V1-Abschußrampen

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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christianCH
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Beitrag von christianCH » 12.10.2015 15:43

K Pagel hat geschrieben:[…] Zum Kriegsende waren die weitgehend mobilen Startvorrichtungen vor allem an der französischen Kanalküste im Einsatz. […]
V1-FSt waren nie mobil. Allerdings waren die festen Bauten bei FSt der dritten Generation auf ein Minimum reduziert. Die Rampe stand jedoch immer verschraubt auf betonierten Sockeln.

Und zu Kriegsende standen die V1-FSt in der Eifel und rechtsrheinisch und schon längst nicht mehr an der französischen Kanalküste.

Immobil gilt übrigens auch hier:
zulufox hat geschrieben:[…] aber zwei Bilder der mobilen V 1-Schleudern von Peenemünde. Da kann man das Konzept für die Verankerung der 21 m langen Schleuder, die auf insgesamt 7 Stützen stand, recht gut erkennen. […]
Die Einsatz-Schleudern hatten eine Länge von 49 m und standen auf dem Hauptfundament sowie 8 Pendelstützen. In Peenemünde wurden ja verschiedene Rampenmodelle getestet: eines von Borsig und vier von Walter, wovon eines orientierbar aber trotzdem nicht mobil.
Gruss, christianCH

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christianCH
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Beitrag von christianCH » 13.10.2015 14:25

Franx hat geschrieben:[…] es wurde nicht auf 100% Originalität Wert gelegt. […]
Im Gegenteil, es war Ziel die nachgebauten Elemente, welche «nur» die Abmessungen und die Steigung zeigen sollen, ganz klar von den aufgesetzten Originalelementen unterscheiden zu können.
Interessant sind erstes und letztes Rampenteil: das erste hat den Flansch zum Ansetzen des Dampferzeugers, das letzte hat eine Druckentlastung (wie bei einer Geschützmündung) und war schräg nach unten geöffnet, damit der Kolben sauber aus dem Druckrohr weichen konnte.

Nachträge zum vorigen Beitrag: Das Fundament der ersten Pendelstütze war mit dem Hauptfundament verbunden. Die weiteren sieben Pendelstützen standen auf Einzelfundamenten, mit welchen allenfalls auch Geländeunebenheiten resp. abfallendes Gelände ausgeglichen wurde. Sieht man gut in den Bildern des Beitrags von pigasus, die die FSt 328 (Bruchhausen Süd) zeigen. Die Pendelstützen waren standardisiert. Die Rampe hatte eine Steigung von 6° und bestand aus acht Standardelementen von 6 m Länge und dem Endstück mit 1 m Länge. Das erste Rampenelement war mit der Geschützankerplatte verschraubt, welche ihrerseits mit ihren einbetonierten drei Querstegen und den Verschraubungen die ganzen Beschleunigungskräfte beim Start aufnehmen musste. Ein solcher Geschützanker ist noch bei der westlichen und mittleren FSt in Zempin am Originalstandort zu sehen.
Gruss, christianCH

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pigasus
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Beitrag von pigasus » 13.10.2015 22:34

Kleine Anmerkung: Von meinen Fotos zeigt nur das erste Bruchhausen, die anderen sind in Heide, Kuchem und Kalenborn.
Es gibt 10 Arten Menschen: solche, die binär denken, und solche, die das nicht tun.

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Beitrag von christianCH » 13.10.2015 23:22

Entschuldige, da habe ich leider zu schnell drüber geschaut und mich nur am ersten Foto orientiert :0[.

