DDR-Grenzstein - warum nur einseitig beschriftet?

Bauliche Infrastruktur der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und des Eisernen Vorhangs
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hummel
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DDR-Grenzstein - warum nur einseitig beschriftet?

Beitrag von hummel » 28.04.2008 13:37

Hallo

Gerade gestern war ich wieder einige Stunden auf dem ehem. Kolonnenweg unterwegs. Das Wetter war ja auch herrlich! Diese Grenze ist immer wieder faszinierend. An der Botanik kann man ja noch gut ablesen, wie breit es mal war. Und der Kfz-Sperrgraben ist ja auch noch gut sichtbar.

Vor allem der DDR-Genzstein, welchen ich immer heimsuche, wenn ich diese Strecke gehe, ist noch da und nicht geklaut (obwohl er schon halb ausgegraben ist).

Da fiel mir zum ersten Mal bewusst auf, dass diese grauen DDR-Grenzsteine ja nur mit DDR beschriftet sind, auf des westlichen Seite hingegen nicht.

Woran liegt das? Weiß das jemand?

Ich rate ja mal, dass man sich nicht einigen konnte. Denn das "BRD" war als DDR-Propagandasprache abzulehnen, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/BRD.

Bundesrepublik Deutschland war wohl doch zu viel für so einen Stein, "D" hat wohl die DDR nicht akzeptiert, weil sie ja aus ihrer Sicht auch Deutschland war (als eigener Staat).

Warum hat dann aber die Bundesrepublik die Letter "DDR" abgesegnet (ich nehme an, das hat sie)? Als Staat war die DDR ja nicht anerkannt, als hätte es auch keine Grenze geben dürfen mit "DDR"-Grenzmarkern. Oder waren die Grenzsteine im Westjargon nur "innerdeutsche Sektoren-" oder "Demarkationssteine"?

Würde mich mal interessieren ...

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 28.04.2008 15:04

Moin,

schau mal hier: http://www.grenztruppen-der-ddr.de/inde ... tory_id=10

Vielleicht beantwortet diese Seite Deine Fragen zur alleinigen Beschriftung der "freundwärtigen Seite"... :-)

Grüße, Eric
And I'm hovering like a fly, waiting for the windshield on the freeway...

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Helmholtz
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Beitrag von Helmholtz » 28.04.2008 15:07

Soweit ich weiß ist es üblich die dem Land zugewandte Seite eines Grenzsteins mit dem jeweiligen Landeswappen zu versehen.

Also genau andersherum wie bei Ortsschildern oder Landkreisschildern.

(die Frage hatte ich schon einmal einem Hobbyheraldiker gestellt)

Ob das die DDR deswegen so gemacht hat, tja das weiß ich natürlich nicht... :?
Obacht Nebenkeule!

Charly
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Beitrag von Charly » 28.04.2008 19:57

Hallo,
ich denke es ist, wie es EricZ schon schrieb. Genauso lösten Minenstolperdrähte auch nur "feindwärts" aus.
Gruß
Charly

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Beitrag von Baum » 28.04.2008 22:37

hallo,
versteh ich nicht so ganz jetzt, wie merkt die Mine denn ob jemand freund- oder feindwärts über dem Draht stolpert? Es geht doch sicher wohl nur um den Zugeffekt.

Baum

Hoffi28
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Beitrag von Hoffi28 » 29.04.2008 00:10

Hallo,
West Deutschland hat die Grenze zur DDR nie akzeptiert! Deswegen steht nur die DDR drauf. Der BGS hat auch nie Leute verhaftet die über die Grenze kamen, sondern nur die Personalien geprüft. (Es sei denn, es lag eine Straftat vor). Sie sind Streife gefahren, nur eben ein wenig anderes als die Polizei in den Städten...
Quelle: BGS Beamter

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Helmholtz
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Beitrag von Helmholtz » 29.04.2008 08:34

Kann jemand bestätigen, daß es stimmt was ich gehört habe?

Daß das Wappen (oder Beschriftung) auch immer dem jeweiligen Land zugewandt ist?

