Festung Ingolstadt

Militärische Objekte des Ersten Weltkriegs, der Kaiserzeit etc.
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ghn5ul
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Festung Ingolstadt

Beitrag von ghn5ul » 01.06.2004 12:44

Hallo!

Durch Zufall und mit Hilfe der Geodaten-Online-Dienste des bayerischen Landesvermessungsamtes ( http://www.geodaten.bayern.de/bayernviewer/index.html ) bin ich darauf gestoßen, daß einige der Forts des 7. Festungsgürtels von Ingolstadt, obwohl geschleift, zumindest in ihren Grundrissen immer noch gut im Gelände erkennbar sind.

Auf Anhieb identifizieren konnte ich die Forts Friedrichshofen, Gerolfing, Rosenschwaig, Zuckering, Hepberg und Großmehring.
Fort Prinz Karl bei Katharinenberg (siehe Foto) scheint noch intakt; ich habe mal irgendwo gelesen, daß es heute vom Kampfmittelräumdienst genutzt wird, konnte aber diese Information bislang nicht verifizieren.

Ich würde gerne mal einen Trip nach Ingolstadt machen und mir einige der Forts ansehen; so etwas will natürlich vorbereitet sein.
Hat vielleicht jemand hier Infos, in welchem Zustand die Forts wirklich sind, ob man sie besichtigen kann / darf und welche es überhaupt wert wären?
Darüberhinaus bin ich natürlich sehr an Literatur über die Festung Ingolstadt interessiert, bisher aber nicht recht fündig geworden. Auch im WWW gibt es kaum Infos, mit Ausnahme vielleicht der Seite http://www.bingo-ev.de/~ks451/ingolsta/festu-01.htm .

Schonmal vielen Dank im voraus für Eure Hilfe.

Viele Grüße

Bernd
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Leif
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Beitrag von Leif » 01.06.2004 13:44

Hallo. Spontan fällt mir nur folgendes ein:
Luftangriffe auf Ingolstadt : Geheime historische Dokumente, Fotos und Zeitzeugenberichte aus den Jahren 1939 bis 1945
Verfasser: Fegert, Hans
Ausgabe: 2. Aufl.
Erschienen: s.l. : 3K-Verl., 1989
Umfang: 376 S., 235 Abb., 36 Ktn, 36 Graf. - 29,7 x 21 cm.ISBN: 3-924940-23-1

Es sind einige spannende Berichte zu den Forts drin.

Ansonsten gibt es ein Armeemuseum, welches lohnenswert ist.

Viele Grüße,
Leif

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ghn5ul
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Beitrag von ghn5ul » 01.06.2004 16:09

Hallo Leif!

Danke für den Buchtip, hört sich gut an.
Die Frage ist nur: Wo kriegt man das Buch? Nicht mal bei ZVAB werd ich fündig ...

Viele Grüße

Bernd

JW

Beitrag von JW » 01.06.2004 21:11

Gute und fundierte Literatur zur Festung Ingolstadt gibt es recht viel - allerdings häufig als Aufsätze in regionalgeschichtlichen Sammelwerken oder als Dissertation gedruckt , somit nur über Bibliotheken beschaffbar. Zu nennen sind z.B.:

Aichner, Ernst: Der Ausbau und die beginnende Auflassung der bayerischen Landesfestung Ingolstadt (1848-1918). Bd. 1-2, (Univ., Dissertation) München 1974.

Bauer, Karl: Die Batterie 7A am nördlichen Donauufer. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 107 (1998), S. 287 - 307.

Bauer, Karl: Die Fronte Raglovich. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 107 (1998), S. 223 - 257.

Bauer, Karl: Die Königlich Bayerische Hauptlandesfestung, ihr Anschluss an das Eisenbahnnetz, ihre Versorgung mit Zweigbahnen. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 108 (1999), S. 135 - 197.

