Hilfsorganisation Bayernzug

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
Gina
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Hilfsorganisation Bayernzug

Beitrag von Gina » 26.12.2004 12:28

Was war der "Bayernzug"?
Wie war die "BZ Hilfsorganisation" ausgerüstet?
Mit welchen Mitteln konnte im II.Weltkrieg Hilfe geleistet werden und
wo wurde der BZ tätig?
"Lieber Tommy, fliege weiter, hier wohnen nur die Ruhrarbeiter ..."

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Godeke
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Beitrag von Godeke » 26.12.2004 16:46

Hallo :) ,

Kann es sein, daß Du den "Hilfszug Bayern" der NSDAP meinst?

Dabei handelte es sich um eine große mobile Einheit (ca. 60 Fahrzeuge), die vor allem für Werbe- und Propagandaveranstaltungen (Aufmärsche, Feste, Paraden, Parteitage, Gauveranstaltungen etc.) ausgerüstet war. Schwerpunkt der 1934 in Dienst gestellten Eiheit lag dabei auf der Verpflegung und sanitätsdienstlichen Betreuung. Gestiftet wurde er von der "Deutschen Beamtenschaft", einer Unterorganisation der NSDAP, personell getragen von der NSV (nationalsozialistische Volkswohlfahrt), der staatlichen Wohlfahrtsorganisation. Die Fahrzeuge wurden komplett von MAGIRUS in Ulm entwickelt und produziert und in München stationiert. Stammpersonal 120 Mann, aufgestockt durch jeweils rekrutiertes Hilfspersonal vor Ort in Höhe von 800 Mann. Verpflegungsleistung bis zu 30.000 Einheiten am Tag.
!940 war der "Hilfszug Bayern" im Wehrmachtsgefolge an der besetzung Farnkreichs beteiligt, später schwerpunktmäßig während der Bombenangriffe auf das Ruhrgebiet dort zur Betreuung eingesetzt. Hier verliert sich seine Spur langsam. Übrig geblieben ist nichts außer einer Reihe Fotos, die in einem kleinen Büchlein veröffentlicht worden sind:

HINRICHSEN, H.:
Reichsautozug "Deutschland" und Hilfszug "Bayern",
Wölfersheim-Berstadt 1998 - ISBN: 3-7909-0647-6
...und jetzt noch mal schnell zu www.thw-lueneburg.de , der aktuellen Seite mit News aus der wunderbaren Welt des Helfens!

Björn
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Beitrag von Björn » 26.12.2004 17:37

Heimatstandort war das Gelände der Reichszeugmeisterei in München. Nach dem Krieg lag hier das Hauptquartier der Amerikaner für Bayern (McGraw-Kaserne).

Gast

Beitrag von Gast » 29.12.2004 12:49

Hallo Gina,
Reste einer Barackenanlage des Bayernzuges findest Du in Ratingen. Dort stand eine Großküche, die u. a. evakuierte Ausgebombte verköstigte. Man findet noch die Fundamente der Baracken sowie einen gut erhaltenen Bunker.


Peter

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 29.12.2004 13:53

Moin kingkong,

oben auf dem Hügel linksseitig der Strecke von Ratingen zum Verteiler in Breitscheid vielleicht?

Grüße, Eric

Gast

Beitrag von Gast » 29.12.2004 15:36

Ärgs, und wie heißt das "große Besteck" des DRK? Wußte ich ja noch gar nicht, wer den Begriff des "Hilfszuges" früher mal besetzt hatte... :?

