"Regierungs U-Bahn" BN-Marienthal

Gerüchte, Geschichten, Utopien
HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 09.09.2003 01:51

Das war so Ende der 60er bis Ende der 70er Jahre (das mit dem Spiegel könnte so hinkommen - Foto - kurze Info - aber keine Details). Damals hatte auch viele eine andere Einstellung zu solchen Dingen. Viele wussten nichts und noch mehr wollten nichts wissen (aber nicht weil es geheim war, sondern weil sie sich nicht trauten etwas darüber zu wissen). Das heute so offen über gewisse Dinge in den Medien einschließlich Internet diskutiert wird zeugt ja auch von einer freizügigen "Verhaltensweise". Das hat man sich damals aber nicht getraut und wenn, dann nur unter vorgehaltener Hand. Es gab ja auch einige Affären im Bezug auf Geheimhaltung (Spiegel Affgäre - Verteidigungsminister Dr. Franz Josef Strauß), wo eine gewisse Macht im Staate gezeigt wurde.

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Oliver
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Beitrag von Oliver » 09.09.2003 17:52

Hi,

zur Geheimhaltung nur soviel, ich war Mitte der 90 dort spazieren (im freizugänglichen Bereichen - nix Sperrgebiet) kam dann auch irgenwann auf die Zufahrtsstrasse und wurde dort von einem Sicherheitsdienst belehrt dass ich hier nix zu suchen hätte und es hier auch nichts zu sehen gibt, soviel zum Thema Geheimhaltung.

Andererseits meine ich dass es mal einen Bericht im Stern gab über die Baumaßnahmen inkl. einer vermuteten schematischen Darstellung, war so na Art Aufrisszeichung, kann mixh da aber auch täuschen.

Gruß
Oliver

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 09.09.2003 19:02

Hallo Timo,
noch eine Ergänzung, passst jetzt zwar nich so Thema, aber zeigt den "Jungen Küken", wie wir damals so dachten und handelten.
Im Grunde war es bei uns im Westen auch nicht viel anders wie in der DDR. Die Handlungen, bzw. das Unterlassen von Handlungen hatte nur unterschiedliche Beweggründe. Die in der DDR hatten Angst vor der StaSi, wir im Westen glaubten an das, was man uns erzählte, uns ging es ja sehr gut (Wirtschaftswunder-Zeit) und da muss ja alles stimmen was man uns sagte, sonst würde es uns ja nicht so gut gehen. Und wenn man man sagte, das ist Geheim, das dürft ihr nicht wissen und/oder auch nicht weitersagen, dann akzeptierte man das. Heute würde ich sagen, wir waren im gewissen Sinn dem Staat hörig. Es gab natürlich auch Ausnahmen, aber eher gering.
Eine Wende kam erst mit der RAF. Da lehnten sich doch einige mit krimminellen Mitteln gegen den Staat auf.
Heute sind wir wesentlich freizügiger. Dazu haben auch die Medien beigetragen. Beispiel. Mitte der achtziger Jahre kam es bei einem Unternehmen bei einem geheimen Versuch zu einem tödlichen Betriebsunfall. Es gab eine Nachrichtensperre, es wurde in den Medien auch nicht berichtet, man sah auch niemanden von den Pressevertretern. 10 Jahre später, also Mitte der neunziger Jahre, gab es wieder einen tödlichen Betriebsunfall bei einem geheimen Versuch. Ja, da waren die Fernsehteams noch eher am Zufahrtstor des Unternehmen als der öffentliche Rettungsdienst. Ca. 15 Journalisten waren auf einmal da, da ging nichts mehr mit Nachrichtensperre.

Direkt nach der Wende war ich beruflich sehr oft in den neuen Bundesländern. Ich bin der Meinung, dass es den Bürgern so schlecht auch nicht gegangen ist (davon konnte ich mich auch mit eigenen Augen überzeugen). Man musste nur der Partei gehorchen und sich auch für die Partei einsetzen, dann hatte man auch Häuschen mit Garten und Hasen im Stall. Hier war die "Treue" dem Staat gegenüber, weil man sonst keinen Wohlstand hatte, keine Arbeit, keinen Ausbildungsplatz und keinen Kindergartenplatz.
Im Westen war die "Treue" zum Staat, weil es uns gut ging, da muss es ja richtig sein, was der Staat macht.

