Bau einer Marineflakbatterie

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
Incognitus

Beitrag von Incognitus » 21.07.2005 14:11

Hallo,

@ Mike und Andreas: Ganz herzlichen Dank für Eure Angebote!
Mike: ich melde mich per PM,
Andreas: wäre super, wenn Du unter "Batterie Lune" bzw. "Tabar" oder "Luneplate" mal schauen könntest, ob es etwas gibt!

Ich will heute mal anfangen, Teile des Textes der "Kriegschronik" hier wiederzugeben. Das ist zum einen wohl Urheberrechtlich als "Großzitat" halbwegs in Ordnung, weil wir mit den Texten wissenschaftlich arbeiten wollen; zum anderen gibt es aller Wahrscheinlichkeit nach niemanden mehr (Privatdruck!), der sich über etwaige Urheberrechtsverletzungen aufregen könnte. Ich nehme ggf. alles auf meine Kappe. Denn schließlich ist dieses Dokument zu interessant, als daß ich es Euch vorenthalten wollte. Die Geschehnisse in dieser Flak-Batterie sind sicherlich als beispielhaft für viele andere Batterien anzusehen.

Ich werde die genannten Namen der im Text vorkommenden Personen zunächst so belassen, bis jemand von Euch datenschutzrechtliche Bedenken äußert. Mir ist diese rechtliche Materie fremd und ich halte es für unproblematisch, die Namen zu nennen, da niemand der genannten Personen etwas Verwerfliches getan hat.

Los geht es (auf dem Vorblatt steht noch eine Widmung, denn dieses Exemplar der Chronik war ein Weihnachtsgeschenk (1941) an einen der Maate):

"DIE SCHWERE FLAK-BATTERIE LUNE

Im Süden von Wesermünde, eine gute Wegstunde von der Stadt entfernt, liegt auf der „Großen Lune-Plate“ die Batterie Lune. Hat man das Gasthaus „Neues Lunesiel“ erreicht und die Schleuse der Lune überschritten, so erblickt man längs des Weserdeiches landhäuserähnliche Gebäude, die beim Näherkommen als die Bunker der Batterie zu erkennen sind. In einer typisch norddeutschen Landschaft ist diese Batterie gelegen, im Süden ausgedehnte Weideflächen, im Hintergrund die Dörfer Lanhausen, Ueterlande, Overwarfe und Dedesdorf. In nordwestlicher Richtung blickt man über die breite Weser auf das Dorf Blexen mit seinem weithin sichtbaren baumumschatteten Kirchturm, links davon schließen sich ausgedehnte Fabrikanlagen an. Im Norden befindet sich die längs des Wassers lang ausgestreckte Stadt Wesermünde, an die sich nach Osten hin der weltbekannte Fischereihafen und die Ortschaft Wulsdorf anschließen.
Noch vor Ausbruch dieses Krieges wurde die Batterie erbaut und als die zuerst Einberufenen nach hier beordert wurden, waren die Bunker soweit fertig gestellt, daß sie bezogen werden konnten. Aus den Schilderungen der alten Lunekämpfer, die im weiteren Teil der Chronik folgen, ist zu entnehmen, daß sich das äußere Aussehen seitdem gänzlich geändert hat. Es ist ein besonderes Verdienst des Batteriechefs, Herrn Kapitänleutnants Meyer, daß aus diesem sumpfigen Weideland in zäher Arbeit stattliche Anlagen entstanden. Unter seiner persönlichen Führung wurden Rasenflächen, die vielen Beete der Nutzgärten und schöne saubere Wege angelegt, Bäume und leuchtende Blumen gepflanzt.
Als Anerkennung für die aufgewandte Mühe wurde der Batterie der „Verdienstschild für vorbildliche Freizeitgestaltung“ überreicht, der für die Ausgestaltung der Unterkünfte und Gemeinschaftsräume, die Schaffung von Garten- und Sportanlagen, kleinen Bühnen für Veranstaltungen, Puppentheatern, Sing-, Musik-, Spielgruppen, Unterrichtsgruppen für die geistige Weiterbildung und Wettkampfgruppen auf den verschiedenen Gebieten des Sports, verliehen wird.
Nur sehr schwer können sich heute die jüngeren Angehörigen der Batterie ein Bild davon machen, wie es hier früher ausgesehen hat. Alles Geschaffene wird als selbstverständlich betrachtet. Doch über
DIE ERSTEN EINDRÜCKE
der damals in drei Gruppen am 24, 25. und 26. August 1939 einziehenden Truppe berichten die Einzelnen selbst.

