Moin,
Da Andreas gestern seine Meinung revidiert hat, möchte ich noch etwas konkreter auf den markanten halbrunden Gebäudevorsprung zurückkommen, der an mehreren hier vorgestellten Gebäuden auffällt.
Architekten und Kunsthistoriker haben berufsbedingt die besseren Worte für dieses Gebäudeelement:
Auslucht, Utlucht oder auch Standerker
befensterter Vorsprung aus der Gebäudefront als Teil des Innenraumes, als Sonderform des Erkers nicht auskragend, sondern ebenerdig beginnend. Sowohl Auslucht als auch Erker dienten und dienen als wirkungsvolle Elemente der Fassadengestaltung mit rechteckiger, runder oder polygonaler Grundform. Erker an Wohn-, Rathaus- und Schlossbauten wurden in der deutschen Renaissance, besonders in Norddeutschland außerordentlich beliebt, meisterhaft gestaltet und oft mit reichem Schmuck ausgestattet. Sie erweiterten die Innenräume und gewährten einen umfassenden Ausblick auf Markt, Straße oder Schlosshof. In Norddeutschland führte man um diese Zeit eine ohne Auskragung vom Fundament an hochgeführte Vorbauform ein. Eine derartige dreigeschossige Auslucht entstand erstmalig 1564 am Neuhaus des Schlosses Leitzkau (zwischen Magdeburg und Dessau).
Q:
www.bauwerk-verlag.de,
www.elkage.de
Die sog. Auslucht (mndt. ûtlucht, mhd. utlucht, ndt. lucht) ist ein Ausbau, der vom Straßenniveau ab vor die Hauswand tritt und keinerlei Abkragung durch Konsolen hat, sich in verschiedener Höhe und Breite über die Fassade oder die Flanke eines Hauses erstreckt. Das Wort kommt wohl von lucht und bezeichnete ursprünglich das Dachgeschoß eines Hauses, zu dem vermittels eines Rades an einem Balken oder Vorbau Lasten hochgehievt werden konnten (vgl. Karl Schiller u. Aug. Lübben, Mittelndt. Wörterbuch, Bremen 1872ff., Bd. 2 S. 742, Bd. 5 S. 161); erwägenswert wäre auch die Herleitung von den ma. Verben lûhten, liuhten: mhd. uzliuchten, nhd. auslichten = „durch Ausscheiden und Raummachen hell machen“ (vgl. Frdr. Ludw. Karl Weigand, Dt. Wörterbuch, Gießen 18732, Bd. 1 S. 99), daher ndt. lucht auch = Luft-, Lichtöffnung (Schiller-Lübben a.a.O.). Die — zumal in der kg. Fachliteratur — gängige Ableitung des Begriffes von „auslugen“ ist philologisch nicht haltbar. Ausluchten sind im Gegensatz zu den meisten E. fast immer recht flach und haben an der Front große Fenster; an der Seite geben kleine, schlitzförmige Fenster den Blick auf die Haustüre frei. Am meisten Verbreitung fanden sie im Norden des deutschen Sprachbereiches, speziell in Niedersachsen, Westfalen und in den Küstenländern, auch in den Niederlanden. Ein Beispiel für ein norddeutsches Straßenbild, das von Ausluchten der Häuser maßgeblich mitbestimmt wird, bietet noch heute die Stadt Tondern [19, Abb. 133]. Nur vereinzelt finden sich auch im Süden des deutschen Sprachgebietes Ausluchten, hier oft Standerker genannt.
Q: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte
Ob ein guter Ausblick vom Architekten aus diesen Fenstern eingeplant wurde, da nutzungsbedingt erforderlich, kann meiner Auffassung nach nur geklärt werden, wenn man herausbekommt, wie der Raum hinter der Auslucht ursprünglich genutzt wurde.
Allerdings kann ich mir kaum vorstellen, daß es ein reines Fassaden-Gestaltungselement ohne jegliche Funktion war, allein schon wegen der - verglichen mit einem rein rechteckigen Gebäude - aufwendigeren Konstruktion, Mauerung und Einbindung in das verstärkte Dach und der höheren Kosten.
@Rolf Gerne!
Dieser Beitrag dreht sich ja seit längerer Zeit schon nicht mehr nur um die FSZ Zilly.
Bin mal gespannt, ob jemand mal Bilder von der heutigen Situation macht. Sieht für aus, als ob das Gelände heute vom Sportverein genutzt würde (sofern der bei der Bevölkerungsentwicklung überhaupt noch aktiv sein sollte...)
http://g.co/maps/ffkct
Im Jahre 1927 baut die Flughafenverwaltung ein Funksendehaus u. Transformatorenhaus.
1927 wird ein Funksendehaus mit 2 Türmen auf dem Gelände der Siedlungsgesellschaft Sachsenland gebaut. Auf den Ackerplan des Herrn Höhne am Scherbitzer Weg kommt ein Leuchtturm. Später wird derselbe abgerissen und kommt nach Grebehna. In Schkeuditzer Flur an der Salzstraße ist der Flugplatz. Von hieraus führt ein Fernsprechkabel nach dem Funksendehaus. Im Jahre 1936 werden noch zwei Funktürme gebaut.
Q:
www.kursdorf.net
Viele Grüße, Eric