Feldflugplatz Neufahrn (war:gesprengte US-Bomber?)

Fliegerhorste, Feldflugplätze, Einsatzhäfen und E-Stellen der Luftwaffe und andere, zugehörige Infrastruktur
Imme
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Feldflugplatz Neufahrn (war:gesprengte US-Bomber?)

Beitrag von Imme » 19.01.2012 19:25

Moin

habe heute in einem Luftbild vom 20.04.1945 westl. des Flugplatzes Erding auf freiem Feld mehrere (vermutlich) gesprengte Flugzeuge entdeckt. Es handelt sich um viermotorige Maschinen, die ich als B-24 und B-17 identifiziere.

Die Region wurde am 29./30.04.45 besetzt.

Liege ich mit der Identifizierung richtig und weiß jemand etwas über Beutebomber bei Erding? Und warum standen diese fernab des Flugplatzes auf der anderen Seite der Isar?

Beste Grüße
Andreas
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AndreasK
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Beitrag von AndreasK » 19.01.2012 22:05

Moin Andreas

Wenn ich mir die Bilder genau anschaue, schließe ich B-17 und B-24 aus.
Auf dem Bild 4-Erding (die beiden Bilder rechts) würde zwar die Pfeilung der Tragflächenvorderkante für eine Liberator in etwa hinkommen, aber ich sehe da kein Doppelleitwerk sonden nur ein Leitwerk. Unten links zwar ein Doppelleitwerk aber zu starke Pfeilung.
Bei Bild 5-Erding ist es genauso. Maschine oben und unten rechts: Doppelleitwerk, aber zu starke Pfeilung.
Unten links: Vorderkanten zu gerade für eine B-17
Bild 3-Erding: Vorderkante zu gerade
Und etwas erscheint mir unlogisch: Warum stehen so viele ,vermeintlich amerikanische, Maschinen 1 1/2 Wochen vor der Besetzung da rum? Notlandung, erzwungene Landung? Glaube ich eher nicht. Könnten natürlich wirklich Beutemaschinen sein. Aber, wie du schon sagst: Warum so weit weg vom Platz?
Mal schauen, vielleicht kann man die ja noch identifizieren.
Gruß von der Insel
AndreasK

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Beitrag von MikeG » 19.01.2012 22:24

Moin!

Aus meiner Sicht spricht einiges für die Möglichkeit, dass es sich um eine Scheinanlage handelt:

1.) Das Objekt liegt relativ fern jeder erwähnenswerten flugtechnischen Anlage.
2.) Die Maschinen stehen mitten im Grün - ohne sichtbare Rollwege.
3.) Es gibt offenbar keine Splitterschutzwälle und/oder Tarnung.
4.) Wenn etwas gesprengt wird, gibt es oft Brandspuren im Umkreis - hier aber nicht.

Mike
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AndreasK
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Beitrag von AndreasK » 19.01.2012 22:36

Ich schließe mich der Meinung von Mike an.
Würde keinen Sinn machen, Flugzeuge ohne jegliche Infrsatruktur auf einem Feld abzustellen.
Und was sind das eigentlich für Schatten rund um einige Maschinen? Menschen?
Und gegen eine Sprengung spricht auch daß Fehlen von Trümmern. Alles an seinem Platz.
Gruß von der Insel
AndreasK

Imme
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Beitrag von Imme » 19.01.2012 22:44

Hallo Mike,

zu 2.) Die Maschinen stehen mitten im Grün - ohne sichtbare Rollwege.

Dies würde aber gegen eine Scheinanlage sprechen, da eben nichts zu sehen ist, was einer "Anlage" ähnelt! Das macht keinen Sinn, wenn der Erdinger Flugplatz gut erkennbar ganz in er Nähe liegt.

zu 4.) Wenn etwas gesprengt wird, gibt es oft Brandspuren im Umkreis - hier aber nicht.

Das kann ich so nicht bestätigen. Ganz im Gegenteil, bei den zerstörten flugzeugen, die ich bislang in Luftbildern gesehen habe, sind deutliche Brandspuren eher selten.

Habe die Luftbilder ja stereoskopisch betrachten können, und da sieht es sehr deutlich nach einer Selbstzerstörung aus. Die Mühe würde man sich bei Attrappen ja vermutlich nicht machen?!