EINER DER ERSTEN GRUPPE SCHREIBT:
Ich wurde am 24. August 39 nach C.haven einberufen. Dort angekommen, ging es im Geschwindschritt zur Kaserne, wenn ich nicht irre, Wetternkaserne. Einige Kameraden und ich wollten in der Kantine nach „Einen“ heben und etwas essen, da hieß es schon: „’raus zur Untersuchung!“ Es ging durch mehrere Zimmer und am Schluß hieß es: „Ab zur Kiautschou-Kaserne zum Einkleiden.“ Es war bereits nach 24.00. Etwas Schlaf, um 4.00 Wecken. Mit der neuen Ausrüstung konnte keiner klar kommen, hatten wir doch alle Blau getragen. Dann ging jeder, sowie er fertig war, zur Wettern-Kaserne zurück. Dort angekommen, wurden wir zur Kombüse geschickt und erhielten da Proviant; dann hieß es: „In 2 Gliedern angetreten, rechts um, marsch nach dem LKW.“ Dort lernte ich unseren Ka-Leu, damals Oberleutnant, kennen. Ich hatte mehrfach Kameraden gefragt, wo sie hin kämen. Es hieß nach Weddewarden, Tabar u.s.w., keiner hatte einen Befehl für Elbe-Weser. Dann ging es auf dem L.K.W. nach Wesermünde. In Weddewarden wurden wir verteilt, jeder da hin, wofür er den Schein hatte. Ich blieb alleine übrig. Auf Befragen von Herrn Oberleutnant Meyer, wohin ich gehöre, wurde gesagt, Elbe-Weser kenne man nicht. Es wurde Rücksprache mit Herrn Kapitänleutnant Duwe genommen. Ich sollte als Blindgänger mit nach Tabar. Es ging auf dem L.K.W. los; Rundreisekarte durch Wesermünde; überall wurden Kameraden abgesetzt. Herrn Leutnant Kuhlmann, heute Ka-Leu, fuhr mit einem P.K.W. voraus, sonst wären wir sicher nicht am Ziel angekommen. Nachdem wir an K 5 noch einige Kameraden abgesetzt hatten, ging es nach Lunesiel; inzwischen war es 1.30 Uhr. Wir glaubten uns am Ziel, wurden aber eines anderen belehrt. Kam. Jaap u. Krückemeier blieben als Smutje dort, weil die Kombüse sich hinter der Badeanstalt befand. Wir setzten uns in Loren und kamen mit dem „Tabarexpreß“ in unsere Batterie. Wie sah es dort aus, alles wie Kraut und Rüben. Ich wohnte in Bunker II. Meine erste Arbeit in der Batterie war Telefonposten."

- Fortsetzung folgt -

Grüße,
Matthias

Incognitus

Beitrag von Incognitus » 21.07.2005 15:04

Hier noch einmal ein Bild aus Google Earth, damit Ihr wißt, wovon wir sprechen! Zusammen mit meiner Graphik auf der ersten Seite des Threads solltet Ihr Euch die Gegend halbwegs vorstellen können.

Oben rechts ist Bremerhaven, man erkennt den Fischereihafen, gegenüber sind Blexen, Einswarden und Nordenham. Daß der Fluß, der im Lunesiel mündet, die Lune ist, hätte ich hoffentlich nicht zu schreiben brauchen ;) .

