Marinemunitionsanstalt Brunsbüttel

Rüstungsindustrie, Waffen- und Munitionsproduktion, Munitionsanstalten, Tanklager, Depots, U-Verlagerungen etc.
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bettika
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Marinemunitionsanstalt Brunsbüttel

Beitrag von bettika » 04.02.2011 21:05

Hallo,
ich suche Informationen über die Marinemunitionsanstalt Brunsbüttel.
Erwähnt wird der Standort in der Liste der Rüstungsaltstandorte bei
"UBA 25/96 Bestandsaufnahme von Rüstungsaltstandorten in der Bundesrepublik Deutschland Band 1 Jürgen Thieme IABG"
und
"Nacherfassung von Rüstungsaltlastverdachtsstandorten in Schleswig-Holstein
PGBU Kassel 1998"

Die vorliegenden Daten sind eher spärlich, die Bezeichnungen sind unterschiedlich insbesondere die Lage ist unbekannt:
"Marinearsenal Brunsbüttelkoog
Munitionslager; Marine-Artillerie-Arsenal ;1945 Bunker/ ;1931 (Marinemunitionsanstalt)
1945/12: Angetriebene Minen, Sperrgeräte und Munition sollen dem Marine-Artillerie-Arsenal Brunsbüttelkoog zur Bergung u. Entschärfung gemeldet werden
Zur Lage ist die Ostermoorer Str anggeben.
Wenn man alte und neue Luftbilder betrachtet, bietet sich der Standort nordöstlich des Bauhofes des WSA Brunsbüttel an, das ist aber nur Spekulation, erkennbar sind dort Gleise, der Bahnhof war in der Nähe.
Das beiliegende Luftbild ist von
http://www.footnote.com/image/#50799235
(Nutzbar kostenlos aber nur nach Anmeldung)
Gab es die Anlage wirklich, an welchem Standort, welcher Zeitraum,was ist mit den Baulichkeiten passiert?
Grüsse
bettika
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VitaminB11
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Beitrag von VitaminB11 » 05.02.2011 08:38

Dein Marker zeigt auf das Tanklager Ostermoor, das es wohl seinerzeit auch schon gab ( viewtopic.php?t=3003&start=10 ).

Ich tippe (spekuliere) eher auf die gegenüberliegende Seite vom NOK: Bahngleise gibts dort auch reichlich; dann sieht man (Weiternutzung durch?) chemische Betriebe; dazu eine Sondermüllverbrennung und ein KKW. Das sind schwache Indizien, nur gestützt durch die ähnlichen Fälle in Sellafield (WAA, ex-ROF) und Krümmel (KKW, ex-DAG).


Gruß,
Harald

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bettika
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Marinemunitionsanstalt Brunsbüttel

Beitrag von bettika » 05.02.2011 16:18

VitaminB11 hat geschrieben:Dein Marker zeigt auf das Tanklager Ostermoor, das es wohl seinerzeit auch schon gab ( viewtopic.php?t=3003&start=10 ).

Gruß,
Harald
Hallo Harald,
Ostermoor liegt südlich des Kanals,(mein Marker nördlich) das oder auch die Tankläger in Brunsbüttel sind sicher einen eigenen Beitrag im Forum wert.Das es mehrere gab, habe ich den schon anderweitig zitierten "Petroleum Facilities of Germany" entnommen, aus dem ich auszugsweise Unterlagen beifüge.
Die Tankanlagen der kaiserlichen Marine in Ostermoor gehen nach Ende des 1.Weltkrieges an die „Hugo Stinnes AG“. Im September 1928 werden sie von den „Mineralöl- und Asphaltwerken (Mawag)“ aus Hamburg als Raffinerie und Tanklager übernommen. Bei den Bombenangriffen am 18 und 20.Juni 1944 wird die Mawag zu fast 70% zerstört. Später geht der Besitz an die „Elf-Bitumen GmbH“ welche die Anlage noch heute als Bitumenwerk führt.

Von den in o.g. Quellen weiteren Tankläger kann durchaus eines neben dem heutigen WSA Bauhof Gelände gelegen haben.

Die von Dir angeführte Weiternutzung bzw. Neunutzung von ehemals reichseigenen Grundstücken
macht Sinn. Entlang des Kanals gehört ein breiter Streifen sowieso dem Deutschen Reich , heute dem Bund, diese werden dann gerne für "ungeliebte" Projekte genutzt um wenigstens die lästige Enteignung zu sparen .

Der Standort Marinemuntionsdepot kann weiter gesucht werden.

