Luftlagesender Primadonna

Funkmess-, Funkpeil-, Funkleit- und Funkstörtechnik des 2. Weltkriegs
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Cremer
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Beitrag von Cremer » 15.01.2011 20:28

Wie soll denn der Sender gesen#det haben
- Gleichwellenfunk? unwahrscheinlich, wenn es ein einzelner Sender war

- Dauersendung? wie funktionierte diese? Band oder Ansage?
Zuletzt geändert von Cremer am 15.01.2011 22:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Henschel
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Beitrag von Henschel » 15.01.2011 22:16

Hallo Dieter,

zu 1.)- Genau

zu 2.) - Genau

zu 3.) - und außerdem in manchen Bereichen als "permanenter Unterton" beim privaten Telefon. In den Bereichen Westfalen/Lippe bestand eine Anweisung das ein Radiogerät innerhalb der Regierungsstellen/Behörden/Archive etc. im Eingangsbereich (Empfang) während der Dienstzeiten abgehört werden musste. Luftwaffenangehörige die Familie oder Bekannte in den Bereich 3. JD in den Dörfern bis mittleren Städten hatten, sollte diese über den Dienst in Briefen informieren.

Nach den letzten Kenntnissen wurde immer nur von einem Standort gesendet, dieser änderte sich allerdings durch Kriegslage. Es scheint mittlerweile klar das der Sender in seiner mobilen Phase mehrfach den Sendebetrieb einstellen mußte und deswegen nach Macke-, später Mönkeberg-Sendeanlagen. Ob es Sendungen im April 1945 noch aus Stade gab ist z.Zt. eher unklar. Nach Lage sendete der Sender die längste Zeit aus den Niederlanden, kurz vom Mackenberg (der allerdings länger als Relais der mobilen Einheiten diente und dann vom Mönkeberg.

Die beteiligten Soldaten/Untereinheiten sind bis dato nicht genau bekannt (verschiedentlich aufgetauchte Berichte von Soldaten sind sehr vage und historisch nicht belegbar - was andere Rechercheure natürlich bestimmt anders sehen). Auch ist nicht klar um wieviele Sprecher es sich handelte. Die Orte und Stabseinheiten sind hier ja oben schon genannt.

Empfänger waren wie schon erwähnt Regierungsstellen/Behörden/Archive/Schulen (!) etc, daneben aber eindeutig vor allem die Landbevölkerung. Zu dem Telefonmeldungen existieren interessante "Anweisungen" die zur Warnung von Nachbarn und Personen die unterwegs waren aufforderten und Unterlassen mit Strafe bedrohte. In der Regierung (heute Gericht) in Detmold soll in einem Fall die Primadonna-Warnung zu einer Räumung kurz vor einem Bombenangriff geführt haben, da der Pförtner die Meldungen abhören musste und entsprechend vorwarnen konnte. Der Alarm über Sirene erfolgte erst nach dem Angriff. Man bedenke das ein Angriff auf Detmold durch 4-8 mittlere Bomber ausgeführt wurde. Die Problematik der kleinen Bombergruppen mit Jagdschutz ist in der "Friedrich/Brand-Disskussion" der letzten Jahre gar nicht berücksichtigt worden. Mit Basen auf dem Kontinent nahmen entsprechende Einsätze der Alliierten ja immer weiter zu und ein deutscher Jagdschutz war auch nicht ansatzweise mehr vorhanden. Für die Landbevölkerung blieb so Primadonna als einzige Alarmfunktion zur Sicherung. Man darf nicht vergessen das die meisten heute vorhandenen Sirenen ein Relikt des Klaten Krieges sind und nicht des 2. Weltkrieges. Auch muss man bedenken das der Schutz eher für Priveligierte galt - man achte auf den Preis der Geräte, die Größe und das es tragbare Geräte damals im (meist armen) Landbereich auch nicht gab. Das gleiche gilt für Telefone, die auch noch zugeteilt wurden!

Es scheint das der Sender anfangs keine Dauersendung war (allerdings ist wegen schlechter Quellenlage hier vieles nicht eindeutig klärbar) - sondern zu festen Zeiten Luftlage gab, dies änderte sich stark nach Sommer 1944 hin zu einer "Dauersendung". Im Bereich der 3. JD (das ist ja immerhin grob Niederlande/Norddeutschland, heute also allein bei uns mehrere Bundesländer)wurde der Sender nun auch immer wichtiger zum (Pseudo-)Schutz der Landbevölkerung gegen verstärkte Jabo-Angriffe, durch bessere Flugfeldlage der Alliierten. Das dies so gedacht war wird durch verschiedene Anweisungen klar. Damit ist klar - das Mithören war nicht "geduldet" (wie das immer wieder behauptet wird) sondern eindeutig "gewollt". So wurden zum Beispiel in Schulen "Primadonna-Karten" unter Lehrer-Anleitung angefertigt um die Planquadrate bekanntzugeben. Noch heute wissen viele "ihren" Planquadrat !

