Relikte des eletrischen Bahnbetriebs der Reichsbahn in Schle

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der Bahn, U-Bahn, S-Bahn etc.
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Harald

Relikte des eletrischen Bahnbetriebs der Reichsbahn in Schle

Beitrag von Harald » 23.10.2007 12:27

Bis 1945 wurden im südlichen Schlesien zwischen Breslau und Görlitz zahlreiche Bahnlinien von der damaligen Reichsbahn elektrisch mit dem deutschen Bahnstromstandardsystem ( Einphasenwechselstrom, 15 kV, 16,67 Hertz ) betrieben. 1945 wurden die Anlagen von der sowjetischen Besatzungsmacht demontiert, wobei allerdings ziemlich viele Oberleitungsmasten vergessen wurden. Einige dieser Masten wurden von der Polnischen Staatsbahn bei der Wiederelektrifizierung dieser Strecen mit 3 kV Gleichstrom in den 1960er Jahren wiederverwendet, andere blieben funktionslos. Ferner existiert noch das das Gebäude des einstigen Unterwerk Ruhbank, was heute als Sägewerk genutzt wird und auch einige Maste der einstigen Bahnstromleitungen tragen heute Leitungen für Drehstrom.

http://www.elektrische-bahnen.de/histor ... l_2000.htm
http://www.elektrische-bahnen.de/histor ... l_2001.htm
http://www.elektrische-bahnen.de/histor ... l_2002.htm
http://www.zackenbahn.de/Fahrleitungsmaste.htm

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Käptn Blaubär
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Beitrag von Käptn Blaubär » 23.10.2007 22:14

Eine Langlaufloipe unter 90 Jahre alten Oberleitungsmasten - schon reichlich bizarr. Aber interessant!
Gruß
Michael
Das Leben ist kurz, behauptet man.
Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.
Außerdem hatte ich noch dreizehneinhalb andere davon.
(Walter Moers, Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär)

petzolde
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Beitrag von petzolde » 24.10.2007 00:30

Im Link "zackenbahn...." heißt es, daß die Demontage der Oberleitung auf russischen Befehl auch in Gebieten stattfand, "die eigentlich Polen zufallen sollten".
In diesem Zusammenhang: Vor kurzem las ich, daß sich die Allierten (insbes. wohl Churchill) bei einer Konferenz zur Aufteilung Deutschlands (1945) wegen unzureichender Geographiekenntnisse vertan hätten: Ursprünglich sei die "Glatzer Neiße" bei der anvisierten "Oder-Neiße-Grenze" des Nachkriegs-Polen gemeint gewesen. Demnach wäre das links-odrische Schlesien (und nördlich der Glatzer Neiße) zur DDR geworden.
Da im zukünftigen DDR-Gebiet die Oberleitungen demontiert werden sollten, war es demnach logisch, auch die schlesischen Oberleitungen zu demontieren.
Rechts der Oder und südlich der Glatzer Neiße gab es m.W. keine Oberleitung?!
Weiß jemand mehr zu dem Thema "Mangelnde alliierte Geographiekanntnisse" ?
gruß EP

Harald

Beitrag von Harald » 24.10.2007 23:17

Wie gründlich wurden eigentlich in der ehemaligen DDR nach dem 2. Weltkrieg die Einrichtungen für den elektrischen Bahnbetrieb von den sowjetischen Besatzungsmächten demontiert?
Wurden wirklich alle Oberleitungsmasten im Leipziger Gebiet entfernt? In wie weit wurden die Maste der 110kV-Bahnstromleitugen demoniert? ( Aus dem Buch "Grenze über deutschen Schienen 1945-1990", EK-Verlag von Rossberg, Ralf Roman weiß ich, daß zumindest 2 Maste der Bahnstromleitung zur Versorgung der Bahnlinie Leipzig-Nürnberg im Niemandsland der Zonengrenze bei Probstzella nicht demontiert wurden, außerdem verlief die Bahnstromleitung Zapfendorf - Steinbach am Wald bis zu Beginn der 1960er Jahre durch einstiges DDR-Gebiet).

petzolde
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Beitrag von petzolde » 25.10.2007 12:13

Aus nicht mehr genau bekannter Quelle habe ich in Erinnerung, daß auch Betonmasten mitgenommen wurden. Und in einem Buch über die "Kolonnenlok" wurde berichtet, daß die Sowjets eigentlich fast alles demontiert und abgefahren haben, auch wenn sie damit zu Hause nichts anfangen konnten, z.B. weil es keine technischen Unterlagen dazu gab.
Insofern vermute ich, daß zumindest auf DDR-Gebiet die Stahlmasten weitgehend abgebaut wurden.
Auch E94 hat man ja mitgenommen, obwohl die Spurweite erkennbar nicht paßte...
gruß EP

sigma
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Beitrag von sigma » 25.10.2007 20:46

Harald hat geschrieben: Wurden wirklich alle Oberleitungsmasten im Leipziger Gebiet entfernt?
Im Buch "Leipziger Hauptbahnhof" (transpress Berlin 1990, ISBN 3-344-00474-3) ist eine Abbildung, nach der zumindest im Jahr 1953 noch die alten Fahrleitungsmasten standen, obwohl die Leitungen alle demontiert waren. Ob und wie weit die Masten spaeter wiederverwendet wurden, darueber ist dort keine Auskunft erhaeltlich.

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