Grüsse
Beate
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bettika
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Tanklager Ostermoor

Beitrag von bettika » 08.02.2011 21:19

"Die Tankanlagen der kaiserlichen Marine in Ostermoor gehen nach Ende des 1.Weltkrieges an die „Hugo Stinnes AG“. Im September 1928 werden sie von den „Mineralöl- und Asphaltwerken (Mawag)“ aus Hamburg als Raffinerie und Tanklager übernommen. Bei den Bombenangriffen am 18 und 20.Juni 1944 wird die Mawag zu fast 70% zerstört. Später geht der Besitz an die „Elf-Bitumen GmbH“ welche die Anlage noch heute als Bitumenwerk führt."
Hallo,
zurecht kam die Frage, nach der Quelle o.g. Information .
Der Text ist zitiert aus "Brunsbüttel-Eine Chronik der Geschichte" von Walter Schulz und Hauke Mormann abgedruckt in der Brunsbütteler Rundschau, nachzulesen unter
http://www.hamo-kiel.de/TEXT.pdf
Weitere Informatione zur Bombardierung von Ostermoor und der MAWAG auch zu finden unter
http://webcache.googleusercontent.com/s ... .google.de

Grüsse
Beate
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Beitrag von VitaminB11 » 08.02.2011 21:56

Ja, darüber, dass Ostermoor auf der Kanal-Ostseite liegt, hat mich GE auch schon aufgeklärt. In der Chronik und dem Dithmarschen-Wiki fällt auf, dass über eine MunA oder sonstwie munitionsmäßiges eben *nix* drinsteht. Bei MunAs findet man meistens Hinweise auf Arbeitslager (Zwangsarbeiter), "Kanarienvögel" (Arbeiterinnen) mit gelb verfärbten Haaren, die vermeintlich perfekte Tarnung, die das Objekt erst im Frühjahr 45 auf die Zielliste brachte, eine "Waldsiedlung" oder einen "Silbersee" in der Nähe, oder einen Eintrag im Altlastenkataster. Letztere habe ich aber nur für Niedersachsen und Bayern online gefunden. Die restlichen Bundesländer halten sich sehr bedeckt und ergehen sich nur in zarten Hinweisen darauf, dass es so etwas gibt und die Gebühren für Einzelauskünfte erfragt werden können.

Unterm Strich halte ich das gesuchte Objekt höchstens für ein Depot, mit evtl. verworfenen Plänen für einen Ausbau. Nicht dass ich hier eine Koryphae wäre! Nur ein fortgeschrittener Dilettant beim Versuch, die Sprengstoffwerke und MunAs möglichst alle in einem .kmz-File zu sammeln. Und bevor ich mich noch weiter aus dem Fenster lehne, lass ich's damit mal gut sein :-)

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Beitrag von aflubing » 09.02.2011 08:43

Im vom Umweltbundesamt 1996 herausgegebenen Bestandsaufnahme von Rüstungsaltlastverdachtsstandorten finden sich auf Seite 255 zwei Einträge:
W2212 Brunsbüttelkoog Munitionszerlegestelle um 1920 Betreiber Ottensener Eisenwerke AG Altona 1919 - um 1921
W2212 Brunsbüttel Marine-Munitionsanstalt 1945
Gruß aflubing.

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Marinemunitionsanstalt und Munitionszerlegstelle Brunsbüttel

Beitrag von bettika » 11.02.2011 17:38

Hallo
@Vitamin B11.: Ob ein Munitionsdepot, d.h reine Lagerung oder eine Munitionanstalt d.h auch Munitionslaborierung gemeint ist, habe ich auch überlegt.
Das UBA Gutachten schreibt Marinemunitionsanstalt, das PGBU Gutachten
Standortbezeichnung :Marinearsenal Brunsbüttelkoog, Standorttyp Munitionsanstalt (Marine) Zeitraum 1931-1945. Das ist eindeutig nur die Bezeichnung "Marine-Artillerie-Arsenal" hat mich etwas irritiert, weil die mir nicht bekannt ist.

@aflubing: Die Munitionszerlegestelle Brunsbüttel aus dem 1.WK ist ein guter Hinweis. Ich hatte erst übelegt, sie hier nicht mit aufzunehmen, weil sie zur Rubrik 2.WK nicht passt und ich nicht gleich 2 Standorte suchen wollte. Da es aber aus der Geschichte ähnlicher Standotrte gut möglich ist ,das sie nacheinander an gleicher Stelle standen, erweitere ich die Suche.

Zum Hintergrund : "Am 13. September 1919 schloss der Reichsfiskus mit einem Firmenkonsortium einen Vertrag über den Verkauf und die Vernichtung der im gesamten unbesetzten deutschen Gebiet, außer in Bayern und Sachsen, gestapelten und zu entladenden Munition. " (Quelle UBA 49-02 Modellhafte Altlastenuntersuchung an ausgewählten Standorten der Munitionszerlegung und -vernichtung nach dem Ersten Weltkrieg Prof. Preuß)
Zu dem Firmenkosortium gehörte auch die "Ottensener Eisenwerke AG, Altona-Ottensen" mit der "Entladestelle Brunsbüttelkoog" (Quelle BAP 2201/2234) (s.Anlage in Auszügen).
Das Gutachten PGBU hat weiter als Hinweis erfasst:
"Zerlegestelle 25541Brunsbüttelkoog ca. 260000 russische Geschosse zerlegt ;
1919-1921 Eisenmunition und Metall-Kartuschen ;bis um 1921;;Feldschrapnells und Granaten ;19201921/5/18: Brand in der Nähe von Löschbrücke beim Ausspülen von Pulverresten aus den Hüllen 1920,1921: Auflistung Unglücksfälle bei Entfestigung/Zerlegearbeiten"