Bauer, Karl: Die Zweigbahnen der Fronte Raglovich - frühe Zweigbahnen in das Innere der Festung. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 107 (1998), S. 259 - 286.

Schön, Hugo / Christoph-Scheiner-Oberrealschule Ingolstadt (Hrsg.): Versuch einer Historischen Geographie der ehemaligen Festungsstadt, 2 Teile. Ingolstadt 1963 - 1965.

Steiner, Johann: Die Bauten der Festung Ingolstadt nach Gebäudenummern. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt 110 (2001), S. 207 - 249.

Die genannten Titel lassen sich sicher über die Uni-Bibliothek in Erlangen beschaffen.

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Oliver
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Beitrag von Oliver » 01.06.2004 21:33

Hi zusammen,

erste Anlaufstelle im Netz sollte www.justbooks.de sein, ist ein Zusammenschluss von Antiquariaten funzt wie Amazon, buch.de, etc...

Spontane Eingebung zu Ingolstadt
-> Klenzepark
-> Mil. Museum (hab jetzt den Namen nicht) ist aber soweit ich mich erinnern kann auch ein ehemliges mil. Gebäude Zeughaus oder ähnlich hat auch eine Aussenstelle in einen Teil der Befestigung...

Gruß
Oliver

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Beitrag von Käptn Blaubär » 01.06.2004 22:29

Oliver hat geschrieben:erste Anlaufstelle im Netz sollte www.justbooks.de sein, ist ein Zusammenschluss von Antiquariaten funzt wie Amazon, buch.de, etc...
Moin!

Der bessere Tip ist http://www.sfb.at/index.php. ;) Dort wird in 13 Verzeichnissen antiquarischer Bücher gleichzeitig gesucht, u.a. auch ZVAB und abebooks (justbooks.de). Den Tip hatten wir hier auch schon mal unter "Hilfsmittel".
Das von Leif genannte Buch ist dort zwei mal zu finden (unter Titel suchen - der Autor schreibt sich wohl Fergert).

Gruß
Michael
Das Leben ist kurz, behauptet man.
Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.
Außerdem hatte ich noch dreizehneinhalb andere davon.
(Walter Moers, Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär)

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Beitrag von Red Baron » 02.06.2004 08:26

Hallo Bernd,

tatsächlich: die Umrisse sind über die Luftbilder sehr gut auszumachen. Aber auch, dass nicht mehr viel zu sehen ist. In dem Beispiel scheint das Gelände im Privatbesitz zu sein. Die Hütte weist auf eine Nutzung des Geländes hin. Dennoch würde sich sicherlich eine Exkursion lohnen.


Gruss

Andreas

PS Sehen wir uns auf der CRIFA-Nordtour?
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ghn5ul
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Beitrag von ghn5ul » 02.06.2004 09:25

Na sowas ... der Andreas ... so klein ist die Festungswelt ...

Die meisten der Anlagen, die ich entdeckt habe, scheinen offen zugänglich zu sein. Von den Luftbildern her erinnert mich das alles sehr an Tavannes, und wenn ich an die Ausgrabungen bei Fort Rauch in Köln zurückdenke, könnte ich mir gut vorstellen, daß auch bei dem ein oder anderen Ingolstädter Fort noch unterirdische Räumlichkeiten existieren könnten, die allerdings wohl eher unzugänglich sein dürften.
Mein persönlicher Favorit ist übrigens das Zwischenwerk Hepberg (siehe Foto), wobei auch hier fraglich ist, ob das "offiziell" zugänglich ist. Bevor ich hinfahre, werd ich mal bei der Gemeinde anfragen.
Am heißesten dürften die Forts 3a und 5a sein, die ich allerdings bisher nicht lokalisieren konnte. Ich habe mittlerweile ein paar spärliche Informationen aufgetan, und denenzufolge waren diese beiden Forts mit Gruson-Panzerkuppeln ausgestattet.