Cimex

Marienthal

Beitrag von Cimex » 09.09.2003 19:36

Hallo Oliver,
Du erwähntest was von Sicherheitsdienst, kann es sich dabei nicht eher um einen BGS Beamten gehandelt haben?

einen schönen Gruß Cimex

Micha

Beitrag von Micha » 12.09.2003 17:41

Oliver hat geschrieben:wurde dort von einem Sicherheitsdienst belehrt dass ich hier nix zu suchen hätte und es hier auch nichts zu sehen gibt, soviel zum Thema Geheimhaltung
ROFL... Das war <ironie>natürlich sehr "einfühlsam"</ironie> von dem Sicherheitsbediensteten... sowas macht natürlich extrem neugierig (mich zumindest 8) )
Oliver hat geschrieben:Bericht im Stern gab über die Baumaßnahmen inkl. einer vermuteten schematischen Darstellung
Es gab sogar ein Buch über die DSt Marienthal aus einer Zeit lange vor der offiziellen Bekanntgabe der Existenz (bzw. Aufgabe) des Regierungsbunkers. Hatte es mal von unserer Bibliothek ausgeliehen; war sehr interessant. Leider fällt mir der Titel um's Verrecken nicht mehr ein :x
Geschrieben wurde es von einem/-r Politiker(in), der/die mal im Bunker drin war; Fotos sind auch im Buch abgedruckt - also soooo wahnsinnig geheim war die Anlage nun wirklich nicht...

Nachtrag:
Hab's glaub wieder gefunden (ohne Gewähr):
Der Bunker : e. Reise in d. Bonner Unterwelt / Michael Preute. - Köln : Pahl-Rugenstein, 1989. - 142 S. : Ill.; (dt.) ISBN 3-7609-1281-8

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Beitrag von MikeG » 12.09.2003 17:56

Hi!

Vom gleichen Autor gibt's noch eins, das sogar noch früher erschien:

Vom Bunker der Bundesregierung. Marienthal. Kreis Neuenahr- Ahrweiler.
Michael Preute
Broschiert - 94 Seiten
Erscheinungsdatum: Juni 1986
ISBN: 3924366004

Mike

Micha

Beitrag von Micha » 12.09.2003 18:04

Also gut, mit der Geheimhaltung war's dann offensichtlich doch nicht so weit...

Nun mag man drüber spekulieren, weshalb darum so ein Wind (oder besser gesagt: gar kein Wind seinerzeit) drum gemacht wurde:

1.) man wollte die Zivilbevölkerung nicht beunruhigen
2.) man wollte den Zorn vermeiden, daß die "feinen Herren Regierenden" sich für abartig viel Geld einen netten Bunker haben hinstellen lassen und die Bevölkerung weitgehend ungeschützt bleibt
3.) man war so naiv zu glauben, daß der Feind tatsächlich nichts vom Regierungsbunker wußte

...

Was war wohl ausschlaggebend?

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Beitrag von MikeG » 12.09.2003 18:45

Moin!

Anbetracht der Friedensbewegung würde zumindest ich persönlich auf Punkt 2 tippen - aber sicher war auch einfach eine gewisse Unorganisiertheit dabei:

Wahrscheinlich hätte es nicht bekannt werden sollen, wurde es aber. Da die Gesetze und Regelungen wahrscheinlich auch nach Bekanntwerden weiter vom Status "geheim" ausgingen, entstand wahrscheinlich eine recht merkwürdige Situation. :mrgreen:

Mike

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Beitrag von Oliver » 14.09.2003 14:34

Hi

@Cimex

also ich meine das besagter Sicherheitsdienstmann zumindest keine olive Uniform anhatte eher dunkelblau oder schwarz - bin mir aber da uch nicht so sicher.

Das beste Buch was ich kenne ist von Andreas Magdanz zu beziehen über die Seite www.dienststelle-marienthal.de - Gibt dort auch ein Video zu kaufen was einen Teil der Anlage zeigt u.a. die Tore in Bewegung. Habe das Buch nicht jedoch das Video da ich gleich in das DVD Zeitelter eingetreten bin 8)

Gruß
Oliver

Micha

Beitrag von Micha » 14.09.2003 16:24

Timo hat geschrieben:Aber mangels Alternativen, nicht zu umgehen.
Wie darf man das verstehen?

Ich kenne die o.g. Website und das Buch kann man ja auch als .pdf-Datei runterladen. Ist persönlich nicht so 100%ig mein Geschmack, da m.E. etwas zu "künstlerisch" aufgemacht. Erinnert mich eher an eine Vernissage als an eine sachlich-nüchterne Beschreibung dieses hochinteressanten Objekts.

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