Sprengschächte?

Vorbereitete Sperren, Sperranlagen und zugehörige Infrastruktur
uliuli
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Sprengschächte?

Beitrag von uliuli » 15.02.2008 20:42

Auf der Kreisstraße zwischen Luttrum und Hohenassel westlich von Salzgitter findet sich die in den Bildern gezeigte Konstellation von möglichen Sprengschächten. Unklar ist allerdings, warum diese eher unwichtige Straße Ort von Sprengschächten sein sollte. Wenn die Straße an der Stelle zerstört wird, fährt man einfach über den Acker. Sie ist eine "Parallelstraße" zur heutigen A 39, die zu KaltenKrieg-Zeiten noch nicht existierte, damals gab es dort die B 490. Weiß irgendjemand mehr darüber? Gibt es eine solche Anordnung womöglich doch für andere Zwecke wie Kanalisation o. ä.?
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redsea
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Beitrag von redsea » 16.02.2008 00:05

Hallo uliuli,

willkommen im Forum. :-)

Bei Deinem Fund handelt es sich um eine typische Anordnung von Sprengschächten. Kanalisation würde ich in diesem Gebiet nicht vermuten und drei in diesem Abstand hintereinander liegende, geschlossene und verschraubte Kanaldeckel wären dafür ebenfalls völlig untypisch. Einfach über den Acker fahren, womöglich mit einer schweren Fahrzeugkolonne, um die Sperre zu umgehen, klingt leichter gesagt als getan. Die befestigte Straße ist durch die Trichtersperren zunächst mal nicht passierbar und hält den Feind eine gewisse Zeit auf. So wie es ausschaut ist diese kleine, zunächst unbedeutend erscheinende Straße, jedoch die einzige unmittelbare Umgehung der im V-Fall dann auf dieser Höhe sicher ebenfalls mit Sperren versehenen heutigen A 39, die als ehem. Heerstrasse ihren damaligen Namen auch nicht grundlos trägt. ;)

Gruß redsea

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Sprengschächte?

Beitrag von Fieldmouse » 16.02.2008 11:40

Hi,

herzlich willkommen, hier kannst Du dich mit der Materie vertraut machen, und auch Bilder sehen,
wie wohl Deine Landstr. im akuten V-Falle ausgesehen hätte.

http://www.sperranlagen.de/sprengschaechte.htm

In der Datenbank kannst Du auch die Anlage einstellen.

Grüße Fm

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Beitrag von Rubberduck » 16.02.2008 14:19

Gab es diese Sprengschächte eigentlich nur entlang der deutsch-deutschen Grenze oder auch im gesamten Gebiet der BRD?

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Beitrag von katschützer » 16.02.2008 14:27

Moin in die Hansestadt und willkommen.

Persönlich sind mir nur Sperranlagen bekannt, bei denen die Schächte links-rechts versetzt sind. Sonst sieht auf Deinen Bildern Alles nach Sperre aus. Weitere Info kann Dir (vielleicht) Dein zuständiger Wallmeister geben. Kannst Dich ja mal über die Vermittlung der nächsten Garnison durchfragen.

An und für sich hat das Vorhandensein von Sperren nicht viel mit der Größe der Straße zu tun. Man hat sich die vermutete Vormarschrichtungen angeschaut und mögliche Wege des Gegners entsprechend vorbereitet. In Deinem Falle läuft die Straße fast genau in Ost-West-Richtung und ist auch nicht eben weit (~30km) von der damaligen Zonengrenze entfernt.
Hierzulande war die angenommene Stoßrichtung von in der Lübecker Bucht angelandeten Truppen von Süd nach Nord, ergo war fast jeder Radweg in dieser Richtung zum Sperren vorbereitet.
Eine Straße zu sperren macht nicht allzuviel Arbeit. Sickert aber der Gegner auf einer intakten Straße durch, wäre das schon recht ärgerlich gewesen.

In Deinem Fall lässt sich die Sperre auch noch wunderbar (und das wurden in der Regel alle) aus dem Waldrand heraus sichern. Die Kettenfahrzeuge können sicherlich über den Acker ausweichen oder war dort vielleicht eine feldmäßige Minensperre vorgesehen, in die der Gegner zu fahren verleitet werden sollte? Auch das gabs, Sperren anlegen, um die Bewegung des Gegners nicht zu hemmen sondern zu lenken. Wenn nicht, hätte man die PzFz passieren lassen und den nachfolgenden Train, der auf Passierbarmachung der Straße wartet, etwas traktieren können
Das einzig merkwürdige ist der neue Straßenbelag. Meist werden die Schächte bei Fahrbahnsanierungen im Zuge des Rückbaus von Sperren entfernt.


MfG
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Beitrag von redsea » 16.02.2008 14:31

Hallo Rubberduck,

die vorbereiteten Sperren dienten nicht (nur) dazu ein Grenzüberschreiten zu erschweren, sondern allgemein das Vorddringen gen Westen zu erschweren. Daher findet man diese Sperren nicht "nur" in grenznaher Region der ehem. deutsch-deutschen Grenze, sondern natürlich auch weit im "Hinterland".

Weitere Beispiele (Orte) findest Du z.B. hier: viewtopic.php?t=9001

Gruß redsea

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Beitrag von katschützer » 16.02.2008 14:36

@Rubber

Sorry, hab wieder stundenlang an meiner Antwort gefeilt und Deinen Beitrag garnicht mitbekommen. :oops:

Sperren gab es an allen vermuteten Stoßrichtungen in ganz Deutschland. Sogar in der Pfalz hab ich welche gesehen.
Der "Iwan" hätte sich ja nicht mit der BRD begnügt sondern hatte noch etwas mehr auf dem Zettel. Die nächste große Verteidigungslinie wäre der Rhein gewesen, wo dann alliierte Verstärkungen gewartet hätten. Bis dahin galt es, so gut als möglich zu verzögern.

MfG
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Beitrag von redsea » 16.02.2008 14:51

@katschützer

Hier bei uns in der Region findet man auch überwiegend die von Dir genannten versetzt angeordnete Sprengschächte vor. Das ist jedoch ganz von der Bodenbeschaffenheit abhängig. Eine Regelsprengschachtanlage besteht aus drei hintereinander liegenden Sprengschächten. Wenn aufgrund der Bodenbeschaffenheit jedoch das Ziel des Anlegens von drei Trichtern, die die gesamte Straßenbreite ausmachen, nicht erreicht werden kann, so legt man diese "6er-Kombination" an.

Gruß redsea

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Beitrag von katschützer » 16.02.2008 15:00

Die 3er-Kombination mein ich auch. Ist hier im weichen Geestboden ja ausreichend. Nur daß die Schächte oft versetzt sind.


MfG
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Sprengschächte

Beitrag von uliuli » 16.02.2008 18:24

Vielen Dank allen Antwortenden. An redsea habe ich noch eine Frage: Mir ist nicht geläufig, dass die alte B490 mal Heerstraße hieß, hast Du darüber noch genauere Informationen?

Viele Grüße

uliuli

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