MZA Duisburg U-Bahn König Heinrich Platz

Zivile bzw. nicht-militärische Schutzbauwerke und Anlagen des Kalten Krieges
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derlub
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MZA Duisburg U-Bahn König Heinrich Platz

Beitrag von derlub » 26.05.2008 23:08

Hallo.
Anbei Fotos der MZA in der U-Bahnstation König Heinrich Platz. Die Möglichkeit ergab sich im Rahmen einer Besichtigung mit einem Vertreter der Presse. Da ich dem Artikel nicht vorgreifen möchte, stelle ich die Bilder erstmal nur der kleinen Runde vor. Der Artikel erscheint frühestens in 4 Wochen und es wird auch einiges über Lostplaces drin stehen.
Zur MZA:

"Daten und Fakten zum Schutzbau König-Heinrich-Platz

Allgemeines
· Länge 250,00 Meter
· Breite 19,50 Meter
· Höhe/Tiefe 19,00 Meter; mit Aufbauten 22,00 Meter
· Kosten ca. 10 Mio. DM für Rohbau, zzgl. 650 TDM für Ausstattung
· Planungszeit 1970 - 1974
· Bauzeit 1974 - 1992
· Schutzplätze 4.500; davon
1. 3.300 Betten
2. 1.200 Sitz-/Liegeplätze in 16 Straßenbahnen

Verteilung im Gebäude:
Ebene –1 = 2.000 Personen
Ebene –2 = 1.250 Personen
Ebene –3 = 1.250 Personen

· Personenschleusen 4 (Karstadt, Amtsgericht, Mühlensiepen, Königstraße)
· Gleistore 8 (jeweils 4 auf Ebene -2 und Ebene -3)
· Verkehrliche Inbetriebnahme der Haltestelle am 11.07.1992; Abnahme des Bauwerkes durch den Bund im Oktober 1993
· Übernahme der Ausstattung
· Wartungskosten jährlich ca. 45.000 DM
· Schutzraumbetriebsdienst zum 01.05.1996 eingerichtet

Schutzumfang
Der Schutzbau König-Heinrich-Platz bietet mindestens Schutz gegen
· herabfallende Trümmer,
· radioaktive Strahlung,
· Brandeinwirkungen,
· biologische Kampfmittel und
· chemische Kampfmittel
und ist für einen Aufenthalt von ca. 14 Tagen geeignet. Zur Inbetriebnahme des Schutzbaus ist eine Vorlaufzeit von ca. 8 bis 10 Tagen notwendig.

Allgemeine Technik und Ausstattung
Der Schutzbau König-Heinrich-Platz ist nach den technischen Vorschriften für den Bau von Großschutzräumen in Verbindung mit unterirdischen Bahnen aus dem Jahre 1971 geplant und gebaut worden. Der technische Fortschritt wurde bei der Bauausführung berücksichtigt. Die materielle Ausstattung entspricht ebenfalls der genannten Vorschrift.

Die nachfolgende Übersicht beschreibt einige Details der baulichen Beschaffenheit und der zur Verfügung stehenden Ausstattung:
· ein Brunnen mit je 2 Pumpen zu je 108 m3 Leistung
· die Gasdichtigkeit des Schutzbaus wurde durch den TÜV geprüft
· alle Gegenstände mit mehr als 2 kg Eigengewicht sind schocksicher angebracht
· Wanddicken 40 cm – 80 cm
· Decken 80 cm – 100 cm
· Erddecke zus. Über Ebene –1 100cm – 120 cm
· Wasservorratsbehälter 160 m3
· Dieselvorratsbehälter 35.000 Liter
· Notküchen 2 Stück
· WC 1 je 50 Personen
· PP (Urinale) 1 je 150 Personen
· Krankenliegeraum 90 Plätze
· verfügbarer Raum pro Person 1,24 m2
· Lagerräume 7

Belegungsübungen und Vorrathaltung
Belegungsübungen sind grundsätzlich nicht vorgesehen. Lebensmittel, Medikamente und
Betriebsstoffe werden während der Vorlaufzeit zur Inbetriebnahme des Schutzbaus
beschafft und werden daher nicht vorrätig gehalten.

Wartung und Bauunterhaltung
Der Schutzbau wird in regelmäßigen Abständen durch Mitarbeiter des Feuerwehr und
Zivilschutzamtes kontrolliert. Erforderliche Wartungsarbeiten und der Probebetrieb von
Geräten und Maschinen werden im Rahmen der vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel
durch den Schutzraumbetriebsdienst durchgeführt."

Quelle: Zivilschutzamt Feuerwehr Duisburg
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Zuletzt geändert von derlub am 28.05.2008 00:34, insgesamt 3-mal geändert.

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derlub
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Beitrag von derlub » 26.05.2008 23:13

...und der Rest noch.
Grüße,
Christoph
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hollihh
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Beitrag von hollihh » 27.05.2008 09:23

Moin,

beeindruckende Bilder, insbesondere die enorme Größe der Anlage !

