Reichssegelfliegerschule Wenningstedt

Fliegerhorste, Feldflugplätze, Einsatzhäfen und E-Stellen der Luftwaffe und andere, zugehörige Infrastruktur
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Henschel
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Beitrag von Henschel » 16.10.2008 12:57

Falls interessant:

Die auf den Bildern des Gedenksteins erwähnten Weltrekorde sind folgende:

Am 26./27. 11. 1937 --- Dauerrekord Mehrsitzer --- flogen Jachtmann und Floßdorf dort erstmals 13,59 Std. auf einer RM 4. ( Der im Internet mehrfach angegebene Rekord von 40,55 Std. ist falsch. Dieser Rekord wurde erst 1938 an der Gundsheimer Kogel geflogen).

Inoffizieller Frauenweltrekord im Dauerflug am 27. Juni 1937 --- Feodora "Dolly" Schmidt aus Breslau 14,2 Std. und 8. Juli 1937 --- ebenfalls Fr. Schmidt --- 23,48 Std. Allerdings hatte Wanda Miodlokowska - Polen - am 20. Mai 1937 bereits (ebenfalls inoffiziell) 24,15 Std. geflogen. Der polnische Rekord wurde nach Bekanntwerden anerkannt.

Quelle: Handbuch des Segelfliegens 1941

Als Startplatz wird allerdings jeweils nur "Sylt" angegeben. In den bekannten Auflistungen habe ich die Bezeichnung "Reichssegelschule Wennigstedt" nicht gefunden, allerdings taucht dort die "Segelflugausbildungsstätte List" auf. Letzgenannte unterstand der NSFK-Gruppe 3 Nordwest (Sitz Hamburg). Diese wiederrum benennt allerdings die "Segelflugschule Fischbeck" als Ausbildungsstätte und Lauenburg als Reichsmodellbauschule. Die Bezeichnung als "Reichssegelschule" scheint also eher Legende.

Als Quelle empfehlenswert hier: G. Cordts – Junge Adler (Blöder Titel - Gutes Buch !)

Greetz

Henschel

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Beitrag von Henschel » 17.10.2008 10:16

Kurzer Nachschub:

Nach Literaturrecherche:

Die Ausbildungsstätten des NSFK wurde nach 4 Kategorien eingeteilt:

A. Reichssegelflugschulen
B. Segelflugschulen
C. Reichsschulen für Segelflugsport
D. Reichsschulen für Motorflugsport

Sylt wurde als C - Reichsschule für Segelflugsport - geführt. Eine genauere Namensnennung wurde nicht durchgeführt. Zuordnung wie oben schon erwähnt.

Der Sitz des DVS (später NSFK) war allerdings der Flugplatz List, wo auch ab 1934 die Küstenflieger-Einheiten der "schwarzen" Luftwaffe entstanden.

bfh

Beitrag von bfh » 17.10.2008 10:58

Hallo,


die Segelfliegerschule war zunächst in List und wurde im Zuge des Aufbaus des als DVS-Zweigstelle als getarnten Seefliegerhorstes nach Wenningstedt verlegt. Die Gemeinde Wenningstedt hat sich an den Kosten beteiligt.

Neben den bereits benannten Personen ist auch Hanna Reitsch in Wenningstedt geflogen und hat 1938 den Streckenflug von Sylt nach Breslau gewonnen.

Mit Beginn des Krieges wurde der zivile Segelflug eingestellt und militärische Segelfliegerausbildung durch die Luftwaffe betrieben.

Der mir als Experte für dieses Thema genannte Sylter ist leider bereits 2005 verstorben.


Viele Grüße
Günter

bfh

Beitrag von bfh » 19.10.2008 23:03

Hallo,


inzwischen konnte ich auch das Buch "Festung Sylt" lesen. (Ein herzliches Dankeschön an denjenigen hier im Forum, der es mir geliehen hat !!!)

Im Buch bestätigt das, was in dern vorstehenden Beiträgen geschrieben wurde.
Vermutlich beziehen die Sylter ihr Wissen aus diesem Buch.

Auf Seite 105 gibt es wunderschöne Luftaufnahme vom 21.02.1944 und nachfolgend ein aktuelles Luftbild von mir. Die Blickrichtung ist nach Norden. Das Wetter war leider nicht besonders gut, inbesondere lag eine Dunstschicht auf der Insel.