Hätte die Bundesrepublik die DDR anerkannt hätte sie ja ihre Beschriftung auf den Grenzsteinen auf der "Westseite" anbringen müssen.
Obacht Nebenkeule!

Thunderhorse
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Beitrag von Thunderhorse » 29.04.2008 20:24

Grenzsteine trugen in der Vergangenheit das Wappen und/oder Buchstabenkürzel und auch die Jahreszahl (z.B. KB 1877 - SW = Königreich Bayern Jahreszahl 1877 und Sachsen-Weimar) und auch hin und wieder die Grenzsteinnummer. Immer war das Buchstabenkürzel/Wappen zur jeweiligen Landesseite angebracht, Jahreszahl und Grenzsteinnummer seitlich.
Neuere Steine hatten, wenn mittig auf der Grenzlinie, meist nur die Grenzlinie auf dem Kopf eingeschlagen.
Das die DDR ihr Kürzel anbrachte war in den Protokollen der Grenzkommission geregelt, da auf der Seite der DDR angebracht, wurde dies aus westlicher Sicht nicht wahr genommen. Für die Instandhaltung der Landgrenzzeichen war die DDR verantwortlich.


Hoffi28,

so easy war es nicht. Der BGS, BGP und Zoll kontrollierten unter anderem die Personen, wenn es zu einem Grenzübertritt gekommen war und dieser auch festgestellt wurde. Wenn es sich um Ausländische Sta handelte gab es eine Owi-Anzeige. Für Deutsche war die "innerdeutsche Grenze" wie eine Landesgrenze zw. Hessen und Niedersachsen. Für Ausländer galt diese als Auslandsgrenze.
MfG. TH

Marcus1969
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Re: DDR-Grenzstein - warum nur einseitig beschriftet?

Beitrag von Marcus1969 » 11.05.2008 22:39

hummel hat geschrieben: ...
Vor allem der DDR-Genzstein, welchen ich immer heimsuche, wenn ich diese Strecke gehe, ist noch da und nicht geklaut (obwohl er schon halb ausgegraben ist).

Da fiel mir zum ersten Mal bewusst auf, dass diese grauen DDR-Grenzsteine ja nur mit DDR beschriftet sind, auf des westlichen Seite hingegen nicht.
...
Wo sind noch diese Steine, welche die Innerdetsche Grenze markieren, sichtbar?
In meinem Bereich wurden diese Grenzsteine aus Granit bis unter die Erdoberfläche gekürzt.
Das Heißt, dass der untere Teil des Grenzsteines noch im Boden steckt und jederzeit abgegraben werden kann, wenn nötig.
Über dem Boden sind die Grenzsteine aber nicht mehr zu sehen.
Wenn man nicht weiß, wo der Standort war, kann man diesen Grenzstein ohne Einmessung nicht mehr finden.
Dies betrifft aber nur die Grenzsteine, die die Grenzkommission neu hat setzen lassen.
Die historischen mit Inschriften (Beispiel: KH für Knigreich Hannover und gegenüber KP für Königreich Preussen,
ähnlich HB für Herzogtum Brauschweig und KP) stehen nach wie vor öffentlich da und sind sogar sehr gut restauriert worden..

Gruss
Marcus

Thunderhorse
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Beitrag von Thunderhorse » 12.05.2008 09:16

Hi Marcus,

wer hat das kürzen der Steine veranlaßt?
Immerhin ist die Abmarkung die Kennzeichnung der jeweiligen Landesgrenze zw. z.B. BY - TH, BY -Sachsen, HE - TH, NI - Sachsen-Anhalt oder SH und MV.
Und die Markierung hat manchen, nicht mehr auffindbaren oder in seiner Funktion damals unbrauchbar gewordenen alten Grenzstein ersetzt.

Die Grenzsteine mit dem eingemeißelten "DDR" findet man, mit etwas suchen, an den besagten Landesgrenzen. Da diese nicht mehr freigehalten werden nicht ganz einfach.
In Waldbereichen ist es leichter als im Acker- oder Wiesengelände.
Manche mußten die Wut einiger Zeitgenossen über sich ergehen lassen, da wurde das Buchstabenkürzel abgeschlagen, andere sind durch Souvenierjäger entwendet worden.
MfG. TH

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