Gruß,
Matthias
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Incognitus

Beitrag von Incognitus » 22.07.2005 15:13

Moin,

weiter geht es mit den Berichten von Batterieangehörigen über ihre Einberufung und den Weg in die Batterie:

"DIE ZWEITE ABTEILUNG:
Am Abend des 24. August - es war ein Freitag - kam ich in Cuxhaven an. Am Bahnhof wurden wir sehr höflich empfangen und dann durch die kleine Stadt geführt zur großen Wetternkaserne, Wir hofften, jetzt von den Strapazen der Reise ausruhen zu können, statt dessen wurden wir in der Kaserne von Stube zu Stube geschleift, verhört, untersucht, abgehorcht und ausgefragt. Dann ging’s anschließend in die Kiautschou-Kaserne zur Einkleidung. Während dessen wurde es so gegen 5 Uhr. Wir waren hungrig, müde und durstig. Niemand wußte dann anscheinend, was man mit uns anfangen sollte. So blieben wir denn uns selbst überlassen. Wir legten uns in einer leeren Stube auf die Kojen. Gegen 7 Uhr aber ging ein furchtbarer Lärm los, Rufe, Gepolter, Türe schlagen, Kommandostimmen u.s.w.. Wir stürzten hinaus und standen dann mit unseren sieben Sachen unter „viel Volk“ auf dem Kasernenhof. Es wurde angetreten, die Soldaten nach ihrem Bestimmungsort eingeteilt und nach und nach auf Lastwagen verfrachtet. Wir fuhren mit 2 Lastwagen Richtung Wesermünde; es waren da Leute zusammen, die nach Upolu, Langen und Tabar sollten. Keiner ahnte den geheimnisvollen Standort Tabars. So kutschierten wir hin und her; die Gegend schien uns immer mehr von Gott verlassen zu sein. Der Fischgeruch, der in der Hitze des Tages besonders stark war, wurde sofort als erster Stein des Anstoßes verflucht.....Aber trotz Durst, Müdigkeit und Fischgeruch standen wir endlich gegen 13.00 Uhr staunend in den Gefilden der Batterie vor dem gestrengen Batteriekommand.