Empfang wie oben erwähnt als LW-Sender über Radio und teilweise über Telefon (über den Sinn kann man natürlich dabei streiten - das System/die Idee stammte wohl aus der Schweiz).

Über das Rundfunkmuseum Rheda ist seit kurzem eine neue CD oder DVD zum Thema zu beziehen. Dort sind längere Berichte (und wohl auch neue) zusammengefaßt.


Hoffe da hilft zum Einstieg - viel Erfolg beim recherchieren !!!

Henschel

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Beitrag von augustdieter » 15.01.2011 22:54

Hallo Henschel,

vielen Dank für die Erläuterung.

dann ist das ist dem Drahtfunk so zu verstehen das das Signal via Postamt auf das
das Telephon aufmoduliert wurde. Beispiel Bielefeld im Zusammenhang mit der Flak.
Flugmeldungen der Flak-Untergruppe Bielefeld von der Sparrenburg aus über das Postamt Bielefeld per Drahtfunk den Bürgern der Stadt Bielefeld
Nach den letzten Kenntnissen wurde immer nur von einem Standort gesendet
Dann ist der Gleichwellen Funk "vom Tisch" da es nur bei mehreren Sendern Sinn gemacht hätte.
- was andere Rechercheure natürlich bestimmt anders sehen
sind die Meinungen der anderen bekannt.Wäre doch schon mal eine Ansatz ;)
Der Alarm über Sirene erfolgte erst nach dem Angriff

Das war doch sicher eine Eigenart von kleineren Angriffen, oder?

Danke für den Tip mit der CD.

Gruss Dieter

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Beitrag von Henschel » 15.01.2011 23:31

Genau !

Telefon-Einspielungen von Primadonna sind bekannt in Lippe und Minden. Bestimmt auch in anderen Bereichen.

Teilweise abweichende Meinungen zu Personen/Truppengattungen kannst Du auf der CD finden. Bemerkung: Ich halte sie nicht für komplett falsch, aber nicht als historich belegt, teilweise auch unwahrschenlich. Das gilt nicht für die ganze CD !!!! Da schreiben die echten Primadonna-Profis, aber leider auch Leute die nicht belegen sondern lieber etwas annehmen.

Aber die Sammlung ist als ganzes sehr gut !

"Der Alarm über Sirene ..." --- wir konnten tatsächlich hier (OWL) noch keine rechtzeitige Warnung im Bereich bei kleinen Angriffen finden. Das gilt allerdings nicht für die Angriffe auf Luftwaffenkasernen, was aber durch die Funkmess-Truppen in/um Detmold begründet sein mag.

Henschel

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Beitrag von Olli_B » 23.12.2011 10:34

Hallo Zuasmmen,

ich habe mal eine Frage zu der Drahtfunkkarte. Die Orte die auf der Karte zu sehen sind, sind die nur zufällig oder nach strategischen bzw. zu schützenden Orten ausgewählt? Auf der Karte ist z.B. Meinerzhagen aufgeführt. Hier gab es meines Wissens nur die Fa. Fuchs.

Weiß einer was genaues?

Gruß

Olaf

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Sender Primadonna

Beitrag von GerdW » 03.01.2012 23:31

Hallo,Zusammen!

Bei meinen Recherchen zu den Luftangriffen auf Bielefeld,
fand ich auch diesen Thread.

Nach der Operation "Market Garden" im September 1944
verlegte die 3.Jagddivision teiweise in den Kreis Gütersloh.
Die Sendestelle von "Primadonna" lag zwischen Rheda-Wiedenbrück
und Gütersloh, an der heutigen B 61, in Lintel im Gasthaus "Schalück".
Der Auswertezug war in Herzebrock.

Gruß
Gerd

Edit: Fehlerteufel

Quelle:
http://www.forum-der-wehrmacht.de/threa ... r=0&page=4

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Sender Primadonna

Beitrag von GerdW » 17.01.2012 20:51

Hallo,

anbei eine alte Postkarte vom Gasthaus "Schalück".
Heute befindet sich dort ein China-Restaurant.

Gruß
Gerd

Quelle: Stadtarchiv Rheda-Wiedenbrück
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

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Beitrag von SES (†) » 18.01.2012 08:13


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Sender Primadonna

Beitrag von GerdW » 11.03.2012 04:44

Guten Morgen !


Zur 3. Jagddivision gehörte u.a. das Luftnachrichten Regiment 213(2),
welches, wie ich bereits weiter oben anführte, im Kreis Gütersloh stationiert war.

Gruß
Gerd


Quellen:
http://www.ww2.dk/ground/ln/ln213.html
http://www.forum-der-wehrmacht.de/threa ... adid=21346

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Beitrag von GerdW » 07.11.2016 04:37

Guten Morgen,

ich hab gerade diesen Artikel aus dem Jahr 2014 in der "Neuen Westfälischen" entdeckt:

http://www.nw.de/lokal/kreis_guetersloh ... ebiet.html

Gruß Gerd

Edit: Gruß am Ende

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