... für möglich halte ich es in eher bescheidenem Umfang.

Gruß
Talpa
Taktik ohne Technik ist hilflos,
Technik ohne Taktik ist sinnlos.

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Beitrag von ReinhardG » 18.03.2006 23:15

Als Mitarbeiter mit einigem Hintergrundwissen kann ich sagen: Es gibt bei den evangelischen Kirchen definitiv keinen "Ausweichsitz" oder irgendetwas Vergleichbares, dafür ist die gesamte Führungsstruktur im übrigen ungeeignet, da sie dezentral organisiert ist. Allerdings trifft man Vorkehrungen, um kulturell wichtige Daten (Inhalte von Kirchenbüchern sind z.B. für die Familienforschung wichtig und reichen heute schon bis zu 500 Jahre zurück) sicher aufzubewahren, dies passiert aber in Zusammenarbeit mit den für sowas auch zuständigen Stellen des Bundes. Und die EDV-Daten sind schon ziemlich gut gesichert, aber das machen andere Unternehmen auch so. Wie an anderer Stelle gesagt wurde, sind Bischöfe (bzw. -innen) oder (kath.) Kardinäle auf Grund staatlich-kirchlicher Verträge politisch den Ministerpräsidenten der Länder gleichgestellt und hätten in einem Ernstfall wohl Zugang zu bestimmten Schutzanlagen, aber ich würde nicht davon ausgehen, dass sie diese Möglichkeit nutzen würden.

Gruß - Reinhard.

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