DIE DRITTE GRUPPE:
Am 23.8.39 kam ich ahnungslos aus dem Dienst nach Hause. Ganz aufgeregt kam mir meine Frau entgegen und teilte mir mit, daß durch die Post eine Einberufung zur Marine eingegangen war. Es war mir natürlich nicht mehr möglich, meine Behörde davon zu benachrichtigen, und so fuhr ich des Morgens in aller Frühe mit dem ersten Zug weg, in der Annahme, daß es sich um eine Übung handelt. Doch wurde ich eines anderen belehrt, als ich schon im Zuge die Menge Soldaten sah. Es mußte also etwas in der Luft liegen. So fuhr ich denn mit mehreren Kameraden, die teils nach Kiel, teils nach Wilhelmshaven mußten, bis nach Stendal und kam gegen Mittag in Hamburg an. Im Zuge nach Cuxhaven waren schon viele von der Mar.-Artl. aus allen Gegenden Deutschlands, und die verschiedensten Mundsprachen waren vertreten.
In Cuxhaven angekommen, formierte sich der Zug gegen ½ 4 Uhr nachmittags - es waren ungefähr 100 Mann - und marschierte nach der Kaserne. Jetzt waren wir wieder nach 20 Jahren Soldaten. Dort angekommen, ging die Einteilung vor sich, die verhältnismäßig rasch vor sich ging. Ärztliche Untersuchung, Inempfangnahme des Überweisungszettels u.s.w.. Dann gung es in die andere Kaserne zur Einkleidung. Hier empfingen wir alles was wir haben mußten, allerdings in Feldgrau. Wir hatten vorher noch schnell gegessen und schwitzten dementsprechend, weil alles sehr schnell gehen mußte. So war es inzwischen um 22.00 Uhr geworden und die Kraftwagen standen schon für uns zur Abfahrt bereit. Wir stritten uns herum, denn wir hatten auf dem Zettel stehen: Batterie Tabar, Leitstand u.a., wo wir nun eigentlich hin kommen konnten. Aber das sollten wir gewahr werden. Es ging in Richtung Wesermünde. Den ersten Halt machten wir in Weddewarden, wo wir morgens um 1 Uhr ankamen. Dann ging die Verteilung der auf den 3 Lastwagen sitzenden Soldaten vor sich. Die einen kamen auf den Stand am Kaiserhafen, dann in die Kaserne der 10. S.St.A.
Als letzte kamen wir von der Batterie an die Reihe. Morgens um ½ 3 Uhr fuhren wir durch die Hafenstraße, wo gerade noch die letzten Gäste des in Wesermünde stattfindenden Jahrmarktes nach Hause gingen. Auch die Straßenbahn fuhr noch. Da war noch keine Spur von Krieg zu sehen. Alles hell erleuchtet und viel Betrieb in den Straßen. So fuhren wir weiter durch die Bürgermeister-Smidt-Straße, über die Geestebrücke bis zum Gasthaus Neues Lunesiel. Wir hörten im Fischereihafen die Dampfhammer dröhnen und kamen mit den verschiedensten Gefühlen endlich dort an. Aussteigen und in der Dunkelheit den Weg nach Tabar suchen. Da war der Weg noch nicht so schön wie jetzt, sondern Wiesenweg. Wir stolperten mehr als wir liefen über Steine und alles mögliche andere, was wir nicht sehen konnten. Auch mit einer Telefonstange nahmen wir Berührung mit dem Kopf auf, und ein Erdloch war auch für viele ein Verhängnis. Dies Loch lag vor dem jetzigen Bunker „Kiek in die See“, und wir haben zu dritt oder mit 4 Kameraden damit Bekanntschaft gemacht und standen auf, ohne allzu großen Schaden davongetragen zu haben. Ich kam mit mehreren Kameraden in den Geschützbunker 1. Da war kein Licht, und ich suchte mit dem Feuerzeug meine Koje, worin ich mich mit meinen 2 Decken zur Ruhe legte. Ich schlief vor Müdigkeit gleich ein, obwohl ich die Bettstelle nicht gewohnt war.
Um ½ 8 Uhr war Wecken, und da stellten sich uns die verschiedenen Vorgesetzten vor: Maat Waschhöffer, Natrop, Witzke und Pommerien, und der Batteriechef war auch schon da. Wir wurden in die Bestimmungen des Kriegsrechtes eingeweiht und waren von nun an Soldaten."

Incognitus

Beitrag von Incognitus » 22.07.2005 15:20

Viele Berichte von Zeitzeugen über das Leben in Flakbatterien stammen aus der Zeit der Flakhelfer - da war die jeweilige Batterie im Regelfall schon komplett ausgestattet und mit ordentlichen Unterkünften versehen. Die Angehörigen der ersten Belegschaft der Batterie Lune waren hingegen noch mit vielen praktischen Problemen konfrontiert, die es erst einmal zu lösen galt.

Der folgende Text stellt die Fortsetzung des Berichts in der Kriegschronik der Batterie Lune dar:

"DIE ERSTE ZEIT IN DER BATTERIE

Als die ersten 16 „Krieger“ am 24. August 1939 in die jetzt so stattliche Batterie, die damals noch „Tabar“ hieß, einmarschierten, bot sich ihnen kein sehr einladendes Bild. Ein paar ungeschlachte Betonklötze standen da irgendwo, dazu einige Bretterschuppen (als Arbeiterunterkunft und Geräteschuppen). Man kam schließlich dann auch dahinter, daß die Betonbauten die Bunker darstellten. Es waren insgesamt 8 und weiter entfernt davon noch 2, von denen man anfangs nicht so recht wußte zu wem sie gehörten und zu was sie da waren. Zwischen den Bunkern waren hier und da so einige grüne Flecken zu sehen, aus denen geschlossen werden konnte, daß das ganze Gelände früher als Weide benutzt worden war. Längs der Bunker zogen sich breite Gräben mit den dazugehörigen Lehmaufwürfen dahin, so daß es den Anschein erweckte, man würde mit der Möglichkeit eines Stellungskrieges rechnen. Kreuz und quer verliefen diese Gräben, man konnte keinen Weg geradeaus nehmen, abgesehen davon, daß anfangs in der Batterie mehr gestolpert als gegangen wurde. Alles mögliche Gerümpel, Baugeräte, Bretter, Steine, Mörtel usw. lagen irgendwo umher. Dazwischen liefen „geschäftig“ die Arbeiter und Bauleute. Die Bunker waren nur über Bretter, die quer über die Gräben gelegt waren, zu erreichen. Es grenzte an Selbstmordversuch, abends bei Dunkelheit durch die Batterie zu gehen. So zeigte sich die Batterie in ihrem ersten Eindruck als Baustelle mit allen ihren Vorzügen und Tücken.
Nun brannte die Sonne zu der Zeit ganz dankbar, daher war wenigstens noch alles trocken, sonst wäre die Gelegenheit zu Schlammbädern bei diesem „Festungsgrundstück“ äußerst günstig gewesen, wenn auch wohl kaum jemand Lust verspürt hätte, diese Gelegenheit auszunutzen.
Der Zustand, in dem sich die Batterie in den Tagen der Übernahme befand, wird auch wohl nicht zuletzt dazu beigetragen haben, daß keiner so recht wußte, wo „Tabar“ denn eigentlich lag. Aber das war schließlich doch nur äußerlich, diejenigen, die hin mußten, haben sie immerhin gefunden.
Das Äußere läßt einen auch im Allgemeinen kalt, wenn man sich davon überzeugt hat, daß etwas „innere Werte“ besitzt. So dachten wir auch von den Bunkern, als wir sie zuerst sahen: das kann da innen ja trotzdem ganz gemütlich sein, so für 3-6 Wochen - länger wollte ja doch keiner da bleiben - würde man es schon aushalten. Aber, o Schreck, innen war das nun auch nicht gerade fürstlich eingerichtet. Auf Licht mußten wir zunächst verzichten. Wasserhähne und Waschbecken waren zwar da, aber kein Abfluß. Sogar Klosettanlagen waren in den Bunkern, aber kein Wasser, herrlich! Rohe Fußböden, graue Steine, blecherne Spinde und harte Kojen grüßten und mit Schadenfreude..... und hier sollte man 4 Wochen wohnen? Am anderen Morgen beim Aufwachen hatte man so allerlei „Baugeschmack“ von Zement, Sand und Gerümpel.... rasch raus zum Waschen und Zähneputzen - wohin? - an den Teich! Herrlich grünlich schillerndes Wasser von hohem Schilf umgeben lud zur Toilette und zum erfrischenden Bad ein.
Dann zum Kaffeetrinken. Kaffee und Brot wurden auf einer Lore vom „Lunesiel“ herbeigeholt, dort stand nämlich - der Vorsehung (sprich Festungsbau) Ratschlag ist weise - die Kombüse, 10 Minuten von der Batterie entfernt.
Mittags ging es dann zuerst geschlossen zum Essen nach Lunsesiel, später wurde dann auch das Mittagessen auf Loren und die Batterie geschafft - der sogenannte Batterietrupp war damals dafür bestimmt! Nun verbraucht der Körper leider nicht die Gesamtmenge dessen, was man an Mahlzeiten verzehrt, restlos zu Aufbaukräften. Diesem Umstand Rechnung tragend, wurden im Gelände Vorrichtungen aufgestellt, wo man der Erde zurückgeben konnte, was ihr gebührt. Später kamen dann die hocheleganten „Fünfsitzer“, auf denen man sich stundenlang aufhalten konnte - während des Dienstes!
Am 28. August 39 fand nun die erste feierliche Veranstaltung statt: die noch nicht auf den Führer vereidigten Soldaten wurden zur Vereidigung zusammengefaßt. Es waren über ¾ der Batteriebelegschaft. Die Vereidigung fand zwischen dem Bunker 1 und dem Leitstand statt, so ziemlich die einzige Stelle, an der mehrere Leute zu gleicher Zeit beisammen stehen konnten. Schlicht und einfach verlief die feierliche Handlung. Zum ersten Male sahen wir unseren Batteriekommandeur bei seiner Ansprache in Blau.

