V-Fall Sirenenton / Notstrom in Schulen

Zivile bzw. nicht-militärische Schutzbauwerke und Anlagen des Kalten Krieges
MaSt
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Beitrag von MaSt » 22.06.2005 12:11

So weit ich weiss gibt es die Sirenensignale für den V-Fall (ABC-Alarm,Luftalarm,Entwarnung) nicht mehr da es keine Stelle mehr gibt die diese Alarme auslösen könnte (=Warnamt), die einzigsten Sirenensignale die noch Bundesweit gültig sind :
- Feueralarm 3 mal unterbrochener Dauerton
- Zeitsignal 12 sec. Dauerton
in einigen wenigen (!) Landkreisen zudem noch:
- Katastrophenalarm 1 min. Dauerton

Sofern noch das alte Handauslösegerät aus ZS Zeiten vorhanden ist lassen sich vor ort natürlich noch alle anderen Signale auslösen (Oder man drückt das Schütz/Relais per Hand :-) )

Flor!an

Beitrag von Flor!an » 22.06.2005 15:29

kuhlmac hat geschrieben:Aha? Hochinteressant das zu lesen, aber jetzt würde doch mal ein Foto von dem "Hochhaus" interessieren. ...
Hier ist die Seite des BBZ da sieht man das Hochhaus gleich auf der ersten Seite http://www.hwk-lueneburg-stade.de

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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 22.06.2005 21:13

Merci!

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Beitrag von FishBowl » 25.06.2005 03:29

kuhlmac hat geschrieben: wer das Radio dann nach Signal einschaltet, hört vom V-Fall - gilt automatisch dann Sirenentöne des V-Fall. So hat man uns das beigebracht (und erscheint mir sehr logisch)
Das kann ich voll bestätigen.
Die Tafeln mit den symbolischen Erklärungen der Signale waren in meiner Jugend noch überaus verbreitet, u.a. in allen öffentlichen Gebäuden, aber auch vom Hauswirt im Keller und in allen Speisekammern des 1962 errichteten Hauses angebracht. Tatsächlich war die Bedeutung im V-Fall teils unterschiedlich.
Enthalten war auch ein Hinweis auf den zuständigen Notfall-Rundfunksender, mit dem Zusatz, gegebenenfalls bei Stromausfall netzunabhängige Geräte zu nutzen.
Soweit ich weiss, war zur Detail-Information der Bevölkerung u.a. der MW-Sender Hamburg 972 kHz mit einem automatischen Akku- und Diesel-Notstromsystem zum vollen Weiterbetrieb ausgestattet, angeblich sogar EMP-sicher ausgerüstet. In späteren Jahren, nachdem MW-Empfang nicht mehr allgemein vorausgesetzt werden konnte, z.B. wg. Kabel, wurde dann NDR2 als für solche Durchsagen zuständig erklärt.
Diese Alarme waren übrigens auch der Hauptgrund, weshalb an meinem Gymnasium ('70 - '72 erbaut) ein Radio bevorrechtigt in die Durchsageanlage integriert war, welches all' die Jahre niemals zum Einsatz kam. Da konnte über dieselbe Leitung eingespeist werden, die für eigene Notfall-Durchsagen verfügbar war, unabhängig von der Auswahl und Einstellung in den Klassenräumen. Über andere Kanäle konnte Musik übertragen werden, natürlich auch das Pausensignal. Diese beiden allerdings konnte man regeln bzw. abschalten, die Durchsagen und Alarme nicht.
Das Ganze war eine recht komplizierte 100-Volt-Anlage mit mehreren Endstufen und - wie gesagt - teils gegen Stromausfall für eine Überbrückungszeit gesichert. Dafür gab es eine kleine USV, unabhängig von der Diesel-Anlage für den zuallererst errichteten "Atombunker" auf dem Gelände.

Reine MW-/AM-Geräte waren übrigens meines Wissens in der BRD auch und gerade aus diesem Grunde immer gebührenfrei...

Als Kinder kannten wir die Signalfolgen der Sirenentests auswendig, im Kalten Krieg eine Selbstverständlichkeit. Ich erinnere mich, dass das Signal für ABC-Alarm aus drei auf- und abschwellenden Heultönen bestand, die Alarmübungen schlossen Luftalarm und ABC-Alarm ein und endeten immer mit Entwarnung..

Wohin man hätte gehen sollen (und ob überhaupt...), war mir damals wie heute nicht klar, denn z.B. nach 6 Wochen unter der Ruine a la Tschernobyl hervorzukrabbeln, erschien mir noch nie erstrebenswert, auch schon vor dem bekannten Ereignis '86.
Die Besichtigung "unserer" ABC-Schutzräume bald nach deren Fertigstellung hat diese Ansicht nur bestärken können. Die waren seinerzeit bis auf Lebensmittel voll ausgerüstet.
Als ich feststellte, dass die Notausgänge etwa 10m ausserhalb der Gebäude lagen, in alle Himmelsrichtungen verteilt, "damit man 'rauskommt, auch wenn das Haus eingestürzt ist", erschien mir das als Vorzeichen auf die Zukuinft von Stadt und Land und Welt. Die letzte Bombardierung Hamburgs war damals noch keine 30 Jahre her, und aus Erzählungen Betroffener präsent. Deren Spuren sieht man ja selbst heute noch vielerorts, wenn man zu sehen versteht...

So bringt man Kinder ungewollt dazu, sich eigene Gedanken über Gesellschaft, Regierungen, Konflikte und Sinn zu machen.

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