bombensicherer Pferdestall ??

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
Tom Riddle

bombensicherer Pferdestall ??

Beitrag von Tom Riddle » 25.10.2011 11:29

Moin!

Ein Frage an die Experten:

Auf Seite 17 dieser Chronik aus Schweidnitz/Schlesien für das Jahr ist die Sprache von
ein bombensicherer Pferdestall in den Ausmaßen 150x20 Meter errichtet.
Gab es tatsächlich so etwas? Oder kann ich das in den Bereich Phantasie uund Wunschdenken abbuchen?

Weiter unten sind noch ein paar interessante Bemerkung über Luftschutzmmaßnahmen (Bau eine Musterluftschutzraumes/Verdunklungsübung).

TR

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TimoL
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Beitrag von TimoL » 25.10.2011 12:09

Nun der Begriff "bombensicher" und die Ausmaße von 150 (!) x 20 Meter gehören sicher ins Reich der Myhten und Legenden... :-)

Was es aber tatsächlich gab, waren verstärkte und splittersichere Stallungen.

Diese Art des Ausbaus beschränkte sich allerdings meistens nur auf die Verstärkung der Decke und eine einfache Verstärkung der Wände (z.B. durch Sandsäcke und/ oder Holzbohlen) und Anbringen von Luftschutzklappen vor den Fenstern (im Raum NMS gibt es noch Stallgebäude wo diese Vorhanden sind !).

Der entsprechende Ausbau hing aber von der Luftbedrohung und dem Geldbeutel des Landwirtes ab.

Die Landwirte und/ oder landwirtschaftlichen Betriebe die es sich leisten konnten, und auch wollten, bauten sich auch Stallgebäude in Stahlbetonausführung und versahen diese mit Luftschutzklappen und ggf. einer Lüftungsanlage.

Allerdings waren auch diese Stallungen weit von "bombensicher" entfernt und bildeten auf Grund des finanziellen und materiellen Aufwandes wohl eher die Ausnahme.

Der Altbauer von dem Reiterhof wo ich mal mit meinem Pferd war, hat seine Tiere, und vor allem die Pferde, bei Luftalarm übrigens immer aus dem Stall gelassen.
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Beitrag von Talpa » 25.10.2011 12:48

Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass die Ställe bombensicher im Sinne des Wortes sein soll(t)en.
allein vom Stallklima wäre das für die Pferde und deren Betreuer eine Katastrophe.
Auch von der Verhältnissmässigkeit zu anderen Schutzziehlen würde hier dann ein überproportionaler Aufwand betrieben.
In der täglichen Tierbetreuung wäre dann ein erheblicher Mehraufwand nötig gewesen.
Allein schon die Versorgung mit Rauhfutter und Einsteu ist schwierig, weil beides dann wohl kaum über den Ställen gelagert werden kann.

Soweit ich dass beurteilen kann, wurden erhöte Anforderungen an den Brandschutz gestellt.
ZB. Betondecken, deutliche Abschnittunterteilungen ect.


Vor einigen Jahren hatten wir hier schon einmal die Diskussion ob es "Schutzräume für Tiere" gab.
Leider ist dieses Thema nicht mehr vorhanden.

Einige Kuriositäten habe ich dann doch gefunden.

Gruß
Talpa

TimoL war schneller....

die Ausmaße der Stallungen finde ich nicht so ungewöhmlich.
Habe gerade in Köln am HVA nachgemessen: 176m lang. Andere Objekte sind nicht kleiner.

Dass mit dem Vieh allgemein freilassen war wohl nicht unüblich.
Irgendwo habe ich dazu noch eine amtliche Aussage.

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Beitrag von TimoL » 25.10.2011 13:02

Im Oktober 1963 veröffentlichte der Bundesluftschutzverband eine kleines Heftchen mit dem Titel
"Der Selbstschutz in ländlichen Gebieten- Ein Erprobungsbericht des Bundesluftschutzverbandes"

Dort wird auch auf bautechnische Schutzmaßnahmen eingegangen.
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Re: bombensicherer Pferdestall ??