In den ersten Tagen wußte man so recht mit sich selbst noch nichts anzufangen. Wir schliefen ziemlich lange, legten uns in die Sonne auf Gründen des Sonnenbrandes und wurden hier und da auch zu einer Art Dienst zusammengefaßt. Die Verteilung an die einzelnen Gefechtseinheiten war im großen und ganzen geregelt. Die Mehrzahl der ersten Batterieangehörigen hatten jedoch noch keine 8,8 cm-Kanonen und auch noch kein Dreiwalzengerät gesehen. Die erste Belegschaft war stark mit Weltkriegsteilnehmern durchsetzt. Nur ganz wenige Unteroffiziere waren dabei, die Spezialisten waren nur Gefreite bis auf den Artl.-Maat Natorp, der Waffenleitvormann war. Aus den Gründen war die Ausbildung an der Kanone und auf dem Stand sozusagen eine von Grund auf neue. Dazu war die Zahl der jungen Soldaten u. der Spezialisten gering. Es galt hier harte und intensive Arbeit zu leisten.
Nun, es gelang unserem ersten Batterieoffizier, Leutnant Kremp, schon nach wenigen Tagen die Bedienungen „hinzutrimmen“, daß wir im Notfall schießen konnten. Am 3. September wurde die Kriegserklärung Englands bekannt, am 6. September wurde die Batterie einsatzbereit gemeldet. Am wartete. Viele freuten sich schon auf den ersten Knall, auf ein richtiges Luftgefecht, auf den Anblick brennend abstürzender Flugzeuge, manche sahen schon im Geiste Verwundete und Tote in der Batterie herumliegen und wer weiß noch was alles...................
Es ahnte damals noch niemand, daß wir erst nach 9 Mon. Kriegszeit zu einem planmäßigen Feuer kommen sollten.

