Rhein-Main-Donau-Kanal

Verkehrsgeschichte - Wasserwege, Häfen und zugehörige Bauwerke
Antworten
Benutzeravatar
Handlampe
Forenuser
Beiträge: 469
Registriert: 03.12.2002 15:44
Ort/Region: Donauwörth

Rhein-Main-Donau-Kanal

Beitrag von Handlampe » 09.09.2007 21:19

Ein bisschen Geschichte zum RMD-Kanal:

Schon Karl d. Gr. ließ 793 nahe dem heutigen Treuchtlingen die „fossa carolina“, den „Karlsgraben“ bauen, doch erst König Ludwig I. schuf von 1836 bis 1845 mit dem „Ludwigskanal“ einen wirklich brauchbaren Schifffahrtsweg, der die Flusssysteme von Rhein und Donau verband. Wegen der Konkurrenz der leistungsfähigen Einsenbahn, der geringen Tragfähigkeit der Schiffe und der vielen Schleusen entsprach er bald nicht mehr den Anforderungen. Die letzte Benutzung ,des Kanals erfolgte durch die Überstellung von Schnellbooten an die Donau im Jahr 1944.


1921 wurde die Rhein-Main-Donau-AG mit dem Ziel gegründet, eine Wasserstraße für Schiffe mit bis zu 1.500 t Tragfähigkeit zu erstellen. Die folgenden Jahre vergingen mit Streitigkeiten über die verschiedensten Trassenführungen. Als die mit Abstand günstigste Trasse zwischen Nürnberg und der Donau bei Kelheim erwies sich letztendlich die so genannte „Beilngrieser Linie". Geplant wurde damals im Wesentlichen die 1992 fertig gestellte Trasse des heutigen Kanals.
Die Überwindung der Scheitelhaltung von 406 m NN bei Hilpoltstein stellte auf der gesamten Kanaltrasse einen besonderen Problempunkt dar. Während heute zwei riesige Schleusen in zwei Kilometer Abstand jeweils 25 m Höhenunterschied bewältigen, wich die in den 30er Jahren ausgewählte Trasse davon ab und verlief einige Kilometer südlicher über Eckersmühlen, Hofstetten, Pyras, Mindorf und Lay nach Sulzkirchen, um so einen sanfteren Übergang über die Wasserscheide Rhein – Donau zu finden. Zwischen Roth und Mindorf waren fünf Schleusen mit jeweils 10 m Hub vorgesehen.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
Handlampe
Forenuser
Beiträge: 469
Registriert: 03.12.2002 15:44
Ort/Region: Donauwörth

Beitrag von Handlampe » 09.09.2007 21:21

Als nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich der Kanalbau im Mai 1938 zur „Reichsaufgabe“ erklärt worden war.


Durchgeführte Maßnahmen an der Mindorfer-Linie:

Die als „Mindorf-Linie“ bezeichnete Kanaltrasse wurde 1937/38 vermessen und mit roten Pfählen markiert. Als 1938 die Autobahn Nürnberg-München fertig gestellt war, begannen mit den frei gewordenen Arbeitskräften die Bauarbeiten an der Mindorfer-Linie. 1939 wurde der Wald zwischen Hofstetten, Mindorf und Pyras auf einer Breite von 40 m gerodet. Das Wasserstraßenamt Nürnberg teilte den Bürgermeistern der enteigneten Waldbauern mit, diese hätten »ihren Verpflichtungen im Rahmen des Vierjahresplanes nachzukommen«.

Baustelle Pyras: Von 1939 bis 1942 wurde bei Pyras an einem Übergang der Verbindungsstraße von Pyras nach Mindorf über den Kanal gebaut. Die Baureste sind noch sichtbar.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
Handlampe
Forenuser
Beiträge: 469
Registriert: 03.12.2002 15:44
Ort/Region: Donauwörth

Beitrag von Handlampe » 09.09.2007 21:23

Für die Brückenpfeiler des Straßenübergangs wurden die Fundamente erstellt.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
Handlampe
Forenuser
Beiträge: 469
Registriert: 03.12.2002 15:44
Ort/Region: Donauwörth

Beitrag von Handlampe » 09.09.2007 21:24

Der Minbach wurde um 50 m nach Süden in einen Durchlass verlegt.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
Handlampe
Forenuser
Beiträge: 469
Registriert: 03.12.2002 15:44
Ort/Region: Donauwörth

Beitrag von Handlampe » 09.09.2007 21:25

Die Reichsbahn errichtete bei Hilpoltstein einen dreigleisigen Materialbahnhof mit Ladekran und Anschluss für eine Feldbahn zum Materiallager bei der Schweizermühle und zu den Baustellen bei Pyras und Mindorf.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
Handlampe
Forenuser
Beiträge: 469
Registriert: 03.12.2002 15:44
Ort/Region: Donauwörth

