Verdächtige Erdverdichtungen?

Verkehrsgeschichte - Straßen, Autobahnen und sonstige Straßenverkehrs-Bauwerke
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Omegas
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Verdächtige Erdverdichtungen?

Beitrag von Omegas » 14.12.2008 21:19

Hallo LP-community,

evtl. erklären mich einige für einen Spinner, aber ich denke, dass bei folgenden Bildern ehem. Verkehrswege die Ursache für diese optischen Veränderungen des Erdbodens sind.

Die eine verdächtige Stelle ist bei Worms, und führt von einem kleinen Schloß weg:

http://maps.live.de/LiveSearch.LocalLiv ... &alt=-1000

Deutlich ist der Strich in den Landschaft zu sehen, ich vermute, dass hier einmal ein Verkehrsweg bestand.

Eine ähnliche Situation bei der A8 neben dem Stuttgarter Flughafen:

http://maps.google.de/maps?hl=de&q=Lein ... 3&t=h&z=16

Wobei hier der Bezug eher klar zu scheint, weil die "Trasse" optisch direkt zur Anschlußstelle führt. Ich war mal vor einiger Zeit dort, und es sieht so aus, als ob hier einmal eine Aus/Einfahrt bestand oder irgendwas geplant war. Nichts genaues weiß ich nicht, aber Zufall sind bei optische Phänomene (imho) nicht.

Meine Vermutung: hier müssen einmal Straßen vorhanden gewesen sein, welche abgerissen wurden. Die Erdverdichtungen verursachen dann im Bewuchs Unterschiede, welche aus der Luft zu erkennen sind. Zu diesem Thema habe ich vor einiger Zeit das Buch "Luftbildarchäologie" gelesen, welches mir jetzt den Verdacht nahe legt, dass es sich hier nicht um Zufälle handelt.

Thx & nice thinking!
Omegas

Baum
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Beitrag von Baum » 14.12.2008 21:51

Hallo,

das sind m.E. keine Straßen sondern ehemalige Feld- bzw. Wirtschaftswege, die im Verlauf der Flurbereinigung aufgegeben wurden. Sieht man oft auf Luftbildern.

Baum

Harvey

Beitrag von Harvey » 16.12.2008 18:20

Moin,

das mit den alten Feldwegen oder Straßen lässt sich ja relativ leicht anhand von Karten überprüfen.

Anderer Ansatz: Trassen für Erdleitungen (könnte bei dem ersten Bild passen) oder Baustraßen, d.h. Wege die nur zeitweise für den Baubetrieb genutzt wurden (macht vielleicht beim zweiten Bild Sinn?)

Grüße,

Heiko

petzolde
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Beitrag von petzolde » 16.12.2008 18:49

Bei der A8:
Die geschwungene Linie war die frühere "Scharnhäuser Straße", nördlich der Plieninger Str. in Neuhausen, nach Scharnhausen, wo sie Nürtinger Str. heißt. Das geschwungene Stück wurde ersetzt durch die Straße in Nord-Südrichtung, westlich des Ortes Neuhausen.
Meine Stadt-und Gemeindekarte "östliche Filder" zeigt noch den alten Verlauf, etwa 1990.
gruß EP

petzolde
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Beitrag von petzolde » 16.12.2008 19:00

Stelle bei "Worms": Der Kartenausschnitt paßt nicht zu Worms, sondern zum Otterstädter Altrhein, nördlich von Speyer. Dieser gerade Strich durch den Acker, vom Rhein nach Westen laufend, dürfte eine Brauchwasserleitung für die Landwirtschaft sein. Im Falk-Atlas "Rhein-Necker" von 2007 ist das umzäunte Gelände am Rheinbogen bezeichnet als "Hauptpumpwerk Beregnungsverband".
gruß EP

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Omegas
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Beitrag von Omegas » 22.12.2008 22:45

Erstmal danke für eure Antworten, ich wußte, dass es hier Leute gibt, die anfangen werden zu recherchieren! D.h. petzolde: die Hauptwasserleitung wurde unterirdisch verlegt? Deswegen sieht man das Ding auch sehr gut aus der Luft.

@Baum: Feldwege hinterlassen nicht soooooo krasse Erdverdichtungen! Diese verändern ja den Bewuchs, weswegen erst danach diese Phänomene aus der Luft zu erkennen sind.

Kennt jemand das Buch "Vom heiteren Himmel .... Luftbildarchäologie" von der "Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern e.V."? Die Erdverdichtungen hinterlassen sog. "positive" bzw. "negative Bewuchsmerkmale".