Einige Punkte, die mir auffielen :
1. Wodurch ist die enorm lange Bauzeit verursacht worden - ich tippe mal auf den U-Bahnbau ?
2. Interessant, das wohl komplette U-Bahnzüge da hineingefahren wurden - wurden die besonders umgerüstet ?
3. Bild 3647 : Mit Versorgungsnummer - ich kannte die bislang nur im militärischen Bereich
4. Bild 3653 : Elefantenschuhe - die Marke und Schuhe mit dem Namen s zwar noch (aufgekauft von Deichmann), aber "echte" Elefanten sind schon so was von lost...

Gruß

Holli

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derlub
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Beitrag von derlub » 27.05.2008 09:46

Hallo Holli.

Ja, ich fand die Anlage auch recht beeindruckend. Der "Bunkerwart" hat sich auch erfreulicherweise sehr viel Zeit für uns genommen.
Zu Deinen Fragen:
zu 1: Genau, die lange Bauzeit hängt mit dem U-Bahnbau zusammen und nicht mit der ZS-Anlage.
zu 2: Das U-Bahnzüge in die U-Bahn MZA einfahren ist glaube ich überall so gedacht. Soweit ich weiß, werden die Bahnen nicht weiter modifiziert. Allerdings sagte man mir in Bonn, dass man dort durch Matten auf dem Boden neben Sitzplätzen auch Liegeplätze dort unterbringen wollte.
Zu 3 und 4: Die Lagerausstattung ist wirklich beeindruckend gewesen. Allerdings stammen nicht alle Gegenstände auch wirklich ursprünglich von der MZA. Der Bunkerwart sagte uns, dass er "wie verrückt" alle möglichen Lagerauflösungen aufsammelt und dort einlagert. Da kann dann auch mal was von der Bundeswehr dabei sein. Die Elefanten-Kinderschuhe waren ein kleines Highlight der Besichtigung :-)

Grüße,
Christoph

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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 27.05.2008 10:43

Hallo, Christoph

Äußerst beeindruckend, tolle Fotos!!

Was mir noch auffällt:
- Der bunte Geschoßplan ist öffentlich, aber die MZA, Tore usw. nicht abgebildet? Schlecht zu sehen. Die Schutzräume und Lagerräume sind dann seitlich auf den Ebenen?

- Was ist das auf Bild 3695, was nach Randsteinen aussieht?

- "Lebensmittel werden nicht beschafft" aber Dosenbrot (?) lagert dort. Ist das auch was von den "Beutezügen" des Wartes? Auf jeden Fall eine Unmenge an Waren.


Gruß
Christian

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Beitrag von Bart » 27.05.2008 10:57

kuhlmac hat geschrieben: - Was ist das auf Bild 3695, was nach Randsteinen aussieht?
Hallo Christian,

das sind Strahlenschutzsteine, damit wurde die Tür strahlensicher verschlossen.

Grüße
Jens

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Beitrag von derlub » 28.05.2008 00:47

Hallo Kuhlmac.
Schutzräume kann man ja eigentlich nicht sagen. Die Rolltore befinden sich kurz nach Treppenabgängen zu -1. Alles danach ist Schutzraum. Die Schleusenräume sind im Orientierungsplan einfach nur grau dargestellt, ohne die Raumaufteilung. Die eigentlichen Funktionsräume mit der Technik befinden sich hauptsächlich auf -1 zwischen die beiden Verteilerhallen an beiden Enden der U-Bahnstation (vgl. Belegungsplan). Also quasi über den Gleisen und Bahnsteigen der Ebene -2. (vgl. Orientierungsplan).

Die Strahlenschutzsteine stehen dort, weil sie den Durchgang zum ABC-Filterraum absichern sollen. Da die angesaugte Luft ja erst durch de R 10 Filtern von redioaktiver, biologischer und chemischer Belastung gereinigt wird, ist dieser Raum luft- und strahlenschutztechnisch als außerhalb des Schutzraumes anzusehen.

Zu den Lebensmitteln, dem Dosenbrot und vielem anderen Krimskrams sagte ich ja bereits, dass vieles nicht zur Schutzraumgrundausstattung gehört, sondern durch den Bunkerwart gesammelt und dort eingelagert wurde. Er rechnet keinesfalls mehr, dass dieser Schutzraum irgendwann noch zu seinem eigentl. Zwecke verwendet wird. Aber der vorhandene Lagerraum bietet sich eben an.

Grüße,
Christoph

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Beitrag von derlub » 30.08.2008 21:17

Der Presseartikel zur MZA Duisburg ist mittlerweile online:
http://www.derwesten.de/nachrichten/nac ... etail.html

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Beitrag von EricZ » 31.08.2008 07:16

Hallo Christoph,

hat Mike sich schon bei Dir für die Lobby-Arbeit zugunsten von geschichtsspuren.de bedankt? ;)

http://www.derwesten.de/nachrichten/nac ... etail.html

Viele Grüße, Eric
And I'm hovering like a fly, waiting for the windshield on the freeway...

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