Flughafen Riga-Spilve
- mucimuc
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Flughafen Riga-Spilve
Ein sehr schönes Beispiel für die stalinistische Zeit in der Sowjetunion bildet der einstige Flughafen Riga-Spilve. Man errichtete hier ein im Stil der Zeit, "sozialistischer Klassizismus aka Zuckerbäckerstil", gesehen, repräsentatives Gebäude, das an die Zeit der "sieben Schwestern" in Moskau erinnert.
Die "sieben Schwestern", Typgebäude und größte der Schwestern war die Lomonossow-Universität, sollten eigentlich acht werden, eines wurde nicht gebaut. Sie entstanden ab 1952 bis 1957 nach und nach.
Der Kulturpalast in Warschau (1952-56 erbaut) lehnte stark an die sieben Schwestern in Moskau an. Gerüchte, daß der Warschauer Kulturpalast die achte Schwester sein soll, die Moskau nicht mehr erhielt, sind ebensolche, eine wirkliche Bestätigung dafür ist mir nicht bekannt. Jedenfalls war der Architekt der gleiche.
Riga hat ebenfalls ein typähnliches Gebäude, allerdings deutlich kleiner, als Kulturpalast erhalten. Auch dieses stammt vom gleichen Architekten aus der gleichen Zeit, hier 1952-1955. Es wird "elfte Schwester" genannt, ohne daß ich erklären kann, welche dann die neunte und zehnte (incl. Warschau) sein sollten. Vielleicht kann es ja jemand erklären.
Aber genug damit. Diese Gebäude sind alle nicht lost, es geht nur um den Stil der Zeit. Und aus dieser Zeit stammt auch der Flughafen Riga-Spilve (ohne IATA-Code/ICAO: EVRS).
Interessanterweise wird auch heute noch bei zahlreichen Treffern auf die Suche "Riga Airport" der heutige Riga International Airport (IATA: RIX/ICAO: EVRA als Riga-Spilve ausgeworfen, wobei er tatsächlich nicht Riga-Spilve, sondern Riga-Skulte ist.
Spilve ist als Flugplatz noch in Nutzung, kommerzieller Verkehr bzw. der sozialistische Vorläufer davon fand ab 1974 auf dem neugebauten Flughafen Skulte/RIX, manchmal auch als Riga-West bezeichnet, statt.
Wirklich gewaltig lost ist das Terminalgebäude in Spilve, um endlich mal zum Thema zu kommen, welches in seiner heutigen halbverfallenen Erscheinung abseits jeglichen Lebens einen tollen Eindruck von der damaligen Zeit vermittelt. Genaue Daten zur Bauzeit habe ich bislang nicht gefunden, aber ich schätze das Gebäude auf die gleiche Ära.
Ein kleinerer Spaziergang quer über einige Gleisanlagen führt den Interessierten in ca. 15 Minuten von der Endstation des Trolleybusses 25 zum ehemaligen Terminal. Es sei jedem Riga-Besucher ebenso wie der Besuch der (Jugendstil)Stadt an sich selbst dringend ans Herz gelegt.
Die "sieben Schwestern", Typgebäude und größte der Schwestern war die Lomonossow-Universität, sollten eigentlich acht werden, eines wurde nicht gebaut. Sie entstanden ab 1952 bis 1957 nach und nach.
Der Kulturpalast in Warschau (1952-56 erbaut) lehnte stark an die sieben Schwestern in Moskau an. Gerüchte, daß der Warschauer Kulturpalast die achte Schwester sein soll, die Moskau nicht mehr erhielt, sind ebensolche, eine wirkliche Bestätigung dafür ist mir nicht bekannt. Jedenfalls war der Architekt der gleiche.
Riga hat ebenfalls ein typähnliches Gebäude, allerdings deutlich kleiner, als Kulturpalast erhalten. Auch dieses stammt vom gleichen Architekten aus der gleichen Zeit, hier 1952-1955. Es wird "elfte Schwester" genannt, ohne daß ich erklären kann, welche dann die neunte und zehnte (incl. Warschau) sein sollten. Vielleicht kann es ja jemand erklären.
Aber genug damit. Diese Gebäude sind alle nicht lost, es geht nur um den Stil der Zeit. Und aus dieser Zeit stammt auch der Flughafen Riga-Spilve (ohne IATA-Code/ICAO: EVRS).
Interessanterweise wird auch heute noch bei zahlreichen Treffern auf die Suche "Riga Airport" der heutige Riga International Airport (IATA: RIX/ICAO: EVRA als Riga-Spilve ausgeworfen, wobei er tatsächlich nicht Riga-Spilve, sondern Riga-Skulte ist.
Spilve ist als Flugplatz noch in Nutzung, kommerzieller Verkehr bzw. der sozialistische Vorläufer davon fand ab 1974 auf dem neugebauten Flughafen Skulte/RIX, manchmal auch als Riga-West bezeichnet, statt.