Falls du immer noch an dem Thema interessiert bist um mit französisch klarkommst, empfehle ich dir das Buch von Yannick Dellefosse: «V1 Arme du désespoir», Editions Lela Presse, ISBN 978-2-914017-60-2.
Für mich das derzeit informativste Buch zur V1. Allerdings musst du dafür rund 50 Euro löhnen ;0].
Gruss, christianCH

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Beitrag von Saska » 17.11.2015 20:44

christianCH hat geschrieben: Es gibt meines Wissens keine Feuerstellung mehr, an der noch Rampenelemente stehen, allenfalls Fundamente und bei FSt der ersten Generation gemauerte Schutzwälle wie diese.
Hallo Zusammen

Vielleicht hat sich dies mittlerweile ja in Frankreich geändert, denn erst unlängst fand ich nämlich Rampenelemente zusammen mit einer Nachbildung einer V1 Rakete in der Feuerstellung Val Ygot östlich von Dieppe in der Normandie. Die Rampe ist nicht vollständig vorhanden und in wie weit sie original oder Nachbildung ist kann ich nicht sagen, dennoch befindet sich das Alles eben in einer echten Feuerstellung, welche ganz nebenbei sehr sehenswert in einem parkähnlichen Gelände zum freien Besuch hergerichtet wurde.

Grüße Saska
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Beitrag von christianCH » 19.11.2015 16:22

Saska hat geschrieben:[…] erst unlängst fand ich nämlich Rampenelemente zusammen mit einer Nachbildung einer V1 Rakete in der Feuerstellung Val Ygot […]
Da hast du natürlich recht, ich habe mich zu wenig präzise ausgedrückt: ich meinte Original-Rampenelemente am Original-Standort.

Der Rampentorso in Val Ygot ist zwar ein Original, das Gerät jedoch ein Nachbau. Der Rampentorso stammt nicht von dort und ist auch komplett falsch auf das Hauptfundament aufgesetzt, nämlich stark nach hinten versetzt. Vorne steht er auch nicht auf Pendelstützen sondern auf Mauerwerk.
Im Gegensatz zum guten Gesamteindruck einer V1-Feuerstellung der ersten Generation in Val Ygot ist der Aufbau der Rampe mit dem Flugkörper etwas Murks. Leider ist das weder in Peenemünde noch in Duxford viel besser.

Und nein, die V1 war keine Rakete, sondern der erste Marschflugkörper ;0].
Zuletzt geändert von christianCH am 19.11.2015 17:40, insgesamt 2-mal geändert.
Gruss, christianCH

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Beitrag von christianCH » 19.11.2015 17:04

christianCH hat geschrieben:[…] das erste hat den Flansch zum Ansetzen des Dampferzeugers […]
Fragment des Bajonettanschlussrings, mit dem der Dampferzeuger an das erste Element der Startrampe angeflanscht wurde.
Gesehen bei der kürzlichen Begehung von Feuerstellungen in der Eifel.
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Gruss, christianCH

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Beitrag von redsea » 20.11.2015 20:11

K Pagel hat geschrieben:V1-Raketenschleuder wird in Peenemünde nachgebaut
Schweriner Volkszeitung vom 18. März 2008 | 10:44 Uhr [...]

Hallo zusammen,

hier ein paar Fotos der teils aus Originalteilen und teils aus "modern" rekonstruierten Teilen bestehenden Walter-Schleuder auf dem Gelände der Heeresversuchsanstalt Peenemünde.

Auf den Informationstafeln ist hierzu zu lesen:

Walter-Schlitzrohr-Schleuder

Ab Sommer 1943 wurde in Peenemünde-West die Flügelbombe Fi 103 (V1) mit der Walter-Schlitzrohrschleuder erprobt. Sie bestand aus acht Rohrstücken, auch “Schüsse“ genannt, von jeweils 6 m Länge. Die Walter-Schleuder wurde von einem Rahmen umschlossen und ruhte auf acht Stahlgitterstützen.