Viele Grüße

Bernd

PS: Zur CRIFA Nordtour kann ich leider nicht mit; die Sache mit Ingolstadt würde ich aber gerne zu einer eigenen CRIFA-Tour ausbauen, vielleicht 2005 ...
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Beitrag von ghn5ul » 23.07.2004 09:36

Habe gestern mal eine Kurzexkursion nach Ingolstadt gemacht und der "Nordwestecke" einen Besuch abgestattet; das Ergebnis war leider nicht sehr ermunternd:
Fort Orff bei Hepberg liegt auf einem Truppenübungsplatz und darf nicht betreten werden.
Von Fort IIIa in Wettstetten hatte ich mir viel versprochen, weil es ja angeblich über Panzerkuppeln verfügte. Das Fort liegt heute mitten in einem Wohngebiet, ist komplett überwachsen, aber gut zugänglich. Eine Infrastruktur (Gebäude, Zugänge, Gewölbe etc.) ist nicht mehr erkennbar, das Fort ist komplett zerstört. An den Trümmern kann man allenfalls erkennen, daß es sich im Ursprung um einen Ziegelbau handelte, der nachträglich betoniert worden ist. Im Graben konnte ich die eindrucksvollen Reste einer Kaponnière ausfindig machen.
In der Nähe - bei Adlmannsberg - ist auf den Luftbildern ein zickzackförmiges älteres Zwischenwerk zu erkennen, das sich auch in der Realität problemlos finden läßt. Der Verlauf ist - bedingt durch den Baumwuchs - im Gelände gut erkennbar, von dem Werk selbst ist außer einigen raren Trümmern nichts mehr übrig. Stellenweise ist das Gelände mit Schrebergärten belegt.
Fort von der Tann in Gaimersheim liegt ebenfalls in einem Wohngebiet und wurde z.T. in eine Art "Naherholungsgebiet" mit Kinderspielplatz umgewandelt. Hier gibt es wenigstens noch den Stirnteil einer betonierten Kasematte zu sehen und auch sonst einiges an betonierten Resten.
Fort Friedrichshofen hat ein bißchen den Charakter eines "Wasserschlosses", bedingt durch den ausgesprochen malerischen Wassergraben, der es umgibt. Auch hier ist alles komplett zerstört, selbst Trümmer findet man nur wenig. Das Fortgelände wurde zu einem Mountainbike-Parcours umgebaut.
Fort Hartmann südlich von Friedrichshofen ist heute eine Bauschuttdeponie ...
Interessant war dann auch noch der M-Raum Dachsberg, zwischen Fort Hartmann und dem gleichnamigen "Berg" (in Realität nicht mal ein Hügel ...) bei Friedrichshofen gelegen. Auf den ersten Blick scheint es sich nur um ein nahezu quadratisches Wäldchen inmitten von Getreidefeldern zu handeln, tatsächlich sind es aber die Überreste eines kleinen Werks. Leider haben auch hier die Amerikaner nach dem Krieg ganze Arbeit geleistet; außer monströsen Trümmern ist nichts mehr an erkennbaren Strukturen vorhanden.
Der Besuch dieser Anlagen war Sache eines Nachmittags (4 Stunden); ich habe die Forts und Anlagen mit GPS erfaßt und alles Sichtbare fotografiert. Sobald ich mal Zeit habe, werd ich das auch in Form einer Website online stellen, aber das wird zugegebenermaßen noch dauern.
Ich werde auf jden Fall auch noch mindestens einmal hinfahren und mir dann die M-Räume bei Kraiberg sowie die Forts Gerolfing, Rosenschwaig und X ansehen, möglicherweise auch noch Großmehring. Das interessanteste Fort (da noch intakt) ist wohl Prinz Karl, das ist aber leider nicht zugänglich.

Ich halte Euch auf dem Laufenden!

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Markus
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Beitrag von Markus » 23.07.2004 10:42

Hallo Bernd,

toll recherchiert - tolle Infos! Bin auf Deine weitere Berichterstattung gespannt!

Viele Grüße

Markus

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