Beste Grüße
Andreas

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Beitrag von Imme » 19.01.2012 22:49

AndreasK hat geschrieben:Ich schließe mich der Meinung von Mike an.
Würde keinen Sinn machen, Flugzeuge ohne jegliche Infrsatruktur auf einem Feld abzustellen.
Und was sind das eigentlich für Schatten rund um einige Maschinen? Menschen?
Und gegen eine Sprengung spricht auch daß Fehlen von Trümmern. Alles an seinem Platz.
Moin

Die "Schatten" sind Buschwerk.

Was die Sprengungen angeht, so werden da wohl keine Bomben eingesetzt worden sein, die eine Trümmerlandschaft hinterlassen. eine handgranate würde ja schon reichen, eine Maschine unbrauchbar zu machen.

Beste Grüße
Andreas

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Beitrag von Imme » 19.01.2012 23:10

Moin

Habe die gleiche Anfrage im www.luftwaffe-bullet-board.com gestellt und dort eben diese Antwort bekommen:

"Moin Andreas,

die Bilder haben mit dem Flugplatz in Erding absolut nichts zu tun!

Es handelt sich um den Feldflugplatz Neufahrn b. Freising. Dieser Flugplatz wurde gegen Kriegsende als Abstellplatz genutzt.

Die Info stammt von Dr. Reitinger und er hat nur von dort abgestellten Nachtjägern gesprochen. Beutemaschinen hat er nicht erwähnt.

Dr. Reitinger war im Krieg selber Pilot, u.a. auf Fw 190 und kannte sich somit aus. Nachfragen ist leider nicht mehr möglich.

Viele Grüße
Günter"

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Beitrag von zulufox » 19.01.2012 23:25

Hallo Andreas,

da ich diese Antwort bei LBB eingestellt habe, will ich sie gerne auch hier wiederholen, damit alle informiert sind:

die Bilder passen zum: Nachtrag zu den Schadenmeldungen zu den Einflügen von Feindflugzeugen vom 5. April 1945 des Luftgaukommandos VII:

Fl. Pl. Schleißheim:
(Abstellplatz Neufahrn): 11:15 Uhr Bordwaffenangriff 12 Mustang
2 Ju 90
6 Piaggio zerstört.


Also nix mit Scheinflugplatz und Attrappen. Die beiden Ju 90 sind übrigens gut zu erkennen, es sind die mit unterschiedlichem Abstand der Propeller zur Bugspitze :-)

Ich habe das Luftbild, das Mike mit der .kmz eingestellt hat, noch etwas geschoben und gedreht, damit es passt. Der Weg links im Bild von Nord nach Süd ist der heutige Moosmühlenweg.

MfG
Zf :holy:
Zuletzt geändert von zulufox am 19.01.2012 23:34, insgesamt 1-mal geändert.
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"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Beitrag von Imme » 19.01.2012 23:29

Auch an dieser Stelle ein dickes Dankeschön! :thanx:

Auf die Ju 90 hätte ich ja noch kommen können, aber die Piaggio (verm. die P-108) hatte nu garnicht auf dem Schirm!

Den Luftbildausschnitt werde ich noch mal lagegerecht überlagern und morgen mal nachreichen. Ist dort nicht ganz einfach, da die Flurbereinigung vieles verändert hat.

Beste Grüße
Andreas

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Beitrag von AndreasK » 20.01.2012 01:18

@Andreas
Ok, dann habe ich ja ganz schön danebengelegen........ich schäm mich ja schon ;-)
Aber nicht vollkommen.....B-17 und B-24 waren es nicht. :mrgreen:
Klar, das mit den Handgranaten hatte ich nicht so wirklich bedacht. Beschädigung der Struktur reicht ja vollkommen aus.
Aber das ist ja eh überholt.
Für mich sah das Ganze halt nach Scheinanlage aus wegen der erwähnten, fehlenden Infrastruktur. Und das Abstellen auf einer Wiese war für mich einfach nicht logisch.
Was mich dann noch interessiert: Wie sind die Betriebsstoffe an die Machinen gelangt? Per Tankwagen? Wenn ja, wo waren die abgestellt? Und wo war das Bodenpersonal untergebracht?
Gruß von der Insel
AndreasK

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