Wirklich gewaltig lost ist das Terminalgebäude in Spilve, um endlich mal zum Thema zu kommen, welches in seiner heutigen halbverfallenen Erscheinung abseits jeglichen Lebens einen tollen Eindruck von der damaligen Zeit vermittelt. Genaue Daten zur Bauzeit habe ich bislang nicht gefunden, aber ich schätze das Gebäude auf die gleiche Ära.
Ein kleinerer Spaziergang quer über einige Gleisanlagen führt den Interessierten in ca. 15 Minuten von der Endstation des Trolleybusses 25 zum ehemaligen Terminal. Es sei jedem Riga-Besucher ebenso wie der Besuch der (Jugendstil)Stadt an sich selbst dringend ans Herz gelegt.
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Zuletzt geändert von mucimuc am 11.06.2009 19:41, insgesamt 1-mal geändert.
Der sogenannte Wutbürger ist durch und durch Demokrat. Außer man gibt ihm nicht Recht.
Re: Flughafen Riga-Spilve
Hallo,
die Bilder sind frisch? Wie ist die derzeitige Stimmung in Riga?
http://en.wikipedia.org/wiki/Hotel_Ukrayina
Roman
die Bilder sind frisch? Wie ist die derzeitige Stimmung in Riga?
Das Kiever Hotel Ukraina wird haeufig in dem Rahmen genannt.mucimuc hat geschrieben: Riga hat ebenfalls ein typähnliches Gebäude, allerdings deutlich kleiner, als Kulturpalast erhalten. Auch dieses stammt vom gleichen Architekten aus der gleichen Zeit, hier 1952-1955. Es wird "elfte Schwester" genannt, ohne daß ich erklären kann, welche dann die neunte und zehnte (incl. Warschau) sein sollten. Vielleicht kann es ja jemand erklären.
http://en.wikipedia.org/wiki/Hotel_Ukrayina
Roman
- zulufox
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Übrigens so ganz am Rande,
bei Flugplätze in/bei Riga sind schon älter, die Luftwaffe hat 1941 die vorgefundenen Plätze wie folgt genutzt:
Riga-Skulte als Feldflugplatz (also ohne große Bodeneinrichtungen),
und
Riga-Spilve als Fliegerhorst.
Von den Belegungsdaten her kann man sagen, dass beide Plätze, besonders aber Spilve ausgiebig genutzt wurden.
Vielleicht standen ja in der abgebildeten Flugzeughalle auch schon mal deutsche Luftwaffenflugzeuge ?
MfG
Zf
bei Flugplätze in/bei Riga sind schon älter, die Luftwaffe hat 1941 die vorgefundenen Plätze wie folgt genutzt:
Riga-Skulte als Feldflugplatz (also ohne große Bodeneinrichtungen),
und
Riga-Spilve als Fliegerhorst.
Von den Belegungsdaten her kann man sagen, dass beide Plätze, besonders aber Spilve ausgiebig genutzt wurden.
Vielleicht standen ja in der abgebildeten Flugzeughalle auch schon mal deutsche Luftwaffenflugzeuge ?
MfG
Zf
Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."
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- mucimuc
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Die Bilder sind von vorgestern, 9. Juni 2009.
Hat jetzt nichts mit lost zu tun, aber die Frage kam auf:
Die Stimmung in Riga? Ich kann nichts negatives berichten, allerdings ist überall irgendwie "Krise", aber merkt man das im alltäglichen Leben als 4-Tage-Besucher? Denke nicht.
Die Märkte (Zentralmarkt...! Genial!) sind rammelvoll und die Stadt höchst lebendig. Es wird an jeder Ecke gebaut, zahlreiche der tollen Jugendstilgebäude werden oder sind schon restauriert. Wie in vielen Gegenden des ehem. Ostblocks fährt allgemein eine stetig wachsende Fahrzeugflotte, die mit dem Durchschnittseinkommen in keinem Verhältnis steht, schon seltsam. Der Dauerstau deutet auch auf einen stark gewachsenen Motorisierungsgrad hin, anders als in CZ, Neufünfland oder PL, SK findet man keinerlei fahrende Relikte der Sowjetzeit mehr.
Allgemein hat Lettland sich erkennbar und strikt von allem russischen abgewandt, nur sehr selten findet man doppelsprachig beschriftete Schilder oder Hinweise, nahezu jeder kann halbwegs englisch, das zur Verständigung vollkommen reicht, gerade jüngere oft auch deutsch.
Kleine Anekdote am Rande. Beim Wandeln durch die Stadt trat mir vor dem lettischen Verteidigungsministerium beim Verlassen desselben fast der Bundesverteidigungsminister auf den Fuß, nebst Bewachern und Tross natürlich. Das erklärte auch die Kolonne von Fahrzeugen, die davor abgestellt war.