Ich suche jetzt Hinweise auf beide Anlagen Marinemunitionsanstalt und Munitionszerlegstelle
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Beate
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Marinemunitionsanstalt Brunsbüttel

Beitrag von bettika » 11.04.2011 21:09

Hallo,
Die Hinweise von Mitarbeitern des WSA-Bauhofs zur Lage der Marinemunitionsanstalt konzentrierten sich auf den östliche Teil des Bauhofs und den direkten Anschluss. Die Lage auf dem Bauhofgelände selbst möchte ich ausschließen , da die Gebäudehistorie dort durch eine „Historische Ersterfassung“ komplett dokumentiert ist. Die daraus vorliegenden Pläne aus dem Archiv WSA und des Landesarchiv geben aber auch Hinweise auf die Anschluss-Bebauung:
Der nordöstliche Bereich des WSA Bauhof- Grundstücks wurde in der Zeit der 1. Erweiterung
(1907-1914) der damals „Kaiser Wilhelm Kanal“ genannten Wasserstraße als Ablagerungsfläche für das Nassbaggergut genutzt Für dessen Abtransport wurde für die Umschlagstelle Nordseite eigens ein Anschlussgleis an die vorhandene Bahnstrecke gebaut. Erst in den 30 er Jahren wurde dieser Teil mit Gebäuden bebaut.
Das Luftbild 1944 zeigt eine Bebauung südlich dieser WSA-Gebäude und im Anschluss nordöstlich. Der Lageplan 1960 zeigt diese Bebauung noch, die aber im Plan 1974 bis auf die Bahngleise fast verschwunden ist. Heute ist dort in GE nur noch eine Grünfläche erkennbar.

Fazit: Die bauliche Entwicklung auf dem fraglichen Gelände von 1945 bis heute ist rekonstruiert, eine direkte Identifizierung als Marinemunitionsanstalt ist ohne eine qualifizierte Luftbildauswertung oder weitere Hinweise oder Quellen nicht möglich.

Quellen
HE Bauhof WSA Brunsbüttel 2009 (IGU BIOBAC)
Luftbild 1944 http://www.footnote.com/title_495/wwii_ ... ce_photos/
Archiv WSA Brunsbüttel
Landesarchiv Schleswig, Abt. 548.1, Nr. 448 Lageplan Kaiserliche Kanal-Akte

Grüsse
bettika
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Re: Marinemunitionsanstalt Brunsbüttel

Beitrag von bettika » 09.05.2011 21:18

bettika hat geschrieben:Hallo,
ich suche Informationen über die Marinemunitionsanstalt Brunsbüttel.
Erwähnt wird der Standort in der Liste der Rüstungsaltstandorte bei
"Nacherfassung von Rüstungsaltlastverdachtsstandorten in Schleswig-Holstein
PGBU Kassel 1998"
Hallo ,
die in o.g. Gutachten zitierten Quellen, liegen mir mittlerweile vor.
BAMA BW 1/21496 (Auszug)
"Munitionsanstalten u. gr. Muni-Niederlagen
......
Brunsbüttelkoog
Kr. Süderdithmarschen 1931 Ostermoorerstr.
(3,7659 ha Bund) Marine Munihof
2(?)Lagerhäuser 2 Munibunker Pförtnergebäude 1564 qm Nutzfläche
1 gewerbl. Betrieb. Nutzung als Munilager nicht mehr möglich durch Bau eines Großtanklagers "Erdöl" auf Nachbargelände"


Mit dem "Großtanklager" ist die DEA (Deutsche Erdöl Aktiengesellschaft), die sich 1950 mit einem Werk in der Ostermoorerstraße niederläßt, gemeint.
http://www.hauke-mormann.de/Chronik_TEXT.pdf
Im Ergebnis: Die angenommene Lage passt, die Nutzung scheint aber eher ein "Muni-Lager" statt Munitionsanstalt zu sein.Eines der Lagergebäude könnte ein noch existierendes Gebäude sein, das in GE Ähnlichkeiten mit der WSA Tonnenhalle aufweist. Das Gebäude wurde Anfang der 30'er Jahre, also in der gleichen Zeit wie die in der BAMA Quelle genannte Liegenschaft gebaut .Mehr Erkenntnisse gibt die Quelle für mich nicht her.
Unklar bleibt auch ,ob die Muni-Bunker nicht zu einer auf dem Gelände vermuteten FLAK Stellung gehörten.
An Hinweisen oder Überlegungen bin ich weiterhin interessiert.
Grüsse
bettika
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Beitrag von tom3596 » 06.08.2012 11:49

moin leute,
also, das was du ein gezeichnet hast auf den plan von 1974 ist das gelände von f.a. kruse ist 1902 gegründet worden und wenn ist es richtig noch in errinnerung habe, war das früher die firmenzentrale. bis ca ende der 1980'er jahre.
es kann sein, das es da war. werde mal paar leute fragen.
gruß
tom

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