Fliegerhorst Wittstock an der Dosse

Fliegerhorste, Feldflugplätze, Einsatzhäfen und E-Stellen der Luftwaffe und andere, zugehörige Infrastruktur
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zulufox
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Fliegerhorst Wittstock an der Dosse

Beitrag von zulufox » 22.04.2010 08:13

Hallo Freunde,

ein neues lost place: der ehemalige Luftwaffenfliegerhorst und spätere sowjetische Militärflugplatz Wittstock an der Dosse wird kein Standort der Bundeswehr und ist damit endgültig lost place.

http://www.welt.de/die-welt/politik/art ... g-auf.html

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... Jubel.html

http://www.abendblatt.de/politik/articl ... Heide.html

Ob dem Jubel nicht ein dicker Katzenjammer folgt und ob die hochfliegenden Pläne hinsichtlich der Weiterentwicklung der Kyritz-Ruppiner Heide wirklich realisiert werden, bleibt abzuwarten. Da es sich bei der Munitionsbelastung des Geländes um eine Belastung durch die Besatzungstruppen handelt, ist das Land Brandenburg zuständig für die Herstellung der Sicherheit, sprich für die Entmunitionierung.
Vermutlich wird es auf lange Zeit so aussehen wie im Raum Peenemünde: Eine Zaunanlage wird das Betreten des Geländes verhindern sollen, wer es dann verbotenerweise betritt, der ist selbst verantwortlich für die Folgen.

MfG
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Beitrag von Trommelschlumpf » 22.04.2010 08:24

moin,
ich war letztens zwecks einer Veranstaltung auf dem Gelände... sieht echt gruselig da aus!

Was ich überhaupt nicht verstehe, ist das verhalten der Anwohner "Friedensinitiative"....
Natürlich will niemand einen Krieg... ich glaub wir hatten schon mehr als genug davon, aber solange wir eine Armee haben, mussen die auch üben können.. also werden sie woanders üben...logisch, oder... und damit werden auch die Soldaten ihr Geld woanders ausgeben... jeder der Mal durch diese Gegend gefahren ist, hat sicher mitgekriegt, wie Tot (Wirtschaftlich) die Ecke ist... Ich bin so dermaßen Stolz auf die Leute...schiessen sich ins eigene Bein und freuen sich noch drüber :thanx: naja... aber das mußte ich grad mal los werden.


cheeers

Lars

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Markus
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Beitrag von Markus » 22.04.2010 12:02

Trommelschlumpf hat geschrieben:moin,
ich war letztens zwecks einer Veranstaltung auf dem Gelände... sieht echt gruselig da aus!

Was ich überhaupt nicht verstehe, ...
Hallo Lars,

bitte hier keine "Sinn"-Diskussionen führen. Laß uns allein auf "lostplaces" konzentrieren. Danke für's Verständnis.

Gruß
Markus
Militärgeschichtliche Exkursionen und Recherchen / Maas - Argonnen - Champagne / Preußischer und französischer Festungsbau

Trommelschlumpf
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Beitrag von Trommelschlumpf » 22.04.2010 13:36

sorry nochmal an alle wegen oben,

nun zum Thema:

Hallo Zulufox,

Als ich letztens dort war, mußte ich feststellen, dass die Gebäude in einem ernsthaft maroden Zustand sind.
Das betreten der Gebäude ist wegen Einsturzgefahr untersagt. Auch das Gelände ist als Mil. Sicherheitsbereich gekennzeichnet. Ein Zaun steht zur zeit noch nicht, jedoch sind die aufgestellten Schildeer ja für die meisten auch eine art "Zaun".
Ich denke man sollte relativ Zeitnah Kontakt zum Kasernenkomandanten aufnehmen, um eventuell noch einige gute Fotos der Anlage machen zu können, bevor zumindest die allgemeinen Gebäude entgültig zu Staub und Schutthaufen werden.

cheers

Lars
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Beitrag von deproe » 23.04.2010 23:57

Trommelschlumpf hat geschrieben:moin,
ich war letztens zwecks einer Veranstaltung auf dem Gelände... sieht echt gruselig da aus!

Was ich überhaupt nicht verstehe, ist das verhalten der Anwohner "Friedensinitiative"....
Natürlich will niemand einen Krieg... ich glaub wir hatten schon mehr als genug davon, aber solange wir eine Armee haben, mussen die auch üben können.. also werden sie woanders üben...logisch, oder... und damit werden auch die Soldaten ihr Geld woanders ausgeben... jeder der Mal durch diese Gegend gefahren ist, hat sicher mitgekriegt, wie Tot (Wirtschaftlich) die Ecke ist... Ich bin so dermaßen Stolz auf die Leute...schiessen sich ins eigene Bein und freuen sich noch drüber :thanx: naja... aber das mußte ich grad mal los werden.


cheeers

Lars

bei aller freundschaft - da weiss ich wirklich nicht, wo du lang gefahren bist ;)

noch als hinweis: es ging die ganze Zeit um die "Freie Heide"

die gegend hat sich gemausert - ein touristischer neuanfang ist nicht zu übersehen

vielleicht hast du auch den zustand früherer jahre leider nicht gekannt...