Beitrag von zulufox » 25.10.2011 14:21

Tom Riddle hat geschrieben:Moin!

Ein Frage an die Experten:

Auf Seite 17 dieser Chronik aus Schweidnitz/Schlesien für das Jahr ist die Sprache von
ein bombensicherer Pferdestall in den Ausmaßen 150x20 Meter errichtet.
Gab es tatsächlich so etwas? Oder kann ich das in den Bereich Phantasie uund Wunschdenken abbuchen?

TR
Moin Tom,

das sollte man zunächst einmal auch auf die Bedrohung der Stadt Schweidnitz im Jahre 1934 schauen.

Ein Bombenangriff war zu dieser Zeit am ehesten aus der Tschechoslowakei oder Polen zu erwarten. Beide Staaten hatten nur Flugzeuge in ihrem Bestand, von denen leichte bis mittlere Bomben geworfen werden konnten.
Außerdem sollte man auch darauf schauen, ob man mit Spreng- oder mit Brandbomben rechnete.

MfG
Zf :holy:
Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

Tom Riddle

Danke

Beitrag von Tom Riddle » 25.10.2011 16:29

Danke
für Eure schnellen Antworten.

@ Timo
klar ist es eine Kostenfrage. Aber in der Textpassage geht es nicht um private/lanwirtschaftliche Bauten sondern um die Stallungen einer Artillerie-Kaserne.

Hier ommt nun auch ZFs Antwort mit zum tragen. Schweidnitz lag sehr dicht an der Grenze und QQuengeleien sollen dort stänig gang und gäbe gewesen. So weit ich informiert bin (bin aber sehr lernfähig und nehme jeden anderen Hinweis gerne auf), verfügten die Nachbarstaaten zu der Zeit jeweils über eine Luftwaffe ungefähr auf dem selben Stand wie im WK I.

Und gegen eine solche Abwurfbewaffung war eine Sicherheit sicherlich leichter herzustellen als das was man später unter "bombensicher" bezeichnete.

@ talpa
Luftschutz und Tiere war bei veilen ein Reizthema. Es gab immer wieder Diskussionen sogar darum, ob der Schoßhund mit in den LS-Raum durfte und Ähnliches. Immer wieder tauchen Anekdoten auf, daß die Bauern sogar Angst hatten, daß ihre weißen Kühe Bomber "anziehen" könnten. Hier im Vorharz gibt es Geschichten, daß einige LS-Stollen für ihr Viechzeuch gegraben hätten. Aber zeigen konnte mir keiner so ein Ding.

Und das Merkblatt. Hier mal das Gegenstück der Schweizer

Ist zwar jetzt etwas OT, aber die Dienstbehelfe und Ausbildungsunterlagen auf den Seiten dort kann ich nur empfehlen. Sie schnell auf eigene Belange umschreibbar.

TR

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Beitrag von TimoL » 25.10.2011 16:39

Ah... ! :-)

Bei einer Artillerie-Kaserne machen die Maße und Luftschutzmaßnahmen Sinn.
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Beitrag von redsea » 25.10.2011 22:10

Der vermeintlich bombensichere Pferdestall soll sich aber an der Groß-Göschen-Straße, also auf dem Gelände der Infanteriekaserne befunden haben. Die Artilleriekaserne befand sich nördlich der Untere Bolko Straße.

Viele Grüße

Kai
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Beitrag von Shadow » 25.10.2011 22:52

Das abgewinkelte Ding, nord- nordwest des Sportplatzes ?!

Shadow.

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Beitrag von redsea » 25.10.2011 23:03

Hallo Thorsten,

nein, das abgewinkelte Ding stand schon vor 1934. Der Pferdestall soll sich außerdem ja an der Groß-Göschen-Straße (heute Niecala) befunden haben.

Grüße

Kai

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