Es begann also nun eine Zeit, die rein kriegerisch betrachtet, ruhmlos und kampflos verlief. Wir hatten sehr viele Ausguckposten zu stellen, die Bereitschaftsgrade wechselten und steigerten sich, und wir warteten und warteten auf den ersten Schuß, mit dem wir dem „fliegenden Feinde“ den Garaus machen wollten. Währenddessen flog der Tommy jedoch dauernd an und vorbei, sogar wie wir glaubten ganz dicht über uns hinweg, warf Flugblätter ab und schien sich im Übrigen über uns lustig zu machen. Untätig blieben wir allerdings nicht, denn die Gefechtsausbildung wurde sehr intensiv betrieben. Eine Abordnung aus dem Ausbildungspersonal der Küstenartillerieschule frischte Kenntnisse und Eifer auf, und der Ausbildungsstand der Batterie war trotz des hohen Durchschnittsalters sehr ordentlich, da alle mit großem Eifer bei der Sache waren, die „Alten“ mehr noch als die Jungen.
Neben der gefechtsmäßigen Ausbildung setzten aber die „alten Tabarkämpfer“ - die Attakäs - wie sie sich einmal selbst nannten, alles daran mitzuarbeiten, daß das Innere und Äußere der Batterie ausgestaltet, wohnlich und sauber wurde. Zunächst legte man Wert darauf, daß die Unterkunft selbst tadellos in Ordnung gebracht wurde. Die beiden Fünfsitzer und das Waschen am Teich wurden wegen der schönen, warmen Jahreszeit noch nicht krumm genommen. Die Bunker bekamen zunächst mal einen ordentlichen Anstrich im Innern, die Fußböden wurden geölt, Löcher wurden dich gemauert. Auch das Licht wurde behelfsmäßig durch Dieselmotor in Betrieb gehalten. Ja, eines Tages wurde uns sogar das Wasser aus dem Teich in eine Zisterne und von dort in die Bunker gepumpt. Das Reinigen besorgten abwechselnd die „Pumper vom Dienst“. Nach und nach kam dann auch auf jeden Bunker ein Radioapparat, nachdem wir uns anfangs mit einem Apparat in Gemeinschaftsempfängen beholfen hatten. Da wir nun auch allmählich Gebrauchsgeschirre und Reinigungsgeräte zur Verfügung hatten, so ließ sich dann schon in den Bunkern wohnen.
Zuerst waren die drei Geschützbunker belegt und der Leitstand, erst später wurde auch der Bunker der leichten Flak, der Maschinenbunker, der Leitstand II und der Munitionsbunker bezogen. Die Schreibstube war zunächst das Wohn- und Schlafzimmer des Hauptfeldwebels. Eine sehr arme Schreibstube, ohne Aktenschrank, ohne Schreibtisch, ohne Schreibmaschine, ohne Papier und ohne Bleistift, nur mit einem Hauptfeldwebel, der dazu anfangs nicht mal als solcher zu erkennen war. Die Offiziere wohnten in den ersten Tagen in der heutigen Unteroffiziersstube des Leitstandes. Als der „Bunker 4“ dann hergerichtet war, zogen die Offiziere in die Stube rechts, die Schreibstube kam in die linke Stube des Bunker 4, in der Mitte wohnte der Arzt Dr. Cremer. Die Erkenntnis, daß die Kombüse zu weit außerhalb liege, schien allmählich Allgemeingut zu werden. So wurde sie dann verlegt in den Bretterschuppen gegenüber dem Leitstand II, der als Arbeiterunterkunft gedient hatte. Wasser für die Küche mußte allerdings aus Lunesiel herbeigeholt werden.
(...)

Neben diesen „innenarchitektonischen“ Arbeiten mußte aber auch noch fleißig angefaßt werden, um das Gelände außerhalb der Bunker in Ordnung zu bringen. Alle Arbeiten wurden beschleunigt durchgeführt, die Gräben zugeworfen, das Gerümpel weggeschafft, Wege angelegt und eingefaßt, Schutt Und Asche angefahren usw. Das Äußere der Bunker bekam ein freundlicheres Aussehen. Anfangs waren sie grau, dann mit Tarnfarbe angestrichen, dann wurde diese überdeckt und der Batterie durch roten Anstrich mit schwarzen Dächern das Aussehen einiger Siedlungsbauten gegeben. Im Herbst 1939 herrschte für derartige Arbeiten in der Batterie kein Geschmack oder Verständnis. Zu dieser Zeit vermutete niemand, daß wir im Sommer des folgenden Jahres hier eine wirkliche kleine Ansiedlung bewohnen würden."

Incognitus

Beitrag von Incognitus » 28.07.2005 11:41

Moin,

zum Abbruch des im Text mehrfach erwähnten Lunesiels und zur Schließung der benachbarten Gaststätte siehe hier:
viewtopic.php?t=6357 .

Heute habe ich ein Luftbild des Landesvermessungsamtes Niedersachsen von einer Befliegung im September 1964 erhalten, da ist schon nichts mehr von der Batterie zu erkennen.

Anbei noch von derselben Fototour, von der die Lunesiel-Bilder stammen, ein paar weitere Bilder vom Standort der Batterie Lune.
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cisco
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Beitrag von cisco » 30.07.2005 22:30

Pläne der Marine die evt. dazu passen

Gruß

Cisco
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Incognitus

Beitrag von Incognitus » 05.08.2005 10:21

Hallo,

vielen Dank (mit reichlich Verspätung :oops: ) an cisco für die Zeichnungen, die hatte ich so noch nicht.
Da es sicherlich nicht x verschiedene Typen von Flak-Hochbettungen gab (?), nehme ich an, daß die Pläne genau auf diese Batterie zutreffen.