@zulufox: - mich würde interessieren, was noch vom fliegerhorst erkennbar oder an restbeständen vorhanden ist?

die finanzierung ist noch nicht in sack und tüten - ich glaube nicht, dass das Land Brandenburg das allein schultern wird!
bis dann gruß deproe

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Beitrag von Deichgraf (†) » 15.10.2010 07:07

Moin,
das letzte Mal war ich im Jahr 2002 in Wittstock (da hat mich ein freundlicher Feldwebel vom wacheschiebenden Dienst sogar in seinem G-Jeep übers Gelände gekarrt) - jetzt bin ich da mal wieder vorbeigekommen um zu sehen, was sich geändert hat. Genau genommen nicht viel. Es ist durch die Witterungseinflüsse einiges mehr kaputt, die Natur kehrt zurück. Aber die Vandalen haben nicht in dem Maße zugeschlagen, wie ich es befürchtet hatte.
Und bewachen tut heute keiner mehr irgendwas. Ein Schäfer mit seiner Herde und die Feuerwehr Wittstock, die dort Vollgasfahrten mit ihren Löschfahrzeugen macht, das waren die einzigen, die ich dort gesehen habe.
Bilder 2002/2010
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Bis dann
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Beitrag von zulufox » 24.11.2010 20:32

Hallo Leute,

gerade drüber gestolpert:

http://www.bundesimmobilien.de/de/infor ... /index.php

aktueller Sachstand zur Weiterentwicklung der Kyritz-Ruppiner Heide. Interessant vor allem der vorletzte Absatz.

MfG
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Truppenübungsplatz Wittstock endgültig "lost"

Beitrag von bettika » 05.10.2011 20:32

Hallo,
zum 1.10.2011 wurde das Gelände offiziell von der Bundeswehr an die BIMA übergeben, die damit die Verantwortung für das 12.000 ha Gelände übernimmt.
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... un-in.html
Die ehemalige Kommandantur wurde bereits für 250.000€ an einen anonymen Käufer versteigert.
http://www.moz.de/details/dg/0/1/978853/
http://www.karhausen.de/Katalog/katalog.html

Die militärische Nutzung:
"1948/49 erfolgen die ersten Vermessungen durch die Sowjetische Militäradministration in Deutschland. Es beginnt die Vorbereitung zur Schaffung des Truppenübungsplatzes Wittstock, verbunden mit den ersten Enteignungen von Flächen.

1952 erfolgt die offizielle Übergabe der Liegenschaft als Truppenübungsplatz an die Sowjetunion. Es beginnt die Errichtung der Garnison Schweinrich, der Ausbau als Panzer- und Artillerieschießplatz, die Errichtung von Kasernenanlagen, eines Munitionsdepots, eines Tanklagers im Nordteil der Liegenschaft sowie die Einrichtung von Boden-Boden- Schießanlagen im Zentralteil.

Ab dem Jahr 1960 bis in die 70er Jahre erfolgt im südlichen Teil die Anlage eines Luft-Boden Zielgebietes. Dieses Gebiet wurde für den Bombenabwurf und das Schießen mit Bordwaffen der Fliegerkräfte der 16. Luftarmee der WGT, aber auch der Luftstreitkräfte der DDR, Polens und der Tschechoslowakei genutzt. Es wird im Laufe der Jahre die Nachbildung eines NATO- Flugplatzes mit Darstellung der gesamten Logistik geschaffen. Darüber hinaus werden im Südteil Zielgruppen aus Raketen-, Panzer- und Artilleriestellungen dargestellt.

Die intensive militärische Nutzung, vor allem aber der permanente Schieß- und Übungsbetrieb mit dem Gesamtspektrum der in der WGT und den anderen Warschauer Vertragsstaaten vorhandenen Munition sind die Ursache für die hohe Kampfmittelbelastung der Liegenschaft. Nach heutigem Erkenntnisstand gehen von diesen Kampfmitteln hohe bis sehr hohe Gefährdungen für Leben und Gesundheit der Menschen aus.

Im Jahr 1993 endet die Nutzung durch die WGT und die Liegenschaft wird an das allgemeine Grundvermögen des Bundes übertragen"

http://www.kyritz-ruppiner-heide.de/mil ... utzung.php

Eine Recherche zur Historischen Nutzung im Rahmen des „Strategischen Handlungskonzept Kampfmittelberäumung/Boden- und Grundwasserschutz“ weist wegen fehlender Archivalien der Russen und Amerikaner Lücken auf, besonders die verwendete Streumunition macht eine Kampfmittelräumung teuer und letzendlich wenig erfolgversprechend.Eine vollständige Kampfmittelräumung ist weder technisch noch finanziell möglich und sinnvoll.

