Ruinen im Wald bei Rostock (Barnstorfer Wald)

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
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Djensi
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Beitrag von Djensi » 18.04.2010 11:47

Moin,

es handelt sich definitiv um Schießstände, siehe TOP von 1911 hier:

http://greif.uni-greifswald.de/geogreif ... 1Kopie.jpg

Die Gruben erinnerten mich dann doch auch stark an eine Schießkontrolle, oder wie immer das auch am Ende der Schießbahn hieß.

Teile der Anlage mögen vielleicht auch noch zur Frohnerei gehören=Büttelei, frühere Begrifflichkeit für Abdeckerei.
Wegen des erbärmlichen Gestanks waren diese meist vor der Stadt angelegt.

Bemerkenswert finde ich auch noch die " topografisch" hinterlegte Verbindung zur Schiffswerft...

Grüße
Djensi

petzolde
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Beitrag von petzolde » 18.04.2010 13:14

Dank TOP ist die Verbindung zum Schiessstand naheliegend. Aber baute man um 1900 schon so in Beton? Die Erdwälle passen schon zum Schießstand.
Zwischen Kaserne am Bahnhof und den Waldgelände liegt die Landwirtschaftliche Versuchsanstalt. Das direkt westlich davon liegende Areal hat nicht die übliche Waldsignatur (wie der Bereich mit den Schießbahnen/Wällen), sondern eher eine "Gartensignatur". Und die "Wegeverbindung" von der Schiffswerft führt nicht in den Wald, sondern in den "Garten". Hätte also evtl. was mit der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt und/oder Abdeckerei zu tun?
gruß EP

Heinz_R
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Beitrag von Heinz_R » 19.04.2010 14:39

Hallo, vielen Dank für eure Mühe!
Das mit der Karte ist ja super, genau das Richtige!
Also handelt es sich tatsächlich um einen sogar sehr historischen Truppenübungsplatz. Ich nehme mal an, daß er bis zum zweiten Weltkrieg weiter genutzt wurde und da die Betonteile dazu kamen. Vielleicht sogar doch auch noch in der DDR, denn ich konnte Sicherungskästen mit DDR Technik auf dem Gelänge finden.

Meinst du mit Schießkontrolle die Schächte, von denen aus die Zielscheiben gewechselt werden? Das vermute ich auch ganz stark, denn genau senkrecht dazu findet sich eine lange Wiese, welche mit Wällen und Stacheldraht umrandet ist. Vielleicht wurde hier nach dem Krieg noch geübt, aber bestimmt nicht bis nach 1977, dann entstand nämlich genau angrenzend der Westfriedhof.

Die Löcher im Träger hatte ich erst auch nicht beachtet, da als Verschraubungslöcher vermutet, aber ihre unregelmäßige Anordnung und die nach hinten durchgebeulte Form läßt auf die Schußtheorie schließen.

Der Waldbereich westlich der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt wurde 1860 bis 1880 zur Parkanlage umgebaut, deswegen die andere Signatur. Vielleicht wollte man von der Werft schnell in den Park kommen und hat sich einen Weg angelegt :D. Oder zum Holztransport?

Meine Frage noch, was genau ist eine Frohnerei/Büttelei? Konnte nur herausfinden, daß diese oft einen Folterkeller hatte. :?

Ich habe hier noch zwei Fotos von einem Objekt welches im Zaun neben der vermutlichen Schießbahn hängt. Als Laie finde ich ist die Form eher nicht typisch für ein Projektil. Oder irre ich mich? Der rohrförmige Körper ist an einer Seite offen.

Gruß Heinz
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zulufox
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Beitrag von zulufox » 19.04.2010 18:03

Heinz_R hat geschrieben:
Meine Frage noch, was genau ist eine Frohnerei/Büttelei? Konnte nur herausfinden, daß diese oft einen Folterkeller hatte. :?

Gruß Heinz
Hallo Heinz,

hasr du es schon mal mit einer Suchmaschine versucht? Gibt mal "fronerei" und dann "büttelei" ein und schau dir bei den Ergebnissen vor allem die juristischen Seiten an :-). Schöne alte Zeit ::ironie:: .

