Muntionsausgabestelle 20/VI Korschenbroich-Raderbroich

Rüstungsindustrie, Waffen- und Munitionsproduktion, Munitionsanstalten, Tanklager, Depots, U-Verlagerungen etc.
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Ungläubiger Thomas
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Muntionsausgabestelle 20/VI Korschenbroich-Raderbroich

Beitrag von Ungläubiger Thomas » 05.09.2012 21:38

Hallo zusammen, hallo Jan,

in den letzten Wochen habe ich wegen des Geländes im Raderbroicher Wald weiter recherchiert. viewtopic.php?t=16602 In Kontakt getreten bin ich mit dem Stadtarchiv Korschenbroich, dem Ordnungsamt Korschenbroich, dem Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Düsseldorf, dem zuständigen Förster, Anwohnern und Zeitzeugen. Meine bisherige Annahme, dass sich dort eine Flak-Stellung befand, hatte sich nicht bestätigt.

Bei dem beschriebenen ca. 9 ha großen Gelände handelt es sich um die Munitionsausgabestelle 20/VI Raderbroich, ein heutiger Ortsteil der Stadt Korschenbroich. Die Muna war eine Einrichtung der Luftwaffe, dem Luftgau VI unterstellt. Die Anlage ist um 1936 errichtet worden. Dies ist das vermutete Baujahr für das Wachhäuschen.

Das Wachhäuschen und die Splitterschutz-verstärkte Garage sind die einzigen erhaltenen Gebäude der Munitionsausgabestelle. Diese stehen an dem damaligen Zufahrtsweg. Das heutige Wohnhaus diente als Schreibstube und Unterkunft für das Militärpersonal. Zur Verteidigung war auf dem ursprünglichen Flachdach eine Flak installiert. Die Vorrichtungen sind heute noch erhalten. Decke und Außenwände bieten mit ihrer Betondicke ebenfalls Splitterschutz. Auffällig ist die betonierte Stelle vor dem Haus, die ein Betonfundament von 1,5 Meter Tiefe aufweist. Dieser wahrscheinliche Be- und Entladeplatz gab schweren LKWs die nötige Stabilität in dem sumpfigen Gelände. Auf dem umzäunten Gelände waren Munitionsbunker, deren Reste heute nicht mehr zu erkennen sind.

Über die Bahnhöfe Korschenbroich und Kleinenbroich müsste die Munition angeliefert worden sein. „Hauptabnehmer“ der Munitionsausgabestelle dürften die in den benachbarten Orten Kleinenbroich, Willich, Osterrath und Kaarst stationierten Flakabteilungen (II./4, 404, 322) gewesen sein. Aufgrund der Entfernungen zu den nächsten Munas (Moers-Rheinkamp Munitionsausgabestelle 21/VI, Düsseldorf-Eller Munitionsausgabestelle 15/VI und Gustorf Munitionsausgabestelle 19/VI) dürften weitere Flakeinheiten zum Einzugsbereich gehören. Bombardierungen des Geländes haben auch stattgefunden.

Die Anlage wurde von den Deutschen gesprengt und fluchtartig verlassen. Eine im benachbarten Herrenshoff durchziehende Munitionskolonne wurde am 1. März 1945 gegen 10 Uhr aus der Luft angegriffen. Munitionsbestände wurden aber nicht getroffen. Dieser Transport könnte mit der Aufgabe der Muna in Verbindung gestanden haben. Im Laufe des gleichen Tages wurde das gesamte Stadtgebiet Korschenbroichs von den Amerikanern besetzt.
Der Kampfmittelräumdienst (Bezirksregierung Düsseldorf) hat das Gelände wenige Jahre nach dem Krieg entsorgt und mit Betonplatten abgedeckt. In den 70er Jahren ereignete sich ein schwerer Unfall.

Quellen: Neben den oben angegebenen Ämtern/Personen: Schulchronik Herrenshoff, Lexikon der Wehrmacht.de, Google Maps

Gruß
Andreas
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