Weitere Anekdote des Kurztrips am Rande: Siehe http://aviation-safety.net/wikibase/wiki.php?id=65470
Das verschaffte mir nicht wie gebucht einen Rückflug RIX-AMS-MUC sondern RIX-HAM-MUC, statt KLM mit AirBaltic und LH...naja, man muß alles mal erlebt haben
Es ist richtig, daß Skulte schon früher Flugfeld war. Zum Riga Int´l (RIX) wurde er durch das ursprüngliche Terminal, das 1974 in Betrieb ging und somit ersetzte er für den Luftverkehr den Flughafen Spilve. Auch der Flughafen RIX ist übrigens deutlich am wachsen, sowohl beim Verkehr (AirBaltic-Homebase) als auch bei den baulichen Einrichtungen. Am Flughafen RIX ist übrigens noch ein Museum mit netten Relikten der russischen Produktion, leider kam ich dazu nicht mehr.
Hat jetzt nichts mit lost zu tun, aber die Frage kam auf:
Die Stimmung in Riga? Ich kann nichts negatives berichten, allerdings ist überall irgendwie "Krise", aber merkt man das im alltäglichen Leben als 4-Tage-Besucher? Denke nicht.
Die Märkte (Zentralmarkt...! Genial!) sind rammelvoll und die Stadt höchst lebendig. Es wird an jeder Ecke gebaut, zahlreiche der tollen Jugendstilgebäude werden oder sind schon restauriert. Wie in vielen Gegenden des ehem. Ostblocks fährt allgemein eine stetig wachsende Fahrzeugflotte, die mit dem Durchschnittseinkommen in keinem Verhältnis steht, schon seltsam. Der Dauerstau deutet auch auf einen stark gewachsenen Motorisierungsgrad hin, anders als in CZ, Neufünfland oder PL, SK findet man keinerlei fahrende Relikte der Sowjetzeit mehr.
Allgemein hat Lettland sich erkennbar und strikt von allem russischen abgewandt, nur sehr selten findet man doppelsprachig beschriftete Schilder oder Hinweise, nahezu jeder kann halbwegs englisch, das zur Verständigung vollkommen reicht, gerade jüngere oft auch deutsch.
Kleine Anekdote am Rande. Beim Wandeln durch die Stadt trat mir vor dem lettischen Verteidigungsministerium beim Verlassen desselben fast der Bundesverteidigungsminister auf den Fuß, nebst Bewachern und Tross natürlich. Das erklärte auch die Kolonne von Fahrzeugen, die davor abgestellt war.
Weitere Anekdote des Kurztrips am Rande: Siehe http://aviation-safety.net/wikibase/wiki.php?id=65470
Das verschaffte mir nicht wie gebucht einen Rückflug RIX-AMS-MUC sondern RIX-HAM-MUC, statt KLM mit AirBaltic und LH...naja, man muß alles mal erlebt haben
Es ist richtig, daß Skulte schon früher Flugfeld war. Zum Riga Int´l (RIX) wurde er durch das ursprüngliche Terminal, das 1974 in Betrieb ging und somit ersetzte er für den Luftverkehr den Flughafen Spilve. Auch der Flughafen RIX ist übrigens deutlich am wachsen, sowohl beim Verkehr (AirBaltic-Homebase) als auch bei den baulichen Einrichtungen. Am Flughafen RIX ist übrigens noch ein Museum mit netten Relikten der russischen Produktion, leider kam ich dazu nicht mehr.
Der sogenannte Wutbürger ist durch und durch Demokrat. Außer man gibt ihm nicht Recht.
- mucimuc
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Ganz kurz, bevor es ganz off topic wird: Den Rückflug sucht natürlich der aus, der zahlt... also KLM
Aber zurück zum lost Terminal: Gibt es jemanden, der entweder beim Suchen weniger erfolglos ist wie ich, oder, noch besser, mehr zu seiner Entstehung weiß?
Es wird in manchen Publikationen erwähnt, teils auch als Relikt aus stalinistischer Zeit, aber eben nie mit mehr Information hinterlegt.
Aber zurück zum lost Terminal: Gibt es jemanden, der entweder beim Suchen weniger erfolglos ist wie ich, oder, noch besser, mehr zu seiner Entstehung weiß?
Es wird in manchen Publikationen erwähnt, teils auch als Relikt aus stalinistischer Zeit, aber eben nie mit mehr Information hinterlegt.
Der sogenannte Wutbürger ist durch und durch Demokrat. Außer man gibt ihm nicht Recht.
...in einem Buch über Riga aus dem Jahre 1961 habe ich neben vielen anderen zwei wunderbare Bilder vom alten Rigaer Flughafen. Wg. Copyright möchte ich sie aber lieber nicht einstellen (nicht daß ich meine restlichen Tage in einem Bergwerk zubringen muß).
Wer Interesse daran hat, möge mir eine PN zukommen lassen.
Der Archtitekt des Flughafengebäudes war übrigens S. Vorobyov.
Viele Grüße
usedom31
Wer Interesse daran hat, möge mir eine PN zukommen lassen.
Der Archtitekt des Flughafengebäudes war übrigens S. Vorobyov.
Viele Grüße
usedom31