Treppenhausbunker nach unten

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
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klaushh (†)
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Treppenhausbunker nach unten

Beitrag von klaushh (†) » 08.10.2012 22:19

Moin, moin!

Bisher wurde -auch hier im Forum- immer nur von Treppenhausbunkern geschrieben, die oberirdisch waren.

In Hamburg wurde 1944 ein unterirdischer Treppenhausbunker geplant.
Zwischen dem Bahnhof Hamburg-Altona und dem alten Fischereihafen Neumühlen befindet sich seit dem 19. Jahrhundert ein Eisenbahntunnel (offiziell Hafenbahntunnel, im Sprachgebrauch Schellfischtunnel). Er hat eine Länge von über 900 m und zwischendrin keine (Not-)-ausgänge.
Wie nahezu alle unterirdischen Verließe wurde auch er im WK II als LS-Raum genutzt.
Da ein Schutzraum von 900 m Länge nicht akzeptabel ist, plante die in HH für LS-Bauten zuständige Dienststelle im August 1944 in Höhe des heutigen Bezirksamtes Altona am Anfangs-/Endpunkt der Straßen Elbchaussee / Palmaille einen Treppenhausbunker.
Das Bauwerk sollte als Senkringbrunnen aus Stahlbeton gebaut werden und bis auf eine Tiefe von ca. 11,50 m unter Erdoberfläche abgesenkt weren.
In dem "Treppenhaus" waren 4 Geschosse vorgesehen, in denen ein Sanitäts- und ein Polizeiraum untergebracht werden sollten. Die Treppen sollten auf nachträglich angebrachte Wangenmauern aufgelegt weren.
Oberirdisch sollte als Eingangsbauwerk ein einstöckiger Bau stehen, der gleichzeitig zwei Gasschleusen enthalten sollte.
Vom untersten Geschoss sollte ein kurzer Gang in den Eisenbahntunnel führen. In diesem Gang sollte die untere Gasschleuse sein.
Der ges. Treppenschacht sollte ca. 250 Personen aufnehmen können.

Über den schriftlichen Vorschlag hinaus ist über den weiteren Ablauf nichts überliefert (oder noch nicht aufgefunden worden). Sicher ist nur, dass das Vorhaben nie realisiert wurde, ja wohl nicht einmal Bauarbeiten begonnen haben.
Ursache ist möglicherweise, dass das Treppenhaus nur als splittersicher galt. Auch der Tunnel selbst galt auf dem weitaus größten Teil seiner Länge wegen sehr geringer Erdüberdeckung nur als splittersicher (auf der darüber liegenden Straße gilt heute eine Gewichtsbeschränkung von 10 t).

Gruß
klaushh
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MikeG
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Beitrag von MikeG » 09.10.2012 00:26

Moin!

Irgendwie ist mir so, als gäbe es im Archiv des Hamburger Unterwelten e.V. einen Schnitt des Entwurfs, den irgendwer mal aus den Guttschow-Akten im Staatsarchiv gefischt hat. Ich kann mich aber auch irren.

In jedem Fall eine ganz besonders interessante "Luftschutz-Hamburgensie".

Mike

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FishBowl
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Beitrag von FishBowl » 09.10.2012 01:12

Den Plan gibt es definitiv.

Ich war neulich, anlässlich des Tages des offenen Denkmals, bei einer Führung durch den Schellfischtunnel dabei, und da wurde auch ein großformatiger Plan dieses Treppenhausbunkers gezeigt.
Habe den zwar privat abgelichtet, kann den aber natürlich hier nicht veröffentlichen, weil sowohl die Rechte am Plan selbst als auch an Bildern aus der Räumlichkeit nicht frei sein dürften.

Es wäre schön, wenn das jemand aus den Unterwelten hinkriegte...

Grüße

Jürgen

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klaushh (†)
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Beitrag von klaushh (†) » 09.10.2012 23:10

Moin, moin!

@Mike
Du hast recht, B. hatte den Vorgang im StaHH mal im Bestand Gutschow gefunden.

@Jürgen
Ich muss den Plan nur noch digitalisieren, dann erscheint er hier.

Gruß
klaushh
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klaushh (†)
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Beitrag von klaushh (†) » 15.10.2012 16:54

Moin, moin!

Anliegend ein Scan des Planes "Luftschutzraum im Hafentunnel - gas- und splittersicherer Zugang an der Palmaille".

Deutlich sichtbar, dass es sich nicht um einen Tiefbunker, sondern um einen Treppenhausbunker handelt.

Quelle: Staatsarchiv Hamburg, Bestand 322-3

Gruß
klaushh
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