MfG
Zf :holy:
Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

Heinz_R
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Beitrag von Heinz_R » 19.04.2010 18:19

Hallo zulufox,

mit einer Suchmaschine hatte ich es schon versucht, aber nicht mit fronerei, danke für den Tip. Hatte stattdessen nach der Schreibweise aus der Karte mit "h", Frohnerei gesucht. Da finden sich zwar schon ein paar Seiten, in denen das Wort vorkommt, aber keine eindeutige Erklärung.

Danach sind Frone Gerichtsdiener und eine Fronerei das Haus, in dem diese arbeiten (Scharfrichter), oder ein Platz, an dem Scheiterhaufen, Galgen und co. stehen oder Leichen und Tierkadaver verscharrt werden.

Gruß Heinz

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Beitrag von Spacehawk » 19.04.2010 22:26

Heinz_R hat geschrieben:Hallo, vielen Dank für eure Mühe!
Das mit der Karte ist ja super, genau das Richtige!
Also handelt es sich tatsächlich um einen sogar sehr historischen Truppenübungsplatz. Ich nehme mal an, daß er bis zum zweiten Weltkrieg weiter genutzt wurde und da die Betonteile dazu kamen. Vielleicht sogar doch auch noch in der DDR, denn ich konnte Sicherungskästen mit DDR Technik auf dem Gelänge finden.

Meinst du mit Schießkontrolle die Schächte, von denen aus die Zielscheiben gewechselt werden? Das vermute ich auch ganz stark, denn genau senkrecht dazu findet sich eine lange Wiese, welche mit Wällen und Stacheldraht umrandet ist. Vielleicht wurde hier nach dem Krieg noch geübt, aber bestimmt nicht bis nach 1977, dann entstand nämlich genau angrenzend der Westfriedhof.

Die Löcher im Träger hatte ich erst auch nicht beachtet, da als Verschraubungslöcher vermutet, aber ihre unregelmäßige Anordnung und die nach hinten durchgebeulte Form läßt auf die Schußtheorie schließen.

Der Waldbereich westlich der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt wurde 1860 bis 1880 zur Parkanlage umgebaut, deswegen die andere Signatur. Vielleicht wollte man von der Werft schnell in den Park kommen und hat sich einen Weg angelegt :D. Oder zum Holztransport?

Meine Frage noch, was genau ist eine Frohnerei/Büttelei? Konnte nur herausfinden, daß diese oft einen Folterkeller hatte. :?

Ich habe hier noch zwei Fotos von einem Objekt welches im Zaun neben der vermutlichen Schießbahn hängt. Als Laie finde ich ist die Form eher nicht typisch für ein Projektil. Oder irre ich mich? Der rohrförmige Körper ist an einer Seite offen.

Gruß Heinz
Hmm...
Die Bilder erinnern mich an Stangen für Erdungsanlagen wie mit einem "Wacker" in den Boden getrieben wurden ...

Wurden viel bei oberirdischen Fernmeldeanlagen für den Blitzschutz eingesetzt ...
Ich kenne HDW Technik !

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Djensi
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Beitrag von Djensi » 19.04.2010 22:31

Na,

wer lesen kann ist klar im Vorteil! :8):

Habe ich doch oben geschrieben, eine Abdeckerei!

Früher wurden auch Hingerichtete in sogenannte Schindergruben dieser Abdeckereien geworfen, weil sie nicht auf den üblichen Begräbnisplätzen begraben werden durften. Aufgrund des Leichengestanks wurden diese Einrichtungen vor die Stadt gesetzt. Im sozialen Stand waren die Abdecker in der unteren Ebene zu finden. eheschließungen gab es nur innerhalb des eigenen Standes, aber das nur so nebenbei... :-)

Grüße aus HH
Djensi

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Beitrag von Heinz_R » 19.04.2010 22:48

Hallo Djensi,

das Problem an der Sache ist, genau wie Fronerei ist mir Büttelei wie Abdeckerei eine absolute Noverei äh Novum :mrgreen:

Ich habe nicht einen dieser Begriffe jemals gehört.

Aber nun bin ich schlauer, danke dafür ;)

Gruß Heinz

Alter Rostocker

Beitrag von Alter Rostocker » 19.01.2012 17:32

Es handelt sich um Reste einer Schießanlage aus dem WK 2.

Aber in dieser Gegend soll aber auch eine Luftschutzbauwerk gewesen sein.

Ich kann mich noch an Hinweise an Gebäuden erinnern welche auf auf ein Bauwerk in der Rennbahnallee hinwiesen.


mfg AR

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