Was mich umgehauen hat ist, dass man auf gewöhnlichen Luftbildern solche Dinge finden kann. Mein Highlight (gestern entdeckt):

http://www.ld-host.de/show/606ea1798bbc ... 5ff9b5.png

(Ich wohne in Ingolstadt, und als Zugereister hat man hier einiges an Entdeckerpotenzial)

Zigtausend mal habe ich mir Luftbilder von der Ausfahrt BAB A9 Ingolstadt Süd angeschaut und immer so ein komisches Gefühl gehabt, dass da etwas nicht stimmt. Aber erst gestern ist mir aufgefallen, dass hier etwas "straßenähnliches" mal gewesen sein muss. Auf dem Bild sieht man deutlich die Verfärbung des Weizens aufgrund von Erdverdichtungen, hier muss mal ein Haus gestanden haben und das daneben war eine Straße? Leider habe ich keinen Zugriff auf alte Karten etc. wobei diese oft unakurat sind. Die Geschichte dieser Vorhaben kennt eh keiner so richtig, weil anscheinend für einige nicht dokumentationswürdig.

Gerade habe ich mir die Luftbilder nochmal angeschaut und komme (imho) zu dem Schluß, dass es hier mal früher eine andere Anbindung Richtung Innenstadt gegeben haben muss:

Auch wenn ich nicht weiß ob es korrekt ist, aber mir ist es wie Schuppen von Augen gefallen:

http://www.ld-host.de/show/0de7e6d3b86b ... 7e883a.jpg

Hintergrund: ich wohne in dem Gebiet, welches nach Abriß der Straße gebaut wurde. Das muss aber 30 Jahre her sein oder so, und die meisten Leute haben das vergessen. Schon auf dem Landweg ist mir aufgefallen, dass die eine Straße zu breit ist und zu Kerzengerade, um in einem Wohngebiet zu münden. Die Baum-Allee und die Bewuchsspuren legen eben den Verdacht nahe, dass hier mal die Straße anders verlaufen sein muß. Den Luftbildern sei Dank, schade, dass Lokalgeschichte oft vergessen wird.

petzolde
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Beitrag von petzolde » 22.12.2008 23:04

Beim Verlegen von Erdleitungen wurde oft nicht darauf geachtet, den Boden anschließend wieder in der richtigen Reihenfolge (d.h. in der vorgefundenen geologischen Schichtung) zu verfüllen und zu verdichten. Besonders krasses Beispiel: In einem Acker im Rheinischen Schiefergebirge traten viele Jahre nach Verlegung eines Abwasserkanals eigenartige Kreisflächen auf, in denen zunächst das gesäte Korn aufging und anwuchs, dann aber verkümmerte. Diese Flächen schienen von Jahr zu Jahr größer zu werden. Einheimische vermuteten giftige Gase, Sabotage, Außerirdische,....
Des Rätsels Lösung: Nach der Leitungsverlegung hatte man achtlos wieder verfüllt, die Ackerkrume zuerst, dann den tieferen tonigen Aushub. Nach dem Pflügen konnte das Korn aufgehen, mit zunehmender Verschlämmung als Folge reichhaltiger Niederschläge mochte das Korn aber nicht mehr wachsen... Hinzu kamen Setzungen im Laufe der Zeit. Das ganze war an den Stellen zu beobachten, wo man erdüberdeckte Schächte in der Leitung angeordnet hatte, für deren Bau man größere Löcher graben mußte.
Also: keine Außerirdischen
gruß EP

Johan

Beitrag von Johan » 26.12.2008 15:23

Auch ein schönes Beispiel für Luftbild-Archäologie: In diesem Kartenausschnitt

http://maps.google.de/maps?f=q&hl=de&q= ... 3&t=h&z=16

sieht man in Bewuchs, Waldgrenzen und Wegen eine diagonal von links unten nach rechts oben verlaufende schnurgerade Linie. Das war der Limes, die Grenze zwischen dem römischen Weltreich und dem Germanengebiet. Und der wurde nicht erst vor 18 Jahren aufgegeben, sondern vor rund 1800...

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Beitrag von Omegas » 12.01.2009 23:35

Ack, der Limes ist immer sehr gut sichtbar! Ich habe vor einiger Zeit der Saalburg einen Besuch abgestattet. Der Limes ist dort ja direkt über das Mittelgebirge verlaufen. Wenn man am Sandplack parkt und dort spazieren geht kommt man unweigerlich Richtung Saalburg. Ein Wanderweg führt direkt am Limes entlang. U.a. ist da heute immer noch ein kleiner Wall erkennbar inkl. Wachturmfundamente etc. Bei dem Bauwerk ... kein Wunder, dass die Spuren im Erdreich die Jahrtausende überdauern. :mrgreen:

Bonesaw
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Beitrag von Bonesaw » 14.01.2009 20:49

Gut sichtbar ist er nicht immer, aber wenn er entdeckt wird ist gleich viel los...... bei mir in der Gemeinde (63543 Neuberg) wurde ein Wohngebiet (LIMESIII) direkt auf dem Limes ausgewiesen...bevor auch nur ein Bagger da war, hatten die Archäologen viel zu tun...und eine Straße läuft direkt auf dem Limes, in der Karte der südliche Teil des Germanenweges.

http://maps.google.de/maps?f=q&source=s ... 3&t=h&z=17

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