Diese Abschussrampe wurde gegen Kriegsende von den Alliierten bei Pas de Calais in Frankreich aufgefunden. Sie wurde zu Testzwecken nach England gebracht und Mitte der 90er Jahre vom Luftwaffenmuseum „“Stichting vrieden van het Luchtvaart Museum Twenthe“ in den Niederlanden übernommen. Im März 2006 erwarb das HTM Peenemünde unterstützt durch den Förderverein des Museums und die Stiftung der Sparkasse Vorpommern diese Teile der Walter-Schleuder. Im Rahmen zweijähriger aufwändiger Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten erhielt das Katapult als notwendige Ergänzung das moderne Untergestell. Aus pädagogischen Gründen wurde dabei der Unterschied zwischen (historischer) Realität und (moderner) Rekonstruktion hervorgehoben.


Dampferzeuger und Kolben der Walter-Schlitzrohr-Schleuder

Der auf Rädern verschiebbare Dampferzeuger wurde mit einer schweren Bajonettverriegelung am Anfangsstück der Schleuder angeschlossen. Der Dampferzeuger arbeitete nach dem “kalten“ Walter-Verfahren. Dabei wurde der 80%ige T-Stoff (Wasserstoffsuperoxyd) mit Hilfe eines Katalysators (Z-Stoff = Kalzium- oder Kaliumpermanganat) zersetzt, wobei das entstehende Sauerstoff-Dampf-Gemisch in das Schlitzrohr der Schleuder hineindrückte, wo es mit rasant steigendem Druck auf die Stirnfläche des Kolbens wirkte. Der Kolben zog nun mit dem hervorstehenden Zapfen die Fi 103 (V1) über die Gesamtlänge des Rohres und fiel am Ende im Vorfeld der Schleuder nieder. Er konnte nach der Bergung gewöhnlich weiter genutzt werden. Bei Erreichen einer Geschwindigkeit von mindestens 430 km/h erzeugte das Triebwerk der V1 nun den erforderlichen Schub für einen selbständigen Flug.



In diesen beiden Videos wird die Funktionsweise des V1-Flugzeuges und der Walter-Schlitzrohr-Schleuder sehr detailliert erläutert:





Viele Grüße

Kai
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Beitrag von ErwinZ » 10.12.2015 15:52

christianCH hat geschrieben:
K Pagel hat geschrieben:[…] Zum Kriegsende waren die weitgehend mobilen Startvorrichtungen vor allem an der französischen Kanalküste im Einsatz. […]
V1-FSt waren nie mobil.
Not entirely true. Recently there was a ramp found in Rijssen (NL) which was kind of mobile. It took 2 days to dismantle and rebuild it with a new direction. I don't know the exact details if it was truly mobile. Perhaps there where several ramps in place pointing to different locations.

The findings will be published in a book next year.
Entschuldige bitte mein Deutsch. Marine Flak Batterie Termunten: https://www.facebook.com/MflbTermunten

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Beitrag von christianCH » 10.12.2015 19:29

ErwinZ hat geschrieben:[…] which was kind of mobile. It took 2 days to dismantle and rebuild it with a new direction. I don't know the exact details if it was truly mobile. […]
Da bin ich aber gespannt, was das gewesen sein soll!

1. erachte ich eine Anlage die zwei Tage Ab- und Wiederaufbauzeit benötigt nicht als wirklich mobil.
2. war zur Zeit als die Anlagen in den NL aufgebaut wurden längst der Winkelschuss eingeführt, der nach Start des Geräts eine Richtungsänderung von bis zu +/- 20° ermöglichte.

Sollte diese «Mobilität» einer Richtungsänderung dienen, hätte das bei Neuausrichtung der fast 50 m langen Rampe eines Riesenaufwands bedurft. Und auch wenn bei den FSt der zweiten und dritten Generation die Pendelstützenfundamente sehr leicht mit einbetonierten Eisenbahnschwellen ausgeführt wurden, so war doch das Hauptfundament immer noch gleich massiv.

Ich vermute aber, dass du die FSt ansprichst, bei der auf einem Hauptfundament zwei leicht unterschiedlich ausgerichtete Geschützanker eingelassen wurden. Leider habe ich aber dazu keine belastbaren Quellen und nur einmal vage davon gehört/gelesen.
Gruss, christianCH

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