Gut sichtbar sind die Segelfliegerbaracke und die Lagerhalle für Strandkörbe. Der vordere Teil der Halle (etwas dunkleres Dach) war mal ein Hangar. Auf der Kiesfläche (links unten) unmittelbar vor der Halle stand auch mal eine Baracke. Heute wird dieses Gelände als Parkplatz genutzt.

Der Segelflug wurde einerseits von den links noch sichtbaren Dünen aus betrieben, andererseits von der früher mal oberhalb der Baracke vorhandenen Heidefläche. Heute befindet sich dort der im Bild sichtbare Campingplatz und ein Wald.

Da in den Dünen eine verbunkerte Flakstellung und eine Radaranlage angelegt wurde, dürfte der Segelflug nach meiner Einschätzung während des Krieges nur noch von der Heide aus möglich gewesen sein.


Viele Grüße
Günter

.
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aalangler

Reichssegelfliegerschule

Beitrag von aalangler » 28.02.2011 13:28

Die Schule bestand in den 40er Jahren 4 Gebäuden, das südliche ist abgerissen, die andern zum Teil umgebaut, bzw. das Fundament wurde für die halle benutzt. Westlich in den Dünen gab es eine 10,5 cm Flak und eine Freyameßstation. Weiter nördlich auf dem Campingplatz Kampen standen mehrere Baracken, heute wird zwischen den Schutzwällen gezeltet.
Gruß vom Bunkerkenner und Aalangler auf Sylt.

aalangler

1939 Pause

Beitrag von aalangler » 28.02.2011 13:41

die Segelflugausbildung wurde 1939 eingestellt, da sie auch für militärische Zwecke und von Ausländern genutzt werden konnte.

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klaushh (†)
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Beitrag von klaushh (†) » 28.02.2011 19:21

Moin, moin!

@aalangler
Ich glaube dir gerne, dass die Segelfliegerausbildung 1939 (vermutlich im Herbst nach Kriegsausbruch) eingestellt wurde.
Allerdings ist deine Begründung wenig stichhaltig. Z.B. brauchte man Ausländer ja nur einfach nicht mehr zuzulassen.
Sicher ist es aber ein Unding, wenn auf einer militärisch derartig genutzten und wichtigen Insel Segelflugschüler herumkurven.

Gruß
klaushh
Bei Interesse für Bunker und unterirdische Bauwerke in Hamburg mal http://www.hamburgerunterwelten.de besuchen!

aalangler

NSFK hat dies vor dem Kriegsausbruch begründet

Beitrag von aalangler » 28.02.2011 19:54

1939 musste die Segelflugausbildung und -schulung in Wenningstedt auf Anordnung des NSFK eingestellt werden. Da die Ausbildung von Segelfliegern als vormilitärisch galt, sollte zukünftig ausländischen Fliegern dieses Know-how nicht mehr vermittelt werden, zudem zeichnete sich der Beginn des Zweiten Weltkrieges ab.

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bettika
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Segelflugschule Wenningstedt

Beitrag von bettika » 28.02.2011 20:28

Hallo aalangler,
hört sich ja ganz interessant an , aber hilfreicher wäre es noch mit der Angabe wo die Informationen herstammen: eigene Recherchen , Literatur?
Grüsse aus Flensburg
bettika
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ George Santayana

aalangler

Segelfliegerschule Wenningstedt

Beitrag von aalangler » 01.03.2011 07:13

Die Gebäude sind in der Nähe meines Wohnortes auf der Insel Sylt. In meiner Kindheit wurde oft in Bunkern und unbewohnten Gebäuden gestrolcht.
Weiter habe ich einiges von alten Syltern erfahren und natürlich auch einige Bücher gelesen.
Sehr zu empfehlen ist da die Festung Sylt vom Nordfriisk Instituut, die auch Bild auf Seite 105 veröffentlich hat.
Es gibt auch mehrere Bücher und Romane über den Segelflug auf Sylt.
Die Info über die Auflösung vor dem Krieg kommt aus dem Kreisarchiv Lippe aus dem Nachlass des Segelfliegers, Flugzeugbauer und Propaganda Filmheld Karl Katzner.
Ich habe noch viele Erinnerungen an Bunker, Schienen und Gebäuden die ich beizeiten mal veröffentlichen werde.
ich empfehle da die sylter-bunkerwelt.de



Gruß vom Bunkerkenner und Aalangler auf Sylt.

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