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Godeke
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Beitrag von Godeke » 29.12.2004 18:02

Hallo :) ,

@Schemen:

das 'große Besteck' des DRK war der sog. "DRK-Hilfszug". Er wurde aber erst 1953 aufgestellt, und zwar im Auftrag der Bundesregierung. Diese folgte wiederum einer dringenden Empfehlung des "Intermationalen Komitees vom Roten Kreuz" (IKRK), das seine Mitgliedsorganisationen unter dem Eindruck des Korea-Kriegs aufforderte, schnell überortliche Einsatzeinheiten zu schaffen.
Aufgabenbereich des "DRK-Hilfszugs" war die Betreuung und sanitätsdienstliche Versorgung von ca. 30.000 Betroffenen. Dazu gehörten in der frühen Gliederung dem Hilfszug ca. 5.200 Helfer an, dazu kamen über 700 Kraftfahrzeuge und große Materialmengen (Zelte, Feldbetten, Lazarett...), eine Lagerorganisationen und ein eigenes Fm-Netz (Kurzwelle)
Im Laufe der Zeit folgte mehrmals eine Umgliederung (Verkleinerung), Umfinanzierung (Einsparungen), bis das ganze Instrument in seiner einstmals gedachten Form in den Orts- und Kreisverbänden aufgegangen ist. Heute existieren nur noch Reststücke bei den Landesverbänden.
MIt dem Hilfszug "Bayern" hat der DRK-Hilfszug also nur den Namen gemein, aber nicht die Aufgabenstellung, wenn man sich auf den ursprünglichen Zweck als NS-Propagandainstrument bezieht.
...und jetzt noch mal schnell zu www.thw-lueneburg.de , der aktuellen Seite mit News aus der wunderbaren Welt des Helfens!

Gast

Beitrag von Gast » 02.01.2005 16:11

Isch weiß. 8) Allerdings muß ich hinsichtlich der "Reststücke" widersprechen: Natürlich sind die HzAbt längst nicht mehr so groß wie zu seligen Zeiten der Vollfinanzierung. Aber in den KV/OV "aufgegangen" ist er nicht, die stellen nach wie vor Personal, aber neuerdings auch Material (v.a. Kfz). In Westfalen-Lippe beispielsweise ist der technische Personalstamm in Form einer Einsatzstaffel LV-weit gekadert und die Einheit selbst wird dann aufgefüllt, das Gros des Materials teils mit zivil bereitgestellten Sattelschleppern transportiert. Kurzum: Es gibt ihn noch, und wo die Landesverbände ihn abgeschrieben hatten gab es anläßlich der Elbe-Flut ein böses Erwachen...

Nunja, gerade weil ich den HZ kenne wunderte ich mich ja über den Namen, auch weil es wieder einmal ein Begriff war, der in anderem Zusammenhang bei Kreuzens (wieder) auftaucht. BTW: Bei Archivarbeiten vor einigen Jahren lief mir u.a. die "DRK-Einsatzeinheit" über den Weg - als ein Konzeptpapier aus den 50ern, ebenfalls schon als gemischtfachdienstliche Einheit, da habe ich auch gestaunt. :)

Gast

Ratingen u. d. Bayernzug

Beitrag von Gast » 04.01.2005 21:45

@EricZ
Mülheimer Str. in Richtung Breitscheid, kurz hinter der Brücke am Blauen See links in den Wald. Carsten hatte seinerzeit hier oder bei Sde auch Bilder gepostet.

Peter

ruine13
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Beitrag von ruine13 » 24.02.2012 19:06

Ich grabe das Uralt-Thema mal wieder aus...

In "Archäologie im Rheinland 2010" findet sich tatsächlich ein kurzer Artikel zu der Barackenanlage in Ratingen. Demnach bestand die Anlage aus einem Wartungsbereich mit KFZ-Montagegrube, einem Produktionsbereich, dem Deckungsgraben und einer unterkellerten Baracke unbekannter Funktion an der Einfahrt. Erreichbar waren die einzelnen Baracken durch eine geschotterte, U-förmige Zufahrt.

Von Juni 1943 bis April 1945 wurden hier in Baracken und Zelten, geschützt durch den Baumbestand und Tarnnetze, mehrere zehntausend Portionen Eintopf pro Tag für die Bevölkerung und Ratinger Zwangsarbeiter produziert. Die Ausgabe in großen Kannen erfolgte entweder vor Ort oder per LKW in die Nachbarstädte. Kurz vor Schließung des Ruhrkessels setzte sich die Einheit dann nach Thüringen ab.

Im nächsten Ratinger Forum kommt noch ein Artikel dazu, ich bin gespannt...

Viele Grüße

Markus
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