Mit meinen Recherchen zu Entstehung und Abbau der Batterie Lune geht es natürlich weiter; nur kann ich im Moment nicht viel machen. Ich habe mit einem netten Herrn in Bremerhaven Kontakt aufgenommen, der die militärhistorische Sammlung der Marineortungsschule in Bremerhaven bei sich eingelagert hat. Die war aus irgendwelchen - wohl eher politischen - Gründen in der MOS nicht mehr erwünscht. Nun kommt der Herr aber nicht so schnell an alles heran, da alle Unterlagen in Kartons verpackt sind, aber er sucht demnächst für mich heraus, was er zum Thema hat.
Im übrigen habe ich ihn so verstanden, daß er noch einen ehemaligen Flakhelfer der Batterie kennt. Eventuell kann ich so an eine Gedächtnis-Skizze der Batterie kommen...

Gruß,
Matthias

ele
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Tabar, ich weiß den Namen erst seit einer Woche.

Beitrag von ele » 26.04.2014 19:40

Hallo alle zusammen. Ich bin total platt endlich etwas gefunden zuhaben von der Batterie Lune. Heute ist es so als hätte es das alles nie gegeben. 1960 oder 61 fuhr ich mit meinem Vater oft dorthin. Er war von der Schulbank direkt dorthin geholt worden. Die durften wohl nicht mal mehr nach Hause, die Eltern wurden benachrichtigt. An der Lune wurde er zum Flagg Helfer ausgebildet. Zum Schluß des Krieges im Endkampf um Berlin verletzt und gefangen genommen. Ich war 3 Jahre alt, aber mein Vater vermittelte mir das ist ein besonderer Ort. Danach waren wir oft im Lunesielbad, Letzt Woche war ich mit meinem Bruder da. Es hat mich tief berührt. So landete ich hier. Etwas was mein Vater mir erzählte, die Schwimmausbildung der Flagg Helfer fand im Lunesielbad statt. Dort wurden die Totenkopf Abzeichen erschwommen. Es wurde auch von Bremerhaven nach Blexen geschwommen. So nun schaue ich mir noch einmaldie Bilder an. Wenn es gewünscht ist kann ich Bilder vom Bad letzte Woche einstellen. GRUSS AN ALLE Gabi

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Bau einer Flakbatterie

Beitrag von Magnix » 24.12.2014 14:37

Hallo Cisco !
Hallo Gemeinde !
Ich bräuchte von den Skizzen eine Kopie damit ich sie ausdrucken kann .Grund dafür ist dass ich eine 10,5 cm Flakbatterie in 1/16 bauen möchte .Falls Zweifel sein sollten ob dies wirklich in die Tat umgesetzt wird dann nur ein paar Bilder vom bisherigen Stand meiner Arbeit .
Die gezeigten Flakgeschütze sind Eigenbauten welche anhand von Photos welche ich in Cuxhaven machte und selber gebaut habe .Der auf dem Bild gezeigte Würzburg Riese ist ebenfalls von mir und auch Eigenbau .Insgesamt sind das etwa um die 3000 Teile !
Wenn man bei Google oder yahoo rumgeistert gibt es weltweit nur 1 schwere Flakbatterie in 1/16 .
Ach da fällt mir auch noch was ein , aber dazu gibt's einen eigenen Bericht !
Viele Grüße und schöne Weihnachten
Euer Magnix
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Flakhochstellung

Beitrag von Magnix » 06.01.2015 12:29

Hallole !
Ich habe leider bis jetzt noch keine Antwort bekommen wegen den Skizzen .Nun meine Frage an den Rest der Leser .Wer hat oder kann mir diese Skizzen zukommen lassen damit ich diese vergrößern kann zum nachbauen ?
Viele Grüße Magnix

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