" Grundlagen für das Konzept, das die Bima ab 1. Oktober umsetzen will, wenn sie das Areal von der Bundeswehr übernimmt, sind unter anderem Fakten aus Archiven, Luftbildaufnahmen und Daten, die die Bundeswehr gesammelt hat. Dabei wurde auch herausgefunden, dass schon die Wehrmacht im Süden der Kyritz-Ruppiner Heide Fahr- und Schießübungen vorgenommen hat.

„Von 1953 bis 1980 haben wir aber eine große Lücke. Es gibt aus dieser Zeit nichts in unseren Archiven“, so Ulrich Brakemeier von der Oberfinanzdirektion Niedersachsen, der Leitstelle des Bundes für Kampfmittelräumung. Deshalb ist auch nicht bekannt, wo überall in dieser Zeit auf dem rund 144 Quadratkilometer großen Gelände geübt oder in welche Richtung geschossen wurde und an welchen Stellen heute noch mit einer Belastung durch Munition oder andere Gefahrenstoffe zu rechnen ist. „Das ist alles nicht erfasst“, sagte Brakemeier. Er ist sich sicher, dass es in russischen Militärarchiven dazu Unterlagen gibt. Die Anfrage nach einer Recherche in diesen Papieren habe „nur ungewisse Erfolgsaussichten“. Klar sei auch, dass die USA über Jahrzehnte die Vorgänge auf dem Gelände ausspioniert haben. Von dort Informationen zu erhalten, hält Brakemeier für aussichtslos: „Die Spione leben noch und sie wie auch die Unterlagen sind in einer Art Zeugenschutzprogramm.“ Aus diesem Grund ist die Bima auf Zeitzeugen angewiesen, die ihr Wissen weitergeben.

Nach der Übernahme des Areals will die Bima in den kommenden vier Jahren ein infrastrukturelles Minimalkonzept für 30,5 Millionen Euro umsetzen. Für rund sieben Millionen Euro sollen weitere Gefahren, vor allem die, die von Streuwaffenmunition ausgehen, ermittelt werden. Binnen zehn Jahren soll Streumunition für rund 32,5 Millionen abgeräumt und für weitere elf Millionen Euro in den nächsten 15 Jahren Heideflächen von alter Munition befreit werden."

http://www.die-mark-online.de/artikel-a ... /1/961793/

An weiteren Informationen zur Historie ,die über das o.g. hinausgehen bin ich interessiert.
z.B :Ist die Kommandantur identisch mit den Gebäuden des Fliegerhorstes?

Grüsse
bettika
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ George Santayana

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Re: Truppenübungsplatz Wittstock endgültig "lost"

Beitrag von Büttner » 07.10.2011 07:16

bettika hat geschrieben:
„Von 1953 bis 1980 haben wir aber eine große Lücke. Es gibt aus dieser Zeit nichts in unseren Archiven“, so Ulrich Brakemeier von der Oberfinanzdirektion Niedersachsen, der Leitstelle des Bundes für Kampfmittelräumung. Deshalb ist auch nicht bekannt, wo überall in dieser Zeit auf dem rund 144 Quadratkilometer großen Gelände geübt oder in welche Richtung geschossen wurde und an welchen Stellen heute noch mit einer Belastung durch Munition oder andere Gefahrenstoffe zu rechnen ist. „Das ist alles nicht erfasst“, sagte Brakemeier. Er ist sich sicher, dass es in russischen Militärarchiven dazu Unterlagen gibt. Die Anfrage nach einer Recherche in diesen Papieren habe „nur ungewisse Erfolgsaussichten“. Klar sei auch, dass die USA über Jahrzehnte die Vorgänge auf dem Gelände ausspioniert haben. Von dort Informationen zu erhalten, hält Brakemeier für aussichtslos: „Die Spione leben noch und sie wie auch die Unterlagen sind in einer Art Zeugenschutzprogramm.“ Aus diesem Grund ist die Bima auf Zeitzeugen angewiesen, die ihr Wissen weitergeben.
In den vier Bänden SFD von Lutz Freundt gibt es eine Karte, daraus kann man entnehmen wo geschossen, getroffen wurden. Ansonsten sollten die Herren mal in das BArch fahren und die BND-Akten lesen ......

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Frontstadtkind
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Beitrag von Frontstadtkind » 07.10.2011 18:42

Ist ja merkwürdig, dass der Bund beim Kampfmittelthema in Kyritz derartig ratlos wirkt. Man denkt doch, die kennen ihre einschlägigen Archive und Experten schon lange.

Oder ist das nur ein argumentatives Vorspiel, um das Gelände auf ewig wegen "Altlasten" sperren zu können, wie an so vielen anderen Orten in Ostdeutschland?

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