Beitrag von Handlampe » 09.09.2007 21:26

Baustelle Mindorf: Zwischen Mindorf und Weinsfeld diente ein 150 x 100 m großes Kanalbett als Versuchsbaustelle im schwierigen Lettenboden des Schwarzen Juras. Es sollten besonders Erfahrungen mit der Abdichtung einer stark abgesenkten Kanaltrasse im Vorjura gesammelt werden. An dieser Stelle befinden sich heute zwei Fischweiher.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Zuletzt geändert von Handlampe am 09.09.2007 21:41, insgesamt 1-mal geändert.

petzolde
Forenuser
Beiträge: 2103
Registriert: 05.09.2004 14:03
Ort/Region: Münster

Beitrag von petzolde » 09.09.2007 21:27

Interessante Karte! Gibt es irgendwelche Hinweise auf Vorarbeiten an dieser nicht realisierten Trasse? Rodungen oder Flächenumlegungen, die sich vielleicht auch bei googel sehen lassen?
In den 80ern hatte ich auf den Kanalbaustellen verschiedentlich zu tun, aber damals wußte keiner dort von dieser anderen Trasse.
gruß EP

---------
Unsere Beiträge haben sich zeitlich überschnitten, meine Fragen sind beantwortet.
Verständlicherweise interessieren sich die wenigsten Bauleute für alten Kram. Überhaupt interessierte sich damals kaum einer für Bauruinen aus dem dritten Reich.

Der Erdaushub insbesondere im Bereich der Scheitelhaltung war schwierig - toniges Material, in dem man nach leichten Regenfällen schon nicht mehr mit LKW fahren konnte. Ich vermute aber, daß diese Probleme bei beiden Trassenvarianten bestanden. Wahrscheinlich war die Reduzierung der Schleusenanzahl entscheidend für die Trassenwahl.
gruß EP
Zuletzt geändert von petzolde am 09.09.2007 21:39, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Handlampe
Forenuser
Beiträge: 469
Registriert: 03.12.2002 15:44
Ort/Region: Donauwörth

Beitrag von Handlampe » 09.09.2007 21:28

Zwischen Mindorf und Weinsfeld sollte ein Denkmal die Europäische Wasserscheide zwischen Rhein und Donau auf der Scheitelhöhe von 406 m NN markieren. Die Plastik von der nur Modellphotos überliefert sind, bestand aus einer männlichen und einer weiblichen Figur als Personifikation der beiden Ströme, die sich die Hände reichten. Treppenläufe führten beidseitig zu der symmetrischen Anlage. Das Denkmal wurde nicht ausgeführt; der genaue Standort und Bildhauer sind nicht bekannt.

Im weiteren Verlauf der angedachten Kanaltrasse befinden sich heute mehrere Weiher und Teiche, die möglicherweise aufgrund der Kanalplanungen entstanden sind.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
Handlampe
Forenuser
Beiträge: 469
Registriert: 03.12.2002 15:44
Ort/Region: Donauwörth

Beitrag von Handlampe » 09.09.2007 21:29

Wurden bei der ausführenden Baufirma Hummel & Baumann anfangs noch einheimische Arbeiter beschäftigt, mussten ab 1939 anstelle der in die Wehrmacht eingezogen Bauarbeiter zunehmend polnische Kriegsgefangene die Arbeiten übernehmen. 1942 wurden alle Arbeiten an der Mindorf-Linie eingestellt, denn die Arbeitskräfte wurden in der Nürnberger Industrie benötigt.
Nach dem Krieg wurde die Mindorf-Linie aufgegeben und die kürzere Trasse nordöstlich von Hilpoltstein gewählt.

Benutzeravatar
Handlampe
Forenuser
Beiträge: 469
Registriert: 03.12.2002 15:44
Ort/Region: Donauwörth

Beitrag von Handlampe » 09.09.2007 21:34

petzolde hat geschrieben:Interessante Karte! Gibt es irgendwelche Hinweise auf Vorarbeiten an dieser nicht realisierten Trasse? Rodungen oder Flächenumlegungen, die sich vielleicht auch bei googel sehen lassen?
In den 80ern hatte ich auf den Kanalbaustellen verschiedentlich zu tun, aber damals wußte keiner dort von dieser anderen Trasse.
gruß EP
Östlich der Stelle, an der die geplante Trasse heute die Straße zwischen Hilpoltstein und Heideck schneidet, gibt es eine Schneise, die lt. Google Örth ca. 40 m breit ist.
Könnte ein Rest sein

Antworten